Jugendlichen aufnehmen

Ich bitte um Eure Meinung, evtl. habt ihr ja auch ein Tipp.

Kurz zu meinen Anliegen:
Mein Mann und ich möchten gern einen Jugendlichen bei uns zu Haus aufnehmen.

Kurz zur Vorgeschichte:
Mein Mann (46) und ich (38) sind leider ungewollt kinderlos. Wir haben uns beim Jugendamt gemeldet als Pflegeeltern und durften bereits einige Kurzzeitpflegekinder( im Alter zwischen 2-7 Jahre)bei uns aufnehmen.
Leider nur Kurzzeitpflege.

Jetzt zu unseren Wunsch:
Da wir leider nicht jünger werden, wäre unserer größter Wunsch einen jungen Menschen ab ca. 16 Jahre bei uns aufzunehmen. Wir möchten ihm das schenken was er vielleicht in seinem Leben vermißt hat: Verständnis, Liebe, Zuwendung und ein intaktes Familienleben.

Wer von Euch kann uns weiterhelfen ? Erfahrungsaustausch
Bitte meldet euch. Danke

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hi,

also erstmal finde ich es ganz toll, dass ihr kindern die möglichkeit gebt (wenn auch nur kurz) in guten verhältnissen zu leben. vor allem bei kleinen kindern ist es ganz, ganz wichtig, dass sie liebevolle zuwendung erfahren und damit auch ihr bindungsverhalten aufbauen können. denn ohne grund werden kinder nicht in pflegefamilien gegeben. aber warum konntet ihr nie pflegekinder auf längere zeit nehmen? von euch aus nicht, oder seitens des jugendamtes nicht?

zu der aufnahme von einem jugendlichen in der familie kann ich nur raten: überlegt euch das wirklich, wirklich sehr gut. vor allem schlagt es euch aus dem kopf, einen 16 jährigen noch erziehen zu können. die kids haben ja eine vorgeschichte und die sieht zumeist nicht besonders rosig aus (sonst würden sie ja daheim wohnen bleiben können). ich würde mir da an eurer stelle ganz genau ansehen, wer zu euch in die familie kommt und vor allem welche erwartungen ihr an das zusammenleben habt und welche erwartungen wirklich realistisch sind.

an eurer stelle würde ich mich dann an das zuständige jugendamt wenden.

lg emeri

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Vielen Dank für deine Antwort. Wir hätten sehr gern ein Dauerpflegekind von Jugendamt genommen, leider waren bislang keine Kinder in unseren kleinen Landkreis vorhanden. Leider- zum Glück.
In unseren Landkreis gab es noch nie solche Problemfälle wie in Großstädten. Sehr gern hättenwir Dauerpflegekinder auch gern ein Geschwisterpaar aufgenommen.
Die Überlegung uns ältere Kinder als Familienmitglieder aufzunehmen entschieden wir gemeinsam nach langem hin und her.
Wir möchten nicht das Kind erziehen sondern das ersetzen was bislang nicht oder nur teilweise bei dem Jugendlichen fehlte.
Lehrgänge, Siminare u.s.w. haben wir hinter uns, wir möchten nicht zu sehen sondern handeln.

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hi,

ich kenne leider das deutsche jugendwohlfahrtssystem nicht wirklich (komme aus österreich). bei uns ist es jedenfalls nicht üblich, jugendliche in pflegefamilien unterzubringen. es ist etwas anderes, wenn die jugendlichen von verwandten aufgenommen werden. das kann unter umständen schon vorkommen, ist aber dann kein pflegeverhältnis im üblichen sinn.

was ich meinte mit "sie können nicht erzogen werden...": ein jugendlicher, der nicht in der herkunftsfamilie bleiben kann, hat meistens schon eine sehr, sehr lange geschichte hinter sich. meist geprägt von verwahrlosung, gewalt, alkohol, straffälligkeiten oder ähnlichem. denn hätte alles gepasst, würde der jugendliche ja nicht wo anders untergebracht werden müssen. solche jugendliche sind es gewohnt zu kämpfen um zu überleben (das mussten sie ja auch bisher), meist ohne sich dabei an die üblichen regeln zu halten. solche jugendliche sind meist sozial verwahrlost, was bedeutet, dass sie ein besonderes gespür dafür haben, menschen von denen sie etwas bekommen können auszunutzen. das klingt sehr negativ, ich weiß, aber so ist es eigentlich nicht gemeint. denn das ist ebenfalls eine überlebensstrategie, die sich diese jugendlichen durch jahrelange erfahrungen erlernen mussten. ein "familienersatz" in diesem alter ist meist nicht mehr das, was diese jugendlichen hauptsächlich brauchen, denn gerade die bindungsfähigkeit wird in den ersten lebensjahren besonders verstärkt aufgebaut. gerade sozial verwahrloste jugendliche sind sehr selbstständig und lassen sich schwer in ein bestehendes familiensystem integrieren. vor allem deshalb, weil sie es ja nie gelernt haben, was ein "normales familiensystem" ist und wie es funktioniert. diese jugendlichen brauchen meist sehr strenge regeln und richtlinien um ihnen ein selbstständiges überleben in der gesellschaft zu ermöglichen. immerhin ist man ja mit 18.volljährig. daher werden jugendliche bei uns meist in wohngemeinschaften oder heimen mit ausbildungsmöglichkeiten untergebracht. dort gibt es meist sehr strenge regeln und pädagogisch geschultes personal.

ich finde es immer toll, wenn menschen sich engagieren und handeln wollen. jedoch muss man sich wirklich gut überlegen, ob es wirklich nur aus altruistischen gründen passiert, oder nicht vielleicht doch auf einem persönlichen bedürfnis. ich denke, das es für kinder über 7 jahre (8-10) noch unter umständen förderlich sein kann, in einer pflegefamilie aufgenommen zu werden. wenn es wirklich passt und die pflegefamilie sich im klaren darüber ist, dass egal wie schlecht es dem kind in der herkunftsfamilie gegangen ist: kinder sind eigentlich IMMER loyal den leiblichen eltern gegenüber.

wie gesagt, überlegt es euch wirklich sehr gut und vor allem realistisch und besprecht das thema einmal mit der betreuerin eures jugendamtes.

lg emeri

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Hallo,

ich will ja jetzt nicht die Spielverderberin sein, aber dein Plan ist nur schwer umsetzbar. Jugendliche ab einem bestimmten alter werden nicht mehr in einer Pflegefamilie untergebracht, außer sie waren vorher schon einmal in dieser Familie für längere Zeit.

Sie werden in Wohngruppen und Einrichtungen untergebracht, die sich darum bemühen, den Kids in kurzer Zeit den Start in die Selbständigkeit zu ermöglichen.

Was ihr sucht erscheint mir eher als Ersatz für die Kinder zu sein, die ihr nicht habt. Vielleicht liegt hier auch der Grund, warum ihr bisher nur in der Kurzzeitpflege eingesetzt wurdet. Denn Pflegekinder werden normalerweise nicht komplett eure Kinder werden, für viele ein Problem wenn es heißt, sie wieder gehen zu lassen.

Ich rate dir zu einem Beratungsgespräch mit eurem zuständigen Jugendamt. Ihr seid ja schon bekannt und könnt mit den Mitarbeitern erörtern, welche Möglichkeiten ihr habt. Vielleicht gibt es die Möglichkeit ältere Kinder als 7 Jahre aufzunehmen.

Sprecht einfach beim Amt ganz offen über euren Wunsch.

LG
Meike

Aber ihr müsst euch bewusst sein, dass das Konfliktpotenzial deutlich steigt je älter die Pflegekinder sind.

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Huhu,
also da ich selber noch sehr jung bin kann ich natürlich nicht viel dazu sagen aber ich hatte vor einigen Jahren noch Freunde die aus Problemfamilien stammten und kann daher vllt. was aus "jugendlicher" Sicht dazu beisteuern.

Das größte Problem dürfte sein dass viele Jugendlich wohl gar nicht dankbar darüber sein würden. Im Gegenteil. Durch die Vernachlässigung in ihrer Familie hatten sie wahrscheinlich im negativen Sinne viele Freiheiten. Hart gesagt: Sie konnten rauchen, saufen und sich rumtreiben so viel sie wollten. Partys machen, mit (falschen) Freunden rumhängen, vllt haben sie Drogen verkauft und hatten dadurch Geld zur Verfügung um sich zu profilieren wer weiss....

Das ist für die Zukunft natürlich nicht optimal, aber denkst du du kannst es ihnen schmackhaft machen auf all dies zu verzichten? Für die Schule / Ausbildung zu arbeiten. Pünktlich und Gewissenhaft zu sein? Wahrscheinlich würden sie die meisten Freunde verlieren wenn sie nicht mehr "mithalten" können und von diesen auch noch negativ euch gegenüber beeinflusst werden.
Viele dieser Jugendlichen sind so groß geworden dass sie auf den Familienzusammenhalt "scheissen", die meisten sehen in ihren Freunden ihre Ersatzfamilien.
Die Erkenntniss dass ihnen etwas essentielles fehlt kommt wahrscheinlich (leider) erst viel zu spät.

LG
Jenny

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Hallo,

ich kenne diese Überlegung auch! Wir haben ja momentan den 13jährigen Sohn meines Mannes bei uns, für ein Jahr. Und hatten überlegt, ob wir aus den gemachten Erfahrunge nicht was Positives machen könnten.
Ich kann Dir nur eins sagen: nach der Anfangseuphorie kommt die Ernüchterung. Je älter so ein Kind ist, umso schwieriger wird es für Euch. Ihr bekommt ja mehr oder weniger einen "halbfertigen" Menschen vorgesetzt und mit dem seinen Eigenheiten müsst Ihr dann klarkommen.
Wenn Pflegekind, dann lieber ein jüngeres, dem Ihr vielleicht noch etwas Gutes fürs Leben mitgeben könnt.

Alternative: wie wäre es, wenn Ihr Gastschüler für einen begrenzten Zeitraum aufnehmen würdet? :-)