Ab wann mitentscheiden lassen? LRS

Hallo, mich würde mal interessieren, ab welchem Alter ihr den Kindern Mitspracherecht bei Diagnostik und Förderungsmöglichkeiten einräumt?

Mein Sohn ist 11, wird im Januar 12. er hatte schon immer Schwierigkeiten beim lesen und in der Rechtschreibung. Bis heute. Im 5. Schuljahr hatte ich den Vater endlich soweit, dass mal eine LRS Lehrerin raufschauen durfte. Er bekam für 1 Jahr einen kleinen Nachteilsausgleich (bei Arbeiten wurde zum Beispiel eine Aufgabe weggelassen oder er bekam mehr Zeit zum lesen). Da der Vater dann extrem dagegen gearbeitet hat, unseren Sohn beeinflusstest und sich gegen eine Verlängerung ausgesprochen hat, wurde das nicht verlängert.

Nun ist er auf das Gymnasium gewechselt und oh Wunder, es fällt ihm immer noch schwer. Das hat auch die Lernstandserhebung ergeben. Und auch in den anderen Fächern spielt die langsame Lesegeschwindigkeit eine Rolle.

Ich hatte mich mit der Deutschlehrerin ausgetauscht, diese hatte angeboten, dass die LRS Fachkraft nochmal testet. Er wäre auch nicht der einzige in der Klasse.

Jetzt hab ich mit meinem Sohn darüber geredet, weil der Vater in einem anderen Kontext gedroht hatte, die Diagnostik zu blockieren. Mein Sohn möchte das überhaupt nicht, seine Begründung: ich will das nicht. Einen anderen Grund benennt er nicht. Ich habe versucht, ihm den Kompromiss vorzuschlagen, den Test zu machen und dann weiter zu schauen. Hab auch versucht, zu erklären, dass das eine Hilfe sein kann. No way… ich vermute einen Loyalitätskonflikt und die Aussagen des Vaters dahinter.
Was würdet ihr machen? Mit dem Vater reden bringt absolut nichts leider. Der ist eher Typ schwarze Pädagogik und hat zum Beispiel unserem adhs Kind mit dem Internat gedroht 🙄

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Ein 11/12 Jähriger kann das doch gar nicht überblicken und würdest du ihn entscheiden lassen ob er eine Brille trägt oder nicht bei schlechtem Augenlicht. … man soll doch soviel Hilfestellung leisten, wie es geht. Wenn der Test aussagt, dass alles super ist, ist doch fein und wenn nicht, dann ist es doch um so wichtiger LrS-Förderung zu machen.
Wenn der Vater sich so quer stellt, dann Jugendamt. In diesen Belangen gibt es aus meiner Perspektive keinen Entscheidungsspielraum und erst mal geht es „nur“ um einen Test.

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Ja meine Meinung. Wenn bei dem Test nichts rauskommt, umso besser.
Tja, das Jugendamt macht leider nichts. Wir sind bei einer Familienberatung, die auch zum Jugendamt gehört. Aber Konsequenzen oder mal Auflagen oder eine verbindliche Beratung gibt es nicht. Also wird dem Vater gesagt das wäre wichtig, er macht es nicht und das war es

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Ich weiß nicht, wie das in Eurem Bundesland ist, aber hier gibt es LRS Nachteilsausgleich nur bei durchgehender LRS Förderung.

Daher gäb es da meinerseits keine Diskussion. Gehört mit zur Schulpflicht. Punkt.wenn er der Meinung ist, kein LRS zu haben, kann er ja durch den Test beweisen, dass dem so ist.

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Bei uns testen Schulpsychologen und dann gibt es ein Antrag auf Nachteilsausgleich, wie mehr Zeit oder jemand liest vor o.ä. Ich würde dem Sohn erklären, dass er es damit einfacher hat, weil auf ihn eingegangen wird.

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Du kannst kein Kind zwingen einen Test mitzumachen - da es dann eben einfach verweigert.
Genau so wenig kannst du auch nicht 24 Stunden kontrollieren, ob dein Kind die Brille trägt etc. Und ich würde erst recht kein Kind versuchen zu zwingen, wenn zudem der Vater dagegen arbeitet.

Statt dessen würde ich eng mit der Lehrerin in Kontakt bleiben und schauen wie ich ihn unterstützen kann. Mein Sohn hat auch alles verweigert und ist nach seinem Motto - die 4 ist die zwei den kleinen Mannes - bis zur Oberstufe gekommen - danach gab es keine Diktate mehr und lange Texte kann man sich inzwischen von einer KI ganz wunderbar vorlesen lassen. Und lernen mit YouTube klappt auch.

Bedeutet für Dich als Mutter - eben die vier genauso auch als okay anzunehmen und vor allem bereit sein, mit Lernorganisation etc. zu experimentieren.

Zudem würde ich ihn ermutigen doch Kontakt zu einem Mitschüler zu suchen der den Test gemacht hat und er soll sich berichten lassen.

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Hey, ja nochmal mit einem Mitschüler zu sprechen wäre vielleicht gut. Ansonsten hab ich auch schon über Nachhilfe nachgedacht oder halt Duden Institut. Aber bei letzterem muss der Vater auch wieder mitmachen.

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Vielleicht findest Du hier Anregungen: https://www.bvl-legasthenie.de/legasthenie/tipps-fuer-eltern.html
Und da hier immer wieder gesagt wird , andere Schulform. Meiner Erfahrung nach hilft dies gar nicht, da das Problem ja bleibt. Solange dein Sohn sich durchquälen will, lass ihn.
Wichtig für ihn: Mündliche Beteiligung - ist die einzige Chance durchzukommen.

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naja --- ab der 7. gibts eh in vielen Schulen kein Ausgleich mehr.

Steckt Eure Energie doch lieber in die Programme, in Nachhilfe, LOS-Institut etc...

Vertut keine Zeit mit Diagnostik gegen den Willen des Vaters, -- sondern lasse Deinem Kind Nachhilfe in Richtung LRS zukommen (also keine Echte Nachhilfe, du weisst, was ich meine). -- letztendlich bringt euch doch nur das "arbeiten am Thema" wirklich was. -- und dazu braucht man nicht unbedingt die Diagnostik (auf die ihr ein Jahr lang wartet und es dann eh keine Plätze auf lange Zeit gibt).

Geh lieber gleich an die Problematik ran: und überlegt, ob Gym. dann wirklich das richtige ist, mit dem Druck der da noch kommt.

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Hi, ja das werde ich machen, wenn da kein Weg hinführt.

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Ich denke, du siehst das falsch.

Dein Sohn gibt dir keine Entscheidungsbefugnis in dem Bereich und du bist nicht bereit, das zu akzeptieren. Aber absolut gar kein Mensch auf der Welt kann an der Entscheidung deines Sohnes etwas ändern.

Akzeptiere die Entscheidung und unterstütze ihn. Mehr kannst du nicht tun. Ich würde mir stark überlegen, ob er im Gymnasium richtig ist. Dein Kind ist erst in den unteren Jahrgängen der Sek. 1 - wie soll das dann in der Sek. 2 werden? Hier wird richtig angezogen.

Ich möchte dir noch einen Gedanken mitgeben. Dein Sohn hat ein Alter erreicht, indem er selbst vor Gericht gehört wird und seiner Meinung Gewicht zugemessen wird. Du schreibst selbst, dass er vom Vater massiv beeinflusst wird und diese ablehnende Haltung durch ihn kommt. Du schreibst aber auch, dass dein Sohn sagt, „ICH will das nicht.“ - dein Sohn formuliert ganz klar seinen Wunsch. Der Vater des Kindes ist der gleichen Meinung. Nur du, als Mutter, bist der gegenteiligen Meinung. Ganz ehrlich - spätestens bei der ignoranten Frage, ob der 11-jährige Sohn mitentscheiden darf, hätte ich als dieser Sohn persönlich dafür gesorgt, dass Mama zumindest einen Teil des Sorgerechts verliert.

Umso mehr schockieren mich Posts, die hier behaupten, der Sohn könnte das nicht überblicken, man solle ihn doch einfach zwingen.
Keine Ahnung, aber wie genau „zwingt“ man jemanden dazu, die HSP abzulegen? Ansonsten wird der Sohn das wohl einfach verweigern.

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Damit wollte ich nicht sagen, dass die ablehnende Haltung von Vater und Sohn richtig sind. Allerdings wird der Sohn mit 2 vollkommen gegensätzlichen Meinungen seiner Eltern konfrontiert und muss Stellung beziehen. Ihm ist bewusst, dass er immer, egal wie er sich entscheidet, einen Elternteil zutiefst enttäuscht und verärgert. Wahrscheinlich teilt er das immer wieder anders auf, um jedem mal gerecht zu werden. Er sieht nicht seine Bedürfnisse, sondern nur seine Eltern.

Diesmal hat der Sohn sich entschieden, der Meinung des Vaters zu folgen.

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Ich würde wahrscheinlich eine neutrale Person ins Boot holen
die Vertrauenslehrerin bspw
Die kann ggfls deinem Sohn nochmal erläutern, welche Vorteile eine Diagnose/ Testung haben kann.
Schließlich wird gerade im Gym erwartet, dass Kind zügig lesen und schreiben können. Im Unterricht und bei Klassenarbeiten hilft halt keine KI beim Vorlesen.
Und Rechtschreibung zählt in jedem Fach - am Gym sind es in der 5 Klasse ja schon 11 Fächer ( Sport habe ich rausgenommen).

Wenn er einen Nachteilsausgleich hat, dann hat er dadurch Vorteile - hier bei uns bis zur Oberstufe - nur der muss halt durchgängig sein.
Er kann nicht in der 11 ankommen " jetzt brauche ich den doch" -- das macht keine Schule mit.

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Frag ihn was er denkt was dann passiert? Mit lrs ist man nicht dumm. Es gibt viele schlaue Köpfe mit lrs. Bestes Beispiel ist Steve Jobs. Auch Tom Cruise. Ich denke sein Vater wird es so dargestellt haben, als ob man behindert wäre.
Mein Sohn hat auch lrs. Ohne den Nachteilsausgleich wäre er min. 2 Noten schlechter. Er hat mehr Zeit in klassenarbeiten und Tests. Kann oft in einem Nebenraum sitzen… denn er muss den Text vom test nicht selten laut lesen um ihn zu verstehen. Das würde andere stören. Und die Rechtschreibung wird generell nicht bewertet… in jedem Fach. Allerdings hat er schwere lrs….. die Buchstaben sind oft verdreht dargestellt und Wörter die er noch nie geschrieben hat, sind ein totales Kauderwelsch. Lesen geht eigentlich… aber das textvertsändnis fehlt.. so dass er sich selbst den Text laut vorlesen muss.

Ich denke dein Sohn hat Angst vor Stigmata. Aber suche mal raus welche Berühmtheiten alles lrs haben und trotzdem in der Welt super durchs Leben gehen . Ich denke Vorbilder sind wichtig.
Und ja… LOS kann helfen… auch wenn es preislich ins Geld geht.

Bearbeitet von sunberl
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Ich würde zunächst mal mit dem Sohn sprechen und fragen, warum er den Test nicht will. Vielleicht dabei auch Hypothesen formulieren und fragen, ob die zutreffen, aber nicht so, dass er sich in eine Ecke gedrängt fühlt oder meint, etwas "zugeben" zu müssen.

Meine Vermutung wäre, dass er LRS als Stigma betrachtet und daher keinen Test möchte, um sich nicht öffentlich für sein Defizit schämen zu müssen. Quasi als beschädigte "Ware" mit einem Fehler.
Zudem würde ich mal fragen, wie LRS oder andere Nachteilsausgleiche in der Klasse gesehen werden.

Auch, ob er glaubt, dass ein offizieller Stempel bedeutet, dass er nie flüssig und richtig schreiben und schnell lesen können wird. Oder ob er glaubt, dass das Label etwas an der Wahrnehmung der Lehrer über ihn ändern könnte.

Erst, wenn potenzielle oder vorhandene Ängste bekannt sind, kann man vorsichtig versuchen, daran etwas zu ändern, ohne ihm das Gefühl zu geben, die Ängste einfach unterdrücken zu müssen.

Schlimmstenfalls interpretiert er es so: "LRS=ich bin dumm", "kein Test = man kann gar nicht genau wissen, ob ich dumm bin, vielleicht wird es ja irgendwann wie durch ein Wunder auch besser".

Auch sollte betont werden, dass sowohl flüssiges und schnelles Lesen als auch korrektes Schreiben bei ALLEN Menschen Jahre brauchen und keiner das "einfach mal so" gelernt hat, dass es da aber sehr unterschiedliche Strategien gibt von bewusstem Wiederholen und Üben von Regeln über sehr viel lesen und schreiben und dadurch automatisch nach und nach besser werden. Meist ist es eine Mischung aus beidem. Da müsste er auch herausfinden, was für ein Typ er ist und was ihm besser liegt.

In jedem Fall muss man ihm sehr deutlich vermitteln, dass LRS, ob diagnostiziert oder nicht, keine Schande ist. Kein Grund, sich zu schämen oder aufzugeben. Vielleicht muss das wirklich erst mal sacken, bevor er diese Info wirklich aufnehmen kann.

"Dein Vater hat dir das eingeredet" könnte auch missverstanden werden als (im Extrem) "ich weiß, dass du dumm bist und ich möchte eine offizielle Bestätigung dafür!"

Zumindest sollte man solche Denkweisen in Betracht ziehen und daher vorsichtig an die Sache rangehen.