Mein Kind geht in die 4. Klasse Grundschule.
Dass man Klassensprecher*innen wählt ist ja klar.
Aber dass im Sportunterricht Mannschaften von zwei Kindern gewählt werden, indem sie andere beim Namen aufrufen und es immer Kinder gibt, die als letztes übrig bleiben - meisten sind es ja sogar die gleichen - macht man heute doch nicht mehr, oder? Hatte ich jedenfalls so gedacht. Mein Kind meinte, so machen sie es noch.
Und gerade eben hat mein Kind erzählt, dass sie morgen Vorleser wählen für einen Lesewettbewerb und mein Kind gerne mitmachen würde, aber sich nicht zur Wahl stellt, weil es sowieso niemand wählt.
Da musste ich dann schon schlucken und war überrascht, dass diese Methoden auch 30 Jahre nach meiner Grundschulzeit noch angewendet werden
Wie ist das bei euren Kindern?
Wahlen innerhalb einer Klasse
Leider muss ich das auch bestätigen.
Zumindest, was den Sportunterricht angeht. Meine Tochter hat sich auch schon darüber beklagt.
Das wird bei uns auch so gemacht. Die Klasse stellt ihre Kandidaten für den Vorlesewettbewerb und in einem klasseninternen Wettbewerb werden die Kandidaten ermittelt. Dabei sind die SuS die Jury.
Es ist eben ein Wettbewerb, der ja auch freiwillig ist.
Aber das hat mit Freiwilligkeit meines Erachtens nichts zu tun.
Sportmannschaften - ein Muss, man wird gewählt.
Vorlesewettbewerb - freiwillig, man wird gewählt…
Ich habe mich jetzt nur auf den Vorlesewettbewerb bezogen. Mit Sport kenne ich mich nicht aus.
Irgendwie muss ja der/die am besten geeignete KandidatIn der Klasse ermittelt werden. Vertrau einfach mal der Lehrkraft. Sie wird schon hinreichend verdeutlichen können, dass es ein Vorlese- und kein Beliebtheitswettbewerb ist. Seitdem ich das zuletzt begleitet habe, ist zwar schon ein bisschen Zeit vergangen, aber wir haben extra im Vorfeld auch einen Kriterienkatalog erarbeitet.
Im Zweifel kann es die Lehrkraft auch einfach allein bestimmen. Mag aber durchaus sein, dass sie dann auch ihren Liebling nimmt.
Dein Kind soll bitte zur KL gehen - vor oder nach der Wahl ist fast egal - und seine Gefühle schildern. Zumindest wäre die KL dann auf das Problem aufmerksam gemacht worden.
Eventuell kann dein Kind das mit der Frage verbinden, was die KL machen würde, wenn sie gern und gut lesen könnte als Schülerin, aber nicht zu den Beliebtesten gehören würde. Würde sie sich trotzdem zur Wahl stellen oder im Vorfeld gleich aufgeben, weil die Mitschüler das eher als Beliebtheitswettbewerb verstehen?
Ich finde es beim Sportunterricht in Ordnung, wenn der Lehrer sich im Vorfeld überlegt, wer wählen darf.
Mein alter Klassenlehrer war auch unser Sportlehrer und hat oft auch die eher unsportlichen oder introvertierten Kinder wählen lassen .
So ähnlich kenne ich das von uns auch. Es durften immer andere Kinder wählen und dadurch waren auch immer unterschiedliche Kinder die letzten.
Ich verstehe ehrlich gesagt die heutige Haltung hierzu nicht? Jeder kann unterschiedliche Sachen gut. Der eine ist gut in Sport, der andere in Mathe usw.
Für mich gehört es zur Persönlichkeitsbildung dazu seine eigenen Stärken und Schwächen kennenzulernen, da man nur so lernen kann wer man ist. Und es kann nicht jeder in allem gut sein. Es ist auch ok etwas nicht zu können.
Und seien wir doch mal ehrlich: das ganze Leben ist nichts anderes als ein Beliebtheitswettbewerb.
Es ist ein Unterschied ob man stillschweigend einen Zettel bekommt, wo ne Benotung drauf steht - oder ob man vor der gesamten Gruppe als der Depp hingestellt wird, den keiner haben will.
Doch, das ist noch genauso.
Manche Lehrer machen es mehr, andere weniger.
Meine Älteste ist hat mittlerweile die Hälfte der Schulzeit geschafft und ich habe nicht den Eindruck, dass da irgendwas besser geworden ist...
Meine Tochter erinnert sich gut an eine Wahl zum Vorlesewettbewerb.
Aus ihrer Klasse kamen wohl zwei Kinder in eine Art Stichwahl - sie und ein Junge.
Bei der Wahl (per Handzeichen) hatte sie dann den Eindruck, dass die Jungen einfach alle den Jungen wählen, während die Mädchen ernsthaft überlegen, wen sie besser fanden und zumindest nicht alle sie wählten. Da die Klasse hälftig aus Jungs und Mädchen bestand, wurde so natürlich der Junge gewählt...
Wie weit ihr Eindruck da von eigener Enttäuschung getrübt ist, kann ich von außen nur schlecht beurteilen - vorstellen kann ich es mir aber leider gut...
Bitte nimm es mir nicht übel. Ich finde es traurig, wenn jemand enttäuscht darüber ist, NUR (!!!) zur zweitbesten Vorleserin einer Klasse gewählt worden zu sein. Was ist denn das für ein Leistungsdruck, den sie sich da macht? Vielleicht solltet ihr daran arbeiten. Wer den Anspruch hat, immer der Beste zu sein, wird noch oft im Leben enttäuscht werden.
Das ist eine Hammerleistung deiner Tochter! 👍 Darauf soll sie stolz sein.
Ja, wir "arbeiten" daran.
Nein, falsch, wir formulieren das ungefähr so wie du. Denn sooo ehrgeizig ist sie eigentlich gar nicht. Aber eben auch nicht die Fraktion "sch...egal, ist ja nur Schule".
Aber natürlich war sie bisl enttäuscht
- dass sie den ersten Platz knapp verfehlt hat(finde ich auch menschlich),
- dass sie nun nicht an der coolen nächsten Runde teilnehmen durfte, für die man mindestens einen halben Schulvormittag verpassen durfte,
- dass es eben an so merkwürdigem Wahlverhalten lag.
Wenn man so kurz davor ist, finde ich Enttäuschung normal.
Immerhin mit dem Trost, dass man SO gut war/ist. Aber das ist eben der Trost, irgendwie.
Also tatsächlich dachte ich auch, dass sich das verändert hätte, und daher habe ich mir bisher keine Gedanken darüber gemacht .... Mein Sohn hat mir auf Nachfrage eben erzählt, dass es bei ihm in der Klasse nicht so gemacht wird....
Im Sportunterricht wird von der Lehrerin abgezählt, dafür stehen alle in einer Reihe.
Und auch für Gruppen in der Klasse teilt sie Lehrerin ein, nach Erzählungen meine Sohnes, mit der Begründung sie bildet immer Gruppen aus starken und schwächeren Schülern.
Ob das natürlich dann in anderen Klassen aus so läuft, bleibt offen, denn die Lehrer gestalten hier wohl auch den Unterricht völlig unterschiedlich.
Heyhey,
Kann dir nur von meiner Bonustocher berichten, dass diese Mannschaftsbildung im Sportunterricht definitiv noch aktuell ist. Sie ist auf der „guten Seite“, sportlich und beliebt, sie wird quasi immer als eine der ersten aufgerufen, hatte aber schon Bedenken, weil sie z.B. ihre Freundin gerne schnell aufgerufen hätte, die aber sportlich nicht so gut ist und ein bisschen übergewichtig und sie dann nicht wusste, was tun.
Finde das ehrlich gesagt auch nicht so optimal…
Den Lesewettbewerb finde ich da weniger dramatisch, die Kinder wissen ja eigentlich, wer da am besten ist und wählen da den oder diejenige, die das eben besonders gut kann, da ist dann, denke ich, Sympathie und Figur eher zweitrangig, vor allem in Klasse 4.
Hoffe ich wenigstens.
Mein Bonusmädel liest gut und flüssig, aber eher schnell. Die Freundin, die im Sport schlecht ist, macht das wohl sehr gut und somit wurde sie z.B. Vorleserin bzw Moderatorin bei der Schulaufführung und das fanden alle Kinder richtig, obwohl sie nicht beliebt ist, besonders bei den Jungs.
Die mobben sie eher. Aber haben da auch ihr Können anerkannt, gute Betonung, langsam und verständlich.
Ist denn dein Kind wirklich so gut beim Vorlesen?
Hat ja mit gut Lesen wenig zu tun…
Dann würde ich es unterstützen, zu kandidieren und selbst wenn es nicht ausgewählt wird, es total feiern, dass es den Schneid hatte, sich aufstellen zu lassen ! Total krass und gut!
Oh, Himmel, ich wollte hier gar keinen Vorlesewettbewerb zum Thema machen.
Ja, meine Tochter konnte immer schon gut vorlesen, hatte den 2.Platz sicher verdient und evtl war der Junge ja wirklich deutlich besser.
Worauf ich hinaus wollte, war:
Bei den Kindern bleibt bei diesen offenen Wahlen oft (meist?) ein Stachel:
Viele wählen aus Sympathie (beste Freundin), oder um sich vor den Mitschülern keine Peinlichkeit zu leisten (Jungs wählen nur Jungs und umgekehrt), usw.
Manche wählen auch nach bestem Wissen und Gewissen; das kann dann auch falsch sein, wenn die beste Freundin nicht so gut und dann beleidigt ist...
Also Fazit:
Übung in Demokratie gut und schön.
Aber offene Wahlen innerhalb einer Schulklasse finde ich extrem bescheuert, nicht nur im Sport.
Aber es gibt sie immer noch, das stirbt nicht aus.
Leider ist das so. Beim Sport wählen hier auch 2 Kinder aus.
Und andere Dinge werden auch gewählt. Meine Tochter weiß auch dass sie eh nicht gewählt wird. Das stimmt mich auch traurig.
Hier war es sogar so, dass die Kinder den nächsten dran nehmen durften der sich meldet während des Unterrichts. Als Regel galt dann nach einem Jungen ein Mädchen usw. Und natürlich nicht den besten Freund dran nehmen. Haben sie dennoch gemacht. Meine Tochter ist zwar nett und hat viele Freunde in der Klasse, gehört aber nicht zu den top beliebten die von allen angehimmelt werden. Also kam sie meist gar nicht dran. Das stimmte sie und mich traurig. Das machen sie in Klasse 3 endlich nicht mehr…
Saskias ja wirklich eine seltsame Methode. Ich finde es auch nicht gut, wenn man den Kindern in dem Alter zu viel überlässt. Sie können einfach auch noch nicht abwägen, welche Folgen es für die anderen hat, die oft außen vor sind.
Hier ist es genauso, mein Kind hat Freunde und wird auf viele Geburtstage eingeladen, aber wenn ausgewählt wird, ist es nie unter den vordersten. Und das ist dann immer mit Enttäuschung verbunden und viel Fragerei zuhause à la Warum die/der und ich nicht?