Hallo zusammen,
mein Sohn ist jetzt 13 Jahre alt. Das Einzige was bei ihm als kleines Kind auffiel, waren seine motorischen Probleme. Es wirkte wie eine Wahrnehmungsstörung, der Arzt nahm uns aber nie ernst und meinte immer nur "das kommt noch". Wir haben uns abspeisen lassen, weil es eigentlich auch niemanden wirklich belastet hat. Dann klettert er halt nicht, ist ungeschickt und tollpatschig (das mal grob).
In der Grundschule fiel eine Schreibschwäche auf. Aber nur uns, die Lehrer meinten "das kommt noch". In der 5. Klasse wurde er an der weiterführenden Schule "diagnostiziert". Seitdem der Stempel LRS. Ja, er hat Probleme. Das ist auch tagesformabhängig. Mal mehr, mal weniger schlecht. Aber nie gut. Sein Schriftbild ist eine Katastrophe und der Text bewegt sich, wenn er liest, meint er. Die Förderung der Schule hierzu ist nicht gut und hat ihn bislang in den 3 Jahren nicht vorangebracht. Die Rechtschreibung war bislang auch nur im Diktat entscheidend und das konnte er immer gut mit anderen Arbeiten ausgleichen. Ein private LRS-Förderung war furchtbar.
Seit einer Weile kommt er und meint, er kann sich gar nicht mehr konzentrieren und es strengt ihn selbst an, was sein Kopf da macht. Zudem scheint sich (zumindest gerade jetzt) sein LRS zu verschlechtern. Daraufhin habe ich eine LRS-Therapeutin kontaktiert, die meinte, dass sie eine Diagnostik Richtung AD(H)S benötigt.
Jetzt versuche ich gerade die letzten Jahre revue passieren zu lassen und kann es nicht ganz greifen.
Kann sich AD(HS) in der Pubertät erst jetzt richtig herausbilden? Als Kind hat er stundenlang Lego gespielt, war ein ruhiger Typ. Mittlerweile kann er, wenn er seinen Sport nicht hatte, nicht stillsitzen.
Ich versuche gerade einen Termin im SPZ zu bekommen, fühle mich aber gleichzeitig "hypochondrisch", weil er nicht so richtig in die Kategorie ADS passt.
Wäre super, wenn mir da jemand mal Erfahrungswerte geben könnte, damit ich das mal in meinem Kopf sortieren kann.
Danke
AD(H)S Verschlimmerung oder erst Auftreten in der Pubertät
Hi,
je nach Ausprägung des ADHS hat er vielleicht bisher vieles kompensieren können. Jetzt steigen die Anforderungen in der Schule, gleichzeitig wird die Großbaustelle Pubertät im Gehirn eröffnet und dann klappt das Kompensieren, Masking nicht mehr.
Sohn 1 ist seit dem 7 Lebensjahr diagnostiziert und musste mit 13 Jahren deutlich höher dosiert werden.
Sohn 2, hat auch schon immer leichte Tendenzen, ist aber sehr schlau und hat vieles kompensiert. Er hat Long-Covid, ist mittlerweile 13 Jahre und wir werden ihn jetzt auch testen. Im übrigen zappelt er auch in Folge der Corona Infektion mehr.
Ich wurde erst mit 44 Jahren diagnostiziert, mit Beginn der Wechseljahre, also auch eine hormonelle Umstellung.
LRS tritt ja auch sehr oft in Kombi auf. Uns hat eine professionelle Lerntherapie sehr geholfen. Wir haben diese übers Jugendamt finanziert bekommen. Wenn Kinder für psychische Folgen gefährdet sind, sprich Leidensdruck beim Kind besteht, kann man dies beantragen und die wissen auch wer wirklich gut ist.
Danke für deine Antwort.
Ja, das hört sich schon interessant an, vor allen Dingen das mit der Lerntherapie.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es auch habe, aber ich habe (notgedrungen) gelernt, damit umzugehen. Mal mehr, mal weniger gut. Jedoch war meine schulische Laufbahn schwierig.
Das möchte ich ihm ersparen oder zumindest gut unterstützen können.
Wie stell(t)en sich bei euch die Lernschwierigkeiten dar? Also gibt es Schwerpunkte? Auch LRS?
LG
Er hatte eine isolierte Rechtschreibschwäche und im dritten Schuljahr wurde die Note ausgesetzt. Nach 6 Monaten Lerntherapie war er auf dem Niveau 3-4 und wollte gerne wieder benotet werden. Das war eine Stunde wöchentlich, plus täglich üben zuhause. Ansonsten hatte er halt Konzentrationsprobleme und in der Struktur, das ist aber mittlerweile auch gut. Die Medis verbessern aber auch viel. Ich war früher wie ein Schwamm, habe alles mitbekommen und über 10 Dinge zeitgleich nachgedacht. Mit Medikation kann ich vieles ausblenden, bin bei mir, es ist so viel einfacher, ich bin nicht mehr so müde. Ich wusste gar nicht was Ruhe im Kopf bedeutet und ich habe auch eher "leichtes" ADS, benötige auch keine starke Dosis. Ein Test ist in jedem Fall sinnvoll. Falls es nicht zutrifft, dann kann man das Thema abhaken.
Wir haben ADHS gepaart mit "Höchstbegabt" laut Skala / Messwert. Letzteres war nur Zufallsbefund. Unsere KiÄ hatte uns Diagnostik empfohlen, als ich meinte dass unser sind sehr hibbelt, und man sollte das vor der Schule (Alter so 5/6) prüfen lassen, weil's da sonst Probleme geben kann. Das (leichte) ADHS hat sich bestätigt. SPZ klingt nach Österreich / Schweiz? In DE wird noch standardmäßig sowas wie Autismus, etc mitgetestet. Einmal Rundumschlag quasi. Eine LRS haben wir nicht, ggf aber eben weil dann doch die HB mit reinspielt.
Aktuell ist es so, dass es bei uns immer gleich blieb. Von 0 an war unser Kind schon ein Schreibaby, immer sehr fordernd, anstrengend, meine beste Freundin mit 10 Tage älterem Kind sagte, unser Kind verursacht Erziehungsaufwand wie 2, 3 Kinder. Ruhige Phasen wie bei dir kenne ich gar nicht. Also ja, wenn der Hyperfokus kickt, kann er sich auch ruhig beschäftigen. Aber ich würde ihn niemals als "ruhiges Kind" beschreiben. Zu keiner Zeit. Wir müssen schauen, wie sich das später gibt. Kann in Kombi mit der HB natürlich eine explosive Mischung sein, wenn er sich langweilt, das haben wir jetzt schon. Ich bin auf alles vorbereitet.
Nein, SPZ ist schon in Deutschland. Sozial Psychiatrisches Zentrum. Davon gibt es hier im Umkreis (Rhein-Main-Gebiet) einige. Die meisten nehmen aber momentan keine neuen Patienten auf :/
Ah okay, ich habe mal eine Diskussion verfolgt wo es hieß hier SPZ sei Schweiz oder so.
De Weg bei uns war Kinderärztin -> Überweisung zum Kinderpsychiater / Kinderpsychologen. Vllt ist das eine Lösung. Wartezeit war bei uns ca 6 Monate beim Facharzt.
Unser Sohn ist auch kein typischer Adhsler. Aber dann halt irgendwie doch.
Mache Dinge passen gar nicht. Er ist z.B. sehr strukturiert in vielen Dingen und vergisst nie etwas. Er konnte und kann sich heute immer noch sich stundenlang selbst beschäftigen. Gutes Gefahrenbewusstsein. Hält sich gut an Regeln.
Aber auf der anderen Seite stehen ander Dinge die wiederum sehr gut passen. Tut sich in der Schule schwer wenn die Strukturen inkonsistent sind und kann Lärm schlecht Filtern. Sozial und emotional auch schwierig in Gruppen. LRS hat er glücklicherweise nicht und unter Medikamenten hat sich das Schriftbild so gebessert. Mittlerweile kann er auch nachmittags, wenn Medikamente nicht mehr wirken, gut schreiben.
Lasst es abklären, wobei ich Euch zu einem Kinder- und Jugendpsychiater rate und nicht zu reinem SPZ.
Danke, das hört sich sehr nach meinem Sohn an. Fast in jedem Detail.
Uns wurde gerade in ein Sozial-Psychiatrisches Zentrum oder Praxis zu gehen, da Psychiater nicht ausreichend geschult sind. Mh, keine Ahnung.
Mal sehen, was unsere Hausärztin am Montag dazu sagt.
Das kann ich so nicht bestätigen. In unserer Praxis war das Anamnesegespräch mit einem Kinderpsychiater, der sehe detailliert gefragt hat. Dazu gab es Fragebögen für Kindergarten / Schule / Umfeld zu seinem Verhalten. Dann erfolgen ca 6 TTermine für die ganzen Tests mit Psychologen, etc. Das Abschlussgespräch wieder Kinderpsychiater.
Wenn Kinderpsychiater/ -psychologrn nicht ausgebildet genug sind - wer denn dann? :D Bei uns war es super hilfreich. Tabletten brauchen wir noch nicht, wir haben aber ein Coaching bekommen jetzt über mehrere Termine. Das Kind hat separat mit anderen Kindern Konzentrationsübungen, die Eltern zeitgleich im Nebenraum ein Coaching zum Thema "wie damit umgehen? Wie das Kind gezielt stärken und gezielt für Entspannung sorgen und Psychoedukation für ein besseres miteinander. Sehr umfangreich alles. Und das als Kassenpatient.
Ich hab ein Kind mit Autismus und ADHS und das trat sicherlich nicht erst mit der Pubertät auf. Aber ich würde hier einfach zu einem guten Kinder- und Jugendpsychiater gehen und testen lassen. Dann bist du auf der sicheren Seite. Denn wenn sich ein ADHS für was interessiert oder fokussiert, dann merkst du ihn möglicherweise wenig an das hier etwas im Argen liegt!
Ela
Danke, ja, das habe ich gestern hier (und dann recherchiert) gelernt mit dem Hyperfokus.
Da ich genauso bin wie mein Sohn, sah ich es nie als "Problem" an. Ich selbst habe kein LRS, aber alles andere ist oder war gleich. Ich habe gelernt, es besser zu kontrollieren, also meinen Kopf zu kontrollieren. Aber das ist so anstrengend (jetzt mal zurückblickend), dass ich immer völlig erschöpft bin und mich immer gefragt habe, wieso eigentlich.
Ok, wenn du genauso bist, dann habt ihr vielleicht beide.... Ich will dir oder euch aber nicht zu nahe treten. Bei uns in der Familie haben es Erwachsene nämlich auch. Und wenn man sich nie anders kennt hält man sich entweder für ganz normal weil es eben für einen normal ist. Oder man fragt sich schon immer wieso man anders ist und hat keine Antworten drauf. Beides ist möglich. Wenn du aber selbst sagst das du es gelernt hast besser zu kontrollieren hast du vielleicht schon irgendwann gemerkt das eben nicht immer alles rund läuft oder du vielleicht auch schon wo angeeckt bist. Von daher ist auch das möglich. Wenn du aber oft völlig erschöpft warst, hat es dich dennoch mehr Kraft gekostet als möglicherweise eben andere. Eben auch weil es für dich anstrengender ist als andere Menschen.
Letztendlich gibt es viele Möglichkeiten zur Hilfe, mit Medis, ohne Medis, mit Strategien, mit Therapien....
Ela
Es gibt Kinder die erst spät diagnostiziert werden weil sie es bis dahin geschafft haben sich doch irgendwie durchzuwurschteln oder gut maskieren können.
Viele Erwachsene kommen erst über die Diagnose des eigenen Kindes auf die Idee sich auch testen zu lassen.
Die Diagnostik macht im übrigen ein Kinder-und Jugendpsychiater, die meisten SPZ sind da nicht gut drin.
Bei den bewegenden Buchstaben evtl mal zum Augenarzt gehen. Mein Sohn hatte auch Probleme und es wurde eine Winkelfehlsichtigkeit festgestellt. Ein Auge ist einfach beim Fixieren „weggeflutscht“. Vllt habt ihr ähnliche Problematiken, das kann auch Schwierigkeiten in anderen Bereichen auslösen.