Wechsel Schule oder Grundschulförderklasse

Hallo, mein Sohn wurde kürzlich 7 und ist in der 1. Klasse. Leider funktioniert es in der Schule nicht. Es liegt noch nicht mal am Stoff. Er will in der Schule auf Teufel komm raus nichts ausprobieren. Er traut sich nichts zu und lässt es daher lieber gleich. Beim Thema Lesen ziehen die anderen dadurch jetzt an ihm vorbei und der Frust und Co werden größer. Die Schule arbeitet ausschließlich mit einer Anlauttabelle und aktuell Schreiben nach Gehör (wenn ich das vorher gewusst hätte wäre er da erst gar nicht hingegangen, aber man lernt ja dazu :-( ). Da er eine Sprachentwicklungsverzögerung hat ist das für ihn wesentlich schwerer als für andere Kinder. Aber das ist nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem liegt wirklich an der Verweigerung und dem Frust. Die Lehrerin beschreibt mir ein vollkommen anderes Kind als ich ihn daheim habe. Mit mir lernt er super gerne und kann auch die ersten Wörter zwischenzeitlich lesen. Ich weiß zwischenzeitlich auch nicht ob die Situation mit der Lehrerin einfach festgefahren ist...
Jetzt überlegen wir was wir machen. Ein Schulbezirkswechsel und zum Halbjahr die Schule wechseln? Ich habe eine Schule in der Nähe gefunden, in der einzelne Buchstaben gelernt werden und dann Silben gelesen und dann erst der nächste Buchstabe, etc. Falls es dort auch nicht klappt die erste Klasse wiederholen lassen.
Oder nochmal komplett den Druck rausnehmen und eine Grundschulförderklasse für den Rest des Schuljahres ausprobieren? Ich habe damit so absolut keine Erfahrungswerte. Keine Ahnung ob er da dann eher gelangweilt ist.
Nächste Woche fahren wir in eine Reha, ich habe ein bisschen die Hoffnung dort eine zweite Meinung von anderen Therapeuten und Lehrern zu bekommen. Allerdings sitzt uns echt die Zeit im Nacken :-(. Förderschule ist raus, der sonderpädagogische Bedarf wurde vom Schulamt abgelehnt weil er dafür wieder zu gut ist. Wir warten seit Monaten auf einen Termin zur ADS Testung und stehen auf der Warteliste für eine Therapie, grade was das Thema Selbstwertgefühl betrifft.

Hat irgendjemand Erfahrungswerte mit so einer Grundschulförderklasse?

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Lässt die Lehrerin denn mit sich reden? Tatsächlich ist das Arbeiten mit der Anlauttabelle für Kinder mit Sprachentwicklungsverzögerung o.a. Schwierigkeiten beim Sprechen schwierig. Denn was nicht richtig ausgesprochen wird, kann auch nicht richtig geschrieben werden (bzw. ist es anfangs schwierig)... Die Probleme treten aber auch auf, wenn es einen Buchstabenlehrgang gibt. Nur liegt da der Schwerpunkt nicht auf dem Schreiben allein...
Gibt es denn an der Schule keinerlei Fördermöglichkeiten? Z.B. einen separaten Buchstabenlehrgang? Gerade wenn dein Kind eine Diagnose hat, muss das doch möglich sein? Ich würde da erst nochmal ins Gespräch kommen. Es gibt ja z.B. auch Schulbegleitung, die bei der Aussprache Vorbild sein kann...

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es gibt ja oft Gespräche oder Wechsel zum Halbjahr. Also gib dir die drei Wochen noch und lasse in der Reha die Leute dort fachmännische Beurteilungen machen. - ist doch eine super Gelegenheit?

Tatsächlich finde ich, dass du zu viel Augenmerk auf das Thema mit der Anlaut-Tabelle und den Einzelbuchstaben-Lernweise legst. (tatsächlich kommen Kinder mit Förderbedarf eigentlich besser mit der Anlaut-Tabelle und dem schreiben nach Hören klar im ersten Jahr. Also die zwei in meinem Umfeld. -- scheint wohl Veranlagung zu sein, wenn die oben drüber dem widersprechen, hm ...... - ich rede jetzt nicht über die Spätfolgen dieser Lernweise aber es nimmt den Druck raus, erstmal "laufen zu lassen", was so Kinder, die Hemmungen haben eher unterstützt finde ich ....).
Die erste Klasse ist nicht nur Deutsch und schreiben/lesen lernen. -- was ist mit den ganzen anderen Fächern? Mathe? usw...

Du sagst, die Sprachentwicklungsstörung wäre nicht das Hauptproblem? - Das sehe ich anders, denn es wird mit Sprache im Kopf und nach aussen das schreiben + lernen verknüpft.
Warte die Reha ab, - hak das Jahr "egal wo" ab und fangt dann im Herbst neu in der 1. Klasse auf der richtigen Schule an. Ob das jetzt ein Wiederholen ist, oder die andere normale Grundschule oder eine Förderklasse.... -- da hast du dann ein halbes Jahr Zeit. -- gib dir aufs Halbjahr jetzt keinen Stress, so wie das klingt, ist das eh ums Eck? Bzw. wenn er aufholt kann er dann in der andren Schule in die 2. KLasse wechseln, falls das niveau gut genug ist. --

Gibt euch die Zeit. -- Es rennt nix davon. Du hst eine Super Gelegenheit jetzt in der Reha mit Fachpersonal ausfühlicher als mit Lehrern oder 15minunten Ärzten zu sprechen.....

Bearbeitet von tr357
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GfKs sind normalerweise voll.
Der Run ist groß darauf.

Wenn dein Shn Probleme hat, geh in die Diagnostik. Termin bei Kinder- und Jugendpsychiater.

1. Klasse wiederholen kann. Man im HJ ansprechen.

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Du sagst zwar es liegt nicht am Stoff, sagst im nächsten Satz dann jedoch, dass es am Stoff/Lehrmethode liegt.
Und Selbstvertrauen und "Stoff können" hängt ja auch eng zusammen.

Wenn ich MI nicht sicher lesen kann und alle anderen Mimi ist im Nest lesen, ist doch klarndass ich dann kein Selbstvertrauen habe und mich nicht melde.

Unser Sohn hat zwar zwar das gegenteilige Problem (liest eher auf Niveau 4.Klasse und muss sich Minitexte geben) aber er hat damals in der Logopädie im Kindergarten innerhalb von 2-3 Wochen mit Intraact fließend lesen gelernt.

Ich benutze es bei meinen ADHS und geistige Entwicklung-SuS in der weiterführenden Schule auch sehr gerne.

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Weiss man die Ursache für die Sprachentwicklungsverzögerung? Wurde dein Kind auf AVWS getestet?

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Zurückstellen und dann in eine andere Grundschule einschulen lassen, die nicht Schreiben nach Gehör unterrichtet.

Du schadest deinem Kind damit aktiv auch für die weitere Zukunft - das kannst du nie wieder gutmachen. Sei froh, dass dein Kind sich verweigert. Eigentlich schützt es sich. Du musst dir mal vor Augen führen, dass diese Methode bereits in vielen Bundesländern verboten ist und immer mehr Bundesländer ziehen nach.

Mein Ältester wurde ebenfalls mit Sprachentwicklungsverzögerung nach dieser Methode unterrichtet. Heute ist er in der 12. Klasse. Ohne Notenschutz und Nachteilsausgleiche geht nichts. Er hat eine ganz massive LRS. In seinem Jahrgang sind vielleicht 5 oder 6 Kinder, die nicht LRS haben … alle anderen wurden durch diese Methode geschädigt oder eben noch zusätzlich geschädigt.

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“Die Schule arbeitet ausschließlich mit einer Anlauttabelle und aktuell Schreiben nach Gehör“

Hat dein Sohn eine phonologische Bewusstheit entwickelt?
Das ist die Fähigkeit, die Struktur der Sprache auf der Ebene ihrer einzelnen Bausteine wahrnehmen und identifizieren zu können.
Ein Kind, was diesbezüglich entwicklungsverzögert ist, hört z.b. nicht, dass Wörter aus einzelnen Lauten bestehen und kann diese erst recht nicht einzeln hören und erkennen.
Für ein solches Kind ist obige Lehrmethode sehr frustrierend und quälend.
Verweigerung wäre dann Selbstschutz.

Ich würde so schnell wie möglich zu einer LRS- Diagnostik raten.
Im Rahmen einer eventuellen ADHS wäre das auch leider eine häufige Begleitstörung.

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Also mit Erfahrung mit förderklassen kann ich jetzt nicht so dienen. Aber es gibt so integrierte förderklassen, in denen weniger Kinder in der Klasse und auch langsamer gearbeitet wird. Allerdings soll das nur genacht werden, um den Stoff zu festigen, und die normale Klasse wird dann mit dieser Basis wiederholt.

Schreiben nach Gehör ist für mich ein absoluter Unsinn . Wenn du eine Schule an der Hand hast, die anders unterrichtet, würde ich da das Gespräch mit dem Rektor suchen und die ganze Sache schildern. Vielleicht wäre das für deinen Sohn eine Möglichkeit , sich motiviert zu verbessern, weil das Umfeld ein ganz neues ist.

Vielleicht kann er da auf einen Schnuppertag gehen. Das würde ich mal versuchen

Bearbeitet von Barbara47
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Meine Tochter hat eine auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung. Sie würde mit Schreiben nach Gehör gar nicht klar kommen. Insbesondere nicht in der 1. Klasse. Bei ihr war gerade die Lautwahrnehmung ein Problem. Sie konnte also gar nicht „hören“ aus welchen Buchstaben ein Wort besteht.
Wart ihr schon beim Pädaudiologe? Wir waren damals zur Beratung und Testung bei der Landesgehörlosenschule. Wir haben Glück, da wir eine in der Nähe haben. Dann kam Logopädie. Später die Testung auf LRS etc. bei einer Praxis für Kinder- und Jugendpsychatrie.

Sie hat zum Glück nach der Silbenmethode gelernt. Das klappte dann auch ganz gut. Mittlerweile ist sie in der 4. Klasse und liest gut. Aber das Schreiben ist nach wie vor sehr kreativ.

Könnt ihr denn mit der anderen Schule einen Termin ausmachen und euch informieren?