Hallo liebe Leser*innen,
meine Tochter ist in eine neuen höherklassige Sportgruppe gekommen, probeweise. Mit ihr auch noch ein paar andere Kinder. Nun hat es wohl die Aussage ihr gegenüber gegeben, dass sie wahrscheinlich vom Niveau nicht in die Gruppe passt und sie wieder zurück gehen wird. Das führte nun zu einer großen Enttäuschung und vor allem Angst, am Training teilzunehmen. Sie traut sich nicht dort hinzugehen, sie kann es auch nur sehr schwer formulieren warum. Deswegen will sie ganz abbrechen, obwohl sie Lust an dem Sport hat. Das finde ich am allerschlimmsten. Es entsteht ja auch nun ein Teufelskreislauf- nicht hingehen, die anderen trainieren weiter und werden besser. Nun bin ich am überlegen, wie ich ihr den Mut geben kann, es doch nochmal zu probieren. Wir standen schon vor der Halle und sie hat sich nicht getraut (sie ist 10 Jahre). Müssen wir es einfach annehmen und sagen, das solls gewesen sein? Es tut mir im Herzen weh. Es entstand so langsam ein Gruppengefühl.
Was denkt Ihr?
Angst nicht überwinden können
Von wem kam diese Aussage denn? Dann kann man es vielleicht besser einordnen.
Ich fände es wirklich schade, wenn sie es gleich ganz sein lässt. Kann sie denn nicht erst in der alten Gruppe bleiben und dann wechseln, wenn sie wirklich so weit ist?
Die Aussage kam von der Trainerin und ich kann verstehen, wenn das Leistungslevel zu hoch ist. Nur möchte sie nicht zurück, weil sie sich dafür schämt.
Sie ist ja noch garnicht in der neuen Gruppe also kann sie doch nicht „wieder zurück“ müssen. Und wenn sie kein Probetraining in der neuen Gruppe gemacht hat, muss sie sich ja nicht schämen.
Ich weiß, dass sie das komplett anders sieht. Irgendwo ist ja in der Kommunikation irgendwas schief gelaufen sonst wäre sie nicht in der blöden Situation gelandet.
Versuch ihr Mut zu machen, verspreche ihr etwas tolles, sag ihr dass sie daran wachsen wird und dass das alles nicht so schlimm wird wie erwartet.
Oder ist es möglich, dass sie mit deiner oder der Unterstützung einer Freundin privat trainiert um besser zu werden und den Sprung zur höheren Gruppe zu schaffen?
Vielleicht sucht ihr mal das Gespräch mit dem Trainer - vielleicht kann er ja auch in der Gruppe einfach sagen, dass er sie unbedingt behalten möchte und sie sich bereit erklärt hat das zu tun.
Und wenn sie von sich aus in der unteren Gruppe mitmacht?
Angst kann oft ein größeres Problem sein für Kinder, als man so denkt....
Meiner Tochter hat in einer ähnlichen Situation ein einziges Gespräch mit einer Kinder und Jugendtherpeutin geholfen.
...und ein Erstgespräch hatten wir innerhalb von 3 Wochen, ein richtiger Therapieplatz dauert länger.
Nur so, als Idee.
Daran hatte ich auch schon gedacht, aber ich möchte das auch nicht zu sehr hochpushen.
Das ist kein hochpushen, sondern die Suche nach der " Begegnungsebene".
Weißt du, wie ich es meine ? Ich war damals nicht in der Lage mir vorzustellen, was jetzt im Kopf meiner Tochter diese völlig überzogene und zur Handlungsfähigkeit führende Angst herkam.
Die Therapeutin hat, natürlich, ganz anders angesetzt als ich, viel weiter weg vom dem, worin sich die Angst zeigte und sich Stückchen für Stückchen angenähert. Das hätte ich nie leisten können, den die Angst, die sich zeigte, hatte für micht nichts mit dem wirklichen Problem meiner Tochter zu tun.
Ich würde in einer ähnlichen Situation wieder so handeln.
Ich würde mal versuchen, ein Gespräch mit der Trainerin, der Tochter und dir zu vereinbaren und zwischen beiden zu vermitteln.
Deine Tochter muss sich nicht schämen und wenn das Level wirklich (noch) zu hoch für sie ist und sie es nicht in angemessener Zeit aufholen kann, IST das doch für sie Stress und eine "Rückkehr" wäre besser. In der unteren Gruppe hätte sie dann noch Zeit, sich zu verbessern und würde vermutlich trotzdem zu den Besten gehören.
Dann würde ich ihr das so erklären: Wer in der 4. Klasse ist und sich in Mathe langweilt, dann in die 6. Klasse kommt und merkt, dass ihm der Stoff der 5. fehlt, hat nicht versagt, der Sprung war nur zu groß. Wahlweise, je nach Niveauunterschieden, könnte man das auch drastischer formulieren von der 4. in die 8. Klasse oder so).
Parallel würde ich aber die Trainerin fragen, was genau gefordert ist und wie das gedacht ist. Müssen die Kinder jetzt hechelnd aufholen? Gibt es Zwischengruppen? Gibt es Übungen, die sie zu Hause machen kann, um aufzuholen? Würde die Trainerin sie wieder in der ursprünglichen Gruppe sehen oder gibt es einen Mittelweg zwischen beiden Gruppen?
Ganz persönliche Sicht:
Ich war als Erwachsene in der Musikschule als Anfängerin. Durfte/ "musste" für regelmäßige (seltene) Auftritte üben mit Kindern und jungen Jugendlichen, die deutlich weiter, besser, sicherer und gelangweilter waren als ich. Für mich war das Stress, ich hatte das Gefühl, immer auf einem Level spielen zu müssen, auf dem ich noch gar nicht war, kam oft im Tempo nicht mit, der Ton litt.
Das habe ich später mal mit jemandem besprochen, der auch in dem Bereich arbeitet und der meinte, es wäre motivierend, wenn man bspw. im Orchester spielt, obwohl man das Stück noch gar nicht 100%ig kann oder das Tempo noch nicht erreicht. Man müsse halt schauen, wo man immer wieder einsetzen kann (das konnte ich auch nicht hören).
In dem Fall war ich froh, wenn diese Proben vorbei waren und übte viel lieber in eigenem Tempo für mich. Der "Profi" (Geigenbauer) sah es komplett gegensätzlich.
Deine Tochter müsste sich bewusst werden, welcher Typ sie ist. Zur Zeit scheint sie eher Typ Überforderung als Motivation zu sein. Dann wäre es doch besser, sie geht in die "niedrigere" Leistungsgruppe zurück und findet vielleicht parallel eine Gruppe, in der sie wenigstens teilweise oder in angrenzenden Sparten auf ihrem Niveau trainieren kann. Oder sie trainiert zu Hause über das Leistungsniveau der Gruppe hinaus.
Und dann kann sie doch nach einem oder ein paar Jahren schauen, ob sie sich wieder für eine anspruchsvollere Gruppe qualifiziert.
Danke an alle,
wir haben ihr dasselbe gesagt: sie kann gerne wieder in die alte Gruppe zurück. Es kann aber sein, dass es da zu langweilig ist. Für die jetzige Gruppe reicht es eben wahrscheinlich nicht. Es gibt keine Zwischengruppe. Ich könnte aber nochmals fragen, ob sie die Chance ,bei Verbesserungen , wieder“aufzusteigen“. Es handelt sich dann schon um ein wenig Leistungssport.
Wir haben heute zu Hause trainiert-freiwillig- und das gibt ihr auch ein wenig Zuversicht.
LG
Wenn man ambitioniert Sport betreiben will, passiert sowas halt leider häufig. Eigentlich ist das ja überhaupt nicht dramatisch. Sie hatte die Chance, sie hat es probiert, aber es reicht halt im Moment nicht. Nur wer es gar nicht erst probiert, ist vor solchen Erlebnissen geschützt.
Ich verstehe aber sehr gut, dass es sich jetzt total blöd anfühlt, wieder in die alte Gruppe zurück zu gehen. Könnte sie vielleicht den Verein wechseln und woanders neu durchstarten? Ansonsten würde ich mit der Trainerin reden. Eigentlich sollte die sich mit dem Mädchen zusammen zu setzen und einen Plan auszuarbeiten.
Wenn der Druck zu groß ist, ist es vielleicht besser, sie geht jetzt freiwillig zurück, mit der Option, dass sie nochmal versuchen kann, aufzurücken, wenn sie dort gute Fortschritte macht und vielleicht auch emotional erwas sicherer wird.
Meine 10 jährigen Jungs spielen Fußball.
Wir haben eine erste und zweite Mannschaft im Jahrgang, die beiden spielen in der zweiten. Der eine, weil er wirklich kein guter Fußballer ist, der andere, weil ihm die Gruppe einfach besser gefällt und er nicht dauernd auf dieser Schwelle stehen will, auf der deiner Tochter steht. Eigentlich zu gut für die eine Mannschaft, aber nur mit Mühe gut genug für die andere.
Er hat beschlossen, lieber zu den Leistungsträgern der zweiten Mannschaft zu gehören und immer in der Startaufstellung zu sein, als zittern zu müssen. Da er auch ein ängstliches Kind mit wenig Selbstbewusstsein ist, tut ihm das gut.
Ich würde trotzdem noch mal gemeinsam mit der Trainerin sprechen und fragen woran es liegt. Kann man das trainieren? Ist es nur Fleiß und Übung und 5cm wachsen oder fehlt das entscheidende Quentchen Talent/Dehnbarkeit/Ballgefühl (je nachdem was für eine Sportart das ist).
Danke für die Antwort. Ich denke, es fehlt einfach auch an körperlichen Voraussetzungen für diesen Sport, um ihn mit mehr Leistung zu trainieren. Sie müsste intensiveres und individuelleres Training haben. Das kann in der Gruppe nicht gewährleistet werden. Das reicht für viele, ist aber für unsere Tochter doch etwas zu wenig. Sie kann sehr gut Anweisungen umsetzen, sie bestimmt etwas weniger Talent und manchmal auch Mut. Dennoch hat es ihr bisher sehr viel Spaß gemacht und das war entscheidend. Es ist ein gutes Körpertraining.
Ich hoffe, dass sie doch auch in der leichteren Gruppe trainieren mag.