10jährige einsam-findet keinen Anschluss

Hallo zusammen,

Ich muss mich wirklich einmal ausheulen. Meine Tochter ist 10, 5. Klasse Realschule und hat Schwierigkeiten sozialen Anschluss zu finden. Sie ist ein eher zurückhaltendes, ruhiges Mädchen die leider schon seit der Grundschule mit Ängsten zu kämpfen hat und Trennungsangst.
ihre damalige beste Freundin hat sich während der Grundschulzeit einer anderen Freundin zugewandt.

Leider wird die Trennungsangst dadurch auch nicht besser, weil der soziale Anschluss fehlt um mal die Welt zu entdecken und Situationen zu üben.

In der Klasse ist es ok, da hat sie sich einer Gruppe angeschlossen. Wobei es auch da Phasen gibt, da wird sie stumpf stehen gelassen.
Im privaten verabreden klappt leider so gut wie nie. Sie hat eine neue Freundin gefunden, einen Ort weiter die nur leider extrem selten Zeit hat.
Die anderen Mädels vor Ort verabreden sich höchstens mal wenn sie nichts besseres gefunden haben. Da wird auch oft spontan abgesagt, wenn sich was besseres ergibt.

So sitzt sie leider die meiste Zeit nachmittags und am Wochenende zuhause und ist wirklich einsam. Sie ist leider auch Einzelkind.
In einen Verein bekomme ich sie auf Grund der Ängste nicht - das wäre natürlich eine Möglichkeit Kontakte zu knüpfen.
Ich bin wirklich verzweifelt. Ich persönlich empfinde die meisten Kinder im Umfeld auch als sehr unempathisch und vor den Kopf stoßend. Leider passieren dazu passend auch einige Situationen und das fördert das Vertrauen in andere natürlich nicht.



Ich denke immer, es gibt sicher noch mehr Kinder denen es so geht, auch wohnortnah. Aber wie findet man die?

Hat jemand eine Idee oder hatte/ hat eine ähnliche Situation und kann mir etwas Mut zusprechen.

Ich denke immer grade jetzt werden Freundschaften doch so wichtig.

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Wie geht ihr denn mit den Ängsten eurer Tochter um? Geht sie in die Ergo? Ihr wolltet hier versuchen, das aufzuarbeiten, denn sonst läuft ihr Gefahr, das auch diese Ängste als Angststörung festigen und dann wird es noch schwerer dagegen anzukämpfen.

Ich habe das in der Familie erlebt und das kann echt heftige Ausmaße annehmen. Bis hin zu jahrelang die Wohnung nicht mehr verlassen.

Redet mal mit dem Kinderarzt, und schaut euch entsprechend nach Ergo oder so um, wenn noch nicht geschehen ...
In einem Verein ist auch oft viel los, aber was hat sie denn sonst für Interessen? Vielleicht passt eine kleine Tanzgruppe oder so eher für sie?

Bearbeitet von sweetdreams0308
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Ja wegen der Ängste ist sie schon lange in psychotherapeutischer Behandlung.
Ergotherapie hat der Kinderarzt bisher immer abgelehnt. Da habe ich aber jetzt trotzdem mehrere Praxen angefragt.

Wir sind zur Zeit auch in einer ADHS Diagnostik weil die Ängste nicht besser werden und sie da familiär vorbelastet ist.

Tanzen hat sie mal gemacht, da waren die Kinder aber zu wild und dann wollte sie nicht mehr hin

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Hey,

ich kann das so gut nachfühlen - wir hatten hier ein ganz ähnliche Situation.

Hast du Kontakt zu irgendwelchen Eltern aus der Klasse?
Auch in der 5. Klasse ist es ok, noch mal die Planung / Organisation eines Treffens für die Kinder zu übernehmen.
Viele Kinder in dem Alter sind da noch sehr unorganisiert - sagen sie haben keine Zeit, oder sagen kurzfristig ab - da hilft es wirklich, die Verabredungen noch ein paar Mal über die Eltern laufen zu lassen.

Schade, dass sie in keinen Verein will - das wäre natürlich ein guter Weg.
Gibt es andere Interessen, die sie hätte?
Manchmal gibt es auch Angebote wie Brettspielabende, Pfadfinder, Töpferkurs - würde sie an so etwas teilnehmen?

Was ist mit Kindern aus der Grundschule?
Gibt es da niemanden, mit dem sie sich mal verabreden könnte?
Oder wo du ein Treffen vereinbaren könntest?

Wie wohnt ihr?
Gibt es bei euch in der Nachbarschaft keine Kinder?
Spielen bei euch Kinder auf der Straße / auf einem Spielplatz, wo sie mal hingehen könnte?

Gibt es ein Kinder- / Jugendhaus in der Nähe?
Dort gibt es auch oft Angebote.

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Die Mädels aus der Grundschulklasse haben sich aufgeteilt in Realschule und Gymnasium.
Sie hat nur noch Kontakt zu den Mädels die mit ihr zur Realschule gehen. Da war vorher aber auch schon wenig Kontakt, dass sind alles sehr sehr dominante Mädels.

Die Kinder verabreden sich selber untereinander schon ne ganze Zeit, dass läuft nicht mehr über die Eltern.
Hier auf der Straße wohnen leider auch keine Kinder und der nächste Spielplatz ist recht weit weg.

Es gibt Jugendtreffs aber ohne Freundin keine Chance sie dahin zu kriegen leider.

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Ich kann verstehen, dass du frustriert und enttäuscht bist, weil die anderen Kinder deiner Tochter wenig Empathie entgegen bringen. Ein bisschen verstehe ich aber auch die Kinder.

Diekommen gerade langsam in die (Vor-)Pubertät. Das ist keine ganz einfache Zeit. Die Kinder sind da sehr mit sich selbst beschäftigt und haben oft weniger Resourcen für andere und deren Probleme als noch in der Grundschule. Viele von den unempathischen Kindern kämpfen vielleicht mit eigenen Problemen.

Mein Sohn hat einen Freund, der ein bisschen anders ist als die Mehrheit. Er mag ihn, trifft sich auch manchmal mit ihm. Aber nicht ständig, weil es eben viele Dinge gibt, die ihm auch Spaß machen, die mit diesem Freund aber nicht gehen.

Eine Gruppe von Kindern mit ähnlichen Interessen wäre natürlich super. Wenn das aufgrund ihrer Angsstörung nicht geht, dann wäre vielleicht eine Gruppentherapie (Ergo oder Psychomotorik oder so) eine Idee. Zum einen eben als Therapie, zum anderen aber auch, um Kinder mit ähnlichen Problemen zu treffen und zu sehen, dass sie nicht alleine ist damit. Vielleicht ergibt sich so auch eine Freundschaft mit jemandem, der einfach direkt versteht, wie es ihr geht.

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Ja das stimmt was du sagst und das ist sicher auch der Grund warum mit ihr verabreden dann zb nicht soviel Spaß macht. Das macht aus der Sicht schon Sinn.

Wir machen Mototherapie aber am anderen Ende der Stadt.

Bei zwei Ergotherapeutischen Praxen habe ich gestern angefragt mit demselben Gedanken.
Bisher hat der Kinderarzt das immer abgelehnt.

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Hallo,

Diese Situation ist sehr bedrückend. Ich kann das nachempfinden. Auch unsere Tochter tut sich schwer nachdem ihre erste große Freundschaft in der Grundschulzeit unschön zu Ende ging. Es ist schwer, Vertrauen zu fassen und es schwingt immer die Furcht mit, von einer Freundin verlassen zu werden.

Sucht unbedingt ein Hobby. Es gibt auch Hobbys im Verein, die man zwar in Gruppen durchführt, aber doch such irgendwo alleine. Zum Beispiel Reiten oder Leichtathletik. So kann sie was machen und muss nicht sofort in einer Gruppe Kontakte knüpfen. Das kommt dann nach und nach, wenn sie sich sicherer fühlt.
Ich kann auch Selbstverteidigungskurse empfehlen, wo es nicht ausschließlich um Kampfsport geht, sondern auch um die mentale Stärke. Ein guter Trainer teilt die Gruppen ein und sorgt dafür, dass niemand ausgeschlossen wird oder sich so fühlt.

Im Laufe der Jahre hat unsere Tochter auch ein anderes Verständnis von Freundschaft bekommen. Qualität ist wichtiger als Quantität. Lieber ein schöner Tag im Monat zusammen mit einer richtig guten Freundin als jeden Tag Drama mit unehrlichen Klassenkameraden. Sie hat gemerkt, dass das ihren Akku mehr auflädt.

Viele Grüße
lilavogel

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Hallo.
Leider gibt es viele Kinder mit einem ähnlichen Problem.
Für mich klingt das auch so, dass da noch mehr dahinter steckt.
Was macht sie denn gern? Wofür interessiert sie sich?
Wir hatten ein ähnliches Problem. Unsere Tochter liebt schon immer Pferde und wir haben sie früh in einem Reitverein angemeldet. Da hat sie schnell Freunde gefunden. Sie war im Verein ein völlig anderes Kind als in der Schule. Der Umgang mit den Tieren und mit Gleichgesinnten hat ihr geholfen. Gerade in einem Reitverein sind die Mädels sehr gemischt und die Kleinen lernen von den Großen und die Großen helfen den Kleinen (sie wachsen in die Rolle hinein)
Vielleicht findet ihr etwas, woran sie auch Spass hat und sie kann sich über ein Hobby einen Freundeskreis aufbauen.

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Ja reiten macht sie, allerdings sind das auch eher Einzelstunden wo man keine Kontakte knüpft.
Sie geht auch in einen Kunstkurs einmal die Woche, aber auch 30min entfernt von hier.
Das macht ihr Spaß, da kommen nur leider bisher keine Kontakte zustande

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Wenn sie gern reitet schaut mal nach einem Verein, in dem auch Verein gelebt wird. Privatställe sind da oft anders aufgebaut.

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Hallo.
Und mit ihr in einen Verein zu gehen oder vielleicht gibt es auch von der vhs Kurse? Mama und Kind backen oder machen Sport. Ich fände es auch schwer, wenn ich alleine neue Freunde suchen müsste.
Vielleicht kannst du sie da noch unterstützen?
Bei uns gab's 2 Mädchen im Tanzkurs. Beide waren irgendwie alleine und nach ein paar Wochen die besten Freundinnen, sind sie heute noch. Und ein Junge damals aus unserer Klasse, der total still war, ist zum thw gegangen und hat da einen unglaublichen Schuss gemacht. War nachher Jugendgruppenleiter.
Viel glück

Bearbeitet von marienoire
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Hallo,

wie schon empfohlen, bei Sportvereinen/ vhs-Kursen / Freizeitangeboten Schnupperstunden zu nehmen, um auch schulunabhängig Kontakte zu knüpfen.
Ich finde das immer ganz wichtig, dass Kinder Freundschaften pflegen, welche nicht darauf basieren, ob die beste Freundin in der Schule das macht. Wenn man sich verkracht, zieht man das auch in das Hobby mit.

Und auch noch eine Empfehlung: Möglichst als Eltern in der Schule engagieren, z. B. im Elternbeirat. Man bekommt ja nicht nur einen Einblick, was in der Schule gerade vor sich geht sondern auch viel Input, wenn es um Hobbys der anderen Kinder geht und meistens freuen sich andere Eltern und sagen, ja, kommt doch mal und schnuppert rein, dann und dann findet Training statt, ich stell euch vor etc.
Damit ist auch schon eine Hemmschwelle gebrochen und wer weiß, auch als Eltern kann man noch gute Bekanntschaften/ neue Freunde finden.

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Schau mal, ob du sie beim "Training sozialer Kompetenzen" anmelden kannst und in einer Gruppenpsychotherapie für Kinder mit Ängsten.
Soziale Interaktion und Freundschaften knüpfen kann man lernen. Die einzige Möglichkeit besteht allerdings darin, dies regelmäßig zu trainieren und sich den Ängsten zu stellen. Vermutlich musst du sie hin und wieder auch dolle motivieren, damit sie sich nicht komplett zurückzieht.
Mir würde das auch soooo wehtun. Ich verstehe dich gut!
Es gibt Möglichkeiten! Lieber früher als später nutzen!
Alles Gute!

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Hier gab es schon voll viele tolle Tips. Eine Sache vielleicht noch dazu: mach es ihr vor. Pflegt ihr selbst Freundschaften und habt soziale Kontakte? Es ist wichtig, dass sie sieht, wie das geht. Geh auf Leute zu. Lade sie ein. Mit deren Kindern. Es müssen ja keine Freundschaften sein, aber mit jedem Menschen, den ihr trefft, lernt man den Umgang mit Menschen. Man muss ja erstmal wissen, wie man Leute kennenlernt, wie man sie einlädt, wie man sich langsam öffnet und diese Nähe-Distanz-Balance hinbekommt. Bevor mal eine richtige Freundschaft entsteht, hat man ja ganz viele Leute getroffen. Vielleicht hilft es auch, sich von dem Druck zu befreien, dass da eine Freundschaft her muss und man sonst einsam ist. Das macht ja jetzt nicht so interessant für andere. Klingt böse, aber verstehst Du, was ich meine? Meist findet man Menschen interessant, die sich erstmal selbst genügen und interessante Dinge tun. Natürlich entsteht Selbstwert auch über Beziehungen, aber die Basis sollte etwas anderes sein und wenn ihr daran arbeitet, hilft es aus meiner Sicht mehr, als mit dieser inneren Lehre jetzt nach Freunden zu suchen und ähnliche Erfahrungen immer wieder zu machen.
Engagier Du Dich irgendwo, wo sie mitkommen kann, ganz nach Eurem Geschmack: Kirche, Chor, Pfadfinder, Mathekurse, Reitverein, soziale Projekte - es gibt soooo vieles. Also nicht sie irgendwo hinschicken, sondern erstmal Du.