Hallo,
angesichts des nahenden Reformationstags, der ja dieses Jahr in ganz Deutschland Ferientag ist, wollte ich euch fragen, ob ihr es völlig unkritisch seht, dass dieser Tag zum offiziellen Feiertag anlässlich seines 500.Wiederholung gemacht wurde und das ganze Jahr zum Lutherjahr.
Luther als Person muss man sicherlich vor dem Hintergrund seiner Zeit sehen und bewerten, dennoch hat ja nicht nur die Bibel ins Deutsche übersetzt und der zur damaligen Zeit verkommenen katholischen Kirche die Stirn gezeigt, sondern auch Juden, Frauen und Bauern massiv diskriminiert.
Und die Reformation, die zur Spaltung der Kirche führte, hat zum einen vielleicht eine Belebung des religiösen Diskurses geführt und kann als Aufstand gegen die damaligen Eliten gewertet werden, sie hat aber auch zu blutigen Glaubenskriegen geführt.
Irgendwie findet eine Reflexion darüber meinem Empfinden nach gar nicht statt. Woran liegt das? Oder bekomme ich da einfach nur etwas nicht mit?
Die Alltagsprinzessin
Lutherjahr- Hurra?
Es gibt eine Mensge Ausstellungen und Berichte über Luther. Ich selbst habe eine Ausstellung in einem jüdischen Museum über " Luther und die Juden " besucht. Dabei ist rausgekommen , dass der junge Luther den Juden positive gegenüber stand. Er erkannte das Jesus ein geboren Jude war. Kurz vor seinem Tod ( 3 Tage) schreib er , in voller Übereinstimmung mit seiner Zeit ( Judensau) das die Judenvertrieben werden müssen.
Es gab noch viele ander Reformer , zum Beispiel in der Schweiz Zwingli und Calvin. Luther war mit seinen Ideen und auslegungen nicht allein.
Es war eine Zeit der Veränderung, Die Frömigkeit der Menschen war auf Angst vor dem Fegefeuer veräußerlicht, es gab Sakramentsfrömigkeit. Grade der hohe Klerus lebte gegen jede biblische Lehre.
Die Bauernkriege währen meiner Meinung nach sowieso gekommen. Für Luther als Christ der sich an die Bibel hält ist es selbstverständlich sich seinen Herrn unterzuodnen.Dadurch ist der Süden Katolisch geworden und der Norden evangelisch. Dazu gibt es einge Zitate in der Bibel, Den selben Konflikt gebit es heute auch noch zum beipiel die Befreiungstheologie in Latainamerika.
Die staatskirche versucht es allen Recht zu machen und macht keine klaren aussagen. Auf dem evangelischen Kirchentag durften keine Messianische Juden mitmachen. Da es keine Judenmission in Deutschland gibt.
Aber findest du es in Ordnung, Luther und die Reformation so ganz unkritisch zu feiern?
Etwas unkritisch zu feiern ohne zu hinterfragen ist sowieso falsch. Aber es war der verdienst Luthers (und der anderen Reformer natürlich auch), die bestehende Weltordnung in Frage zu stellen, in der die herrschende Klasse ihren Machtanspruch auf Gottes Gnaden beruft, in Wirklichkeit sich aber selbst die Taschen vollstopft.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen, die auf die Reformation folgten, sind ja kein Werk Luthers, sondern sind auf unterschiedliche Machtansprüche zurückzuführen. Der Fenstersturz von Prag war ja kein Aufstand der evangelischen gegen die katholischen, sondern ein Aufstand der böhmischen Stände gegen die kaiserliche Obrigkeit. Das gilt für alle kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich auf religiöse Führer berufen.
Die russische Revolution war ja auch kein Glaubenskrieg, und nicht nur, weil der Kommunismus als Religion nicht anerkannt wird.
Spannendes Thema
Ich sehe das zweischneidig: Einerseits muss man Luther, wie jeden anderen auch, im Kontext seiner Zeit sehen. Andererseits gab es auch in dieser Zeit Menschen, die keine derart menschenverachtenden Sichtweisen hatten, und gerade an einen Kirchenreformer, dem in anderen Dingen große Weitsicht nachgesagt wird, muss man gewisse höhere Maßstäbe anlegen.
Einen äußerst gelungenen Text zum Thema gibt's beim Wortvogel, einem Blogger:
https://wortvogel.de/2017/06/streitschrift-martin-luther-king/
(Nicht von der URL abhalten lassen, es geht um "unseren" Luther!)
Das sehe ich genauso. Mir fällt es schwer, jemand zu rühmen, der natürlich Gutes bewirkt, aber eben auch so viel Bockmist verzapft hat. Das hat eine ähnliche Wirkung auf mich, als wenn man in Bezug auf Hitler erwähnt, dass wir dank ihm nun immerhin die Autobahnen haben (ja, ich weiß, das Beispiel hinkt und ich will Luther nicht mit Hitler vergleichen).
Aber ein Lutherjahr auszurufen, gar eine Lutherdekade und dem gesamten Land frei zu geben anlässlich der Reformation kommt mir irgendwie auch nicht richtig vor.
Halloween finde ich auch doof. Muss ich wohl meinen eigenen Grund zum Feiern erfinden.
Danke für deinen Link!! Spricht mir aus der Seele.
Hallo Alltagsprinzessin!
Ich denke im Gegensatz zu Hitler hat Luther wirklich etwas getan, was die Weltgeschichte zum Guten verändert hat. Er hat die Macht der Kirche gebrochen und dafür gesorgt, daß diese Institution endlich wieder ein menschliches Antlitz bekommen hat. Natürlich waren Religionskriege die Folge. Welcher Herrscher verzichtet schon gerne freiwillig auf seine Macht. Zuviel (fanatischer) Glaube führt in den Untergang. Das war schon immer so. Insofern kann man nur hoffen, daß es friedlicher abgeht, wenn im Islam endlich auch ein Luther auf der Bildfläche erscheint und diese Religion reformiert.
Die christliche Reformation markiert für mich auf jeden Fall den Beginn der Neuzeit und egal, ob man nun evangelischer oder katholischer Christ ist: jeder Gläubige hat es Luther zu verdanken, daß wir heute die Bibel lesen und für uns selbst bewerten können - sofern wir das wollen.
Insofern finde ich es schon angemessen, den 500.sten Jahrestag der Reformation mit einem landesweiten Feiertag zu würdigen. Wir hier in Niedersachsen haben sowieso viel zu wenig Feiertage
Ehrlich gesagt ist mir das total egal, warum ich einen Tag weniger arbeiten muss 😂
Geht mir genauso.
Wir haben am 01. November eh Feiertag und weil jetzt noch der 31. als Feiertag dazukam, hat unser Chef den Montag als Brückentag festgelegt. Ich habe also frei bis einschl. Mittwoch
Luther war nicht perfekt, er hat Fehler gemacht, z. B. hat er übersehen, dass der 7. Tag nicht der Sonntag, sondern der jüdische Sabbat ist.
Er war halt alleine und hat keine theologische Fakultät mit zig Mitarbeitern hinter sich gehabt.
Jedoch hat er den Gläubigen den Weg zu Christus geöffnet, in dem die Bibel übersetzt hat und die Lügen über den Ablasshandel beendet hat.
Der Krieg war eine notwendige Folge, um den Betrug der Katholischen Kirche an den Menschen zu beenden.
Ich bin aus Überzeugung Protestantin (als Kind katholisch getauft) und vielleicht sollte ich am Reformationstag zur einer Kundgebung gehen oder so.
Ich für meinen Teil erzähle ich meinem Kind und den Leuten, die es interessiert davon und ich war auch schon in Wittenberg.
Mir bedeutet Luthers Arbeit viel und ich kann nicht verstehen, dass jemand evangelisch ist und nicht weiß, was der Unterschied zum katholischen Glauben ist.
Vielleicht bringt so ein Feiertag jemanden zum Nachdenken.
Hallo!
Ich denke, mit dem Lutherjahr ist es wie mit allen großen Jubiläen - man stellt das Gute in den Vordergrund und vernachlässigt das weniger Gute. Das finde ich persönlich auch noch gar nicht so verwerflich. Und in diesem Rahmen finde ich es auch nicht verwerflich, einmalig den Reformationstag als Feiertag zu begehen - zumal man ja in den Medien einiges über Martin Luther und die Reformation erfährt, wenn man sich dem nicht ganz verschließt. Wenn man dann noch betrachtet, dass die Mehrheit der Deutschen vermutlich überhaupt nicht weiß / wusste, was es mit dem Reformationstag auf sich hat, befürworte ich dieses einmalige Ereignis sogar als Katholikin.
Was ich allerdings nicht verstehen kann (und im Grunde auch viel schlimmer finde!) ist, dass der Reformationstag seit der Wiedervereinigung in ALLEN Ostdeutschen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag ist, obwohl hier nur ein geringer Anteil von 19% der Bevölkerung überhaupt evangelisch ist. Das wären in allen neuen Bundesländern gerade einmal 3.085.690 evangelische Christen. während teils bis zu 80% der Bevölkerung keiner christlichen Religion angehört! Wenn ich das Bundesland Niedersachsen, wo 50% der Bevölkerung evangelisch (3.963.300 Christen) sind, dem gegenüber stelle, frage ich mich doch wirklich, warum die Niedersachsen an diesem Tage arbeiten gehen müssen . Wenn man schon einen Feiertag begeht, dann sollte doch dieser Feiertag zumindest theoretisch für die Mehrheit der Bevölkerung eine Bedeutung haben - davon gehe ich beim Reformationstag im Osten Deutschlands beim besten Willen nicht aus.
LG
Da stimme ich dir auf ganzer Linie zu!!
Ja, das sehe ich völlig unkritisch, weil es mir ehrlich gesagt, egal ist, was er vor 500 Jahren gemacht hat.
Wenn es nur nach der Gutmenschlichkeit gehen würde, müßtest du sämtliche kirchlichen Feiertage abschaffen. Die katholische Kirche hat sich dahingehend auch nicht mit Ruhm bekleckert, im Gegenteil.
Ich habe mich einfach nur gefreut, dass wir dank Herrn Luthers 2 frei Tage hatten und so mit 3 Tagen Urlaub ganze 9 Tage verreisen drin war. Juhu! Danke Herr Luther!
Ich finde das auch schwierig. Ich mochte Böhmermanns Feature darüber sehr.