Hallo!
Seit heute denke ich über ein Problem nach, das ich erfolgreich über ein paar Jahre verdrängen konnte....
Auslöser ist, das ich heute beim abholen meines Kindes von der Schule einen seiner Freunde mitgenommen habe.
Das war zwar nicht mit den Eltern abgesprochen, aber da wir befreundet sind, weiß ich, das das okay war.
Ist hier auf dem Dorf auch nicht unüblich.
Nun wurde mir aber bewusst, das vielleicht auch mein Kind mal betreffen kann.
Das wäre an sich überhaupt kein Problem, aber ausgerechnet der Vater seines besten Freundes hat ziemlich sicher ein Alkoholproblem (hat egal um welche Uhrzeit eine deutliche Fahne und wirkt oft angetüddelt) und für mich ist klar, mit ihm darf er nicht fahren. Da wir im gleichen Ort wohnen, war das auch irgendwie nie ein Thema bis heute. Zudem sind die Jungs zu 99% immer bei uns.
Nun überlege ich, ob und wie ich das mit meinem Sohn (12) bespreche und ihm erkläre, warum er auf keinen Fall dort mitfahren darf.
Was würdet ihr an meiner Stelle machen? Der Vater ist übrigens sehr nett und geht auch einem Job nach (auf dem Bau).
Ich will ihn nicht irgendwie schlecht reden, aber irgendwas sollte ich doch sagen oder nicht?
Liebe Grüße
asira
Schwieriges Thema: Alkoholismus bei Vater eines Klassenkameraden
Schwierig. Ich glaube ehrlich gesagt das ich tatsächlich mal das Jugendamt informieren würde. Einfach mal um die Lage zu checken. Wer weiß was da zu Hause los ist.
Deinem Sohn würde ich da aktuell nichts sagen. Er wirds sicherlich seinen Freund sagen. Das könnte richtig Stress geben. Alkohol ist wirklich ne ziemlich gemeine Droge wenn man abhängig ist. Eine passende Ausrede fällt mir aber auch nicht ein.
Jugendamt würde ich aber wirklich mindestens anonym informieren. Ich könnte nicht ruhig schlafen wenn ich wüsste, ein mir bekanntes Kind braucht evtl Hilfe und ich schaue weg.
Sag es zu Vater:
Ich möchte nicht, dass du unseren Sohn mitnimmst.
Warum?
Weil du zu viel Alkohol trinkst.
Ich würde das auch so dem Vater sagen.
Glaubst du dein Sohn riecht die Fahne nicht? Meine Jungs hätten das mit 12 Jahren schon auch selber bemerkt und sich gewiss auch mit den Jungs untereinander besprochen.
Mein Schwager trinkt täglich, meist ab 16 Uhr und da redet auch mein Neffe mit meinen Söhnen drüber. Mein Schwager fährt von sich aus dann kein Auto. Er hat leider nicht genug Eigenwillen um trocken zu werden, trotz gesundheitlichen Folgen.
Genau diesen Satz habe ich zu meiner Freundin gesagt. Vorangegangen war eeine alkoholisierte Fahrt (3 Aperol spritz) mit meiner Tochter in einem Cabrio ohne Kopfstützen....
Mir kommt als Idee noch, dass du dir Beratung holst von einer Suchtberatungsstelle. Die beraten nicht nur Suchtkranke selbst, sondern auch Angehörige z.B.
Wenn es nur um das Mitfahren geht, würde ich mit meinem Sohn sprechen und es erklären.
Hallo Asira,
ich bin gerade über deinen Post gestolpert und aufmerksam geworden, weil eine Freundin von mir mir vor kurzem erzählt hat, dass ihr Vater Alkoholiker war und wie schrecklich ihre Kindheit bei ihm war (ihre Mama hat sie bereits mit 3 Jahren verloren und ist alleine bei ihm aufgewachsen). Nach außen hat er auch gut funktioniert, war aber zuhause ständig völlig betrunken. Mit den Auswirkungen hat sie bis heute zu kämpfen. Diverse Erwachsene haben es mitbekommen, aber niemand hat reagiert. Rückblickend wünscht sie sich, dass irgend jemand eingegriffen und ihr geholfen hätte, auch wenn sie das als Kind anders gesehen hat. Darum finde ich die Idee, sich extern beraten zu lassen (Jugendamt, Suchtberatung) gut. Ginge ja auch erstmal anonym ohne Namensnennung.
LG ZimtBlau
Hi,
das ist ja wirklich keine schöne Geschichte mit deiner Freundin. Also ich hab natürlich nur einen Blick von außen in die Familie und dort scheint alles gut zu laufen.
Die Mama ist auch eine super liebe!
Ich werde auf jeden Fall mal bei einer Suchtberatung fragen, was die mir raten.
Ich tu mich wirklich schwer, mich da irgendwie einzumischen....
Danke für deine Antwort!
Dein Sohn ist doch schon 12.
Wenn es nur um das Auto-Mitfahren geht, würde ich ihm einfach deutlich einschärfen, dass er bei Herrn Xy nicht mitfahren darf.
Mit 12 wird dein Sohn doch wissen, was es bedeutet, alkoholkrank zu sein?
Ansonsten sprich mit ihm darüber.
Und erklär ihm, dass es zwischen "nüchtern" und "besoffen" ganz viele Zwischenstufen gibt, die man nicht unbedingt auf 2 Meter Entfernung erkennt, wenn jemand zum Mitfahren einlädt.
Hallo!
Mein Sohn ist tatsächlich noch sehr kindlich, aber auch wenn nicht, woher sollte er die Krankheit kennen?
Sowas wird ja nicht in der Grundschule durchgenommen.
Ich hab einfach Sorge, das es die Freundschaft der Kinder belastet, wenn ich was sage und das dann raus kommt.
Und es ist ja so, Beweise dafür, das es stimmt hab ich nicht (trotzdem bin ich mir sicher genug, um nicht zu wollen, das mein Kind da mitfährt)
Danke für deine Antwort!
Liebe Grüße
Naja, wenn das bisher noch nicht in seiner Lebenswelt aufgetaucht ist, wird es sowieso höchste Zeit, Themen wie Alkohol und in Konsequenz auch Alkoholmißbrauch und mögliche Folgen anzusprechen.
Er ist 12 - egal, wie kindlich er selbst ist, werden in 2-3 Jahren die ersten Klassenkameraden Alkohol trinken.
Meine Kinder sind 10 und 12. Alkohol ist in unserer Familie praktisch überhaupt kein Thema. Wir haben zwar Wein und eine Flasche Likör im Haus, aber die werden nur selten geöffnet.
Trotzdem wird doch über Alkohol und seine Folgen gesprochen!
- die Kinder sehen auf einer Weinflasche das Symbol einer durchgestrichenen Schwangeren und fragen nach. Da waren sie 4 oder 5...
- auf Familienfeiern hören sie, wie Tante und Onkel überlegen, wer das Auto fahren muss und wer den Glühwein bekommt. So seit der 2./3. Klasse etwa verstehen sie, worum es da geht....
Alles Anlässe, den Kindern zu erklären, wie Alkohol wirkt und wann man die Finger davon lassen sollte.
Da fände ich die umgekehrte Erklärung "du darfst nie bei Xy ins Auto steigen, weil.." jetzt nicht so schwierig.
Man erklärt den Grund und gut is.
Bedienst du hier Klischees? Bauarbeiter = Alkoholiker
Vielleicht nutzt der Papa nur ein scharfes Rasierwasser und riecht deswegen so nach Alkohol und selbst wenn, solange er nicht mehr als 0,5 Promille hat. Alles andere ist Hörensagen und deswegen willst du jetzt den Mann an den Pranger stellen. Wenn du nicht willst dass dein Kind mit ihm mitfährt, dann kommunizier das mit deinem Sohn.
Jugendamt melden lass das mal bleiben solange du dir nicht 100% sicher bist, Verleumdung (bzw falsche Bezichtigung, ggf Beleidigung) ist nämlich strafbar.
Jedes Klischee hat ja irgendwie auch einen Ursprung. Anfangs dachte ich wirklich, es ist nur das Feierabendbier, aber im Laufe der Zeit wurde schon klar, das da ein Problem vorliegt. Ich will jetzt auch gar nicht groß ins Detail gehen, denn es geht mir nicht darum, hier zu beweisen, das er ein Alkoholproblem hat, sondern nur, in wie weit ich meinen Sohn darüber aufklären sollte.
Zum Jugendamt würde ich jetzt so auch nicht gehen, weil da auch soweit alles gut zu laufen scheint.
Dem Jugendamt etwas zu melden hat nichts mit an den Pranger zu stellen. Und es ist ganz sicher nicht strafbar, wenn der Verdacht sich nicht bestätigt.
Aber ich sehe schon. Für dich ist es scheinbar auch kein Problem bei weniger als 0,5 Promille Auto zu fahren. Lässt sich drüber streiten, wenn's um einen Wert nach dem Kneipenbesuch geht. Aber nicht wenn's ums abholen von Kindern aus der Schule geht.
Naja, zwischen "einmischen" und den Elefant im Raum ignorieren, gibt es doch viele Abstufungen.
Ein "offenes Geheimnis" nicht anzusprechen, hilft doch keinem.
Ich finde den Gedanken auch gut, den Vater bei einem zufälligen Treffen o.ä. kurz Bescheid zu sagen, dass dein Sohn nicht von ihm mitgenommen werden soll. Wenn er nach dem Warum fragt, sagst du eben, dass du dir bzgl. seines Alkoholkonsums unsicher bist, das Risiko nicht einschätzen kannst und deshalb diese Grenze ziehst.
Deinem Sohn kannst du genau das selbe sagen.
Bzgl. des anderen Kindes:
Solltest du tatsächlich mitbekommen, dass das Kind mit dem Auto vom betrunkenen Vater abgeholt wird, ist es deine Pflicht, die Gefahrensituation abzuwenden. Das einfachste wäre vermutlich zu sagen "Ich sehe, dass du getrunken hast. Auto fahren ist so nicht erlaubt. Ich kann euch mitnehmen."
Wenn der Sohn dieses Vaters sehr häufig bei euch ist, würde ich es tatsächlich auch mal - bewertungsfrei - nebenbei ansprechen. Einfach um Offenheit zu signalisieren und dem Kind die Möglichkeit zu geben, sich mitzuteilen.
Hi,
ich würde deinem Sohn einfach sagen, er soll dort nicht mitfahren, weil der Vater nicht so gut Auto fährt.
Und sonst würde ich einfach mal schauen, ist es wirklich Alkohol, oder ist der Vater evt. krank und nimmt Medikamente. Die Mutter des besten Freundes meines Sohnes riecht auch immer irgendwie etwas nach Alkohol, das liegt aber an der Krankheit.
Ich weiß bei ihr eben, dass sie eine chronische Krankheit hat und dass es daran liegt und daher darf mein Sohn selbstverständlich immer mitfahren.
Sie hatte auch noch nie Ausfallerscheinungen, wir saßen auch mal gemütlich zusammen und sie hat nur Kaffee getrunken und nach so 1,5 Stunden merkte ich dann wieder diesen leichten Alkohol Geruch.
Evt. ist der Vater auch einfach krank. Von daher wäre ich vorsichtig mit einer Anschuldigung, die evt. gar nicht war ist. Da stehst du schnell als Blöde da.