Schulsystem Berlin Bayern

Hat jemand Erfahrungen mit den Schulsystemen?

Unser Kind ist in einer wunderbaren Grundschule in Berlin (kein Lehrermangel, gepflegtes Schulhaus etc.)

Da ich ursprünglich aus Bayern komme, höre ich dort oft von Verwandten wie rosarot toll alles dort ist und bei uns in Berlin die Kinder viel weniger lernen.

Leider lasse ich mich dadurch oft verunsichern und bin dann auch recht traurig, dass wir unser Kind so einem "schlechten" Schulsystem aussetzen.


Ist in Bayern also wirklich alles rosarot???
Und in Berlin schlecht?

Bearbeitet von AussagevonVerwandten
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Hallo,
In Bayern ist bestimmt nicht alles rosarot und nicht alles schlecht.

Wir wohnen auf dem Land, kleine Schulen, Klassen mit 16 - 33 Schülern, Lehrer fallen schon ab und an aus, werden jedoch ersetzt, wenn auch nicht immer vollwertig (andere Fächer oder nur Aufsicht). Alles in allen kommen/kamen meine Kinder gut klar. Besser geht natürlich immer.

Ich selbst und meine Kinder kennen nur das bayrische System und da wird schon einiges gefordert.

Bei meinen Kindern kamen insgesamt 3 Kinder aus Berlin in die Klasse. 2 mal ins Gymnasium in der 5. Und 6. Die hatten in Berlin nur 1-2 und in Bayern nur 5 und 6 und mussten vom Gymnasium runter in die Hauptschule und waren da nicht gerade die besten. Einer in die 3. Klasse Grundschule, der kam da auch gar nicht mit.

Mir tun solche Kinder leid. Es muss sich schrecklich anfühlen in Berlin zu denken man ist super gut und dann nach dem Umzug der Familie nach Bayern nur noch Misserfolge. Die Kinder können ja nichts dafür, dass es dort viel leichter war und niedrigere Anforderungen.

Ich finde es furchtbar, dass durch die 16 schulsysteme es den Familien so schwer gemacht wird, wenn man das Bundesland wechseln muss.

Bei uns wechseln auch immer wieder nicht zu wenige in ein anderes Bundesland, um das Abi zu schaffe oder den Schnitt zu verbessern. Wir wohnen in Grenznähe. Für den nc ist es ja egal wo man das Abi gemacht habt.

Ihr könnt es doch wahrscheinlich eh nicht ändern, also mach dir keinen Kopf. Wegen einem schulsystem zieht doch keiner um.

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Ich weiß nicht, ob es heute egal ist mit dem NC. Aber als ich an die Uni kam, war es ein offenes Geheimnis, dass je nach Bundesland aus dem das Abitur kommt, 0,2 auf den Schnitt drauf kamen.

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Das hatte aber zumindest bei durch die ZVS vergebenen Studienplätze nichts damit zu tun, wie leicht oder wie schwer das Abi in den einzelnen Bundesländern war, sondern wie viele Studienplatzbewerber aus den einzelnen Bundesländern auf welche Anzahl von Studienplätzen in den jeweiligen Bundesländern kamen. Als ich ins Studium ging, war es kein Vorteil, in Bayern Abi gemacht zu haben.

LG

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Die Bayern sind schon der Meinung, dass ihre Kinder am meisten lernen. Das Abi dort sei härter. Blabla 😅

Meine beste Freundin war in Bayern in der Schule und wir haben uns manchmal gegenseitig in den Ferien besucht und sind dann mit in die Schule des anderen. Ich konnte dort am Unterricht teilnehmen und lag nicht meilenweit hintendran 😅

Bayern hat z.B. das Zentralabitur und RLP nicht. Trotzdem bedeutet das nicht, dass man hier in RLP sein Abi „geschenkt“ bekommt. Auch unsere Arbeiten wurden vom Ministerium abgesegnet 😜

Also lass dich nicht verunsichern. Wenn ihr in Berlin ne gute Schule gefunden habt und euer Kind sich wohl fühlt, ist doch alles super!

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Hessen hat mittlerweile auch das Zentralabi - und seit dem haben sich die Durchschnittsnoten bei uns in der Gegend deutlich verbessert. Hatte diesbezüglich mal ein sehr nettes Gespräch mit einer Lehrerin. Ziel der Aufgabenstellung ist ja nicht, dass möglichst nur die Besten das Abi schaffen, letztlich will man ja keinen auf den letzten Metern rauskicken. Aber das Leistungsniveau ist regional sehr unterschiedlich. Und während es bei uns auf den Gymnasien kaum Kinder aus sogenannten bildungsfernen Familien gibt, sieht das in manchen Großstädten deutlich anders aus. Und dementsprechend ist eben das Bildungsniveau an Schulen mit niedrigerem sozialen Level in den Familien eben auch schwächer. Aber man kann ja an solchen Schulen nicht 50% der Schüler durchfallen lassen, also werden die Abiprüfungen so gestaltet, dass eben an keiner Schule die Durchfallquote zu hoch ist. Somit hat in Hessen das Zentralabitur - natürlich regional unterschiedlich - teilweise sogar zu leichteren Prüfungen geführt.

LG

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Ich bin seit fast 30Jahren Lehrerin und seit einigen Jahren Schulleitung an einer Realschule in Bayern: Fakt ist, dass die Gymnasiasten aus anderen Bundesländern es sehr schwer haben, bei uns am Gymnasium mitzukommen, selbst bei Wiederholung einer Klasse. Die bayerischen Gymnasien in unserem Umkreis nehmen da teilweise auch extrem ungern auf und versuchen, gleich weg zu beraten. Ist das Kind fleißig kann es bei uns die Realschule schaffen, leider habe ich auch da schon einige erlebt, die nach einem Jahr in Bayern dann auf die Mittelschule durchrutschen. Meist sind die Probleme in den Minifächern groß, Englisch lernt man heutzutage ja nur noch teilweise in der Schule😉, Nebenfächer kann man lernen. Der bayerische Lehrplan verlangt ziemlich viel Transfer, mittlerweile auch an den Realschulen. Da ist jahrelange Übung notwendig.

Persönlich habe ich von einer Freundin die Erfahrung, deren Tochter bei uns in unteren Durchschnittsbereich in der 3.Klasse war. Sie hätte in Bayern nur auf die Mittelschule gekonnt. Nach dem Umzug empfahl die dortige Grundschule das Gymnasium. Das fand ich dann schon erstaunlich.

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Wo liegen denn in der Grundschule konkret die Unterschiede zu anderen Bundesländern? Werden schwerere Aufgabenformate geübt, oder geht man beim Lernstoff noch mehr in die Tiefe oder dehnt man dies quantativ aus (man behandelt auch Randbereiche in Geometrie usw) oder ist es eine größere Anzahl der Proben (Abruf des Wissens)?

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Das wäre in der Tat interessant. 😅 Dazu müsste man aber wissen, was genau in den anderen Bundesländern gelehrt wird, um Vergleiche anzustellen.
Bleiben wir mal bei Geometrie, weil das so schön eingrenzbar ist. Was verstehst du hier unter "Randbereiche der Geometrie" und in welchem Umfang wird Geometrie in euren Grundschulen gelehrt?

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Bayern verlangt deutlich mehr. Siebt aber auch immer noch. Nicht mehr so schlimm wie vor 30 Jahren, aber immer noch. Und auch dort gibt es je nach Schule grosse Klassen und Lehrermangel.
Ich habe grenznah gewohnt und Stoff der 10. wurde auf der anderen Seite selbst in der Kollegstufe nicht gemacht mit der Begründung „zu schwer“.

Alles gut, solange du die nächsten Jahre nicht zurück ziehst. Zuwanderer aus anderen Systemen rutschen meist ab. Ich gehe nicht davon aus, dass Dein Kind im Leben scheitern wird ob der Dinge, die andere Bundesländer nicht im Lehrplan haben.

Bearbeitet von Butterfee
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Naja, es ist schon was dran. Gerade in der Grundschule fällt es mir extrem auf. Wir haben vor drei Jahren von Bayern nach SH gewechselt. Natürlich kann ich nicht für Berlin sprechen, aber Berlin schneidet ja tendenziell eher schlecht ab.
In Bayern wird in der Grundschule schon deutlich mehr verlangt. Ich bin manchmal erschrocken, wie wenig weit sie hier in SH sind und kann mir gar nicht vorstellen, dass das, was sie lernen, für die weiterführende Schule reichen soll.
Die beiden Großen sind einer ins G9, der andere ins G8 gewechselt. G8 ist nicht so viel Unterschied zu Bayern, es ist auch viel zu lernen und der Stoff sehr ähnlich. Der größte Unterschied ist meiner Meinung nach, dass hier nicht so viel Druck gemacht wird. Es gibt keine „Ausfragerei“ und auch keine unangekündigten Extemporalen. Die Kinder gehen hier in SH entspannter zur Schule. In Bayern wird auch viel „drum herum“ gelernt, man könnte aus meiner Sicht schon noch mehr kürzen und sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Bearbeitet von Inaktiv
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Es mag ja durchaus sein das es Unterschiede gibt und die sind ganz sicher in verschiedenen Bereichen vorhanden, aber ob du dein Kind etwas aussetzt halte ich persönlich für übertrieben. Überall wird es mal Haken geben und das ist bestimmt auch nicht alleine vom Schulsystem abhängig.

Liebe Grüße Ela

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Ooooh, das wird sicher eine hitzige Diskussion *Kaffeewarmstell* ;-)

Schon vor 20 Jahren waren meine Kommilitonen aus Bayern (und übrigens auch Baden-W.!) fest überzeugt davon, dass sie das weltbeste und anspruchsvollste Abitur ever geschafft haben.
Insofern ist Bayern zumindest Spitzenreiter darin, seinen Abiturienten ein ordentliches Selbstbewusstsein mitzugeben ;-) (bis hin zur Selbstüberschätzung, aber das sind Einzelfälle).


Wenn man sich jetzt 20 Jahre später z.b. an deutschen Krankenhäusern umschaut, dann arbeiten dort Oberärzte aus NRW, Sachsen, Bayern, Syrien und der Türkei einträchtig nebeneinander. Das klappt also nicht nur mit bayerischem Abi... Und auch Richter kommen mal aus Niedersachsen, mal aus Bayern. Dass hier weniger Syrer arbeiten liegt nicht am Schulsystem ;-)


Wenn ich mich mit einer bayrischen Mutter mit etwa gleichaltrigen Kindern unterhalte stelle ich fest:
Die Kids in Bayern stehen unter einem wahnsinnigen Druck. Die wissen praktisch von jeder Schulstunde, welche Note sie darin erreicht haben, es hagelt Arbeiten, Tests, Exen, Kopfübungen etc... und die Kinder jonglieren Namen für Überprüfungen, die ich noch nie gehört habe.
Das kann man jetzt besonders transparent finden oder besonders wenig kindgerecht #kratz
Von NRW-Lehrern weiß ich, dass sie auch wahnsinnig viel dokumentieren - aber sie sagen dem Kind nicht jede Note, die sie da in ihr Heftchen kritzeln. Und Ausreißer spielen dann bei der Gesamtnote eben keine Rolle mehr.

Was die Inhalte der Grundschule angeht haben meine Kinder z.b. deutlich schneller sinnerfassend gelesen als die bayrische Verwandtschaft. Die waren aber auch Zuhause bei den schnellsten, also kein Maßstab.
Die 1x1-Methode war dieselbe und hat hier wie dort nicht so funktioniert wie angekündigt - sie mussten es dann doch alle auswendig lernen (die Bayern aber mit mehr Zeitdruck, weil pausenlos Zwischenstände überprüft wurden).

Auffällig fand ich, mit welcher Inbrunst der bayrische Vater das neue 1x1-System verteidigt hat - soooo pfiffig, viiiiiel besser als zu unserer Schulzeit, hier in Bayern haben die eine ganz tolle Methode.... ach, bei euch machen die das auch so..? ;-)
Auch hier war Bayern offenbar gut darin, sein System an die Eltern zu "verkaufen".

Solange kein Wechsel ansteht oder man selbst direkt im Grenzgebiet wohnt ist es müßig, sich darüber Gedanken zu machen.
Man kann ja eh nur darauf achten, dass die eigenen Kinder alles Notwendige lernen (heutzutage in keinem Bundesland mehr selbstverständlich) und möglichst die Noten haben, die das Weiterkommen nach der Schule möglich machen. Das Schulsystem ist wie es ist :-(

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Meine Gedanken und Erfahrungen dazu perfekt zusammengefasst!

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Ich habe keine Erfahrung zu Berlin. Wir wohnen aber im Grenzgebiet Bayern/Baden-Württemberg. Schon zu meiner Schulzeit vor 30 Jahren war es so, dass unsere „Durchfallkandidaten“ am bayrischen Gymnasium ein hervorragendes Abitur in Baden-Württemberg gemacht haben.
Heutzutage ist es auch noch so, dass die, die in Bayern Gymnasium nicht schaffen nach BaWü wechseln. Diejenige, die Realschule nicht schaffen, wechseln ebenfalls nach BaWü.
Es scheint also seit Jahren jedenfalls in Bawü einfacher zu sein.

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Ich hab keine Ahnung vom Berliner System, aber mein Abitur weder in Bayern noch BaWü gemacht.
Hat trotzdem gereicht mit meinen Kommilitonen aus den genannten Bundesländern im Studium locker mitzukommen und mein Eindruck war, dass man dort auch ordentlich Ego mitbekommen hat a la "Mia San mia".

Und nach über 10 Jahren im System in BW: Joa, also sooo toll sind die Schüler da auch nicht und kochen wie überall mit Wasser. Es steht & fällt mit dem direkten Umfeld und nicht mit dem abstrakten Lehrplan