Die Resultate der ADHS-Testung unserer Tochter (6) sind nun da. Testung selbst ist ein halbes Jahr her, seither wurden noch Lehrkräfte mit Fragebogen befragt. Insgesamt enthält der Test wenig Überraschendes, seit unsere Tochter eingeschult wurde, ist ihre Fähigkeit, sich zu fokussieren, zweifellos deutlich gestiegen, ausserdem hat unsere Tochter weder Hyperaktivität noch Impulsivität, sondern vor allem Unaufmerksamkeit. Die Diagnose bleibt darum weiterhin offen. Das habe ich in etwa so erwartet. Bei der ADHS-Testung wird auch ein Intelligenztest gemacht.
Unsere Tochter zeige ein "heterogenes Bild". Visuell räumliches Denken ist sie auf der 96% Percentilie (d.h. 4% sind besser oder gleich gut), Sprachverständnis, Fluides Schlussfolgern und Arbeitsgedächtnis ist sie jeweils zwischen 60 und 75%, Verarbeitungsgeschwindigkeit auf 10%. Es ist eigentlich wenig überraschend. Bei Rätselheften, die wir auf Zugfahrten o.ä. haben, löst sie am liebsten Aufgaben mit Zahlen wie Sudokus oder Sachen wie "welche zwei Würfel sind identisch" oder "welche Puzzleteile gehören zusammen" o.ä., wo man im Kopf die Objekte drehen muss. Bei sowas ist sie mittlerweile schwer zu schlagen. Wenn sie unter Anleitung etwas tun muss, dauert es in der Regel lange, bis erst mal etwas passiert. Zeitdruck ist ihr völlig fremd. Gefühlt und auch nach Ansicht der Personen, die sie schon in der Kindergartenzeit mit ihr gearbeitet haben, ist es allerdings deutlich besser geworden. Im Kindergarten war es krass auffällig, beim Elternbesuchstag in der Schule hatte ich den Eindruck, dass sie immer noch lange braucht, allerdings nicht mehr mit Abstand die Langsamste ist.
Wenn sie als Hausaufgabe ein Blatt mit Rechenaufgaben lösen soll, läuft es in etwa so: Eine Weile lang ist keine zielgerichtete Aktivität erkennbar, irgendwann löst sie das Blatt durch, dazwischen beschäftigt sie sich mehrere Minuten mit einem Schreibfehler, bis sie diesen dann ausradiert und korrigiert hat. Am Schluss ist in der Regel alles richtig. Die Lösung für eine Rechenaufgabe kann sie schnell sagen, bis das Zeug alles auf Papier ist, kann es dauern. Wenn sie etwas auf Zeit machen muss, hat sie von zehn Aufgaben die erste Hälfte richtig, danach ist die Zeit um. Beim ADHS-Fragebogen haben einige Fragen darauf abgezielt, ob das Kind viele Flüchtigkeitsfehler mache, oder schnell mit Aufgaben fertig sei, diese dafür häufig fehlerhaft seien. Das ist z.B. überhaupt nicht der Fall, im Gegenteil.
Die Empfehlung ist, die bisherigen Therapien weiter zu führen. Meine Überlegung dazu ist, dass das eine gute Sache ist, da es erkennbar besser wird. Im Moment liegen ihr die Themen in der Schule. Ich frage mich, wie es aussehen wird, wenn in der Schule Themen kommen, die ihr nicht so liegen wie Rechnen und Lesen lernen, wo sie vielleicht nicht mehr so leicht trotz ihrer Ablenkbarkeit irgendwann in den Fokus rein kommt. Und wie weit sich das mit der langsamen Geschwindigkeit mit der Zeit noch ändern wird.
Gerne hätte ich dazu Meinungen von Leuten mit eigener Erfahrung.
Niedrige Verarbeitungsgeschwindigkeit
Du wirst ja mit dieser Erkenntnis zur Lehrerin gehen und mit ihr reden. Dein Kind ist nicht das erste Kind mit diesen Problemen und die Lehrerin wird bestimmt gute Ideen haben.
Bei uns an der Schule genutzt, aber nicht unumstritten, sind die " Wahlkabinen", also wirklich diese Aufsteller hinter denen man verschwindet, um sein Kreuz zu machen.
In manchen Klassen gibt es das, als Arbeitsplatz, besonders für die SuS, die sich leicht ablenken ( lassen). Die Nutzung ist freiwillig und wird gerne angenommen.
Das war bei uns schon vor der Diagnose umgesetzt, unsere Tochter hat freiwillig einen Extrasitzplatz gewählt und sich zuhause ähnlich eingerichtet. Insgesamt ist es wie erwähnt in der Schule deutlich besser als im Kindergarten. Wieviel darauf auf die neue Situation entfällt und wieviel auf persönliche Fortschritte, wissen wir natürlich nicht genau. Die Testung ist ja nun schon mehr als ein halbes Jahr her.
ich würde es mal mit Kinesiologie und Konzentrationstraining versuchen. Und bei der Ernährung Zucker und Weissmehl streichen
Deine Tochter wurde auch auf AVWS getestet?
Gezielt meines Wissens nicht, möglich ist es, dass einer dieser Untertests den Zweck hat, eine Differenzialdiagnose in Richtung AVWS zu stellen. Da sie zufälligerweise mehrere Jahre lang im Rahmen einer Studie bei der Entwicklung ihres Sprachverständnisses beobachtet wurde und weil sie sowohl dort als auch bei der ADHS-Testung im Bereich Sprachverständnis signifikant überdurchschnittlich abgeschnitten hat, würde ich nicht davon ausgehen, dass sie das hat. Sie kann ja auch problemlos inhaltlich passende Dialoge führen zu allen möglichen Themen und ist da auch nicht langsam.
Die Diagnose ist mir bekannt, weil ein ehemaliges Nachbarkind sie hatte. Das hat sich bei ihr ganz anders geäussert als bei unserer Tochter. Allerdings habe ich sie seit ihrem Wegzug aus den Augen verloren.
Als Ergänzung: es gibt nicht nur AVWS sondern auch VVWS, also visuell. Gerade wenn du schreibst, dass sie mündlich fit, aber schriftlich langsam ist, könnte da was sein, was sich mit einem Augentraining ein bisschen verbessern lässt.
Meine Tochter hat eine Hör- Wahrnehmungsschwäche, bei der sie das Gehörte minimal verspätet verarbeitet (Ohren sind ok).
Diagnose machte ein Kinderpsychiater, in deren Praxis eine Kinderpsychologin in 3 intensiven Test dies herausfand.
Meine Tochter bekam Ergotherapie und hat das ganz gut im Griff. Die Ergotherapeutin meinte, das wird immer zu spüren sein, aber sie lernt damit umzugehen.
Ach ja, die Lehrerin Kl. 1 meinte auch, meine Tochter hat ADHS, weil sie anscheinend unkonzentriert war. Aber sie konnte sich ansonsten gut konzentrieren.
Von dieser Hör Wahrnehmungsschwäche hatte die Lehrerin in gut 30 Jahren Berufserfahrung noch nie etwas gehört.