Kind Selbstwertgefühl stärken

Manche erinnern sich evtl noch daran, wie ich vor einer Weile fragte, ob Gymnasium oder Realschule.
Hintergrund war der, dass meine Tochter zwar eine gute Schülerin ist, aber ihre Angst vor Arbeiten ihr in der Grundschule alles verhagelt hat. Gleichzeitig ist sie extrem regeltreu und ihr fällt es schwer, wenn sie Regeln mal aufgrund äußerer Umstände nicht befolgen kann. SIe hat immer schon an ihren Leistungen gezweifelt und ist extrem unsicher. :/
Da hatte ich etwas Angst vor dem Gymnasium.

So viel zur Vorgeschichte.
Nun ist sie auf dem Gymnasium, wie sind zum Glück der Empfehlung der Grundschullehrer gefolgt.
Sie ist dort total aufgeblüht, es war, als hätte man einen Schalter umgelegt. Inzwischen ist sie in der 6. Gestern hatten wir das jährliche Gespräch. Ihr Lehrer hat regelrecht von ihr geschwärmt und genau das bestätigt, was wir zuhause auch wahrnehmen - dass sie sich leichter tut und vor allem(!), dass es ihr auch einfach besser geht. Sie traut sich, sich zu melden, sich zu behaupten, sich für andere einzusetzen. Also das Gesamtpaket ist toll und ihre Noten sind es auch.

Genau das ist auch der Punkt. Ihre Noten. Sie hat wirklich überall 1er oder 2er, in Mathe eine 3 (darauf komme ich noch).
Sowohl mündlich als auch schriftlich. Ihre Lehrer haben Feedback gegeben, alles tutti, motiviert und bla.

Nun sollte man meinen, das sei doch Grund zur Freude. Tja. Nicht bei meinem Kind. In Mathe hat sie vor 2 Wochen eine 4 in einer Arbeit geschrieben. Habe ich sofort gemerkt, als sie heim kam. Auf Nachfrage ist sie dann in bitterlichste Tränen ausgebrochen. Warum, das konnte sie uns nicht beantworten. Wir haben sie bestärkt, gesagt, dass sie sich doch bemüht hat (wir haben gemeinsam arg gelernt) und dass ebenjenes Bemühen alles ist, was wir erwarten -dass es eben auch trotzdem mal schief gehen kann. So geht es uns allen.


Im gestrigen Gespräch ging es dann auch um die Noten und auch da brach sie in Tränen aus, obwohl auch ihr Lehrer sie wirklich lieb bestärkte und ihr sogar sagte, sie gehöre zu den Besten der Klasse. NICHTS davon kam an. Ich habe das Gefühl, so ist es immer. Wir reden wirklich seit Jahren, dass wir lediglich Bemühing sehen wollen.
Sie sieht und hört von uns Eltern, wenn wir Projekte auf der Arbeit verhauen.
Wenn uns daheim was schief geht. Sie bekommt keinen Ärger füpr schlechte Noten (das noch nie!) da es bei ihr auch niemals an Faulheit lag. Sie kennt also "Scheitern" und weiß, das ist menschlich.


Ich weiß mir mit diesem Thema keinen Rat mehr. Sie ist so verunsichert. In dem Gespräch hat sie sich selbst einschätzen und das dann vorlesen sollen (meint: einzelne Punkte wie "sorgfältiges Arbeiten", "Teamfähigkeit", all das)
Nicht nur hat sie sich selbst wesentlich schlechter eingeschätzt als der Lehrer, auch war sie beim Vorlesen völlig verunsichert, hat an ihrer Kleidung gezuppelt, die Tränen weggedrückt....

Wie gesagt, ch weiß mir keinen Rat mehr. Wir haben ein tolles Kind, sie ist so motiviert und ein so toller Mensch. Sie ist die einzige Person, die es nicht sieht, ist so verunsichert und ängstlich :(

Habt ihr Rat? Was können wir tun? Wie können wir ihr Selbstwertgefühl stärken?


Info am Rande, bevor die Frage aufkommt: Sie war bereits in einer Gruppentherapie, das lief aber nicht toll.
Einzeltherapie sind wir dran, ist aber in unserem Gebiet verdammt schwierig. Hier ist der Mangel extrem spürbar.

Ich hoffe auf Strategien, Tipps, Aktivitäten, irgendwas :(

Bearbeitet von JaneDoe
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Habt ihr mal versucht ein Happy Self Journal (oder was auch immer für ein positives Selbstbestärkungstagebuch, es gibt einige gute, meine Kinder mögen aber das happy Self am liebsten) zu führen? Jeden Abend positive Dinge auf zu schreiben.

Denn das negative bleibt in den Gedanken kleben und das positive flutscht ab wie auf Teflon wenn man es nicht festhält.

Meine Tochter ist ähnlich gestrickt wie dass was ich aus deinem Bericht rauslese. Sie ist noch etwas jünger aber auch immer sehr mit ihren Schwächen beschäftigt und das obwohl sie soviel tolles kann und toll ist. Seit dem sie ein happy Self Journal führt habe ich das Gefühl wird sie sich dem tollen mehr bewusst.

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Ja, ich habe ihr mal so ein Buch gekauft.
Solche Dinge findet sie aber doof. :(
Auch ähnlich gelagerte "Aufgaben" wie "Schreibe 5 Dinge, die du gut kannst/du an dir magst" etc pp...


Wir liegen abends aber oft zusammen und bequaken den Tag, was war gut, was war schlecht...

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Wir haben auch so ein ähnliches Buch, das aber nicht nur auf positive Gefühle fixiert ist, sondern man kann alle Gefühle ankreuzen, die man an dem Tag erlebt hat. Und auch wenn uns das als Eltern nciht gefällt, ist das für die Kinder befreiend, dass diese Gefühle auch einfach benannt werden können, legitim sind und man sie nicht sofort wegschieben muss. Haltet es aus als Eltern, dass man diese negativen Gefühle spürt. Dass man sie in Ruhe verarbeiten muss und begleitet sie durch diese dunkle Phase. Es ist ok. Sie ist eben eher so - umso wichtiger ist es, mit ihr zu erarbeiten, wie man das aushält und wie man danach wieder losgeht. Es ist kein Beinbruch traurig, wütend, enttäuscht etc. zu sein, wenn man eine schlechte Note hat. Das ist nicht schlimm. Trauert eine Weile mit ihr und dann überlegt ihr gemeinsam Strategien.
Wenn man gleich diese negativen Gefühle wegwischt und nicht zulässt, entsteht nur noch mehr Druck und man kann es nciht gesund verarbeiten und wird noch unsicherer.

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Ich hatte dir damals glaube ich geantwortet, dass ich meinen eigenen Wechsel ans Gymnasium als sehr befreiend erlebt habe, weil die Leute, die ständig Stress gemacht haben, in der Regel nicht ans Gymnasium kamen und die Atmosphäre in der Klasse eine ganz andere war.

Hast du eine Ahnung, woher ihre extreme Notenfixiertheit kommt? Also dass sie nicht den Prozess im Auge hat, wie sie durch Lernen und Üben langsam Fähigkeiten erwirbt, sondern die Zahl, die an irgendeiner Prüfung dabei raus kommt? Die muss ja nicht zwingend von euch kommen, sondern kann via andere Eltern und deren Kinder auch von anderswo in die Klasse getragen werden. Bzw. über Drohungen anderer Eltern, was passieren wird, wenn ihre Kinder nicht gute Noten schreiben, über Notengeld und was sich Eltern, die es eigentlich gut meinen, sonst noch für Quatsch überlegen.

Oder wäre sie eigentlich gerne gut in Mathematik, hätte da gerne mehr Durchblick, aber ihr kann niemand den Stoff vermitteln, oder ihr fehlen Grundlagen und sie rennt seit Anfang Gymnasium hinterher, weil Dinge als bekannt vorausgesetzt werden, die sie noch nicht beherrscht? Würde ihr Nachhilfe etwas bringen? Oder lernen zusammen mit jemandem, der den Stoff gut beherrscht? Vielleicht ist Anerkennung der Eltern für ihre Bemühungen nicht das, was sie eigentlich gerne hätte, sondern mehr Durchblick.

Und sonst hätte ich Therapie empfohlen, aber da seid ihr ja schon dran. Eventuell Lehrer usw. fragen oder dort, wo sie die Gruppentherapie gemacht hat, vielleicht haben die noch einen Ratschlag oder kennen noch Anlaufstellen, wo man nicht ein halbes Jahr oder mehr warten muss.

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"Hast du eine Ahnung, woher ihre extreme Notenfixiertheit kommt? "

Ich weiß es ehrlich nicht, ich überlege da auch schon hin und her. Wir haben das so nie vorgelebt und hatten bislang auch wirklich Glück mit den Lehrern - Notendruck von außen kennt sie also im Grunde gar nicht.

Ich weiß, dass sie sich in der Grundschule immer arg geschämt hat, weil es da 1, 2 Kinder gab, die schlechte NOten laut rausposaunt und ins Lächerliche gezogen haben. Das wurde aber schnell unterbunden, war also echt nur kurz.

Generell ist zu sagen, dass sie wirklich, WIRKLICH extrem regelgetreu ist - das haben wir schon in der Krippe gesagt bekommen. Das wird nur langsam besser... Ich denke, das spielt zusammen. Das Gefühl von "Scheitern" ist für sie nahe an unerträglich.

Dass sie gern mehr Durchblick hätte, das ist ja gar nicht das Problem.
Sie hat den Durchblick. Sie steht mündlich in Mathe auf einer 2.
Ihr Problem sind ausschließlich die schriftlichen Arbeiten. Das zog sich in der Grundschule durch alle Fächer und hat sich nun gelöst - außer eben in Mathe.

Lernen wir daheim, kann sie alles. Und das nahezu fehlerfrei - auf Anhieb. In der Arbeit fällt eine Klappe und sie bekommt es nicht mehr hin.

Unser Glück ist, dass ihre Lehrer diese Abweichung ja ebenfalls wahrnahmen und das auch der neue Mathelehrer tut. Wir hatten vorher ja auch Gespräche genau zu diesem Thema.

Dennoch würde ich ihr so gern dieses Gefühl nehmen. Sie muss sich ja einfach scheisse fühlen :( Und das ist wirklich hart zu schlucken. Vor allem, weil sie mit Lob überhäuft wurde und das einfach nicht annehmen kann. Sondern auch da direkt feuchte Augen bekommt....

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Gott, werde ich ausschweifend...Sorry!

Bearbeitet von JaneDoe
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Ich schreib dir ne PN.

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Reine Spekulation:
Könnte sie einfach einen hohen Selbstanspruch haben, ohne das selbst zu merken, eine bestimmte Vorstellung von einer "guten Schülerin" und von sich selbst, die diese Krise auslöst?

Ich würde sie mal fragen, was Noten für sie eigentlich sind. Was sagen Noten aus? Wie bewertet sie für sich eine 1? Was sagt die über sie aus?

Ich hatte in der Mittelstufe ein krudes Bild von Noten und von mir selbst. Ich sah überhaupt keinen Zusammenhang mit Anstrengung, sondern wahlweise eine Aussage über Begabung - wenn ich eine 5 in Mathe hatte, dann war das so, dann bedeutete das, dass ich Mathe halt nicht konnte, es gab da nichts zu verbessern - oder über meinen Charakter (ich bekam dann quasi Noten fürs "Nettsein" von den Lehrern). Leider hat nie jemand mit mir darüber geredet, warum auch, es wusste ja keiner - und so wurde mir das erst in der Oberstufe bewusst, als ich mal richtig lernen musste.
Ich hatte irgendwann eine 1 in Englisch und sah das natürlich nur als Aussage über eine Begabung. Das blieb dann auch so. Im Gegensatz zu deiner Tochter war mir die Note schnell komplett egal - ich hielt es ja für gottgegeben, dass das so bleiben würde - aber ich war dann auch unterfordert in dem Fach und baute ständig "Fragen" oder "Tests" in die Klassenarbeiten ein, riet also Grammatikregeln, die wir noch nicht hatten oder überlegte mir Vokabeln, die wir noch nicht gelernt hatten, um es anspruchsvoller zu machen (das hätte ich nicht so formulieren können). Da ich ja wusste, dass ich keinesfalls die Arbeit verhauen würde, nahm ich sie (halbbewusst) als Anlass, etwas Neues zu lernen und freute mich über jede Korrektur.
Ich war mir aber nach einiger Zeit sehr bewusst, dass die 1 für mich nichts bedeutete. Sie war kein Spiegel irgendeiner Anstrengung bzw. zeigte nicht, dass ich etwas gelernt hätte (also neues Wissen erworben hätte), sondern nur, dass ich die sehr geringen Anforderungen der Klasse erreicht hatte. Irgendwann schrieb ich mal einen komplett fehlerfreien Text und daneben schrieb die Lehrerin "prima!" - und ich schämte mich, weil das bedeutete, dass sie mich dafür lobte, dass ich das geringe Niveau wiedergegeben und nichts Neues dabei gelernt hatte. (Hatte ich "krudes Selbstbild" erwähnt?!)

Bei deiner Tochter kann es etwas völlig anderes sein.
Aber es kann eben sein, dass ihr eine 1 nichts oder wenig bedeutet, weil sie sich dafür fast nicht anstrengen muss und dass ihr Selbstbild ist, dass sie eigentlich mehr kann oder können musste. Dies kann auch einfach mit subjektiven Vorstellungen von der Schule zusammenhängen. Ich hatte bspw. völlig aus der Luft gegriffen die Idee, dass man in der 5. Klasse quasi wie im Studium selbstständig mitschreiben müsse und war dann erstaunt, dass wir "noch Grundschule machten".

Wenn der Anspruch deiner Tochter ist, dass sie immer alles perfekt können muss, weil das Niveau ja so gering ist, wenn sie (unbewusst) glaubt, sowieso immer den Mitschülern weit voraus sein zu müssen, weil sie eben schon viel mehr weiß oder schneller lernt oder mehr Interesse hat - dann ist eine 3 oder 4 natürlich eine Katastrophe, weil sie das Selbstbild total erschüttern.

Ich hatte bspw. in der Oberstufe an einem andern Fach gesteigertes Interesse und einen kleinen Wissensvorsprung, und als das dann dem Lehrer bekannt war, war ich eine Weile extrem gestresst, weil ich glaubte, jetzt IMMER quasi das Stundenziel vorweg nehmen zu müssen - nicht für ihn oder als Demonstration für die Mitschüler, sondern um mein Selbstbild zu halten, dass ich "gut" in diesem Fach war. Das wusste natürlich auch keiner und ich weiß nicht, ob ich es hätte formulieren können.

Also wäre meine Idee, nicht mit der Tochter zu sprechen, dass man auch "schlechte" Noten haben kann - weil das für sie bedeuten könnte "wir glauben sowieso nicht an dich, so gut bist du nicht", sondern erst mal immer wieder mit ihr zu reden: Was bedeutet dir Schule? Was Noten? Wie "verstehst" du eine Note? Wie siehst du dich selbst? Wie die anderen? Ist es schlimmer, wenn du eine 4 hast, als wenn deine Freundin eine hat? Warum? Was verbindest du damit?

Und dann auch mal von der eigenen Schulzeit erzählen.

Bei mir stand immer vor den Klassenarbeiten „üben“ an der Tafel, aber keiner hat je erklärt, was man machen sollte. Also übersetzte ich es mit „keine Hausaufgaben“. In der späten Mittelstufe war ich dann beschämt, wenn ich tatsächlich mal für eine Klassenarbeit lernte, weil nach meinem Verständnis das ja „Betrügen“ war, weil ich ja nicht „meine wahre Leistung“ gezeigt hatte - also geschrieben hatte, was ich ohne Vorbereitung gewusst hätte.

So etwas kann man aber nur durch Gespräche erfahren und heute hat man zahlreiche Ressourcen, dem Kind zu zeigen, dass und wie andere Schüler sich auf den Unterricht vorbereiten und dass bspw. auch Hochbegabte lernen müssen. Aber auch, dass man Einsen haben kann und trotzdem noch außerhalb der Schule viel über das Thema lernen kann, dass eine Eins nicht bedeuten muss „mehr gibt es darüber nicht zu wissen“ und dass man auch eine Eins haben kann, ohne sich irgendwie anstrengen zu müssen und dass das sogar frustrierend sein kann, weil man kein echtes Feedback über seine Leistungen bekommt und gar nicht herausgefordert wird, gar nicht wirklich für sich etwas lernt.

Bearbeitet von Toschkalee
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Interessante Gedanken. Ich habe schon von verschiedenen Seiten gehört und bin auch selbst der Ansicht, dass gut gemeintes Lob und gut gemeinter Trost der Art "du bist halt begabt" oder "das kannst du halt nicht, aber für uns bist du dennoch die Grösste" gar nicht gut ist, weil es den Eindruck erweckt, dass die Dinge vom Kind nicht zu beeinflussen sind, bzw. wenn mal eine Note schlecht ist, obschon man doch angeblich begabt ist, das ganze Selbstbild in Frage gestellt wird. Tatsächlich ist ja eine Note vielleicht deswegen schlecht, weil man ein Thema nicht verstanden hat, weil man zuviele Flüchtigkeitsfehler gemacht hat oder aus anderen Gründen, die behebbar wären.

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Thematisiert es doch nicht ständig.
Je neutraler ihr Noten betrachtet, umso weniger werden sie Thema.
Lobt alles wenn es angebracht ist, aber nicht über den grünen Klee.
Ich glaube, eure Tochter definiert sich über die Noten und bezieht daraus ihr Selbstbewusstsein.
Lernt alle zusammen den Menschen als solches wertzuschätzen. Überlegt vielleicht einmal, wie ihr über Menschen sprecht. Manchmal sind es Kleinigkeiten.
Ansonsten ein Hobby finden, was für Ausgleich und Ablenkung sorgt.

Viele Grüße

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Wir thematisieren es überhaupt nicht.
Das habe ich scheinbar falsch ausgedrückt. Von uns geht da gar nichts aus.
Wir lernen mit ihr vor Arbeiten, wenn sie es möchte, ansonsten lernt sie allein. Und das klappt ja auch.
Wir prüfen auch keine Hausaufgaben, außer sie hat selbst mal eine Frage.

"Ich glaube, eure Tochter definiert sich über die Noten und bezieht daraus ihr Selbstbewusstsein. "

So richtig stimmt das nicht, denn ihre Noten sind ja sehr gut. Bzw wenn es so wäre, müssten die vielen sehr guten Noten auch bei ihr die schlechte aufwiegen. Sie sieht aber nur die schlechte Note.
(Dass eine 4 ja aber immer noch wortwörtlich ausreichend bedeutet, ist ebenfalls eine Erklärung, die nicht ankommt.)

Sie wurde von uns gelobt, von allen Lehrern gelobt, ihre Stärken und Eigenschaften wurden hervorgehoben. Wie gesagt, es war ein durchweg positives Gespräch (inhaltlich). Sie nimmt es nur nicht so wahr. Sobald etwas ein "ernstes" Label hat wie "Klassenarbeit", "Test", "Gespräch", siegt ihre Panik....

"Lernt alle zusammen den Menschen als solches wertzuschätzen."
Auch das tun wir. Für uns sind Noten eh in keiner Weise aussagekräftig bzw nur wenig.
In ihrem Hobby findet sie viel Bestätigung und geht darin auf. Da leitet sie auch oft die Gruppe an. Das tut sie wohl auch oft bei Gruppenarbeiten in der Schule.

Manches ist so widersprüchlich... Ich kann den Finger nicht drauf legen, wo genau es her kommt und warum manche Situationen für sie so schlimm sind, andere völlig problemlos gehen.

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Übrigens der Grund, warum ich Noten in der Schule generell für überdenkenswert halte. Nicht, weil ich der Ansicht wäre, dass man egal mit welcher Leistung durchs Gymnasium kommen sollte oder weil ich die Leistung nach unten nivellieren möchte, sondern weil eine einzelne Zahl einfach nicht geeignet ist, dem Schüler oder der Schülerin gutes Feedback zu geben, was gut ist, was anders sein müsste, was er oder sie tun kann. Vielfach werden Lehrer das nebenbei schon machen, oder auf die Arbeit schreiben usw., aber letztlich interessiert die Note viel zu sehr, unter Schülern werden Noten verglichen, unter Eltern auch, Notenschnitte werden ausgerechnet usw. Die Welt bricht für eine Schülerin zusammen, weil sie eine vier in Mathe hat, sinnvoller wäre es wohl, wenn man anschauen würde, wo die Fehler liegen, was sie nicht verstanden hat, welche Lernmaterialien sie anschauen könnte, um es zu verstehen, ob sie das individuell nachholen kann oder jemanden braucht. Aber in der Realität dreht sich dann alles um die Zahl, nicht darum, wie man Wissenslücken aus der Grundschule schliesst, damit das Fundament, auf dem die späteren Jahre aufbauen, dann solide steht.

Wir sind ja bei meinem Arbeitgeber davon abgekommen, Noten für die Jahresleistung zu vergeben und machen stattdessen mit dem Vorgesetzten einen Rückblick, was wir uns letztes Jahr vorgenommen haben und was wir erreicht haben, was man ggf. hätte anders machen müssen und was wir uns für nächstes Jahr vornehmen. Anstatt Noten zu vergeben setzen wir uns Ziele. Und dann höre ich Eltern die meinen "Später in der Wirtschaft wird deine Arbeit dann auch beurteilt". Ja, aber nicht auf einer Skala von 1-6, sondern konstruktiv, so wenigstens kenne ich das.

Nunja, einzelne Eltern werden das Schulsystem nicht ändern. Die Vergabe von Noten ist im Vergleich zu differenziertem Feedback schnell gemacht, ausserdem ist die Zahl in dem Sinn fair, dass z.B. jeder mit 20 Punkten eine 2 hat. Aber vielleicht wäre es dennoch möglich, mit der Tochter die Prüfung anzuschauen und dann halt selbst für das differenzierte Feedback zu sorgen, das eine Zahl wie "4" einfach nicht erreicht. Und ihr beizubringen, wie man konstruktiv umgehen kann mit korrigierten Prüfungen.

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Das klingt als würde sie sich Gedanken machen was andere von ihr denken.

Da du sie als recht schlau beschreibst, gekoppelt mit Empathie, setzt das dieses Gedankenkarusell ein….

Macht sie einen Sport? Karate soll da sehr gut sein, sein Selbstvertrauen zu stärken.

Generell wichtig zu lernen ist das man sich am besten nicht durch seine Leistungen identifiziert. Sondern dass man immer etwas wert ist. Weg von dieser Leistungsgesellschaft.

Bearbeitet von lasuz
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Vielleicht könnten ja Affirmationskarten helfen. Ich kenne mittlerweile einige Erwachsene, die sie im eigenen Leben verwenden und bei ihren Kindern. Ich nutze sie jeden Abend bei meinem 5jährigen und es ist erstaunlich zu sehen, wie sich die Affirmationen bei einem Kind festsetzen. Es gibt sie ja für alle Altersstufen und könnten vielleicht unterbewusst bei deiner Tochter helfen.