Achtung lang!
Hallo zusammen,
wir möchten unsere Tochter fast 7 Jahre gerne entlasten und teilweise verstehen. Wir wissen aber einfach nicht wie.
Von klein auf haben wir gemerkt, dass unsere Tochter etwas anders ist weder positiv noch negativ. Keiner hat mich ernst genommen. Jetzt merken es aber doch auch außenstehende was wir schon immer gemeint haben.
Mal von Anfang an. Mit ca. 3 Monaten musste sie immer um 18 Uhr ins Bett und daran durfte nie was geändert werden sonst ist es in einer reinsten Katastrophe geändet. Die nächsten Tage war sie sonst komplett außer sich. Kam nicht zur Ruhe etc. Das ist auch so geblieben bis sie 4 - 5 Jahre war.
Uns ist früh aufgefallen, dass sie vom Kopf her sehr weit ist. Nicht hochbegabt oder so. Gelaufen ist sie mit 17 Monaten. Aber ihre kognitive Entwicklung war und ist sehr weit und sie ist unheimlich wissbergierig. Mit 2 1/2 Jahren wollte sie wissen warum der Tag 24 Stunden hat, wer das erfunden hat, warum der Himmel blau ist, hat mich Fachbegriffen/Erwachsenensprache gesprochen . Sie hat sich nicht mit einfachen Antwort zufrieden gegeben sonder wir mussten das in Wissensbüchern genau nachlesen. Sie hat kein Interesse an gleichaltrigen Kindern. Sie möchte immer bei den Erwachsenen sein oder Kinder die schon 2 - 3 Jahre älter sind. Sie interessiert sich nicht für Sachen in ihrem Alter. Sie redet sehr sehr viel und ich meine wirklich von 12 Stunden redet sie 11,5 Stunden ununterbrochen. Sie kann gar nicht aufhören. Außer wenn man ihr Bücher vorliest oder Hörgeschichten anmacht dann ist die so vertieft das sie von der Außenwelt nichts mitbekommt.
Seit Sommer ist sie in der Schule und es Stand auf der Kippe ob sie eingeschult werden kann. Aber nicht von Kopf her sondern weil sie dauernd redet, sich nicht zurück nehmen kann. Sie merkt das auch gar nicht, wenn man sie darauf hinweist dann versteht sie es gar nicht. Sie lässt sich von allem ablenken egal bei was.
Wir haben 1 Jahr vor Schulbeginn den Kindergartrn gewechselt durch einen Umzug. Dem neuen Kindergarten ist das auch sofort aufgefallen. Sie hat in der Schule eigentlich keine Freunde weil sie als redet und es den anderen zu viel ist, aber wie gesagt ihr fällt das gar nicht auf.
Ich war schon bei einer Beratungsstelle. Sie hat mir einige Tipps zum konzentrieren gegeben, wo sie am Tisch sitzen sollte, wo der Schreibtisch steht etc. Aber es gibt keine Besserung. Ich soll nochmal mit meiner Tochter kommen, aber das dauert (Watteliste seit 8 Moanten) Ich habe das Gefühl, wenn man ihr auch was sagt es kommt gar nicht bei ihr an.
Durch das alles habe ich das Gefühl ich kann gar nicht mehr an sie ran kommen. Ich kann mich schwer in sie rein versetzen. Weiß nicht wie ich handeln soll um ihr die lasst ab zu nehmen. Das krassesteste ist diese dauernde Reden. Ich kann auch einfach irgendwann nicht mehr. Dieses dauernd zuhören und antworten. Was ich gerne möchte aber nicht kann. Wir haben noch 2 weitere Kinder.
Und jetzt kommen von außenstehenden nur dumme Kommentare oder Sprüche die sie auch teilweise jetzt mitbekommt.
Unser Kind ist anders / Von der Umwelt überreitzt
Hi,
ich erkenne da einige Parallelen zu meinem Sohn. Er ist mittlerweile 11. Ist auch ein Dauerpalaberbär. Er hat auch sehr früh begonnen Dinge auf ihre Funktion zu untersuchen....will immer alles verstehen. Wie geht das, dass der Kühlschrank kalt ist ....mit 3,... hat schon in der Krippe Experimente gemacht.
Wie sieht dein Mann eure Tochter? Was sagt die Schule? Bleib im Gespräch mit der Schule und höre auf dein Bauchgefühl. Sprich nochmal mit dem Kinderarzt und schau ob du eine Überweisung zu einem Psychologen bekommst.
Liebe Grüße
Isy
Mein Bauchgefühl sagt mir schon seit sie 2 - 3 Jahre ist, dass sie anders ist. Aber keiner nimmt mich ernst. Damals wo wir in der Krippe waren die haben da auch schon so Muster gesehen. Der Kindergarten dann nciht mehr, erst als wir im letzten Jahr in einen anderen gewechselt haben. Der Kinderarzt sieht kein Handlungsbedarf.
Meinem Mann fällt es auch auf. Er ist aber Vollzeit arbeiten und bekommt das nicht so extrem wie ich mit. Ich glaube ihm fällt es schwer sich einzugestehen, dass sie nicht der "Norm" entspricht. Die beiden haben eine sehr gute Bindung. Und wenn sie mit einem Erwachsenen alleine zusammen ist fällt das alles auch nie so extrem auf außer das dauernde reden und das sie sich schwer in andere rein versetzen kann.
Außenstehende sagen halt immer ach was ein Quaseltante. Sie ist noch ein Kind das verwächst sich noch.
Habt ihr bei eurem Sohn etwas unternommen?
Liebe Pupamaus,
ich schreibe dir eine PN für das Weitere.
LG
Isabel
Was sagt die Schule ? Welches Bundesland? - Hier eine Frage nach dem Personal-
Ich arbeite an einer Grundschule, ein Kind, dass ständig redet kenne ich nicht. Ja, viele, die oft reden, aber mit Ansprache dann doch aufhören können, für eine gewisse Zeit.
Sind Ihre frühkindlichen Reflexe abgeklopft worden ?
Was sagt der Kinderarzt ? Vielleicht doch mal ins SPZ? Oder in einer spezialisierten Ergopraxis vorstellen?
Habt ihr Sonderpädagogen an eurer Schule? Falls ja, sucht mal das Gespräch zu ihnen. Ansonsten werdet ihr jetzt wohl nicht um eine Diagnostik herumkommen. Die bietet das SPZ an oder eben ein Kinder-Jugend-Psychologe alleine. Es ist wohl etwas davon abhängig wer die kürzere Wartezeit hat.
Mit einer passenden Diagnose hätte deine Tochter Anrecht auf noch mehr Hilfen, Schulbegleitung o.ä. Und der Druck würde genommen werden so sein zu müssen, wie andere sind.
Was ist ein SPZ? Unsere Kinderärztin unternimmt einfach gar nichts. Das wäre normal, das verwächst sich.
Unsere Tochter hat auch bis kurz bevor sie in die Schule gekommen ist Nachts in die Windel gemacht, da hieß es auch nur das ist normal. Fanden wir jetzt nicht, da sie mit frischen 2 Jahren teocken tagsüber waren.
Sie sieht das Ganze auch alles gar nicht so schlimm. Sie merkt nicht, dass sie aneckt aber wir sehen und merken es.
Wir merken die Unruhe in der ganzen Familienkonztelation. Wenn sie mit dabei ist ist eine dauernd Unruhe, Geschwisterkonkorenz, die Geschwister kommen nicht zu Sprache und dadurch gibt es als gestreite. Es ist einfach so eine extreme Belastung.
Sozialpädazisches Zentrum oder Institut. Das heißt in jedem Bundesland anders und ich weiß nicht mehr was die am weitesten verbreiteste Form ist.
Hm, ich würde euch hier nur folgenden Tipp geben: Schaut mal (an verschiedenen Stellen - Webseiten, Foren, Bücher), was bei Kindern im Autismusspektrum und Kindern mit ADHS empfohlen wird und testet vorsichtig, ob etwas davon helfen könnte.
Manchmal helfen ja Tipps, die für spezielle Fälle mit ähnlichem Verhalten gedacht sind, ohne, dass das Kind zwingend diese gleichen Störungen hat.
Parallel würde ich bei euch schauen, was euch helfen könnte als Eltern/ Geschwister, ohne die Tochter zu stigmatisieren (also nicht sagen "der Bruder darf jetzt mal alleine in sein Zimmer, weil die Schwester wieder so nervt", sondern bspw. "jeder braucht mal einen Rückzugsort, wenn jemand allein in sein Zimmer geht und die Tür schließt (und vielleicht ein bestimmtes Schild raushängt), dann lässt ihn jeder andere in Ruhe").
Tochter erzählt von sich und ihren Interessen: Kann sie gut schreiben? Malt sie gern? Könnte man ihr so etwas wie ein Tagebuch, ein "Junk Journal" (in das nur Belastendes kommt bzw. nicht zwingend Erlebnisse und Gedanken, die man unbedingt festhalten möchte), ein Skizzenbuch etc. geben und sie anleiten, dass sie damit die Erlebnisse und Gedanken des Tages verarbeitet, BEVOR sie sie jedem erzählt? Das müsste man natürlich wieder vorsichtig machen, um sie nicht zu stigmatisieren. Man könnte erzählen oder Videos zeigen, wie andere Menschen solche Hefte nutzen oder wer in der Geschichte alles Tagebuch geführt hat oder historische oder aktuelle Skizzenbücher zeigen. Nicht signalisieren "hier, mach das mal, damit du uns nicht so nervst".
Innere Unruhe: Wie sieht es aus mit körperlicher und geistiger Auslastung? Wie mit Entspannung? Kann man Entspannungsübungen in den Alltag einbauen, einfache, die sie auch mal alleine machen kann?
Ist sie geistig ausgelastet? Sind ihre Interessen anspruchsvoll, übt sie sie für ihr Alter auf einem anspruchsvollen Niveau aus? Vielleicht könnte man da noch etwas drehen? Ist sie aktuell auch ihrem Alter ca. 3 Jahre voraus? Das würde ja ggf. Langeweile in der Schule erklären und erklären, warum sie so viel von sich redet - weil die Mitschüler alle "langweilig" sind und nichts Interessantes/ Neues zu sagen haben aus ihrer Sicht. Eventuell könnte man mal Gruppen suchen für Kinder mit ihren Interessen, in denen also Kinder sind, die selbst auch auf höherem Niveau "arbeiten", weil sie das Thema sehr interessiert.
Grundsätzlich würde ich bei deiner Beschreibung auch mal Underachievement bzw. besondere Begabungen und Probleme, die diese verursachen können, googeln. Auch hier: Ruhig mal im Bereich Hochbegabung suchen, selbst, wenn du der Ansicht bist, dass sie da nicht vertreten ist. Also schauen, was Betroffenen dort in der Kindheit schwer fällt und wie man am besten damit umgeht und schauen, ob man Teile davon bei ihr "verwenden" kann.
Grundsätzlich fürchte ich, dass eure Tochter irgendwann fragen wird, was denn mit ihr "nicht stimmt", dass sie merken wird, dass sie anders ist und eine Erklärung dafür brauchen wird. Insofern fände ich eine Diagnostik oder zumindest Erklärung seitens der Fachleute schon für ihre Entwicklung wichtig. Sonst denkt sie, sie ist einfach nur komisch und kann sich nicht genug am Riemen reißen, um so mit anderen umzugehen, dass sie nicht aneckt. Das wäre ja auch ein belastender Gedanke.
Wenn sie übrigens am Computer schreibt, kann sie auch täglich bspw. nach der Schule oder abends sich alles von der Seele schreiben, was ihr gerade im Kopf herum geht und das dann einfach löschen. Also auch damit vielleicht ein bisschen den Drang aus ihrem Kopf löschen, das detailliert zu erzählen.
Schaut mal nach einem Psychologen/Psychiater,
bei unserem ähnlichen Kind kam Hochbegabung und ADHS in der Diagnostik heraus.
Wir können das "anders" allerdings bis heute nicht so recht benennen, außer "anstrengend" 😅, weil man keinerlei Vergleiche hat.
Seit das kleinere Kind auf der Welt ist, haben wir etwas mehr Anhaltspunkte. 😉
Alles Gute euch.
Und ja, das Reden und Fordern und Fragen ist wirklich ermüdend.
Ich fühle mit dir... das ist mega anstrengend
Mein Sohn hat ADHS, ist jetzt 8 Jahre.
Ich erkenne vieles davon wieder.
Er stellt am Tag auch 1000 Fragen und ich dachte immer, dass sei "normal" und habe mich dafür verachtet, dass ich immer so erschöpft war.
Bei einer Kur kam dann ständig die Frage "ist der immer so?" "Redet der immer so viel?" "Sie wissen aber am Abend auch, was sie gemacht haben"
Er war als kleines Kind auch Hyperaktiver als jetzt. Bei Mädchen ist das oft nochmal anders.
Lasst deine Tochter untersuchen auf ADHS und ASS
Sie wird älter und irgendwann merkt sie, dass andere Kinder sie nicht mögen. Das macht was mit den Kindern. Auch wenn sie es nicht zugeben.
Unserem Sohn geht es mit Medikamenten besser. Er lernt, sich zu regulieren und hat auch, wenn auch nur 2, Freunde gefunden.
Mit dem Rest der Klasse kommt er auch aus.
Ich muss zwar immer noch morgens um 7 Fragen zu Wasserstoff beantworten, aber es wird besser mit zunehmendem Alter. Er kann auch mal warten, bis er dran ist.
Wichtig ist auch, nicht ständig zu antworten. Ein "ich möchte/kann jetzt nicht " muss auch mal akzeptiert werden.
In der Schule ist es ja auch nicht so, dass sich die Welt nur um deine Tochter drehen kann. Das müssen solche Kinder lernen.
Alles Gute für euch.
So wirkliche Tipps zu den bereits gesagten Dingen habe ich nicht, aber bei der Tochter von bekannten ( mittlerweile diagnostiziert ADHS und nach der medikamentösen Behandlung wurde auch ASS deutlicher) hilft eine Stoppuhr. Sie ist sehr empfänglich für solche Regeln/Rituale und über den Weg trainieren sie Schweigen. Das scheint ganz gut zu funktionieren. Kann dir aber nicht sagen, ob das ohne die medikamentöse Behandlung auch geklappt hätte…
Vielleicht einen Versuch wert.
Das ist so ein bisschen, wie die Klischeebeschreibung eines nerdigen Autisten, der die ganze Zeit von Dingen redet, die niemanden interessieren, das aber nicht registriert und sein Verhalten auch nicht ändern kann oder will.
Nimm so schnell wie möglich, morgen, Kontakt zu einer Praxis für Kinder-und Jugendpsychiatrie auf und lass dort eine Diagnostik starten. Die Wartezeiten sind extrem lang aber ihr braucht keine Überweisung.