Ist die Schule heute wirklich so viel schwerer als vor 20 Jahren???

Ich frage deshalb, weil ich immer wieder mitkriege, wie meine 8jährige Nichte in der Schule regelrecht "leidet". Aus Minusaufgaben werden z. B. total komplizierte Plusaufgaben gemacht, man muss einen ganz bestimmten Rechenweg aufschreiben, ansonsten gilt die Rechnung als falsch...Also, wenn meine Nichte z. B. 64 - 38 rechnen muss, dann muss erst von 64 auf 60 gerechnet werden (bleibt 4), dann von 38 auf 40 (bleibt 2) und dann noch von 60 auf 40 (bleibt 20). Am Ende muss dann 4+2+20 gerechnet werden, das ist dann 26 und die Lösung. Ich persönlich finde es völlig unverständlich, wie Kindern die Aufgaben derart kompliziert gemacht werden. Aus einer Minus- ein Plusaufgabe zu machen, das gabs früher bei uns in der Schule nicht. Wir mussten bei gleicher Aufgabe z. B. zuerst 64 - 30 rechnen und dann noch 8 weg, also viel leichter...Auch die anderen Aufgaben, die sie mittlerweile in der 3. Klasse bekommt, finde ich und viele Eltern völlig überzogen und total kompliziert, obwohl es auch einfacher sein könnte. Wie sollen wir als Eltern mal unseren Kindern bei den Hausaufgaben helfen, da checken doch teilweise nicht mal die Erwachsenen durch?? Meine Nichte ist jetzt wie gesagt, in der 3. Klasse und mein Bruder möchte, daß sie die 3. Klasse wiederholt. Sie würde zwar durchkommen, aber nur mit mehreren 4ern im Zeugnis. Da frage ich mich, ist das normal? Meine Nichte ist echt nicht blöde, sondern eine ganz gewitzte und eigentlich auch intelligente und ich verstehe es irgendwie nicht, wie man in der 3. Klasse schon so schlechte Noten haben kann...?? Ihre Eltern achten darauf, daß sie jeden Tag artig ihre Hausaufgaben macht und und und...sie ist trotzdem total schlecht...Im Vergleich: Als ich in der 3. Klasse war, hatte ich im Zeugnis fast nur einsen und mir ist das Lernen total leicht gefallen und auch SONST in meiner Klasse hat es das damals nicht gegeben, daß schon in der 3. Klasse im Zeugnis eines Schülers derart viele 4er waren.
Wie ist das bei euren Kindern? Ist der Stoff heutzutage wirklich so schwer oder finde nur ICH, daß alles viel komplizierter gemacht und gerechnet wird als früher???
Würde mich wirklich interessieren. Mein Kleiner kommt mit 7 in die Schule, also kommenden Herbst. Er hatte 2 Tage nach dem Stichtag Geburtstag, so daß er letztes Jahr noch nicht eingeschult worden ist, worüber ich letztendlich auch froh war. Und jetzt habe ich irgendwie total Angst, er ist zwar ein Neunmalkluger, aber für sein Alter noch ziemlich zappelig. Wie wird das wohl in der Schule, wenn er dann der älteste ist mit seinen 7 Jahren und noch nicht mal dann sitzenbleiben kann und mit dem Stoff überfordert ist???
Grüsse
honigmami

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Das was du schreibst, könnte auch meine Geschichte vom September 2006 sein. Wir haben dann ganz schnell mit Nachhilfe in Deutsch und Mathe reagiert.

Unser Schulsystem ist eine ganz große SCH....

Wenige oder unmotivierte Lehrer, zu große Klassen ect ect. Und wenn Lehrer krank sind, dann müssen die Kids am besten zu Hause alles machen. Jaja das ist schon traurig. Tja und Jungs wie meiner (Temperamentvoll und wissbegierig) werden dann mal schnell als ADS ler abgestempelt, alles quatsch.

Die Schule ist nicht schwerer nur die Umstände haben sich verändert. Unser Sohn besucht ne Ganztagsschule und darf dann abends noch Hausaufgaben machen. Tolle Schule die das nicht mal organisiert bekommt, dass das Kind auch mal "Feierabend" hat. Ich habe im Oktober mit anderen Elternteile dafür gesorgt, dass unserer Kids wenigstens keine Hausaufgaben mehr mit nach Hause nehmen. Wir haben das boykottiert, die haben wir einfach nicht mehr gemacht. Was soll das auch, um 7.30 Uhr in der Schule bis 16 Uhr. Das ist ein 8,5 Stunden Tag. Welcher Lehrer ist denn 8,5 Stunden in der Schule.Wo bleibt dann noch Zeit für Sport o.ä....


Ich könnte mich immer wieder darüber aufregen. Aber so richtig was ändern, kannst du eigentlich nicht. Versucht eine vernünftige Nachhilfe zu finden, wenigstens für 5 Monate. Damit die Grundrechenarten sitzen.

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Ich glaube, ich kann da ganz gut mitreden, da ich seit ziemlich genau 20 Jahren in der Nachhilfe tätig bin, seit 2003 mit einem eigenen Institut.

Ja, die Schule ist schwerer geworden! Beispiel: der Realschulabschluss - in den Hauptfächern wird heute in der 9/10. Klasse der Stoff unterrichtet, den wir damals in der Oberstufe hatten. Von G8 brauchen wir gar nicht erst anfangen. Jeder 5. Schüler kann nicht ausreichend Lesen und Schreiben, ist also funktionaler Analphabet.

Meine These:

nicht die Schüler sind lernschwach. Nein!

die Schule ist l e h r s c h w a c h !

Was die Grundfertigkeiten anbelangt:

Wir hatten in Mathe damals das Päckchenrechnen, wo alle Zahlen beim Addieren und Substrahieren untereinander geschrieben werden. Unserer Schulbücher waren halb so bunt und die Aufgaben standen ohne irgendwelchen ablenkenden Schnickschnack im Buch! Ein Verwechseln von Einern, Hunderten, Zehnern und Tausendern kam da nicht vor. Gerade Kinder mit Wahrnehmungsproblemen sind mit den heutigen Büchern und den schwachsinnigen "Rechenwegen" völlig überfordert.

Schreiben: wir hatten damals die lateinische Schreibschrift. Erst lernten wir Druckschrift und das Zusammenziehen der Buchstaben, dann die Schreibschrift. Wir hatten Schönschreibhefte und dieses unleserliche Gekrickel, was die Kinder heute abliefern - dank der angeblich vereinfachten Ausgangsschrift - gab es nicht.

Lesen: Die Ganzwortmethode gab es nicht. Heute ist die Gefahr groß, dass gerade intelligente Kinder das Lesebuch auswendig lernen.

Texte: Früher hatten die Kinder 2 Jahre Zeit und verläßlich Lesen und Schreiben zu lernen. Heute wird schon Anfang der 3. Klasse die Bildgeschichte "geübt" - was ein Blödsinn.

Referate: Schon Drittklässler sollen Referate machen. Leider bringt es ihnen keiner bei. Abgesehen davon, dass es zu früh ist. Wo Mama das Referat nicht macht, gibt es schlechte Noten.

Sprachen: Wir mussten damals alle Vokabeln rauf und runter lernen. Ab der ersten Stunde hatten wir ein Wörterbuch. Grammatik wurde systematisch gelernt und eingeübt. Es gab ein Sprachlabor an jeder Schule. Heute dürfen die Kinder Lückentexte ausfüllen, Sprachlabore sind abgeschafft. Die Kinder haben in den Fremdsprachen eine Aussprache, die es verhindert von anderen verstanden zu werden.

Die Liste könnte ich beliebig fortsetzen.

Wir haben von der OECD schlechte Noten bekommen. Die Bundesrepublick liegt auf einer Linie mit der Türkei. Also kannst Du davon ausgehen, dass unser Bundesland Hessen in etwa gleichauf liegt mit Anatonlien.

Was sagt Frau Schawan dazu?

.... "wir sind auf einem guten Weg"

Wohin? #kratz

Gruß

Manavgat

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noch mal ich. #schein

du sprichst mir aus dem herzen.

ich komme zwar aus einem anderen fach, habe aber auch ständig mit von der schule benachteiligten kindern zu tun.

nur mal zwei beispiele:

auf meiner station ist zur zeit ein kartenspiel in mode, bei dem gerechnet werden muss. ein mädchen, welches immer gerne gesellschaftspiele spielt weigert sich rigoros mitzuspielen. heute habe ich sie mal überreden können und es stellte sich heraus, das sie die einfachsten rechenaufgaben nicht kann. sie ist 14 und geht in die realschule.

wir hatten mal einen gehörlosen jungen, bei dem die schule über massive verhaltensprobleme klagte. er ging auch bei uns in die schule, keine probleme. er kam dreimal kurz hintereinander, immer mit dem gleichen ergebnis. die eltern gaben ihrem kind die schuld und lobten die lehrerin über den grünen klee.
da dachten wir uns, dass wir die lehrerin mal einladen müssten.
gesagt, getan
ich sehe es noch genau vor mir. der junge steht ahnungslos im gruppenraum, seine eltern daneben, die lehrerin betritt den raum und der junge kotzt ihr im hohen bogen entgegen.
da haben es dann auch die eltern kapiert.

das problem ist: wie wehrt man sich gegen die schule.

viele grüße maren

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Hallo Manavgat,

du sprichst mir aus dem Herzen.
Was heute an den Grundschulen schon abgeht, ist nur noch schrecklich.
Wir sind hier im Saarland ganz besonders geschlagen mit unserem ach so tollen Kultusministerium. Da ist es egal, ob wir ne rote oder schwarze Landesregierung haben.
Erst wurde die Erweiterte Realschule gegen den Willen der Eltern durchgedrückt. Mein ältester Sohn kam als Versuchskaninchen in den Genuss dieser Schule. Das Ende vom Lied: nur Hauptschulabschluss, dann Technische Gewerbeschule mit Mittlerer Reife beendet und fast 2 Jahre Suche nach nem Ausbildungsplatz.
Fazit: er hat Minimum 2 Jahre verloren.
Mein jüngster Sohn ist nun Versuchskaninchen fürs G 8, mittlerweile besucht er die 10. Klasse.
Mal sehen, wie das wird, wenn dann 2 Jahrgänge das Abi machen.
Zwischenzeitlich ist jetzt hier im Saarland ne Oberstufenreform im Gespräch.
Gottseidank wird diese meinen Sohn nicht mehr betreffen.
Und was unsere Kleine(4) mal macht ....keine Ahnung.
Mich wundert in unseren Schulen nix mehr.
Wird Zeit, dass Schule Bundessache wird.
Vielleicht kommt dann mal was Produktives bei raus.

LG
Simone

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Hallo,

mein Eindruck ist, das seit der Pisastudie nur noch rumprobiert wird und das zu Lasten der Kinder :-[

Immer wieder neues wird ausprobiert. Ich versteh nicht warum alles schlecht ist, mit was wir früher auch gut durch die Schule gekommen sind.

Vorallem wird nur auf die guten Schüler geschaut, es gibt sehr wenig Förderung für Kinder die sich schwerer tun.
Nur noch Leistungsdruck.

Meine älteste Tochter geht jetzt in die 6. Klasse. Seit sie in die Schule gekommen ist, hat es jedes Jahr irgendwas neues gegeben.

Meine jüngste Tochter geht in die 1. Klasse. Sie lernt Rechnen wesentlich schneller als die beiden Großen. Auch lesen sollte sie eigentlich schon von Anfang an perfekt können.

Grüßle :-)

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Oh man Leute, Ihr macht mir Angst.
Da wünscht man sich glatt, man hätte die alten DDR-Schulbücher aufgehoben und man könnte die Kinder selbst unterrichten. Warum werden immer gute Sachen abgeschafft um blöde Sachen zu beginnen? Wahrscheinlich damit sie irgendwann die alten Sachen wieder neu erfinden können?

Wenn ich hier manchmal Bewerbungen bekomme und die Zeugniszensuren sehe, da kann ich nur mit dem Kopf schütteln! Wenn man dann mal einen Bewerber zu Praktikum da hat und der kann keine Fläche von 2x3m ausrechnen (nur die Größe nicht mal die benötigte Fliesenmenge) da graust es einem doch davor so jemanden einzustellen. WAS lernen denn die Kinder heute in der Schule?
Also ich erwarte keine Superstreber - die wird man in handwerklichen Betrieben auch selten antreffen - aber so ein paar Grundkenntnisse müssen einfach da sein!