Erfahrungen kinderdorf Calw - Internat ab 1. Klasse?

Hallo zusammen,

Ich hatte heute bei uns im schulkindergarten ein Gespräch, welche Schule für meinen Sohn in Frage käme.

Mein Sohn ist Sprachbehindert, globale entwicklungsverzögerung. IQ liegt laut test bei 77.

Er braucht förderschwerpunkt lernen und Sprache. Bei uns im Umkreis gibt es nur Schulen mit förderschwerpunkt Lernen ODER Sprache.
Die Schule mit förderschwerpunkt Sprache hier nimmt nur Kinder, bei denen sonst alles ok ist.
Die Schule mit Förderschwerpunkt Lernen hat genau Null komma gar keine Erfahrung mit kindern die nicht/wenig sprechen und einen Talker nutzen, er wäre also eine Art Pilotprojekt.
Wir hätten auch eine Schule mit Schwerpunkt geistige Entwicklung, da sind aber die geistig behinderten Kinder, und ich habe Angst, dass er da untergeht, weil er eben weniger Probleme mit sich bringt.

Nun wurde mir vorgeschlagen, ich könne mich mal mit dem Internat in Calw auseinandersetzen, die haben beide Schwerpunkte. Da wir Landkreis Rastatt sind wären das (laut navi) knapp 1,5h fahrt für eine Strecke, also morgens bringen, mittags holen wäre mega zeitaufwendig und für ihn sehr erschöpfend.

Auf der einen Seite war mir natürlich klar, dass es keine normale Schule wird und natürlich will ich, dass optimal auf mein Kind eingegangen wird und er die bestmögliche Förderung bekommt.
Auf der anderen seite blutet mein mamaherz weil ich ihn dann so wenig sehe und er so weit weg ist.

Daher suche ich Erfahrungen von Eltern, die diesen Weg gegangen sind.
Und wenn möglich auch Erfahrungen von genau diesem Internat- kinderdorf Calw.

Vielleicht findet sich ja jemand.

Liebe Grüße, Schokokeks

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Hallo, also erst einmal: Nur weil er jetzt ein Internat besucht, heißt das nicht das das für immer so ist. Ziel ist es eigentlich immer, dass die Kids möglichst schnell auf eine Regelschule können. Das kann also sein, dass er nach einem Jahr schon wieder zu euch kann.

Von dem, was du beschreibst, würde ich bei deinem Sohn jedoch ganz klar eine Schule für geistige Entwicklung und nicht dieses Internat sehen.
Sprachschule würde für mich tatsächlich rausfallen-das sind vollkommen normal bos überdurchdchnittlich entwickelte Kinder, die Probleme mit der Aussprache haben. Da ist niemand mit einem Talker.
Ansonsten ist Lern- und geistige Entwicklung fließend.
Ich hatte schon einige Schüler, die bei uns in Klasse 5 mit geistiger Entwicklung angefangen haben, in Klasse 7 dann "nur" FS Lernen hatten, in Klasse 9 und keinen Förderschwerpunkt mehr hatten und den HS-Abschluss gemacht haben. Zwei Schüler hatten wir sogar letztes Jahr, die im Jahr darauf erfolgreich den Realschulabschluss gemacht haben!
Ich würde ihn ggf. dennoch bei geistiger Entwicklung sehen - der IQ ist ja schon sehr niedrig und selbst wenn die anderen Kinder vielleicht kognitiv weniger fit sind, hat er durch den Talker ja ein zusätzliches Handicap. Und an einer FS geistige Entwicklung ist der Personalschlüssel noch einmal vieeeel besser und die Chancen sehr gut, dass er dort auch in der Schulzeit alle notwendigen Therapien erhalten kann. Das ist vermutlich sinnvoller als der weitere Förderschwerpunkt Sprache.
Ich drücke euch die Daumen, dass ihr eine gute Lösung findet 🥰

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Wie würdest du denn die Problematik des "nach unten Orientierens" vs. "nach oben Orientierens" sehen? Also, wenn da nur Kinder mit geistiger Behinderung sind, gibt es niemanden, an dem er sich orientieren kann bzw. evtl. kopiert er sogar Probleme oder Einschränkungen, die andere Mitschüler haben, während in einer Regelschule/ Schule mit Schülern ohne Einschränkungen er sich eventuell an diesen Orientiert und so schneller mehr lernt bzw. motivierter ist, mit anderen mitzuhalten?

Ich habe das bei meinem Bruder im Extrem beobachtet: Einerseits kopierte er Sprache aus dem Fernsehen und teilweise Verhaltensweisen von uns Geschwistern, andererseits kopierte er (völlig unbewusst) Mimik und teils Aussprache seiner Mitschüler mit Behinderung. Mir fiel das lange gar nicht auf, bis meine Mutter mal sagte, er würde das Lachen von Mitschüler A und die Mimik von Mitschülerin B haben. Beides ließ ihn tatsächlich deutlich schwerer behindert aussehen, als er war. Er wusste natürlich nicht, dass das Lachen und die Mimik so einen Eindruck erwecken könnten, sondern mochte die beiden Mitschüler und kopierte sie unbewusst.

Das könnte sich im Extrem ja auch auf Interessen und Ambitionen ausdehnen. Wenn man bspw. niemanden kennt, der Bücher liest oder Fremdsprachen spricht, gibt es fast keinen Anreiz, das selbst zu tun oder zu verbessern oder überhaupt Interesse daran zu entwickeln.

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Abgesehen davon, dass ein IQ immer eine Momentaufnahme ist, und dass das Resultat von vielen Faktoren abhängt, mit einem IQ von 77 wäre der Sohn der Themeneröffnerin an der Förderschule in etwa im Mittelfeld.
Weshalb immer wieder das Argument des "nach unten Orientierens" gebracht wird, verstehe ich nicht ganz. Der Kleinste der Klasse wird ja auch nicht grösser, wenn er zu den anderen hochschaut? Ebensowenig hört der Grösste auf zu wachsen, nur weil alle anderen kleiner sind oder?
Mir wäre immer am Wichtigsten, dass mein Kind die bestmögliche Förderung erhält. Was genau soll fürs Kind daran motivierend sein, immer das Schlusslicht zu sein, egal wie sehr es sich anstrengt? Erfolgserlebnisse sind so wichtig, hätte er diese an der Regelschule? Bekäme er die notwendige Förderung? Die Themeneröffnerin beschreibt keinen blitzgescheiten Jungen mit lernverweigernder Thematik, sondern ein Kind mit einer globalen Entwicklungsverzögerung und einem IQ im Bereich einer Lernbehinderung.

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Bekannte von uns hatten ein Kind in Ludwigsburg im Sprachheilkindergarten und dann in der Sprachheilschule in Klasse 1 und 2. Dann wechselte er problemlos auf die Regelschule. Bei ihm war nur die Sprache sehr schlecht und durch die intensive Förderung machte er große Fortschritte.

Später wohnten wir im Landkreis Calw. Bisher hatte ich nur mitbekommen, dass das dort eine Sprachheilschule ist.
Schaut euch doch die Schule dort gemeinsam an. Dann wisst ihr mehr. Die Leute dort können euch sicher auch beraten.

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Hier bei uns wäre dein Sohn in der Regelgrundschule mit Schulbegleitung.

Bei unserem Kurzen war ein Kind mit der Diagnose GB in der normalen GS Klasse mit SB.
Gibt es das bei Euch gar nicht?
Bezüglich IQ - da kommt es ja auch darauf an, welcher Test genutzt wurde. Es gibt ja nonverbale und verbale Tests für das Alter.
Wäre es ein Test mit Sprachanteil dann wäre er bspw verfälscht worden durch die vorhandene Sprachproblematik.

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Finde mal erstmal eine adäquate Schulbegleitung! So wie die TE hier schreibt, liegt schon eine gravierende Entwicklungsverzögerung vor, die dringend eine qualifizierte Begleitung braucht, um dem Kind die Bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen. Der richtige Zeitpunkt dafür ist jetzt! An einer Regelschule gibt es absolut kein Fachpersonal dafür und die Schulbegleitungen , wenn man denn überhaupt eine findet, sind meist ungelernte Kräfte, die Hilfe bei der Alltagsorganisation und Bewältigung sein können aber keine gezielte Förderung anbieten können!

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Eine Normale GS würde bei uns komplett rausfallen, da er von zu vielen eindrücken überfordert ist und ihn das komplett ablenken würde, auch mit einer Schulbegleitung.
Ich war auch schon beim Jugendamt und Versorgungsamt nachfragen, die haben zurzeit keine Kapazitäten an schulbegleitern, und wenn dann können die nur 2tage in der Woche. Das ist deutlich zu wenig.

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Hallo Schokokeks,
mit dem Kinderdorf habe ich leider keine Erfahrung. Habe nur eine befreundete Familie, die vor zwei Jahren genau da stand vor der Einschulung.
Sie hatten sich am Ende für den Schwerpunkt Lernen entschieden. Leider lief es dann gar nicht wie gedacht, es waren mehr Kinder als geplant pro Lehrer. Die anderen Kinder wurden auch immer unfreundlicher zu ihrem Kind, haben es immer wieder reingelegt, sich drüber lustig gemacht usw. Es war nicht schön. Die Kinder, die dort hingehen haben es eher nicht so mit Toleranz und Inklusion...
Die Freizeitaktivitäten hat das Kind paar Mal mit den Kindern mit Schwerpunkt geistige Entwicklung besucht und da passt es richtig gut. Das Kind ist sozial am fittesten von allen, kopiert das Verhalten der anderen nicht (was hier auch schon angebracht wurde, hier aber nicht passiert) und wird dort von den anderen angenommen, alle freuen sich und wichtig: niemand mobbt. Das war ja das Problem in der Schule... Die Lehrer haben sich inzwischen sehr bemüht dort und es geht jetzt, aber die Eltern mussten sich sehr stark machen für das Kind, damit auch etwas für ihr Kind unternommen wird. Ist ja schwer, da doch mehr Kinder pro Lehrer etc. Im Nachhinein hätten sie lieber die Schule mit Schwerpunkt geistige Entwicklung gewählt.
Läge bei meinem Kind eine Entwicklungsverzögerung vor, würde ich den Zweig geistige Entwicklung wählen.
Alles Gute.

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Es ist aber nicht möglich, bei festgelegten Förderschwerpunkt, die erstmal durch ein AOSF festgelegt werden, einfach irgendeine Förderschule zu wählen.

Das mehr Kinder pro Lehrer in der Klasse sind, ist wohl dem vorherrschenden Lehrermangel, den wir seit Jahren haben, geschuldet.

Es kommt auch auf den Förderschwerpunkt an, wie die Schüler- Lehrer Relation ist. Aber wenn es keine Lehrer gibt, dann hilft auch keine Lehrer- Schüler Relation.

Bei uns an der Schule sind 17 er Klassen keine Ausnahme und nein wir sind in den seltensten Fällen doppelt besetzt.

Vg

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Jein.
Eigentlich nicht, GE und Lernen ist aber eine Ausnahme. Es gibt zwar IQ-Grenzen, aber die sind in solchen Fällen wie dem Fall der TE auch aussetzbar.
Die FS ist nur festgelegt, wenn man eben einen Förderschwerpunkt hat (bspw. Auf Sprache können nur Kinder die ausschließlich Sprache und nichts anderes haben). Es gibt aber auch natürlich FS für mehrfache Behinderungen und FS für die Grenzbereiche sind. Wobei mir persönlich gar keine FS nur für Lernen bekannt sind, das ist bei uns komplett im Regelschulsystem integriert.

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Ich würde mir das Internat und die Schule für geistig behinderte Kinder anschauen und mich dort beraten lassen. Vielleicht kannst du ja auch hospitieren um für dich eine Klarheit zu entwickeln. In was für einer Einrichtung ist er denn bisher und bekommst du dort Unterstützung bei dieser Entscheidung?

Deine Ängste mit den anderen geistig behinderten Kindern kann ich sehr gut verstehen. Nicht vergessen darf man allerdings, dass dort der Betreuungsschlüssel toll ist und die Kinder eben auch erfahren, dass sie nicht die einzigen mit Handicap sind und sie trotzdem wunderbare und wertvolle Menschen sind. Ich denke es gibt auch immer etwas positives zum Abschauen und jedes hat ja in einem anderen Bereich seine Stärken.

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Guten morgen,
Nur eine anregung zum durchdenken, Wäre es denn auch eine Möglichkeit den lebensmittelpunkt dorthin zu verlagern, also umzuziehen? Evtl nur du und dein Sohn und dein Partner bleibt vor Ort und kommt am We zu euch?
Vg

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Danke für deine Antwort.
Wir hatten das in Überlegung, aber es gibt noch 2 geschwisterkinder und ich mache hier grade eine Ausbildung.
Vom Tisch ist die Idee aber nicht.

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Hallo Schokokeks, ich habe dir eine PN geschrieben. 😊