Hallo ihr Lieben,
ich mache mir Gedanken um meinen Sohn. Er wird 9 und war bisher immer gut in der Schule. Jetzt in der dritten Klasse schreiben sie zum ersten Mal Diktate, zuvor nur Abschreibtexte (also zur Tafel, lesen, Text merken und am Platz aufschreiben) und es wird deutlich, er hat große Probleme. Kaum ein Wort ist richtig geschrieben, auch die "einfachen" Worte wie "geht, und, kommt etc". Besondere Schwierigkeiten hat er bei G und D. Das G existiert in seiner Schriftsprache überhaupt nicht, er ersetzt es durch D oder K und er erkennt den Fehler nicht, auch nicht wenn man es ihm vorliest.
Beim Abschreibtext hat er weiterhin keinen oder max. 1 Fehler....
Er war Late Talker und hat seit dem Kindergarten Probleme mit der Aussprache, hier auch G und D. Er hatte 2x Logopädie im Kigaalter verordnet bekommen, danach meinte die Kinderärztin mehr gäbe es nicht mehr, das sollte reichen. Letztes Schuljahr war ich erneut bei einem der anderen Kinderärzte in der Praxis vorstellig, wegen seiner schwammigen Aussprache. Der Kinderarzt meinte es läge an den Zähnen und die Schule und ich sollten einfach abwarten....joa...
Seit dem Frühjahr hat er eine Verordnung vom Kieferorthopäden bekommen, wegen Zungenfehlstellung. Der Logopäde hat das G und D Probleme auch sofort erkannt und arbeitet zum Glück auch daran aber es scheint nicht zu helfen. Er findet es ebenfalls bedenklich, dass sich das auch auf die Schriftsprache auswirkt und hat uns einen HNO empfohlen um das Gehör zu prüfen. Den Termin haben wir erst Anfang nächsten Jahres bekommen....
Mein Sohn ist total frustriert und sitzt hier weinen vor den Diktaten, weil er nicht versteht, warum er das nicht schafft. Wir üben aber es bringt nichts, zumindest nicht beim D und G, der Rest wird langsam besser.
Hat jemand noch eine Idee was wir tun können, besonders damit er nicht seine Freude am Schreiben verliert, weil er ständig alles rot hat? Ach ja, lesen geht problemlos, er liebt es zu lesen, stundenlang, recht flink und kann auch wiedergeben was er gelesen hat.
Sohn 3. Klasse massive Probleme mit der Rechtschreibung
Könnte er die Worte visuell lernen?
Vielleicht gibt es auch ein kleines Merkwort für ihn für jeden Buchstaben, etwas, mit dem er Gefühle verbindet (Dinosaurier, Goldbaaren, Kampfhahn bspw.), so dass er versuchen kann, Wörter mit diesen Begriffen/ Bildern zu verbinden?
Also NUR solche Wörter, als Lernwörter.
Er hätte dann eine Kategorie "Dinosaurier", der bspw. am "Dienstag" kommt oder "draußen" wartet, eine Kategorie "Goldbarren", den er beim Gehen spazieren trägt, der in der Garage gelagert wird, der als Stapel vor dem Gartentor liegt und eine Kategorie Kampfhahn (da gibt es sicher ein besseres Wort), der immer Ärger macht, weil er Sachen auskippt, der Kindern auf die Schulter fliegt, sich einfach durch den Kuchen frisst usw.
Er müsste das eine Weile üben, dann würde er aber problemlos die Begriffe auf einzelne Worte legen können und müsste dann beim Diktat nur noch überlegen, welcher Begriff da drauf lag.
Das sollte dann möglichst lustig oder spektakulär sein, er sollte sich bspw. vorstellen, wie das Auto nicht aus der Garage kann, weil die ganzen Goldbarren davor liegen, oder wie Dienstag, zum Fußballtraining und Donnerstag, wenn er frei hätte, der große Dinosaurier ihm den Weg versperrt oder mit Fußball spielt.
Ansonsten würde ich als Laie sagen, wenn er das nicht unterscheiden kann, muss es eher an den Ohren liegen. Man kann ja wissen, wie etwas richtig ausgesprochen wird, es aber selbst nicht hinbekommen. Wenn man aber den richtigen Laut hört, müsste man ihn auch im Kopf hören können und somit richtig schreiben.
Auf der anderen Seite gibt es immer Wörter, die nicht für jeden nachvollziehbar sind. Die Regel lautet bspw., dass man "Geschirr" mit 2 R schreibt wegen des kurzen Vokals. Ich spreche den Vokal immer lang. Trotzdem konnte ich mir das Wort merken, allerdings wie die meisten Wörter eher visuell durch Lesen.
Könnte er in sein Zimmer mehrere Zettel mit groß geschriebenen Wörtern hängen (also so groß, dass er sie vom Bett aus lesen kann)? Oder auch an andere Orte, wo er sich längere Zeit aufhält, falls euch das nicht stört? Dann würde sich das mit der Zeit evtl. visuell einprägen.
Er soll auch beim Lesen mal darauf achten, was mit G, K oder D geschrieben wird und wann ihn das wundert und dann diese Wörter raus schreiben (nicht immer, nicht alle) und aufhängen und ggf. mit euch besprechen, um sich das besser zu merken.
Mit D schreiben hat er tatsächlich keine Probleme, er ersetzt halt G immer durch D (seltener durch K).
Wir versuchen schon ihm Eselsbrücken zu bauen oder uns mit ihm gemeinsam welche auszudenken. Bisher leider erfolglos, er vergisst sie nach kurzer Zeit wieder obwohl er z.b. Gedichte innerhalb kürzester Zeit komplett auswendig lernt und sich merkt.
Ich habe ihm auch gesagt, dass er beim Lesen mal darauf achten soll was wie geschrieben wird. Das mit den Worten ausdrucken und aufhängen finde ich gut, das versuchen wir mal.
Mit den Ohren bzw dem Gehör müssen wir jetzt bis nächstes Jahr abwarten was dabei raus kommt.
Geht doch mal in ein Hörgeräte-Fachgeschäft. Dort kann ja auch ein Hörtest gemacht werden, und sicher schneller als Anfang nächsten Jahres. Wahrscheinlich sogar besser als beim Ohrenarzt, Hörgerateakustiker sind für die Tests oft besser ausgebildet als die Sprechstundenhilfe beim Ohrenarzt.
Natürlich muss das Ergebniss, falls es auffällig ist, dann mit einem Ohrenarzt besprochen werden.
Aber ihr habt schneller, zumindest eine Tendenz, ob es an den Ohren liegen könnte.
Idealerweise zu einem Fachgeschäft, welches auf Pädakustik spezialisiert ist.
Erstmal sind "geht" und "kommt" überhaupt keine einfachen Wörter. Und wenn er beim Sprechen mit G und D Probleme hat, ist es aus meiner - laienhaften - Sicht klar, dass sich die Problematik auf die Schriftsprache überträgt. Wie äußern sich die Probleme beim Sprechen denn?
Er verwischt beides, also er spricht weder G noch D richtig, sondern eine Mischung aus beidem. Als Außenstehender bekommt man das nicht zwingend mit, man setzt halt gedanklich den passenden Buchstaben ein.
Dem Logopäden ist das natürlich direkt aufgefallen und der meinte dazu "das ist eine sehr geschickte Taktik". Dass sich der Sprachfehler aufs Schreiben auswirkt wäre aber, laut Logopäden, nicht so üblich.
Hat seine Logopädin ihm eigentlich mal ein Schema des Mundraums gezeigt und dort gezeigt, wie die Laute gebildet werden?
G - da stößt die Zunge hinten an den Gaumen,
K - da stößt die Zunge in der Mitte an den Gaumen und lässt sofort wieder los,
D - da stößt die Zungenspitze an den Gaumen direkt hinter den Zähnen.
Die Logopäden haben (zumindest in der Ausbildung) ja so ein Schema, "Artikulationsort", wo man das sehen kenn.
Vielleicht würde ihm da eine vereinfachte Zeichnung dieser Art helfen, die Laute zu unterscheiden. Da wäre es spannend, welche Laute rauskommen, wenn man ihm nur sagt, was er mit Zunge und Gaumen machen muss und ihm das mehrfach auf dieser Übersicht zeigt (Goolge "Artikulationsort Linguistik", dann findest du dieses Schema, den Querschnitt durch den Mund mit der Bezeichnung der Bildungsorte sämtlicher Laute).
Wie spricht er? Ersetzt er beim Sprechen Laute?
Welchen Ansatz hat der Logopäde?
Welche Fehler macht er bei den Worten?
Wie oben schon beschrieben, er verwischt G und D, hin und wieder stockt er beim Reden. Das Stocken kommt meist wenn er unbedingt was erzählen will, das sieht der Logopäde noch recht entspannt, sein Kopf ist dann weiter als der Mund. Das G und D versucht der Logopäde durch gezielte Wortübungen und Lautübungen bei ihm ins Bewusstsein zu bringen. Das klappt mittlerweile sprachlich auch ab und an, da korrigiert er sich dann selbst, selten aber immerhin besser als vorher.
Was ersetzt er?
Spricht er deht oder keht?
Um genau helfen zu können brauche ich mehr und bessere Information.
Verwischen gibt es in der Logopädie nicht.
Meine Tochter hat auch starke Probleme bei der Lautwahrnehmung. Bei ihr wurde auch eine auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung festgestellt. Schau mal, ob ihr in der Nähe eine Landesgehörlosenschule habt. Hier wurde sie getestet. Der Termin war schneller und gründlicher als bei manchen Pädaudiologen.
Das wäre ansonsten der nächste Termin bei euch. Hier wird genau getestet, was und wie dein Sohn hört. Also kein reiner Hörtest, sondern die Lautwahrnehmung, Richtungshören, Hören im Störschall (lautes Klassenzimmer) etc.
Bei uns folgte dann die Testung beim Kinder- und Jugendpsychiater. Hier wurde alles getestet. LRS, Konzentration, Motorik, Dyskalkulie.
Sie hat LRS und Dyskalkulie mit Beobachtung auf ADS. Sie ist 9 und in der 4. Klasse. Mittlerweile liest sie ganz gut und versteht die Texte auch. Aber die Rechtschreibung ist abenteuerlich. Selbst merkt sie das nicht. Manchmal kann sie ihre Texte selbst nicht mehr lesen, häufig schon und wundert sich, warum wir Probleme haben. Meist fehlen Vokale.
Mit einer Lerntherapie und Ergo macht sie hoffentlich bald Fortschritte. Logopädie hatte sie sehr lange. In Deutsch und Mathe hat sie Nachteilsausgleiche.
Wärt ihr mal beim Pädaudiologen?
Es gibt nicht nur LRS - es gibt auch einfach eine isolierte Rechtschreibschwäche ohne Leseschwäche- hat eine Freundin der Großen (17) auch. Sie liest super und schnell und flüssig aber Rechtschreibung ist trotzdem ein Problem.
Du könntest versuchen eine Testung auf LRS zügig zu bekommen.
Das heißt, wenn er liest, spricht er das G? Aber sonst beim Reden und Schreiben nicht?
Also er liest "Garten", aber beim Erzählen und schreiben ist es der "Darten"?
Dann kann er die Laute ja bilden. War er bis jetzt immer nur bei der Logopädie, aber noch nie beim HNO?
Meine Tochter hatte das nämlich auch und wurde dann mit 5 Jahren an den Ohren operiert, Paukenerguss. Nebenbei Logopädie und nach ein paar Sitzungen konnten sie korrekt sprechen.
Wurde das noch nie kontrolliert?
Wenn er die Unterschiede nicht hört, bringt sich all das Üben nichts.
Alles Gute wünsche ich!
Dank deiner Nachricht habe ich das heute morgen mal gezielt getestet mit einem längeren Text mit viel D und G drin. Er liest es tatsächlich und spricht es entsprechend, nur beim normalen Reden und eben beim Schreiben wird daraus ein D.
Er war als Kindergartenkind mal beim HNO im Rahmen irgendeiner U Untersuchung, da war alles gut.
Letztes Jahr wurde beim Kinderarzt ein Hörtest gemacht, der war meiner Meinung nach aber sehr rudimentär. Der Kinderarzt meinte eben daraufhin, alles bestens. Er hat ihn dann auch noch was vorlesen lassen und meinte die schwammige Aussprache käme vom Zahnwechsel und die Schule und ich würde da tu viel Theater drum machen.
Es gibt mir wirklich Rätsel auf....und frustriert mich, dass wir so lange auf den Termin warten müssen.
Hey, also wie gesagt, ich bin da Laie. Für mich klingt es auch nach Problemen beim Hören. Er kann die Laute bilden, wie sich beim Vorlesen zeigt, weiß aber anscheinend beim Sprechen nicht, ob ein Wort ein D oder ein G enthält, so dass er sich dieses Hilfslautes bedient, um nicht entscheiden zu müssen.
Ich kenne die Problematik bei Kindern, die früh z.B. Probleme mit Paukenergüssen hatten, bei der Frage "den/dem" und "wen/wem". Sie konnten da im jungen Alter anscheinend keinen Unterschied hören. Jetzt können sie den Unterschied zwar hören, tun sich aber bei der Anwendung unheimlich schwer, weil insoweit das Sprachgefühl nicht ausgeprägt ist.
Sprich mit dem Kinderarzt und lasse ihn auf LRS testen, ganz offiziell. Dann steht ihm in der Schule ein Nachteilausgleich zu.
Parallel dazu suchst du dir eine Ergopraxis, die sich mit LRS Therapie auskennt, wenn er eine LRS hat natürlich nur, mit der sprichst du Buchstabengenau ab, was du zu Hause übst.
So, jetzt wird aber keine LRS festgestellt, dann nochmal ein Gespräch mit der Lehrerin ( telefonisch, E Mail), weil dann brauchst du den Punkt, wann dein Sohn " ausgestiegen" ist. Richtig schreiben lernen geht ja nach einem System vor. Von einfachen zu schweren Wörtern, die in verschiedenen Stufen eingeteilt sind, die Frage ist, bei welcher Schwiergikeitsgradstufe such dein Sohn " ausgeklingt" hat, weil genau da müsste eine optimale Förderung ansetzen. Das würde eine Ergotherapie genauso machen.....
Ich antworte mal allgemein. Vielen lieben Dank für eure Anregungen und Erfahrungsberichte. Es tut gut zu hören, dass es auch andere mit ähnlichen Problemen gibt und darin bestärkt zu werden, sich nicht abwimmeln zu lassen.
Gleich haben wir den Termin beim Kinderarzt und ich habe mit meinem Sohn besprochen, dass wir den dort auf die Thematik ansprechen und das auch sehr dringlich und deutlich. Mein Sohn leidet selbst unter der Situation und will, dass sich was ändert.
Am Freitag haben wir einen vorgezogenen Termin beim Logopäden, wo wir das Diktatheft mitbringen sollen. Der Logopäde möchte es sehen und dann mit uns gemeinsam schauen in welche Richtung wir weiter machen können (oder auch nicht, die Verordnung ist jetzt zu Ende und ob wir eine neue bekommen entscheidet sich im November, falls de4 Kinderarzt heute nicht einlenkt).
Ich werde mein möglichstes tun um eine Diagnostik anzuschieben, damit wir endlich wissen woran wir sind und wie wir unserem Sohn helfen können. Denn, wie hier jemand schrieb, sinnloses herumprobieren und rumdoktern bringt wenig außer Frust, es muss eine gezielte Förderung her und dafür brauchen wir den richtigen Ansatz.
Nachtrag, was die Schule angeht.
Es gab einen Lehrerwechsel von Klasse 2 zu Klasse 3. Die neue Lehrerin sagt selbst, dass sie und die Kinder noch nicht zusammen gefunden haben und sie daher bis zum ersten Elternsprechtag warten möchte um eine Einschätzung zu den einzelnen Kindern abzugeben. Nur im Notfall gibt es vorher ein Elterngespräch, also bei groben Verfehlungen seitens der Schüler.