ADHS oder Unterforderung?

Hallo zusammen,

hier sind ja viele Eltern unterwegs, die sich auskennen. Ich habe auch schon einige Beiträge und Antworten gelesen, die sehr interessant waren, und jetzt hab ich die Hoffnung, dass hier vielleicht auch jemand für mich einen Tipp hat. :)
Es geht um meinen neunjährigen Sohn.

Kurz zur Vorgeschichte: Er war als kleines Kind schon ein bisschen speziell und wir haben immer wieder gehört, dass er Züge von ASS zeigt. So hatte er bspw. immer wieder Phasen mit sehr speziellen Interessen (mit 2 Jahren war es eine Türen-Phase, da hat er sich ungefähr ein Jahr lang nur für Türen interessiert …) – Im Kindergarten wurden wir damals aber beruhigt, es hieß, viele Kinder haben mal solche Phasen.

Früh fing er dann an, sich für Symbole und Zahlen zu interessieren. Mit 3 kannte er sämtliche Automarkensymbole. Mit 4 brachte er sich lesen, schreiben und rechnen bei. Das heißt: Er las kurze Bücher selbständig, schrieb kurze Geschichten aus zwei bis drei Sätzen (eine davon war z. B.: „Mama ist sehr müde und schläft ein. Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne.“), rechnete mit Zehnerübergang bis 20. Ich erinnere mich an eine Zeit, wo er alle Zahlen von 1 – 100 aufschreiben wollte. Er saß mehrere Tage an diesem Projekt, hat alle Zahlen aufgeschrieben … Dann interessierte er sich für Fremdsprachen und fing an, mit einem Wörterbuch aus meinem Regal Englisch zu lernen.

Davon abgesehen war er ein zufriedenes, fröhliches Kind. Er hatte Freunde im Kindergarten, zeigte keinerlei soziale Auffälligkeiten, war nie aggressiv oder so. Auch motorisch gab es keine Besonderheiten, körperliche Auseinandersetzungen hasst er allerdings bis heute.

Probleme traten auf, als er im Kindergarten die Gruppe wechselte: Offenes Konzept, neue Bezugspersonen. Da war er auch 4. Die neue Erzieherin kam mit ihm nicht zurecht, meinte immer, er sei „anders“ und wir sollten ihn auf Autismus testen lassen. Wir waren dann beim Kinderarzt, der hat uns in ein SPZ überwiesen. Dort wurden viele Tests gemacht und Gespräche geführt. Der HAWIK-Test hatte ein Ergebnis von 145 (Hochbegabung) und der Psychologe meinte, mein Sohn hätte während der Testungen und Gespräche immer mal wieder völlig abwesend gewirkt (teils minutenlang aus dem Fenster gestarrt), dann aber plötzlich das Gespräch nahtlos wieder aufgegriffen. ASS schloss er aus und allgemein war der Arzt sehr entspannt. Er meinte, es könnte eine ADHS vorliegen, aber solange mein Sohn zufrieden ist und es keine Probleme gibt, müsse man ja nichts pathologisieren, und im Grunde sehe ich das auch so.

Mein Sohn ist dann kurz vor seinem 6. Geburtstag eingeschult worden und fand die Schule sehr schnell langweilig. Er geht bis heute nicht so gern hin, aber er erträgt es halt. Wir leben leider sehr ländlich und Angebote für Hochbegabte gibt es in der Umgebung nicht, alles ist mindestens 1,5 Stunden weit entfernt. Wir haben aber Möglichkeiten gefunden, ihn im Alltag zu fördern. Er ist vielseitig interessiert und nimmt Klavierunterricht, macht drei verschiedene Sportarten, ist bei den Pfadfindern, lernt inzwischen Programmieren und eine andere Fremdsprache (eine, die der Schule nicht vorgreift) und wann immer er es schafft, macht mein Mann mit ihm Technikkram. (Das geht alles von meinem Sohn aus. Am liebsten würde er noch mehr machen, aber das gibt die Zeit nicht her).

Klassen überspringen wollten wir nicht, weil er bei seinen Freunden bleiben wollte und sich außerdem oft schwertut, sich durchzusetzen. Ich glaube auch nach wie vor, dass das die richtige Entscheidung war. Er hatte zum Glück tolle Lehrerinnen in den ersten drei Jahren, die ihm z. B. Extraaufgaben gegeben haben, er durfte auch immer ein Buch mitbringen und lesen, wenn er mit etwas vor allen anderen fertig war. Sie haben ihn für alle möglichen Wettbewerbe angemeldet, er hat z. B. dieses Jahr die Mathemeisterschaft an seiner Schule gewonnen und auch den Vorlesewettbewerb. Sowas tut ihm auch gut, allerdings immer nur kurzfristig.

Ich hab ihm zur Mathemeisterschaft gratuliert und wollte das mit Kuchen feiern, aber auf einmal war er richtig down und meinte sinngemäß: „Das war doch nix Besonderes, ich hab mich nicht mal angestrengt.“

Er lernt nie. Bisher ist ihm alles zugeflogen, Klassenbester ist er trotzdem nicht. Seine Noten liegen zwischen 1 und 3.
Bis zur vierten Klasse war eigentlich alles okay, aber seit einiger Zeit fällt mir auf, dass er oft traurig ist. Er weint sehr oft, vor allem abends, und steigert sich oft in Sachen rein. Er denkt über den Tod nach und weint dann, weil er sagt, ich sterbe ja irgendwann. Da kann man ihn dann auch kaum beruhigen. Oft steigert er sich auch in totale Kleinigkeiten rein oder weint, weil er Mitleid für irgendwelche Gegenstände empfindet. Er sagt oft, dass er sich für dumm hält, dass er sich für hässlich hält, und dass er das Gefühl hat, „keine Kontrolle zu haben“ oder „sich selbst nicht unter Kontrolle zu haben“. Er sagt auch oft, dass er sich einsam fühlt.

Mir tut das alles so unendlich leid, aber ich weiß nicht so recht, wie ich ihm helfen soll. Mit seinen Freunden ist wohl alles gut, wir haben oft Besuch und da scheint auch in der Schule alles gut zu laufen. Tagsüber ist er auch meistens gut drauf, aber abends fällt er immer in so ein Loch. Er reagiert auch auf viele Dinge sehr empfindlich (Geräusche, Gerüche), ist schnell reizüberflutet und weint dann.

Seine neue Lehrerin meinte nun beim Elterngespräch, dass er sich oft nicht altersgemäß verhält. Dass er nicht aufpasst, aus dem Fenster schaut, rumblödelt. Dass er langsam ist. Dass er teilweise eine komplette Stunde über gänzlich abwesend ist und wirklich NICHTS mitbekommt von dem, was gemacht wird. Während andere Kinder in der vierten Klasse langsam selbständiger und aufmerksamer werden, verhält er sich noch immer wie ein Erstklässler (so der O-Ton). Sie weiß auch noch nicht, ob sie eine Empfehlung für das Gymnasium aussprechen würde (er möchte dort allerdings unbedingt hin und freut sich schon so lange darauf), weil sie glaubt, dass er mit seiner verträumten, unaufmerksamen Art dort untergeht.
Schlussendlich hat sie empfohlen, dass wir doch nochmal auf ADHS oder ASS testen lassen und ihn (ggf. auch mit Medikamenten) behandeln lassen sollen.

Sie hatte in allem Recht, was sie gesagt hat, nur bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich ADHS oder ASS ist. Ich weiß, dass er unterfordert ist, kann dieses Verhalten durch eine Unterforderung kommen? Das Problem ist allerdings auch, dass er null Frustrationstoleranz hat. Ich weiß, dass ihm viele Aufgaben zu leicht sind (wir sitzen stundenlang an den Hausaufgaben, weil er einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen hat, dabei wären die meisten Sachen innerhalb von zehn Minuten erledigt). Wenn man ihm allerdings schwierigere Aufgaben gibt, blockt er auch total. Sobald er sich anstrengen muss, blockt er auch, dann schreit er „Das kann ich nicht“. Inzwischen blockt er immer mehr und ich hab das Gefühl, er entgleitet mir.

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe schon vor einer Weile einen Psychologentermin ausgemacht, bis dahin müssen wir allerdings noch zwei Monate warten.
Was kann ich selbst tun, um ihm zu helfen?
Welche Schritte kann ich einleiten, um Hilfe zu bekommen (v. a. in ländlicher Gegend)?

Bearbeitet von Yamika
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Ein HB Kind was sich wegträumt ist wahrscheinlich total unterfordert.

Das die Lehrerin keine Gym Empfehlung aussprechen will - ohne Worte.

Ich hoffe, bei Euch zählt der Elternwille.

Ansonsten - ich schreib dir ne PN

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Danke für Deine Antwort. Ich schreib Dir privat.

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PS: Er hatte doch 3 Jahre gute Lehrer wie du schreibst-- kannst du dir von denen ggfls was aufschreiben lassen, dass sie ihn definitiv auf dem Gym sehen?
Könnte davon eine Lehrkraft vermitteln? Zwischen euch / Kind und der Kollegin ( die keine Ahnung hat)?
Außerdem kann man auch dezent auf die gewonnene Mathemeisterschaft hinweisen - wenn er da so gut ist gehört er aufs Gym ...

Bezüglich Gym - ich würde es definitiv versuchen - denn dann hätte er zumindest auch andere Kids die fitter sind in seiner Klasse - und ggfls weckt das dann anderen Ehrgeiz.

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Dein Kind ist nicht Hochbegabt. Es ist höchstbegabt. Das ist ein Unterschied zu einer Hochbegabung wie von normaler Intelligenz (IQ100) zu Lernbehinderung (IQ85).

Es ist sehr, sehr traurig zu lesen, dass er da wohl durch sämtliche Förder- und Forderprogramme gefallen ist (das was ihr macht hört sich ja gut an! Aber es braucht halt auch in Schule und co. Förderung).
Das Verhalten, was du bei ihm beschreibst, entspricht tatsächlich einem total unterforderten HöB. Ich würde mich dringend an einen Begabungsspezialisten wenden (ggf. kann euch da auch Mensa weiterhelfen, ansonsten googeln), der euch erklären kann, wie das Hirn eures Sohnes "funktioniert".
Ob da noch ADHS/ASS on top dazukommt, kann man schlecht sagen. Was man allerdings sagen kann, ist ihr da dringend eine professionelle Beratung braucht! Einen HöB nicht aufs Gym zu schicken, kann nämlich nur schiefgehen.

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Dankeschön für Deine Antwort. An unserer Grundschule gibt es gar keine Förder- oder Forderprogramme. Bisher wirkte er auch (bis auf Schulunlust) eigentlich immer halbwegs zufrieden, deshalb hab ich da den Handlungsbedarf wohl zu spät gesehen ... :(

Dazu kommt eben wie gesagt die Sache mit der Frustration. Einerseits ist er unterfordert, andererseits regt er sich aber auch furchtbar auf, wenn er sich mal anstrengen muss, da macht er komplett dicht. So, wie es momentan läuft, hab ich das Gefühl, auf dem Gymnasium schafft er nicht mal das erste Jahr.

Vielleicht ist das ja auch ein Trugschluss und er taut überraschend auf, aber aktuell ist es so, dass er dermaßen dicht macht, dass man kaum an ihn rankommt.

Ich werde mir Mensa mal genauer ansehen, danke.

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Sorry, hatte tatsächlich den IQ überlesen

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Hallo Yamika,

Du beschreibst hier ziemlich genau unseren Sohn, der ebenfalls 9 Jahre alt ist.

Ich habe jetzt zu wenig Zeit um Dir ausführlicher zu schreiben. Wir können aber auch gerne per PN in Kontakt bleiben.

Vielleicht, wenn noch nicht geschehen, beliest Du Dich mal zum Thema Underachievement.

Bis dahin, viele Grüße

Steffi

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Dankeschön. Ich komme gerne darauf zurück und schreib Dir. :)

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Hallo,

wie ist sein Eisen und Vitamin D Status bezüglich den Blutwerten? Ich würde schauen, dass beides mindestens in der Mitte des Normalwertes liegt.

Wenn er sich über zu wenig Freunde (er ist alleine) beklagt, würde ich ihn in irgendeinem Verein anmelden. Kann auch ein Schachverein sein.

Ich würde mit ihm reden, sodass er sich der Wichtigkeit von guten Noten bewusst ist. Bezüglich des Todes, gibt es gute Kinderbücher, die würde ich mit ihm gemeinsam lesen. Es gibt aber auch Selbstvertrauen aufbauende Kinderbücher, eines heißt, glaube ich, so ähnlich wie: Du bist ein liebenswerter Junge.

Wenn Du mehr bezüglich Autismus und Vitamin D lesen magst, wobei Euer Kind hat ja die Diagnose bekommen, dass es sicherlich keinen Autismus hat. Ich bin kein Arzt, aber Langeweile in der Schule würde ich nicht unbedingt auf ADHS deuten. Das beim Fenster hinausschauen, nicht aufmerksam sein, kann auch an einem schlechten Eisen oder Vitamin D Blutspiegel liegen. Es kann aber auch an Zuckerkonsum in der Früh liegen. Ich würde dem Kind in der Früh und am Vormittag nichts Süßes und auch kein Weißbrot wie Semmeln geben, aber schon ein Frühstück, damit er Energie für die Schule hat. Ich selbst würde ihm entweder eine Karotte oder anderes Obst und Gemüse geben oder ein dunkles Brot mit Butter und Räucherlachs oben. Der Zucker und Ernährungsstoffwechsel können eine wichtige Rolle in der Aufmerksamkeit spielen.

Wenn Du Dich mehr für einen möglichen Zusammenhang bezüglich Autismus und Vitamin D interessierst: https://www.urbia.de/forum/45-leben-mit-handicaps/5877597-autismus

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Ja, seine Blutwerte sind gut. Das haben wir tatsächlich immer als erstes testen lassen (sowohl jetzt vor ein paar Monaten als auch damals, als erstmals Probleme aufgetreten sind).

In Vereinen ist er auch (Handball, Tennis und Pfadfinder). Er hat da auch überall Freunde, trotzdem fühlt er sich einsam. Er bewertet auch oft Kleinigkeiten total über, ist so ein Overthinker. Zum Beispiel kann er einen total schönen Tag mit seinen Freunden haben, am Abend ist er dann trotzdem traurig, weil irgendwas war, was ihm ein schlechtes Gefühl gibt (da reicht manchmal nur ein komischer Blick, oft ist es aber so, dass die Jungs raufen wollen o. ä. und er da nicht so richtig Lust drauf hat. Wenn sie z. B. in Dreiergruppen sind, ist es dann schon oft so, dass er außen vor ist, weshalb ich eigentlich immer nur mit einzelnen Freunden was ausmache). Wir haben auch oft Besuch, also mindestens zweimal die Woche sind Freunde von ihm da.
Trotzdem sagt er immer, er hofft, dass er im Gymnasium dann neue Freunde findet, mit denen er sich vielleicht noch besser versteht. (Schachclub waren wir übrigens tatsächlich auch eine Weile, aber da hat es ihm nicht besonders gefallen, da waren fast nur Erwachsene).

Süßes isst er generell kaum, in der Schule hat er meist dunkles Brot, Obst und Gemüse dabei. Zum Frühstück daheim gibt's allerdings Toast.

Bearbeitet von Yamika
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Wir haben im engen Bekanntenkreis auch erlebt, was Unterforderung erzeugen kann.
Vermutlich passt dein Sohn sich seinen Freunden an. Das kann er weil er sehr schlau ist und darin geübt ist. Er fühlt sich aber einsam, weil er weiß das er sich verstellen muss und die anderen anders ticken. Unserer Bekannten ging es viel besser als sie andere Hochbegabte kennengelernt hat, als sie nicht mehr "anders" war.
Lass ihn nochmals testen, sollte der IQ sich bestätigen, plus eventuell noch unbehandeltes ADS vorliegt, dann wäre er in den Test vermutlich noch stärker mit Medikation, hochbegabte Kinder kompensieren das häufig so, das es erstmal nicht auffällt.
Ich würde dann auch nach einer passenden Schule suchen, notfalls mit Internat. Im normalen Gymnasium, fällt man oft auf die Nase, wenn Kinder nicht selbstständig lernen. Da haben die Lehrer unter Umständen wenig Verständnis für Hochbegabte Kinder, die Dinge verweigern.

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Hallo, ich hab selbst ein höchstbegabtes Kind (6 Jahre), bin auch selbst HB und denke, dass es sehr normal ist, was ihr erlebt bzw. er sogar eher schwach reagiert. Ich gehe zu einem Stammtisch mit Eltern von HB-Kindern und höre dort sehr oft von Schwierigkeiten dieser Art.

Sein Verhalten (Wegträumen, Verweigern, Unsicherheit) passt 100% zu Unterforderung und diese liegt nach deiner Beschreibung von ihm auch sicher vor, noch schlimmer, wenn er in diesem Jahr gar keine Förderung in der Schule bekommt (was leider wohl auch nicht selten ist).

ADHS oder ASS sehe ich (als Laie) in deiner Beschreibung erstmal nicht, beide Krankheitsbilder sind nach allem, was ich schon recherchiert habe, auch extrem schwierig bei HB zu diagnostizieren, da es einfach so große Überschneidungen in den Ausprägungen gibt.

Von dem, was du beschreibst, tut ihr schon sehr viel im Alltag, das ist mal auf jeden Fall super.
Da sehe ich nur noch die Möglichkeit, dass er in Kontakt mit anderen HB und HöB Kindern kommt, damit er merken kann, dass er nicht alleine ist, und sich auch mit anderen Kindern auf seinem Niveau austauschen kann, was uU bei seinen Freunden nicht der Fall ist.
Das kann mMn auch helfen, wenn es nicht so oft ist, also zB irgendwelche (weiter entfernten) privaten Treffen 1x im Monat oä. Als Ansprechpartner in Deutschland höre ich oft die DghK, tw. auch Mensa.
Ich kann dir gern auch eine Facebook-Gruppe dazu empfehlen, wo ich gut Kontakte gefunden habe, falls du möchtest (dann bitte PN).

Ich würde zusätzlich versuchen, mit der Lehrkraft zu reden, wobei ich von dem was du beschreibst annehme, dass ihr den Befund des Psychologen braucht, um ernstgenommen zu werden (gerade auch für die Gymnasialempfehlung). Deiner Beschreibung nach hat die Lehrkraft im HB-Bereich kein Wissen, weil pädagogisch korrekt hier ganz anders reagiert werden müsste.

Also, Befund machen lassen, keine ASS und ADHS aber HB Diagnose, dann damit zur Lehrperson gehen. Freundlich nachfühlen, wo es Optionen geben würde, wo sie sich vorstellen kann, dass er zB sich nebenher mit anderen Themen beschäftigt.
Den Befund zu haben wird jedenfalls auch für die weiterführende Schule sicher gut sein!

Viele deiner beschriebenen Punkte treffen auf meine Tochter auch zu. Sie ist definitiv auch hochsensibel, damit sehr empfindlich auf Geräusche und taktiles Empfinden (beides kenne ich auch von mir selbst). Im Kontakt mit anderen Kindern ist sie oft frustriert, dass diese sich nicht erwachsener verhalten (zB sagt sie "hör bitte auf damit", oder "lass mich bitte in Ruhe arbeiten" und kann nicht verstehen, dass die anderen Kinder das dann ignorieren). Auch wenn Erwachsene mit ihr wie mit einem Kind sprechen (also vereinfachte Sätze, Analogien), kommt sie sich veräppelt vor und reagiert gereizt. Sie ist sehr verträumt und trödelig und schneller "durch" als die meisten anderen Kinder.

Generell ist die Frustrationstoleranz von hochsensiblen Personen nach außen sichtbar geringer, auch wenn die Person in Wahrheit ja viel mehr "erträgt" als andere, wenn das ganze Nervensystem einfach jede Sekunde mehr Info liefert als bei anderen. Damit kann man denke ich nur umgehen lernen, dh die Vor- und Nachteile akzeptieren und die eigenen Grenzen zu wahren versuchen.

Als weiteren wichtigen Punkt sehe ich, dass ihr nach Möglichkeit eine weiterführende Schule wählen solltet, die mit HB adäquater umgehen will/kann. Dh hier könntet ihr schon beginnen euch zu informieren.

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Vielen Dank für Deine ausführliche Nachricht und sorry für die späte Antwort. Wochenende ist hier immer voll, aber das kennt Ihr wahrscheinlich auch alle.

Das mit der Frustration, da hast Du natürlich recht. Er beschwert sich oft, dass es in seiner Klasse so furchtbar laut und wild ist, dazu kommt dann vermutlich noch die Sache mit den endlosen Wiederholungen von Dingen, die er schon lange kann. Das mit den anderen Kindern kenne ich auch. Mein Sohn reagiert oft mit Unverständnis auf "kindisches" Verhalten von anderen und tut sich schwer, es nachzuvollziehen. Das sorgt dann wieder dafür, dass er sich ausgeschlossen fühlt.

Ich werde auf jeden Fall schauen, dass wir noch einmal eine aktuelle Diagnose bekommen im Januar und dann nochmal das Gespräch mit der Lehrerin suchen.

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Dein Sohn ist mit dem IQ nicht hochbegabt, sondern höchstbegabt, dass wurde hier schon geschrieben. Falls es dich beruhigt … es sollte mit zunehmenden Alter in der Schule besser werden. In der Oberstufe ist mein Sohn („nur“ Teilhöchstbegabung bei gleichzeitiger Teilleistungsstörung) erst richtig aufgeblüht.

Ansonsten kann Autismus und ADHS zwar noch mit dazukommen, aber die Beschreibung würde auch auf Epilepsie passen. An deiner Stelle würde ich hier wirklich alles abklären.

Meinst du das Känguru der Mathematik? Da können ab Klasse 3 alle Kinder teilnehmen.

Die Hausaufgaben solltest du in kleine Häppchen verpacken und feste Pausen dazwischen legen. Plant gemeinsam die Pausen zu Beginn und klärt, was genau da gemacht wird.

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Das Känguru meinte ich nicht, das kannte ich gar nicht. Sieht aber interessant aus.

Das was ich meinte, ist etwas Regionales hier bei uns (nach Landkreisen).

Danke für den Tipp mit den Hausaufgaben! Ich habe es jetzt die letzten Tage tatsächlich so gemacht, dass ich immer einen Timer auf eine halbe Stunde gestellt hab und ihm gesagt hab, dass er danach erstmal aufhören darf, egal wie viel er schafft. Bisher klappt das tatsächlich ganz gut und er ist ein wenig schneller dabei.

Ich hoffe, dass es in der fünften Klasse besser wird, nur habe ich das Gefühl, dass wir vorher irgendwie aus diesem Tief rauskommen müssen. Momentan will er sich nämlich gar nicht mehr anstrengend. :/

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Habt ihr schon mal an ein Internat für hochbegabte gedacht? Vielleicht würde es eurem Sohn gefallen unter Gleichgesinnten zu sein.

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Das haben ja nun schon ein paar Leute vorgeschlagen und an sich finde ich die Idee gut, aktuell ist er dafür aber noch zu jung. Er findet den Gedanken an ein Internat ganz schrecklich. :D Aber ich kann mir vorstellen, dass sich das in ein paar Jahren ändert, wenn Freunde wichtiger werden.

Ich hab mit meinem Mann darüber geredet und er wäre auch offen dafür, werde diese Idee also auf jeden Fall mal im Hinterkopf behalten. Danke!

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Hi,
denkt trotzdem noch mal über das Überspringen nach. Vielleicht ist ja ein Schnuppern an einem Gymnasium möglich. Das mit den Freunden kann sich eh im nächsten Schuljahr erledigt haben, je nachdem, wo die hingehen. Und ja, springen ist möglich, erfordert aber guten Willen und Akzeptanz.
In der 5. wird am Anfang nur wiederholt und geguckt, dass alle auf einem Stand sind, aber das Tempo zieht deutlich an, vor allem beim Schreiben.
Und wenn ihr nichts in der Umgebung habt, denkt mal über das Thema Internat nach. Es ist nämlich leider so, dass sich die wenigsten Lehrer mit so was auskennen. Ich sehe durchaus die Gefahr, dass er in eine Depression rutscht.
Das Stichwort Online-Schule hab ich kürzlich in einem Podcast gehört. Es ist wohl inzwischen einfacher geworden. Dann könnte er die Sachen in seinem Tempo machen und hat auch nicht die Geräusche von überfüllten Klassen.

Alles Gute

PS: ADS ist die häufigste Fehldiagnose bei Hochbegabung. Es gibt natürlich auch beides. Das zu trennen, ist aber nicht einfach.

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Vielen Dank für den Input. Ich fürchte, aktuell hapert es stark am Willen. :( Ich weiß, dass er es könnte, habe aber den Eindruck, dass er sich selbst nichts mehr zutraut. Rückblickend glaube ich, dass er in der ersten oder zweiten Klasse gut hätte überspringen können, aber momentan sehe ich das tatsächlich nicht. Ich habe das Gefühl, dass wir erst sein Selbstwertgefühl wieder aufbauen müssen, weil er sich eben ziemlich versperrt, vor allem auch, wenn er mal vor etwas schwierigere Aufgaben gestellt wird.

Das mit der Fehldiagnose ist ja auch spannend! Wusste ich nicht.

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Neben dem sehr hohen IQ könnte das hier noch dazukommen :



https://www.deutschlandfunk.de/empathie-keine-grenze-zwischen-ich-und-du-100.

Hör dich da bitte unbedingt mal rein.

Eine fluktuierende Konzentration kann, muss aber nicht auf Komorbiditäten wie z.b. ADHS hinweisen.
Sollte er eine ASS haben, würde er über ausgezeichnete Kompensationsmöglichkeiten verfügen, was, in einem unpassenden Lernsetting sehr kräftezehrend wäre.
Dass er unterfordert ist, steht außer Frage.
In so einem Fall plädiere ich , nach jahrelangem Austausch mit Eltern solcher Kinder und als Mutter eines solchen, die Schulzeit durch Klassensprung zu verkürzen.
Ich kenne das Problem mit einem zurückhaltenden, wenig durchsetzungsfähigen Kind, was emotional sehr gebunden an eine sehr enge Freundschaft in seiner Klasse war und würde es dennoch als Option immer wieder in Erwägung bringen.

Eine Diagnostik in einer KJP sollte man im Auge behalten.
Dein Kind hat Leidensdruck.
Da würde ich im Zweifelsfall eine unnötige Pathologisierung, die man nicht annehmen muss, einer seelischen Entkräftung vorziehen.

Die Wartezeiten sind enorm lang….

Schreibe mir ruhig, wenn du Fragen hast.

Lg

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Längerfristig könnte man auch über sowas nachdenken:

https://www.lgh-gmuend.de/default.aspx?Resp=1

Er braucht Kontakt zu Gleichgesinnten , die sein Abstraktionsniveau teilen können.

Partiell kann auch schon reichen.

In einige Großstädten gibt es spezielle Förderprogramme über die Universitäten.

Z.b. sowas für mathematisch extrem begabte
Kinder in Hamburg:

https://www.math.uni-hamburg.de/transfer/begabtenfoerderung.html

Da können Bindungen fürs Leben entstehen. 😊

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Hier noch ein Buchtipp:

“Extrem begabt (Leben Lernen, Bd. 311): Die Persönlichkeitsstruktur von Höchstbegabten und Genies”


Über die methodische Güte des Buches kann man gewiss streiten, ich fand es al Laie sehr erhellend.

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