Hallo,
mein Sohn ist 8 Jahre alt und in der 2. Klasse. Ich habe den Verdacht, dass er eventuell eine LRS haben könnte. Bei seinen Cousin wurde es diagnostiziert (allerdings nach Meinung der Mutter zu spät) und ich bin der Meinung, dass ich selbst auch eine Rechtschreibschwäche habe, aber vor über 30 Jahren wurder so etwas noch nicht getestet. Zur Zeit habe ich bei meinem Sohn das Gefühl, dass das Lesen sogar immer schlechter wird. Wir lesen jeden Tag. Wir hätten ihm jetzt auch als Anreiz ein Legoset gekauft, das er bekommt, wenn er ein paar Bücher zusätzlich gelesen hat. Wir bekommen ihn trotzdem nur äußerst schwer zum lesen und dann oft mit Widerwillen und entsprechend lustlos. Andererseits liebt er Geschichten und vorgelesen bekommen will er jeden Abend. Teilweise erpresse ich ihn schon damit, dass ich ihm nicht vorlese, wenn er nicht selber erst liest. Das funktioniert dann schon, aber sollte ja eigentlich nicht so sein.
Seine Rechtschreibung ist auch eine absolute Katastrophe. Lernwörter hat er in dem Moment, wo sie die lernen drauf, eine Woche später, schreibt er sie dann aber wieder falsch. Aber so was von falsch. z.B. das Wort viel. Das war erst vor 1 oder 2 Wochen dran. Gestern musste er eine Geschichte schreiben. Er hat "fil" geschrieben. Wenn ich ihn frage, ob da nicht vielleicht ein Fehler ist, weiß er nicht, was ich meine. Und das ist nicht das erste mal, dass mir so was auffällt.
Meine Überlegung wäre gewesen, das ganze Ende der 2./Anfang der 3. Klasse zu machen, wenn sich bis dahin nichts verändert. Oder wäre es bereits jetzt sinnvoll? Ich weiß, dass sich so etwas in die Länge ziehen kann. An unserer Schule ist aber seit diesem Jahr eine Beratungslehrerin für LRS, sodass es evtl etwas schneller gehen würde.
Vielleicht erzählt ihr mir mal, wie und wann es bei Euren Kindern festgestellt wurde bzw. ob ihr bezüglich Zeitpunkt der Testung etwas anders machen würdet. Ich habe auch etwas Angst, dass sich mein Sohn dann darauf "ausruht" da er prinzipiell eher von der faulen Sorte ist.
PS: die Lehrerin hat beim letzten Gespräch lediglich gesagt, dass er von der Lesegeschwindigkeit eher im unteren Drittel ist und wir daran arbeiten sollen.
Wann LRS testen?
Wir haben bei begrüdetem Verdacht in der 3 Klasse getestet. Vorher ist der Test wohl noch nicht aussagekräftig.
Ich habe ähnliche Erfahrungen wie du gemacht.
Lehrerin Anfang 3. Klasse drauf angesprochen und mich vertrösten lassen. Anfang 4. Klasse eigenständig testen lassen mit negativem Ergebnis.
Heute 8. Klasse Rechtschreibung immer noch katastrophal.
Du kannst LRS ab Klasse 1 sicher testen lassen.
Ich würde nicht abwarten, je eher ihr was machen könnt, desto besser.
Zumal die Termine für Testungen ja auch dauern.
Du kannst auch bei einer Ergopraxis testen lassen, sofern die darauf auch spezialisiert sind.
Früher wurde das auch schon getestet- aber halt nur, wenn darauf von den Eltern geachtet wurde....
Wir haben es Ende der 1. Klasse professionell testen lassen. ( in einer darauf spezialisierten KJP-Ambulanz) und anschließend hat mein Kind sofort mit einer Lerntherapie gestartet ( mussten wir allerdings vollständig selber bezahlen, eine partielle Kostenübernahme durch das Jugendamt wäre erst ab Klasse 3 möglich gewesen).
Ich dachte damals, mein Kind würde niemals
einigermaßen flüssig und sicher lesen können und die Rechtschreibung war mir fast schon egal.
Nach 5 Jahren konnte es laut Testung exzellent Lesen ( Prozentrang 99 innerhalb der Altersklasse und Schulform Gymnasium), die Rechschreibung war ok.
Heute studiert es erfolgreich das Fach, mit den größten Anforderungen an das Textverständnis und einer daraus resultierenden Urteilskompetenz.
Mein Rat wäre immer, so früh wie möglich gegenzusteuern.
Augen sind in Ordnung?
Er trägt Brille und wir sind vierteljährlich beim Augenarzt zur Kontrolle.
Zur LRS kann ich nichts sagen, davon waren unsere Kinder nie betroffen.
Allerdings zur Leseförderung: da ich selbst Leseratte war und bin, habe ich ab Kleinkindalter bis weit ins Grundschulalter täglich vorgelesen.
Beim Vorlesen kommt es ja nicht nur darauf an, dass vorgelesen wird, sondern: "Was" vorgelesen wird.
Der Köder muss dem Fisch schmecken!
Abgelehnt habe ich jede Art von vordergründig moralischen Büchern - und davon gibt es leider wirklich viele. Ich selbst mochte die als Kind schon nicht.
Großartig ist alles, was Spaß macht - übrigens auch dem Vorleser. Wir haben im Grundschulalter gern den kleinen Nick gelesen, auch die Jeremy James Bände, Hilfe, die Herdmanns kommen, Harry Potter natürlich, aber durchaus auch Käpt'n
Blaubär, Tom Sawyer, die Schatzinsel, Robinson Crusoe, Alice im Wunderland, Märchen, die griechischen Heldensagen, Robin Good, Momo - also: viele Klassiker und die Kinder- und Jugendliteraturpreis-Bücher ausprobiert).
Wichtig war einzig und allein, dass es ungeheuren Spaß macht. Lesen sollte nie als Belohnung oder gar als Strafe eingesetzt werden.
Es lohnt sich, die richtigen Bücher zu finden. Ab ca. 3. Schuljahr haben wir nach dem Vorlesen noch 30 Minuten erlaubt, allein weiterzulesen und haben an einer Cliffhanger-Stelle aufgehört.
Trotzdem habe ich so bis ca 10 Jahren auch weiterhin vorgelesen, weil wir alle es so schön fanden und weil sie selbst vorher noch nicht selbst schnell und komplex genug lesen können - zumindest anspruchsvolle Texte.
Wenn die Kinder erst mal richtig auf den Geschmack gekommen sind (und da kann und soll man ruhig rumexperementieren mit allen möglichen Genres: geheimnisvoll, lustig, spannend, düster, aufregend, schön-traurig, gerade Jungs lieben z.B. auch anspruchsvolle Sachbücher: schon meinen 10 Jährigen habe ich Auszüge von Bill Brysons: eine kleine Geschichte von fast allem vorgelesen), auch Comics dürfen nicht fehlen, dann lesen Sie früher oder später meist selbst.
Unsere vier Jungs sind jedenfalls alle bis heute Literatur-Fans.
Um es mit Loriot zu sagen: ein Leben ohne Bücher ist möglich, aber sinnlos.
Hallo,
danke für Deine Antwort. Mein Sohn hat es schon als Kind geliebt, wenn ich ihm vorgelesen habe. Damit konnten wir uns stundenlang beschäftigen. Ich habe auch nicht damit aufgehört, weil er jetzt in die Schule geht und ja selber lesen kann. Momentan lesen wir Harry Potter und sind bereits bei Teil 4. Ansonsten muss ich mal schauen, was ich ihm noch vorlesen könnte. Dachte vielleicht an Narnia. Da er schon immer so gerne Geschichten gehört hat, hatte ich die Hoffnung, dass er von sich aus schnell gut lesen lernen möchte, damit er bald selber in die ganzen Geschichten eintauchen kann aber da fehlt ihm leider der Ehrgeiz - oder eben er hat einfach Probleme damit...
so machen wir es auch. Mein Großer lässt sich jeden Abend vorlesen. Er selbst kann perfekt und schnell lesen, aber er hat einfach nicht so den Antrieb dazu. Jetzt haben wir aber in der Bücherei ein Buch gefunden, dass er jetzt selbst liest, es geht um den Marsrover RES Das Thema interessiert ihn und er erzählt mir immer, was RES gerade so macht auf dem Mars :D
Vorgelesen wird gerade Alyxa, mit Band 1 bin ich jetzt fast durch. ich glaube es tut ihm gut, einfach nur dazuliegen und zuzuhören und zu kuscheln. Er ist 9 und ich genieße es einfach, wer weiß wie lange er das noch will.
Unsere Kleine ist dafür fleißig dabei selbst zu lesen. Sie ist im September eingeschult worden und liest schon selbst mit etwas Hilfe bei der Aussprache unbekannter Buchstaben und bei ganz langen Wörtern. Aber alle kurzen Wörter mit 4 - 5 Buchstaben klappen schon problemlos. Meist schaffen wir am Abend von den Erstleserbüchern immer 2 Seiten. Dann ist sie auch zu müde :D
Termin jetzt vereinbaren beim Kinder- und Jugendpsychiater.
Wartezeiten derzeit 6-9 Monate.
IdR sollte der Schriftspracherwerb abgeschlossen sein bzw. wenn ein Buchstabenlehrgang stattfand (die Buchstaben wurde schrittweise eingeführt), sollte dies abgeschlossen sein. IdR ist eine Testung ab Anfang Klasse 2 sinnvoll - dort werden die Kinder meist das erste mal "auffällig". Ihr seid also nicht zu früh dran, sondern solltet in die Spur gehen...
Übrigens ist "fil" gar nicht "sowas von falsch" :) Eigentlich ist es zum jetzigen Zeitpunkt völlig ok und lautgetreu. Wörter mit v müssen gelernt werden - und zwar wiederholt, da reicht sicher nicht eine Einheit. Das lange ie muss er noch verinnerlichen, ist aber auch nicht mega problematisch. Achte eher drauf, ob er häufig Vokale oder Konsonanten weglässt oder vertauscht...
Danke für den Hinweis. Ich dachte echt, dass sein "fil" vollkommen falsch ist. Aber er lässt tatsächlich insbesondere am Ende der Wörter ganz oft die Vokale einfach weg. Sowohl beim Schreiben als auch beim lesen. Mit d und b hat er auch Probleme, insbesondere bei Diktaten. Wenn er genug Zeit zum Überlegen hat, stimmt es, aber unter etwas Druck, verwechselt er die beiden. Beim lesen muss er bei diesen beiden Buchstaben auch oft probieren, welcher jetzt passt.
>> Lernwörter hat er in dem Moment, wo sie die lernen drauf, eine Woche später, schreibt er sie dann aber wieder falsch. Aber so was von falsch. z.B. das Wort viel. Das war erst vor 1 oder 2 Wochen dran. Gestern musste er eine Geschichte schreiben. Er hat "fil" geschrieben. Wenn ich ihn frage, ob da nicht vielleicht ein Fehler ist, weiß er nicht, was ich meine. Und das ist nicht das erste mal, dass mir so was auffällt.<<
Hm, könnte das vielleicht auch daran liegen, dass er das "Lernen" falsch versteht und die Lernwörter nach dem Test sofort wieder aus dem Kopf wirft?
Ich würde mal probieren, die längerfristig zu üben. Mit einer App oder mit Karteikarten. Vielleicht auch einen Tonpapierbogen an seine Zimmerwand hängen mit den aktuellen Lernwörtern der letzten Woche, so dass sich das visuell einprägt, einfach vom ständigen Sehen.
Ich weiß jetzt nicht, ob du noch andere Kinder hast, aber wenn es nicht stört, könnte man so einen Bogen auch ins Bad hängen, so dass man ihn von der Toilette oder dem Waschbecken aus immer wieder sieht.
Würde er denn bei LRS die Lernwörter erst kennen und richtig schreiben und dann vergessen? Mir scheint es so, dass einerseits nur für den anstehenden Test gelernt wird und andererseits die Konzentration beim Schreiben dann auf etwas anderem liegt, also nicht auf der Rechtschreibung, sondern dem Inhalt, der Schrift oder nur der Fokus auf die aktuellen Lernwörter gelegt wird.
Wenn er Sport oder Musik oder etwas in der Richtung (auch Zeichnen etc.) als Hobby hat, mache ihn mal darauf aufmerksam, dass er auch dort nichts gelernt hätte, wenn er nicht (automatisch) die Grundlagen immer wieder wiederholt hätte. Bspw. beim Fußball lernt man erst Schießen und übt das dann automatisch bei jedem Training. Wie schlecht wäre man, wenn man die ersten paar Stunden die richtige Technik vermittelt bekommen hätte und dann wochenlang nicht mehr geübt hätte, bevor es zum ersten Spiel käme?
Bei Musik ist es ähnlich - man lernt erst mühsam die Techniken, bspw. beim Klavier, wie die Hände liegen und wie sie wandern und welcher Finger wann welche Note greift - und dann spielt man wochen- und monatelang einfache Stücke mit den zuerst geübten Tönen. Würde man das nicht tun, könnte man niemals auch nur ein kleines Lied spielen. Würde man 4 Unterrichtsstunden bekommen und dann ein Jahr später wieder ein paar Unterrichtsstunden, hätte man vermutlich alles vergessen.
Damit, dass er die Lernwörter wieder aus dem Kopf wirft, passt irgendwie voll. Diesen Eindruck habe ich auch. Und auch, dass er sich beim Schreiben auf etwas anderes als die Rechtschreibung konzentriert. Diese Beschreibungen passen voll auf meinen Sohn zu.
Ich werde den Tipp mit dem Zettel an der Wand mal versuchen.
Weißt Du vielleicht eine App, mit der man das üben kann?