Hallo,
ich bin neu hier und habe eine Frage an Euch, die mir sehr am Herzen liegt.
Meine Tochter, 12 Jahre, hat aus verschiedenen Gründen beschlossen, ab sofort bei ihrem Vater leben zu wollen. Der Kontakt zu ihm war immer gut und hat seit der Trennung vor 10 Jahren immer regelmäßig funktioniert. Er ist ein guter Vater und kümmert sich liebevoll um unsere Tochter. Unser Verhältnis miteinander ist auch gut.
Ich habe verstanden, dass es meiner Tochter bei ihrem Vater gut gehen wird, ich lasse sie aus Vernunft gehen, auch wenn ich es emotional kaum aushalte und es mir den Boden unter den Füßen weg zieht.
Hier nun meine Frage: Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht, wie lange so eine Phase dauern kann? Meine Tochter hat die letzten 12 Jahre ausnahmslos bei mir gelebt. Wir hatten immer ein recht enges Verhältnis, doch jetzt sperrt sie sich gegen jeden persönlichen Kontakt mit mir. Sie mag nicht telefonieren und mich besuchen erst recht nicht. Wir schreiben sms, mehr aber nicht.
Im einzigen persönlichen Gespräch zu diesem Thema mit ihr hab ich ihr ausdrücklich versichert, dass ich ihre Entscheidung akzeptiere und verstehe und ihr niemals Vorwürfe machen werde bzw. nie versuchen würde, sie umzustimmen. Trotzdem will sie nicht mehr mit mir sprechen.
Ich bin am Verzweifeln, weil ich nicht mehr an sie heran komme. Wovor hat sie Angst?
Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir ein bisschen weiterhelfen.
Liebe Grüße
hightower74
Meine Tochter (12) will ab sofort beim Vater wohnen
So manches pubertäre Gehirn ist wegen der Umbauarbeiten ziemlich verquer. Was, wenn sie das Gefühl hat, es wäre dir egal? Ich denke, die von dir beschriebene sooooo verständnisvolle Reaktion ist schon toll, zeigt Größe und erscheint vernünftig. Könnte aber auch so rüberkommen, als würdest du sie nicht vermissen. Ansonsten - klar, weibliche Pubertisten sind gern mal auf Abgrenzungstour gegenüber der Mutter.
LG
Ch.
Hi Ch.,
klar habe ich ihr gesagt wie schwer es mir fällt, sie ziehen zu lassen und, dass es sehr hart für mich ist. Wir haben gemeinsam geweint und es war eine furchtbare Situation für uns beide.
Und doch scheint es, als brauche sie diesen schweren Schritt, um sich abzunabeln. Sie weiß, dass sie jederzeit zu mir kommen kann und auch, dass sie wieder heim kommen kann, wenn sie soweit ist.
LG
hightower74
Hallo,
Ich gehe mal davon aus, dass du schon weißt warum deine Tochter zum Vater wollte?
Du hast doch wie du schreibst zu deinem Ex ein einigermaßen gutes Verhältnis. Wie wäre es, wenn du mit ihm mal über die Sache sprichst? Vielleicht kann er ganz vorsichtig ohne dass sie etwas merkt auf sie einwirken. Bzw. vielleicht kann er auch einschätzen, was besser wäre: Abzuwarten, bis sie auf dich zukommt, mit dem Hinweis, dass bei dir immer alle Türen für sie offen ist. Oder: Immer wieder versuchen KOntakt ohne sie zu Bedrängen zu suchen.
Vg shalom
Hallo Shalom,
meine Tochter hat mir die Gründe andeutungsweise gesagt, ja. Und mit ihrem Vater habe ich auch gesprochen. Er hat gesagt, er halte sie immer wieder dazu an, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Doch sie möchte nicht.
Ich warte also, bis sie auf mich zukommt...
LG
hightower74
Lass sie...sie kommt von allein wieder zu dir zurück. Halte den Kontakt so gut es geht aber bedräng sie nicht.
Das folgende finde ich schon irgendwie passend....
Wie Kinder denken ........
..3 Jahre: Mama weiß alles!
..7 Jahre: Mama weiß viel!
11 Jahre: Mama weiß nicht wirklich alles!
13 Jahre: Mama weiß gar nix!
15 Jahre: Wer ist Mama?
18 Jahre: Die gehört doch zum alten Eisen!
25 Jahre: Mama weiß das vielleicht!
35 Jahre: Bevor wir das entscheiden, fragen wir mal
Mama!
45 Jahre: Ich frage mich wie Mama darüber denkt!
70 Jahre: Wie gerne würd ich jetzt Mama fragen können!
Hi felis02,
lieben Dank für deine Antwort, du hast mich zum Lächeln gebracht
GLG
hightower74
Was ist denn zu Hause - zwischen Ihnen und Ihrer Tochter - alles vorgefallen, dass Ihre Tochter einen so »radikalen« Schluss fasst? Was ich aus Ihrem Beitrag nämlich nicht verstehe, ist, ob das eine »Du erlaubst mir dies nicht, das nicht, und ich muss immer noch um 18 Uhr zu Hause sein; deshalb möchte ich zu Papa ziehen«-Trotzreaktion ist; oder ein »ich habe bisher meine Kindheit bei Mama verbracht; ich möchte jetzt auch Kindheitserinnerungen im familiären Zusammenleben mit Papa haben?«
Warum spricht Sie mit Ihnen nicht mehr?
Also ist das eine Reaktion auf einen Streit/Verhalten von Ihnen in der Vergangenheit? Oder ist das eher ein »Ich traue mich gerade nicht, meiner Mutter in den Augen zu sehen, da ich diese - für mich - schwierige Entscheidung getroffen habe und weiß, wie sehr ich Mama damit wehgetan habe?«
Warum sprechen Sie da von einer Phase?
Denn, wenn Sie da von einer Phase sprechen, erweckt das für mich eher den Anschein, dass Sie das für eine »Bei Papa muss ich aber erst um 19 Uhr zu Hause sein«-Reaktion ihrer Tochter halten … nur der Rest ihres Beitrages passt dazu nicht?
Warum fragen Sie uns, wovor Ihre Tochter Angst haben könnte? Also in beiden oben angedeuteten Verläufen... Entweder, weil ihre Tochter jetzt einfach mal endgültig explodiert ist und nun trotzt, oder, um sich selbst und Sie zu schützen, weil sie Sie zu sehr liebt, um Ihnen noch mehr weh zu tun, als sie es ohnehin schon mit ihrer Entscheidung getan hat.
Also mein Sohn war auch mal 12, und klar ist das - wenn sich die Pubertät »ausbreitet« - ein Alter, wo Eltern den Bremsklotz in der »Lasst mich endlich erwachsen werden«-Entwicklung spielen. Trotzdem ergibt Ihr Beitrag für mich persönlich überhaupt keinen Sinn, da … also es ist so, wie ein unbekanntes Buch aufzuschlagen, eine einzige Seite zu lesen und dann erraten zu müssen, was in den ersten 400 Seiten passiert sein könnte um die Frage beantworten zu können, wie das Buch nach 900 Seiten eventuell enden könnte.
Jedenfalls scheinen Sie mir - Ihrer Tochter gegenüber - sehr verständnisvoll zu sein. Zumindest würde es mir - bei einem 12-Jährigen Kind - noch nicht gelingen, zu einen (selbstverständlichen; zumindest kommt Ihr Beitrag so rüber, als wäre das alles selbstverständlich) Schluss zu kommen, dass sich dieses Kind nun von einem Elternteil »abnabeln« muss. Und das ist nicht mal nur ein hypothetisches »Mir gelingt es nicht, dass zu verstehen«; damit hat mich mein Sohn zwischen seinem 10. und 12. Lebensjahr (wenn auch in keiner »Die Eltern haben sich getrennt«-Situation) sehr intensiv beschäftigt.
Hallo jazzbassist,
danke für Ihre ausführliche Antwort.
Meine Motivation hier zu schreiben ist die, dass ich mir einen Erfahrungsaustausch erhoffe und vielleicht ein bisschen Mut zugesprochen bekomme. Ist so ja auch schon geschehen. Meinen Dank an all die anderen Beiträge.
Selbstverständlich kann ich die letzten Jahre hier nicht dezidiert niederschreiben und eine Analyse der Situation erwarte ich ebenfalls nicht. Auch keine Universalantwort auf alle meine Fragen. Mir sind die Gründe meiner Tochter soweit klar, gleichzeitig muss ich es ja nicht toll finden.
Mein Beitrag entspringt der Hilflosigkeit, plötzlich ohne meine Tochter sein zu müssen, und vor einer Situation zu stehen, mit der ich mich sehr alleine und unendlich traurig fühle. Und es hilft eben, wenn man sich nicht mehr so alleine fühlt und merkt, dass es anderen vielleicht auch mal so ging oder geht.
VG
hightower74
oben genannte tipps würde ich alle auch geben.
ich wollte aber ergänzen, dass ich es super finde, wie du über den exmann sprichst. hier gibt es eigtl. keine urbianerin, die so kritiklos ist und ihrem ex mal eben die tochter anvertraut.
ich kenne im bekanntenkreis einen ähnlichen fall, aber da ist die tochter vom neuen freund der mutter geschlagen und schikaniert worden etc. nun lebt sie bei ihrem vater.
ich selbst bin auch bei meinem vater geblieben, als meine mutter als ich zwölf wurde abgehauen ist und mich eigtl. mitnehmen wollte. beide verstehen sich seitdem nicht (immerhin 20 jahre!!!), ich habe aber immer kontakt zu beiden gehalten, aber das war auch mal so mal so, meinen vater konnte ich meistens nicht ausstehen, meine mutter schon. es lag daran, dass ich bei ihr immer gehen konnte und sie mir nichts zu sagen hatte. bei meinem vater konnte ich ja nicht einfach gehen und wir hatten uns einfach nichts zu sagen, jeder hatte seine welt und kein interesse am anderen (pubertät meinerseits, loslassen seinerseits). aber bei ihm war ich finanziell etc. abgesichert. meine mutter lebt imemr in den tag hinein, keine ahnung, wo ich da geblieben wär...
also lass sie gehen, sag ihr, dass dir das alles aber schwer fällt und sie immer zu dir kommen kann.
hast du einen neuen lebensgefährten, mit dem sie eventuell nicht kann?
Hallo dk-mel,
danke für deine offenen Worte.
Meine Tochter hat sich mit meinem Lebensgefährten immer gut vestanden und doch war er einer ihrer Gründe, gehen zu wollen. Es ist nichts zwischen den beiden vorgefallen, das weiß ich sicher.
Ich bleibe dran und werde ihr immer behutsam die Hand reichen und den Kontakt halten. Mit viel Geduld und Spucke wird es hoffentlich bald wieder...
LG
hightower74
"ich wollte aber ergänzen, dass ich es super finde, wie du über den exmann sprichst. hier gibt es eigtl. keine urbianerin, die so kritiklos ist und ihrem ex mal eben die tochter anvertraut."
Sag das nicht. Ich denke, nur wenige Mütter stehen offen (gerade bei urbia) zu der Entscheidung, ein Kind beim Vater gross werden zu lassen. Schnell ist eine Mutter, die das tut, zur Rabenmutter abgestempelt.
Traurig aber wahr.
L G
White, deren Kinder dort leben sollen, wo es ihnen am besten geht. Und wo das ist, das entscheide nicht ich allein.
Hallo,
ich möchte Dir sagen, dass ich es total stark von Dir finde, wie Du mit Deiner Tochter bzw. mit der momentanen Situation umgehst.
Gib ihr Zeit, schenke Liebe und sei für sie da, wenn sie Dich braucht.
Alles Gute!
Hallo Hightower,
Ich wende mich heute mal mit einer Frage an dich. Befinde mich aktuell in der gleichen Situation und wollte mal wissen wie bei dir der Stand ist, oder wie alles abgelaufen ist ? Lebt deine Tochter noch beim Papa ? Ganz liebe grüsse ONLENA
Ich glaube dass da mehr vorgefallen sein muss. Ein Kind entscheidet sich doch nicht einfach so, von der Mutter weg zu gehen.
Bist du dir sicher dass deine Tochter kein Problem mit deinem neuen Partner hat?
Ich bin mir sicher dass sie sich wieder bei dir melden wird.
Viel Glück noch!
LG
Schokalade
Ich habe momentan das selbige Problem das meine Tochter (12) zu ihrem Vater ziehen will, aber ich weiß nicht ob es richtig ist sie ziehen zu lassen, da auch ich Angst habe das sie sich nicht mehr meldet oder mich nicht mal besuchen möchte auch wenn sie um de Ecke wohnt. Ich möchte zu gern mit ihr Kuscheln und mit einem mal weist sie mich ab. Ich werde natürlich versuchen übers Jugendamt mir Rat einzuholen, bevor ich es mit meiner Entscheidung bereue.
LG
lotusbluete