Männerdominierte/Frauenfeindliche Gesellschaft?

Guten Abend,

vor ein paar Wochen erklärte ich meiner Tochter das Wort "Nutte". Sie hatte es als Graffiti an einer Wand gelesen, also "war ich dran". Und das auf offener Strasse mit neugierig-interessierten Blicken anderer Passanten...

So, ich erklärte also, dass das ein Schimpfwort sei und daher käme, dass manche Männer, obwohl sie gerade keine Frau oder Freundin haben, gern Sex hätten.

Sie würden dann einer Frau, die dazu bereit ist, Geld bezahlen, damit sie mit ihm Sex hat.

Meine Tochter dachte ein wenig nach und fragte dann, bevor ich weiter erklären konnte: "Mama und ist das nun das Schimpfwort für die Frau oder für den Mann?"

Ja. Ich antwortete ihr ehrlich und verstand sie, dass sie nachhakte, warum es für den Mann kein Schimpfwort gäbe. Seitdem denke ich immer wieder darüber nach, dass es für den Freier tatsächlich kein Schimpfwort gibt, für die Frau, die ihren Körper für Geld verkauft, sehr wohl, und zwar so enige.

Warum ist das so?

Die Frau, die sich prostituiert, die wird somit abgewertet. Sie bietet sich selbst und eine Dienstleistung an.
Der Mann ist derjenige, der kauft und bezahlt.

Warum gibt es für ihn kein Schimpfwort?

Kann es daran liegen, dass wir einfach immer noch zu männerorientiert denken und leben?

Für Ideen und Erklärungsversuche bin ich dankbar.

L G

White

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Ist das Schimpfwort für einen Mann, der (wahllosen) Sex mit Frauen hat, ohne sich emotional zu binden (kann man ja so sehen, wenn ein Mann zu einer Prostituierten geht), nicht Hurenbock?

LG

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Und wenn dem so ist (ich kenne das eher für einen Kerl, der nicht aufräumt.), dann ist das ein Schimpfwort, dessen Basis ein anderes Schimpfwort ist: Die Hure.

Mal wieder.

Weisst du, was ich meine?

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Hallo,

ich denke für den Mann gibt es kein Schimpfwort, weil er ja nichts "schlimmes" tut. Er zahlt halt einfach für eine Dienstleistung.

Und das die Damen erniedrigt werden, ist für mich irgendwie klar, was kann es schlimmeres geben als sich selbst zu verkaufen ?

Vermutlich auch historisch bedingt - wer wurde denn früher schon "Nutte" - doch nur eine Frau, die nichts anderes (Handwerk) ausüben konnte. Keine reichen, einflussreichen Eltern oder Ehemann hatte. Von daher war sie in der Gesellschaft ohnehin schon am unteren Ende der Hackordnung angenommen. Um zu überleben, musste sie dann ihren Körper verkaufen. Vielleicht wurde das Wort Nutte zuerst benutzt um diese Dienstleistung zu beschreiben und später erst als Beleidung zweckentfremdet, wenn man jemand anderem mitteilen wollte, dass er das letzte ist ?

Liebe Grüße
Tiffy

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Hallo,

aber wie kann der Mann "nur" für eine Dienstleistung zahlen, die dann wiederum dazu führt, dass die Frau, die diese Dienstleistung anbietet, für schlecht angesehen wird?

Das ist mein Gedankengang. Beide sind an ein und derselben Sache beteiligt. Sie bietet an, er kauft. Warum ist nur sie "die Schlechte"?

Es spielt in meinen Augen gerade keine Rolle, ob der Begriff "Nute" oder "Hure" früher neutral gewertet wurde. Es geht mir um das Jetzt. Jetzt sind "Hure" und "Nutte" keine neutralen Begriffe. Jetzt werden sie zur Abwertung der Prostituierten eingesetzt.

Aber es gibt einfach keinen Begriff für den Mann, der ihn abwertet. "Freier" ist ein gängiger und neutraler Begriff für den zahlenden Mann, würde ich sagen.

Ich WILL auch nicht explizit einen begriff für den Mann finden, ich will vielmehr über die Tatsache reden und nachdenken, dass die Frau herabgesetzt wird, der Mann aber nicht.

Warum ist die Dienstleistung Sex auf der einen Seite etwas Schändliches (nämlich, wenn man es anbietet), auf der anderen Seite aber etwas Legitimes (wenn man es kauft)?

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Ich kaufe ein "t" für "Nutte" und schwöre, das nächste Mal erst gegen zu lesen. #augen

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"Männerdominierte/Frauenfeindliche Gesellschaft?"

Ja. Fällt dir das erst jetzt auf? Man findet Sexismus doch an jeder Ecke, und nicht nur von Männern. Frauen behandeln andere Frauen oft genauso abwertend. Wie nennt man denn Frauen, die viele Sexualpartner haben? Genau.

Feminismus ist mittlerweile ein Schimpfwort, was ich sehr sehr traurig finde.

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Mir fällt gerade ein: Für Männer gibt es den Oberbegriff Arschloch. :-)

Natürlich fällt mir das nicht erst jetzt auf. Aber der Gedankengang meiner Tochter hat es mir noch einmal ganz deutlich gemacht: Es gibt für den Freier kein wirklich abwertendes Wort.

Es sei denn, der "Hurenbock" ist damit gemeint.

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Nicht die Person führt zur Abwertung sondern die Tätigkeit.

Schuhputzer (dort, wo es sie noch gibt) gelten auch nicht als die Krone der sozialen Nahrungskette, somit erfährt die Person, die sie ausführt, eine eher herablassende und miderwertige Betrachtung.

Stattdessen dem, der diese Dienstleistung in Anspruch nimmt, nun verzweifelt Schimpfworte andichten zu wollen, sollten wir uns fragen, warum bestimmte Tätigkeiten in unserer Gesellschaft so ein geringschätziges Ansehen haben.

Bei der Prositution kommt noch hinzu, dass sie wohl die gesamte Menschheitsgeschichte begleitet, also sehr starke historische Wurzeln hat ohne jedoch jemals annähernd gesellschaftliche Anerkennung erfahren zu haben: Prositutierte sind und waren stets am Rand der Gesellschaft zu finden.

Übrigens ist Prositution im weiteren Sinne sogar im Tierreich vorzufinden. Man muss sich daher fragen, ist die Option sexuelle Handlungen für eine Gegenleistung vorzunehmen, nicht sogar Teil einer evolutionsbiologischen Entwicklung.

Im Übrigen werden Männer, die Prosituierte aufsuchen, nicht nur von feministischen Schreihälsen schräg angesehen und entsprechend, wenn auch nicht mit einem dafür eigens kreierten Wort, tituliert, auch z.B. unter Männern gelten jene, die es nicht schaffen, mit einer Frau zu kostenlosem Sex zu kommen (z.B. über eine Beziehung oder auch über einen One Nite Stand), nicht gerade als "Helden" angesehen. Es sind eher "die armen Schweine", die ohne dafür zu bezahlen, "nicht zum Schuss kommen".

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"feministischen Schreihälsen"

Sowas postest du ohne rot zu werden in einem Thread über Frauenfeindlichkeit?

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Ich darf annehmen, dass du ein solcher Schreihals bist? :-)

Wie auch immer: Wo viel Licht, da auch viel Schatten. Es gibt die gute und die hässliche Seite des Feminismus.

Ich erspare mir aufgrund deiner einseitig gefassten ersten Reaktion jede weitere Ausführung.

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Gerade im sexuellen Bereich haben sich doch die Werte der Frau als die "richtigen Werte" durchgesetzt.

Wer sieht den Prostituierte als Konkurrenz, die man fertig machen muss?

Denk mal darüber nach, wer wahrscheinlich angefangen hat diese Frauen zu verurteilen?

Männer?

Männer machen doch im Durchschnitt mehr was Frauen wünschen als umgekehrt. Und lassen sich viel mehr von diesen gefallen, als umgekehrt. Auch wenn mich der Gegenwind jetzt umblasen wird. Manche Frauen sollten mal die realistischen Brillengläser aufziehen.

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Weisst du, ich stelle mir vor (ohne recherchiert zu haben), wie die erste Form der Prostitution wohl ausgesehen hat.

Hat sich da ein Mann gewaltsam den Körper einer Frau genommen, und damit sie schweigt, oder wenigstens still hält, ihr eine Art der Bezahlung zugesichert?
So nach dem Motto, "halt still, du bekommst von mir auch etwas zu essen, danach"?

Könnte ja sein.

Ich denke nicht, dass die Abwertung der Prostituierten grundsätzlich und allein von den Frauen selbst kommt. Höre ich mich um, dann hat in den Augen eines Mannes die Prostituierte einen sehr geringen Wert.

Ich für meinen Fall sehe Prostituierte nicht als Konkurrenz, ich sehe vielmehr arbeitende Frauen, die immer noch um eine gewisse Legalisierung kämpfen müssen. Ich sehe Männer, die zu Prostituierten gehen, ich sehe die Ehefrauen, die mit saurer Miene daheim hocken und noch so einiges mehr.
Ich sehe das abwertende Bild einer Frau, die tut, was zahlende Männer wollen.

Ich verstehe die Abwertung generell nicht, auch die des Müllmannes nicht oder die der Kassiererin bei Aldi. Das wäre dann eine Grundsatzdiskussion darüber, warum wir innerhalb einer Gesellschaft, die sich aufgeschlossen und modern sieht, immer noch das Gesicht verziehen, wenn über die "einfacheren" Berufe geredet wird.
Warum ist das denn so, dass Mann/Frau es abwerten, dass ein Mensch seinen Körper für sexuelle Dienste an einen anderen Menschen verkauft?

Wir haben doch alle Sex, und wir wissen, dass Sex so etwas wie ein Grundbedürfnis ist?
Niemand motzt ernsthaft, wenn man andere Grundbedürfnisse ausserhalb des Heims befriedigt.
Niemand ekelt sich vor dem Koch eines Restaurants, oder? Essen ist ein Grundbedürfnis. Fast alle Menschen gehen gern ausserhalb essen, aber niemand sieht den Koch im Restaurant als elenden Wurm an, oder?
Und wenn der Mann ausserhalb ficken geht, dann ist die Frau, mit der er das macht, eine Hure. Aber was ist denn dann er, bitteschön?

Ich denke, es ist tatsächlich etwas Grundsätzliches: Häufig werden Müllmänner dumm angeschaut, es wird gesagt: "Och, der ist nur Müllmann." Aber dieser Müllmann räumt unseren Dreck weg, wir sollten ihn mit mehr Respekt behandeln.

Dienstleister in mannigfaltiger Ausführung werden von denen, die diese Dienste annehmen, oftmals abwertend behandelt. Es scheint ein schlechter Zug der Menschen zu sein.
Also, wenn ich darüber nachdenke, dann kann ich meine Frage viel grundsätzlicher Stellen:

Warum werten wir Menschen ab, die Dienstleistungen erbringen? Wir nutzen die Dienstleistungen, sehen jedoch den Dienstleister als "niederen" Menschen an? Da stimmt etwas nicht in der Denke, will ich meinen.

Es geht wohl immer um das Treten nach unten, damit man sich selbst ein wenig weiter oben sieht.

L G

White

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"Hat sich da ein Mann gewaltsam den Körper einer Frau genommen, und damit sie schweigt, oder wenigstens still hält, ihr eine Art der Bezahlung zugesichert?
So nach dem Motto, "halt still, du bekommst von mir auch etwas zu essen, danach"?"

Warum die Unterstellung, dass dies mit Gewalt gegen die Frau abgelaufen sein muss?

Vielleicht hat die Frau ihre Liebesdienste auch ganz freiwillig für bestimmte Gegenleistungen angeboten.

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Für mich ist das Wort "Nutte" eine abwertende Bezeichnung für einen Beruf. Genauso wie "Tippse" bei einer Frisörin oder "Bulle" bei einem Polizist. (In der Art hätte ich das auch meiner Tochter erklärt und je nach Alter auch was die Frau in dem Beruf macht)

Es gibt für viele Berufe abwertende Bezeichnungen, das hat nichts mit frauenfeindlich zu tun.

Wenn eine Frau völlig freiwillig und ungezwungen diesen Beruf nachgeht ist das für mich in Ordnung und den Männern wünsche ich viel Spaß.

"Hurenbock" wurde dir ja schon als Schimpfwort für einen Mann genannt.

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Hallo,

"Für mich ist das Wort "Nutte" eine abwertende Bezeichnung für einen Beruf."

Was aber nicht erklärt, warum es (zumeist männliche) Jugendliche gibt, die Mädchen so bezeichnen.

Dieses Wort wird schlichtweg als Beleidigung verwendet. Unabhängig vom Beruf der Prostituierten.

Für mich sind Männer, die dieses Wort benutzen einfach A****l***er.

GLG

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Danke, mutti.

Ich finde halt, die Prostituierte hat doch eine etwas andere Position als die anderen berufe, die es so gibt.

Sicher bin auch ich nur eine kaffeetrinkende Latzhosenträgerin (das sind die Sozialarbeiter...:-)), aber in meinen Augen gibt es da einen Unterschied.

Die/der Prostituerte verkauft na klar eine Dienstleistung. Aber sie/er verkauft auch ein Stück Intimität, finde ich. Und somit einen sehr persönlichen Teil ihrer/seiner selbst.

Aber das ist natürlich nur eine sehr persönliche Sichtweise von mir.

Im Prinzip hast du Recht, es gibt für viele Berufe abwertende Begriffe.

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"Im Rom, wo die Münzwirtschaft bestimmend war, gab es zur Kaiserzeit 46 Bordelle. Das Gewerbe galt als ebenso unehrenhaft wie es verbreitet war. Wie schon in den griechischen Stadtstaaten war den freien männlichen Römern (nicht den freien Römerinnen) die Ausübung der Prostitution bei höchster Strafe untersagt. Diese geschlechtsdifferenzierende Regel läßt sich so interpretieren, daß der männliche Körper das Zeichen auf der Münze repräsentierte, während der weibliche Körper den materiellen Gegenwert zu diesem Zeichnen symbolisierte.

Das entsprach der vorher schon beschriebenen Geschlechterdifferenzierung, die das Alphabet geschaffen hatte – zwischen dem männlichen Körper, der die (unsterblichen) Zeichen der Schrift – und mithin Rationalität und Geistigkeit repräsentierte, während der weibliche Körper zur Symbolgestalt der gesprochenen Sprache und Leiblichkeit wurde. So auch in der Prostitution: Der sexuelle Leib wurde zur Inkarnation der abstrakten Geldzeichen."
http://www.bzw-weiterdenken.de/2007/02/das-wandelbare-gesicht-der-hysterie/

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Natürlich sind wir männerorientiert, das ist keine wirkliche Neuigkeit und ist ein Faktor. Der Kunde, der die Dienste in Anspruch nimmt ist eben der Kunde - er hat das Geld und verfügt über sie.

Das Verhalten kann man sogar bei anderen Berufsgruppen sehen. Für den Mann, der die Dienste einer schlecht bezahlten Friseurin unter Mindestlohn oder eines Müllmanns annimmt, gibt es ebenfalls kein Schimpfwort.

Ein weiterer Faktor warum e

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...

Ein weiterer Faktor warum es zum Schimpfwort geworden ist, basiert wohl auf dem größtenteil schlechten Ansehen dieses Berufs über lange Zeit. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich das als Schimpfwort gefestigt - auch aus den Gründen, die ich oben erwähnte.

Für mich liegt es nicht nur am männerdominierten Denken. Es ist das Prinzip der Gegensätzlichkeit von Dienstleister und Kunde - und bei Hure - Freier ist das Verhältnis besonders krass.

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Gibt es eigentlich eine extra Bezeichnung für eine männliche Nutte?

Mir fällt nur die englische ein, schliesst man daraus das der englische Sprachraum fortschrittlicher ist? #kratz

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CallBoy. Stricher. Aber was noch? Mehr fällt mir gerade nicht ein. #gruebel

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Stricher.

Ist auch kein besonders positiv besetzter Begriff und wird ebenfalls als Schimpfwort benutzt.

Vielleicht interpretieren hier auch manche zu viel hinein:
Menschen, die ihren Körper verkaufen, haben kein besonders hohes gesellschaftliches Ansehen. Dabei spielt die Frage, ob Man oder Frau eine eher nachgeordnete Rolle.
Es geht um die Tätigkeit nicht ums Geschlecht.

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