Kompo7 - Werkstatttage im BBZ

Hallo!

Mein Sohn besucht die 7. Klasse einer hessischen Realschule und hatte vor den Weihnachtsferien den Kompo7 (Kompetenzfeststellung). Von dieser Testung hat mein Sohn schon berichtet, dass am eigentlichen Test-Tag überwiegend handwerkliche Dinge getestet wurden, die alleine oder in Gruppen bewältigt werden mussten.
Als Ergebnis kam dann heraus, dass unser Sohn für technische / handwerkliche Berufe besonders geeignet sei - was mich wundert, da er sich für solche Dinge bisher nie interessiert hat (Kunst war nie sein Ding, Werken hat er bisher in der Schule nie gehabt, wenn ich mit ihm etwas werkeln möchte, lässt die Begeisterung schnell nach). Seit ein paar Monaten erzählt er allerdings, dass er Architekt werden möchte, wobei ich nicht weiß, wie er darauf kommt.
Ich (und auch viele andere Personen, die unseren Sohn gut kennen) hab die Stärken meines Sohnes immer im sozialen / pädagogischen Bereich (er hat z.B. seit der 2. Klasse einen Freund, der heute 7 ist und "spielt" total schön mit ihm, die 3jährigen Geschwister einer Fußballkameradin fahren total auf meinen Sohn ab, die kleinen Cousins vergöttern ihn) gesehen, da er total gut mit kleinen Kindern umgehen kann und sich auch bei alten / kranken Personen als extrem einfühlsam zeigt. Hier ergab die Auswertung, dass unser Sohn für solche Berufe eher weniger geeignet ist. Bei der Besprechung des Tests war ich leider nicht dabei, da hierfür die Kinder nur kurz aus dem Unterricht genommen wurden und es keine festen Termine gab (ist vom KM anders vorgesehen, wird aber an der Schule unseres Sohnes anders gehandhabt).

Dazu jetzt meine Frage: Weiß jemand von Euch, wie ein solcher Test abläuft, und wie welche Kompetenzbereiche getestet werden? Ich selber bin im Gesundheitswesen tätig und suche seit Jahren händeringend Auszubildende, bekomme aber so gut wie keine Bewerbungen. Wenn ich die Erzählungen meines Sohnes allerdings höre, wundert mich das nicht mehr. Aber vielleicht hat er auch nur erzählt, was ihm Spaß gemacht hat???

Und das nächste ist: Ab nächster Woche sind die Kids im BBZ zu sogenannten Werkstatttagen. Hier ist mein Sohn eingeteilt in den Berufen Maurer, Elektriker, Maler und Friseur (das 5. hab ich wohl vergessen) - also auch wieder nur handwerkliche Berufe. Ich denke, Kompetenzen sind das Eine, aber Interessen sind doch auch wichtig. Und wie soll man Interesse für eine Sache entwickeln, wenn man sie nie kennenlernt. Vom Boys Day im Kindergarten war mein Sohn jedenfalls total begeistert, und auch die Erzieherinnen fanden, dass er sich gut eingebracht hat.

Darum meine Frage: Wie sind da Eure Erfahrungen? Wie zutreffend sind diese Kompetenzfeststellungen? Und an die Eltern älterer Kinder: Machen Eure Kinder jetzt tatsächlich das, was ihnen in der 7. / 8. Klasse geraden wurde?

LG

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Hallo,

direkte Erfahrungen habe ich nicht.
Aber ich war vor knapp 30 Jahren in der Oberstufe beim BIZ, um herauszufinden, was denn wohl eine sinnvolle Ausbildung/Berufswahl für mich wäre. Mein Hintergrund damals: Mathe und Physik LK, sehr schüchtern, introvertiert und leicht soziophob.
Das Ergebnis des Tests: Ich müsse auf jeden Fall was im sozialen Bereich, mit Menschen, machen, das wäre mein Ding.
Das Ergebnis meiner eigenen Recherchen und Überlegungen: Studium der Elektrotechnik und jetzt "einfache" Entwicklungsingenieurin mit Kollegen, die alle mehr oder weniger ticken wie ich.

Seit meinem damaligen Erlebnis gebe ich auf solche "Berufsberatungen" mal so gar nichts mehr.
LG

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Haha, ich sollte Leuchtreklamehersteller werden. Seitdem gebe ich darauf auch nichts mehr, da mir das bereits in der Mittelstufe seltsam und nischig vorkam.

Als Lehrkraft empfehle ich immer etwas, was gut zu den Interessen passt, aber auch machbar ist und wovon ich glaube, dass es sich gut leben lässt.
Von Erziehern rate ich vielen aus unterschiedlichen Gründen ab. Und ja, grundsätzlich halte ich Ausbildungen im Handwerk für nützlicher. Aber den allermeisten Schülern traue ich das nicht zu…

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Goldschmiedin hier. Ich hasse Basteln und Werken, habe 2 linke Hände und kriege schon zu viel, wenn sich der Reißverschluss im Innenfutter verheddert. Ich trage nicht einmal Goldschmuck.

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um Architekt zu werden, braucht er Abitur, das sollt4e von vornherein klar sein. Archtiekten verdienen im übrigen nur selbstständig gut. und dazu braucht es viel Kapital Gruss von der Bauingenieurin, Studium abgeschlossen 1983

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Das hab ich meinem Sohn auch erklärt, ist ja vielleicht ne Motivation, in der Schule mehr Gas zu geben ;-). Wobei er eigentlich motiviert ist, nur die Umsetzung im Unterricht klappt nicht ;-)

LG

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Mir wurde damals auch geraten, entweder

- Bibliothekarin zu werden (habe eine Hausstauballergie)
- oder Landschaftsgärtnerin (bin klein und zierlich mit extremer Frühjahrsallergie)

Hm.

Geworden bin ich Musikerin. Das wurde in unserer Klasse niemandem empfohlen und wir waren eine Klasse mit Musik-Schwerpunkt und hatten sogar einen ziemlich talentierten Jungstudenten in der Klasse.


In Bezug auf deine Auszubildenden könntest du die Betreiber dieses Tests ja mal selbst ansprechen.
Und dich erkundigen, wie die Statistik so ist: wie vielen wird wohl ein sozialer oder medizinischer Beruf empfohlen?
Gibt es eine Studie, die erhebt, wie oft die Schüler dieser Empfehlung folgen?
Letztlich müssten die Organisatoren doch ein Interesse daran haben, mit denjenigen im Gespräch zu bleiben, die ihre "Kunden" später mal einstellen...

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Ich habe an solchen Kompetenztagen für 8.Klässler in NRW mitgearbeitet.
Ja, zum " machen" ist es Handwerk bzw. Technik, aber beobachtet wird alles. Eben auch die personelle und sozialen Kompetenzen, so werden die Aufgaben ja " gestrickt", für die Teenies geht es um " baue daraus ein Haus" , zu beobachten ist dann u.a. Strategie Vorgehen, Planung Arbeitsschritte, wer braucht Hilfe, wer bietet Hilfe an, wer geht auf andere zu, bei Arbeiten, die zu zweit einfacher sind, aber nicht explizit als Team gekennzeichnet sind und und und. Da siehst du auch die sozialen Aspekte eines Menschen.

Die Kompetenzanalyse meiner Kinder fand ich auch nicht passend, meiner Tochter wurde Krankenhaus oder Kindergarten empfohlen, meinem Sohn Kfz- Elektriker oder Maler. Da findet hier nichts von statt. Meine Tochter ist in der Stadtbücherei gelandet, mein Sohn studiert.

Ich habe auch viel über den Sinn von solchen Verfahren nachgedacht. Besser wäre sicherlich, jedes Kind wählt 4 oder 5 Berufe aus und begleitet einen Menschen für einen Tag, der diese Arbeit macht. Soetwas in dieser Richtung.

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Hallo!

Vielen Dank für Deine Antwort.
Mein Sohn musste im Rahmen der Kompetenzfeststellung auch eine Selbsteinschätzung durchführen, die dann durch eine Lehrkraft (?) ergänzt wurde. Es gab eine Unterteilung in 5 Abstufungen zwischen "trifft voll und ganz zu" und "trifft überhaupt nicht zu". Die Lehrkraft meines Sohnes sieht ihn in fast allen Bereichen zwischen "trifft voll und ganz zu" oder "trifft weitestgehend zu". Nur einmal wurde er im mittleren Bereich eingestuft. Aber ich werde am Elternsprechtag auch mal mit dem AL-Lehrer sprechen.

LG

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Hört sich vergleichbar mit der Potentialanalyse in NRW an.
Mein Sohn hat die vor kurzem in klasse 9 Gymnasium gemacht.
Die Stärken und aufgezeigten Berufe, die bei der Auswertung herauskamen, haben nicht im Geringsten mit seinen Fähigkeiten und Interessen zu tun.

Ich persönlich gebe da wenig drauf.

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Für Gymnasiasten gibt es hier in Klasse 8 oder 9 den Kompo Gym, der wird aber nicht an allen Gymnasien durchgeführt, während der Kompo7 an Haupt- und Realschulen flächendeckend stattfindet.

Aber Danke für Deine Einschätzung!

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Die Potentialanalyse ist in NRW jeden Schüler einer allgemeinbildenden Schule verpflichtend.

Da gibt es kein „Kann“

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Mir wurde, seinerzeit vom BIZ, empfohlen Physio oder Ergotherapeutin zu werden. Heute bin ich beides. Mit Herz und Seele. Kann aber auch Zufall gewesen sein. Der Plan stand eigentlich auch vorher schon :-)

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Bei diesem Test vom BIZ glaube ich, dass das Ergebnis immer dann gut passt, wenn man schon so einigermaßen eine Plan hat. Ich denke, dass dann eben die Antworten anders ausfallen als wenn man total unbedarft herangeht.
Ergotherapie finde ich total spannend, und wenn ich vor 35 Jahren den Beruf gekannt hätte (komme vom Land, da gab es damals weder Ergotherapeuten noch Logopäden), wäre das für mich sicher auch eine denkbare Richtung gewesen.

LG

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Wir hatten in der Schule noch einen Test. Ich weiß aber nicht mehr woe der hieß. Das war so ne Mischung aus Aufgaben aus verschiedenen Schulfächern, Abfrage von Interessen und Neigungen, logischem denken......
U.s.w. Da kam genau das gleiche raus. Vll bestärkst du deinen Sohn noch ein wenig darin das er offen bleibt und im Praktikum noch was anderes ausprobiert.
Meine Große kann auch sehr gut mit kleineren Kindern umgehen. Die kleinen fliegen auch total auf sie. Eine Ausbildung in die Richtung kann sie sich aber null vorstellen. Soe versteht auch gar nicht was dle kleinen so toll an ihr finden.

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Meine Söhne haben einen ähnlichen Test in Klasse 9 oder 10 gemacht. Und bei beiden war das Ergebnis eher 'Äääh? Das will ich auf keinen Fall!' Genauso wie bei den meisten Ihrer Klassenkameraden.
Ich habe keine Ahnung, wie die Ergebnisse zustande kommen, habe aber den Verdacht, dass der prognostizierte Fachkräftemangel in einem Bereich mitbewertet wird.

Im Übrigen ist so eine Feststellung 3 Jahre vor dem Abschluss / Ausbildungsbeginn denn doch eher vage. Wenn ich mir anschaue, was meine Söhne in Klasse 11 für Studiums- / Ausbildungswünsche hatten und was es dann schlussendlich geworden ist: Da liegen Welten dazwischen.

Grüsse
BiDi

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Ich selber bin im Gesundheitswesen tätig und suche seit Jahren händeringend Auszubildende, bekomme aber so gut wie keine Bewerbungen. Wenn ich die Erzählungen meines Sohnes allerdings höre, wundert mich das nicht mehr. Aber vielleicht hat er auch nur erzählt, was ihm Spaß gemacht hat???

Darüber wunderst du dich?

Stell dir vor du bist 14/15 und überlegst langsam in welche Richtung es gehen könnte und dann liest du überall. Fachkräftemangel in der Pflege. Alle unterbezahlt, körperliche Überlastung, Überstunden, keine Freizeit, Stress mit Patienten und Angehörigen.

Würdest du dann da hingehen, wenn du vielleicht auch niemanden in der Familie hat, der dir ggf. anderes berichten kann?

Wenn man über Jobs nur noch negativ berichtet, dann werden den auch immer weniger Leute in Betracht ziehen.

Mein Traumjob wäre in Richtung Eventmanagement gegangen, aber die Arbeitszeiten sind halt völlig Familienunfreundlich und ich wollte definitiv immer Familie, daher habe ich es gelassen.