Titelvorschlag: „Erfahrungen mit Ganztagesschulen und den Isar-Schulen in München: Ist der Lernstress wirklich vorbei?“

Hallo,

ich wollte mal nachfragen, ob jemand hier im Forum mit Ganztagesschulen (Gym, Real) bzw. den Isar-Schulen in München Erfahrung hat. Ich war gestern auf einem Infotag der n und war ganz begeistert, denn es wurde versprochen, dass die Kinder nach Unterrichtsschluss wirklich Lernschluss haben (außer vielleicht Vokabel lernen) und an den Wochenenden ebenfalls nichts mehr zu tun ist. Ganz glauben kann ich dies jedoch nicht und wollte fragen, ob es hier im Forum Leute gibt, deren Kinder auf Ganztagesschulen gehen und ob dem wirklich so ist. Denn das ewige Lernen (kombiniert mit null Eigeninitiative des Kindes) an den Nachmittagen und Wochenenden empfinden wir mittlerweile als sehr schwierig in der Familie. Ein Kind (6. Gym) kann nicht allein lernen, mit Mama will es nicht mehr (verständlich), sitzt nur am PC, null Motivation und zudem ständige Diskussionen. Schlechte Noten sind - wenn ich mich raushalte - vorprogrammiert, denn Überflieger ist Kind generell nicht. Wenn dann hat er bislang die Noten durch Fleiß und meiner Hilfe geschafft. Egal. Die Ganztagesschule endet jeden Tag um 17 Uhr.
Der Schultag ist also lang. Aber: kommt er dann wirklich entspannt heim und kann den Stoff? Haben wir wieder entspannte Abende und Wochenenden? Es wäre ein Traum.

Drum: Gibt es hier jemanden, der Erfahrung mit solchen Schulen oder gar mit den Isar-Schulen in München hat? Das würde mich wahnsinnig interessieren, zumal nun auch die Kleinste vor dem Übertritt steht und nach einer passenden Schule sucht.
Vielen Dank für eure Rückmeldungen.

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Ich antworte in grau, weil ich durch meine Beiträge wahrscheinlich erkennbar wäre, wenn man meinen Beruf kennt.

Ich bin Schulsozialarbeiterin und bin mit im Ganztag eingebunden an einer weiterführenden Ganztagsschule in München.
Meine Erfahrung ist: Es gibt in den "Vorbereitungsstunden" Kinder, die motiviert arbeiten und fertig werden. Leider aber auch genauso viele, die ständig versuchen, dem Arbeiten zu entkommen. Bei uns ist eine Lehrkraft für über dreißig Schülerinnen in dieser Stunde zuständig, selten zwei wegen Personalmangel. Natürlich kann man da als Kind viele Ausweichmöglichkeiten finden. Die Kinder, die von selbst arbeiten kommen gut klar, allerdings ist der Ganztag für die, die das nicht gewohnt sind oft sehr hart. Manche landen bei mir in der Beratung, weil sie die Lernzeit nicht nutzen und eben sehr langsam arbeiten/nicht fertig werden, dann am Abend nichts erledigt ist und der Abend/das WE dann zur Lernzeit wird. Manche wollen dann unter dem Jahr in den Halbtags, was aber nicht geht.
Ich persönlich würde mein Kind nicht in den Ganztag geben, wenn es auch anders geht. Es ist einfach sehr anstrengend für die Kinder, vor allem wenn dann noch am Nachmittag Hauptfächer unterrichtet werden oder man in der Klasse schlecht Kontakte knüpfen kann.

Wie es an den privaten Schulen läuft, weiss ich nicht.
Die Stadt München hat mittlerweile Pläne, den rhythmisierten GT wieder in eine Nachmittagsbetreuung umzuwandeln. Aus genannten Gründen und weil die Nachfrage nicht mehr groß ist.

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Hier in NRW war es bei meinen Kindern so, dass die Schüler zuhause keine Hausaufgaben machen mussten, wenn sie langen Schultag hatte.

Bei 4 Tagen Langtag war dann nur noch Tag mit Hausaufgaben.

Am WE lernen (müssen) liegt doch eher am Lerntyp des Schülers. Die Schule kann mit noch so vielen Schulstunden nicht alle Defizite bei allen Schülern auffangen.

Die Werbung der Schule klingt gut und zieht sicher viele Schüler an. Aber überleg mal: bis 17.00 sind 10 Schulstunden mit ca. 1 Stunde Mittagspause. Und . . . wann ist das Kind zuhause? Da sind doch keine Hobbys und Treffen mit Freunden mehr möglich.

Ganz ehrlich, ich würde meinem Kind das nicht antun, dass sein Leben nur noch aus Schule besteht.

Bearbeitet von Emma63
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Ich schreibe auch mal in grau.
Bin Lehrerin im Ganztag und habe schon viele Klassen von der 5 bis zum Abschluss begleitet. Meine Kinder werden auf keine Ganztagsschule gehen. Erst recht nicht bis 17 Uhr.
Die wenigsten meiner Schüler kamen damit zurecht, zu Hause nichts zu machen. Unterricht bis 17 Uhr bedeutet, dass dein Kind keinem Hobby mehr nachgehen kann und auch keine Zeit hat zu lernen, auch wenn es in der Schule nicht fertig wurde. Ja, bei uns gibt es Zusatzfächer- ich würde es besser finden, wenn mein Kind in diesen 2 Stunden wöchentlich einem selbstgewählten Hobby nachginge.
Dazu kommen dann noch die Kollegen, die Aufgaben in der Selbstlernzeit aufgeben, die diese Stunden pro Woche bei weitem sprengen. Für Arbeiten muss gelernt werden. Wenn deine Kinder bis 17 Uhr zur Schule gehen, müssen die Klausuren und die Zusatzaufgaben am Wochenende vorbereitet werden.

Bearbeitet von Heute Anonym
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Mit München hab ich keine Erfahrung.
Ich komme aus NRW, hab 17 mein Abi gemacht. Meine jüngste Schwester letztes Jahr, die Geschwister meines Mannes - ebenfalls NRW - gehen teils noch zur Schule.

Wir alle - geschlossen - fanden die Ganztagsschule (anfangs noch nicht offiziell - aber de facto 4 Tage die Woche bis 16 Uhr Schule) furchtbar.

Die Konzentration war nachmittags im Schulgebäude nicht mehr da - ging zu Hause viel, viel besser. Meistens war es eh unterricht, kein Lernen.
Das Lernen und Hausaufgabenmachen bei den jüngeren Geschwistern ist kaum vernünftig betreut. Passt für Leute, denen die Dinge leichtfallen, aber wer Ruhe oder mehr Erklärungen braucht ist fehl am Platz.
Schulstart um 8 und Schulschluss um 16 Uhr bedeutete: Von zehn vor 7 bis 17 Uhr aus dem Haus.
Hobbies müssen irgendwie darum gebastelt werden - wenn das überhaupt klappt.

Bei mir selbst (noch keine offizielle Ganztagsschule) war zwar die offizielle Regel: Wenn nachmittags Unterricht ist, darf für den nächsten Tag nichts aufgegeben werden. Tja, dann haben die Lehrer halt für den übernächsten Tag aufgegeben und der nächste Tag war auch ein Langtag.
Bei den Geschwistern, die mit offizieller Ganztagsschule nachmittags Lernzeiten haben merkt man (bei ihnen und ihren Klassenkameraden): Wem die Schule leicht fällt, der sitzt den halben Nachmittag blöd rum, weil er schon mit allem fertig ist. Wem die Schule schwer fällt, der muss sich auch zu Hause noch mal ransetzen.

Ganz ehrlich: Wenn dein Kind nicht alleine lernen kann, dann wird es das auch im Ganztag nicht hinkriegen. Dann muss es lernen, zu lernen.

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Hier Erfahrung Neffe Ganztags in der IGS: nicht positiv.

Es müssen zu Hause trotzdem noch Vokabeln gebüffelt werden, evtl kommt in der 7. Klasse noch eine Fremdsprache hinzu.

Und auch für Klassenarbeiten oder Tests wird am Wochenende zu Hause gelernt.

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Ich komme aus einem ganz anderen Fleckchen und habe keinerlei Erfahrung.
Aber: meiner Meinung nach wird das für motivierte SchülerInnen super laufen.. die die auch zu Hause brav ihr Zeug erledigen, kleine Hilfen von Außen ausreichen und die sich selbst ganz gut organisieren können..

Für die Kids die zu Hause Mama als treibende Kraft brauchen, viel Hilfe, viel Antrieb- für die wird’s weniger gut laufen..
Wenn viele Kids gemeinsam lernen sollen steht dann halt keiner daneben um ständig zu schauen dass auch das eine Kind nicht nur „in die Luft schaut“, sondern wirklich lernt

Und dann ist das Kind zwar täglich bis ewig in der Schule braucht aber dann die Nacht und das Wochenende immer noch um gemeinsam mit Mama das versäumte nachzulernen..

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Meine Tochter kam aus der bayerischen Grundschule mit Hauptschulempfehlung (bindend) am eine Baden-württembergische Gemeinschaftsschule. Der Arbeitsaufwand Zuhause in der 5. Klasse im Vergleich zur 4. Ist ca. 20%. Sie hat 3 Tage bis 15:40, zwei Tage bis 13 Uhr. Die Langtage sind nachmittags Werkstatt (nähen, kochen, Sport u.a. nach Wahl), Kunst und Englisch. Vielleicht auch Zufall, dass das jetzt keine schwierigen Fächer sind.

Ab und zu bringt sie Aufgaben übers Wochenende mit, die sie nicht geschafft hat und natürlich muss sie Vokabeln und für Arbeiten lernen. Das sind die 20%.

Sie lernt derzeit in allen Fächern im Realschulniveau.


Sie hat genügend Zeit für Hobbies unter der Woche: Chor, Reiten und Eislaufen.

Sie und wir sind zufrieden. Man muss aber sagen, dass sie zwar keine Lust zum lernen hat, aber schon immer bestrebt war, ihre Aufgaben in freier Lernzeit fertig zu kriegen (in der zweiten Klasse gab es zb Wochenpläne). Das liegt sicher nicht jedem Kind.

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das kingt mega aber ist nicht München leider.

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Ich komme aus München und kenne einige, die auf den Isarschulen sind. Meine Tochter ist auf dem einzigen städtischen Gym in München mit gebundenem Ganztag, kennen uns auch gut aus. Ich würde es nicht wieder tun. Oft sind diese Intensivierungen am Nachmittag nicht hilfreich und die Kinder können nicht konzentriert arbeiten, es ist laut und wuselig. Zuhause ab 17 Uhr müssen dann Vokabeln gelernt werden und auch für Schulaufgaben, da sind die Kinder schon durch. Sie hatte Ganztag nur bis zur 8. und ist jetzt froh, dass sie es nicht mehr hat. Die Isarschulen sind sehr fordernd, meine Freundin hat ihre Tochter an der Isar Realschule und die nimmt sich fast nichts mit dem Gymnasium, da ist der Sohn. Außerdem ständig Personalwechsel. Und was heisst Lernschluss? Sie haben einen Wochenplan, wer nicht fertig wird in der Schule muss Zuhause arbeiten, dann hat man als Mutter kaum Überblick was die Kinder können, da keine Hausaufgaben im eigentlichen Sinne. Und für Abfragen für den nächsten Tag muss ja auch gelernt werden, Bio, Geo etc. Und das am Abend dann. Im Winter kommen sie im Dunkeln heim. In Bayern ist keine Schule wirklich entspannt. Ich würde eine Schule nehmen bis Mittag ohne OGTS, das hab ich jetzt bei der Kleinen gemacht. Sie kommt um 14 Uhr heim, hat wenig Hausaufgaben, kann Hobbies nachgehen und in Ruhe chillen.