Meine Tochter schämt sich für mich

Hallo,

ich weiss, ich weiss, die Pubertät,...ich sollte nicht alles so persönlich nehmen..

meistens schaffe ich es auch, aber heute ist es leider nicht der Fall. Ich weiss gerade gar nicht, wie ich damit umgehen soll..

Vorhin waren meine Kinder (Tochter 14 und Sohn wird nächste Woche 13 J. alt) bei mir (sie leben beim Vater, sind aber tgl. bei mir, weil ich für sie koche mittags), und irgendwie war die Laune schon angespannt, beide Kids gestresst...und jedenfalls sagte sie mir dann (ich weiss gerade gar nicht, wie das Thema darauf kam), sie würde sich schämen, dass ihr Vater Schulhausmeister sei und die Mutter Putzfrau.

Ich bin frühberentet aufgrund einer Suchterkrankung, die ich besiegt habe und leider körperliche Folgeschäden habe und arbeite als Minijob als Haushaltshilfe und Babysitting. Das zur kurzen Erklärung.

Und wie peinlich das wäre.

Das war nicht das erste Mal, dass sie so verletztend mir gegenüber ist. Sie nimmt vieles als selbstverständlich, und ich habe Probleme mich abzugrenzen, weil ich damals die Familie verlassen habe ohne die Kinder. Und eh das Gefühl, als Mutter versagt zu haben.

Naja, mein Sohn, der eigentlich immer der "Liebe" war, ist seit einigen Monaten sehr hormongebeutelt, Stimmbruch, Hormonschübe, sehr pampig und zog dann mit.

Ich brach in Tränen aus und beide sind dann "geflohen", mein Sohn hat mich dann angerufen und mir einen Brief in den Kasten getan, wie leid ihm das tut, wie sehr er mich liebhat und stolz auf mich ist . Ganz süß.

Lange Rede, kurzer Sinn:
wie kann ich mit diesen Verletzungen umgehen, ohne dass ich gleich innerlich zusammenbreche und mich richtig schlecht und sch... fühle. Wie kann ich den Kindern dann erwachsen gegenübertreten? Oder sollen sie auch spüren und sehen, wie weh sie mir damit tun? Sprich: mich nicht zusammenreissen, sondern meinen Schmerz auch zeigen und weinen?

Sind Eure Kinder in dem Alter auch manchmal so respektlos, reden schneller als sie denken? Wie geht Ihr damit um?

Heute traurige Grüße aus dem stürmischen Hamburg#herzlich
#heul

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Hallo,

ich kennen das eher von meiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Da kam es einmal vor, das ein Jung extrem abfällig von seiner Mutter sprach, welche als Reinigungskraft (und auch noch an seiner Schule) tätig war.

Ich bin normalerweise eher ein ruhiger Mensch, aber so was......da er vor der gesamten Manschaft seine Mutter abfällig als dumme Putze bezeichnete habe ich ihm mal einen Vortrag gehalten, das er durch diese niederen Tätigkeit immerhin ein Taschengeld erhält und als Dank dafür sich noch anmaßt nassforsch über seine Eltern her zu ziehen,
die sich ja wirklich beide (er war Produktionshelfer) den Allerwertesten für die Kinder aufrissen.

Auch habe ich ihm gesagt, das diese peinliche Mutter sicher auch dem edlen Jungmann bekochen, seine Ralleystreifenunterhosen waschen darf und er mal überlegen soll, welche beruflichen Perspektiven er aufgrund seiner herausragenden Leistungsbereitschaft im Unterricht wohl habe.

Der Bursche wurde rot bis an die Ohren und solche ein dummes Geschwafel hat er sich dann zukünftig verkniffen. War wohl auch lehrreich das man einstecken muss, wenn man denn schon austeilt.

In deinem Leben ist wohl einiges nicht ganz rund gelaufen, aber so ein Verhalten würde ich mir dennoch nicht bieten lassen .

Zum Bekochen bist du wohl nicht zu peinlich? Die hätte ich mal gleich wieder heim geschickt, um ihr Verhalten zu überdenken. Pubertät ist kein Freifahrtschein für schlechtes respektloses Benehmen.

Grüße

1

Hey,

Es tut mir echt leid, dass die Worte deiner Tochter dich so verletzt haben. Ich kann dir nur sagen, dass ich in dem Alter auch viele gemeine Dinge gesagt habe, sowohl zu meiner Mutter als auch zu meiner Schwester usw. #schmoll Vieles hat mir direkt total leid getan, manches erst viel später...wie auch immer, ich denke sie war einfach wütend und hat ihren Frust an dir ausgelassen. Ist natürlich total doof und unfair aber ich denke sie meint es nicht so böse wie es rüberkam. Kopf hoch.#blume

Liebe Grüsse Ariane

3

Danke für Deine nette Antwort, es hat mir geholfen, auch mal die andere Seite zu hören :-).

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Teenager halt. Die reden erst und denken dann. Oder denken auch gar nicht. Und damit will ich deine Tochter nicht entschuldigen.

Ich würde nochmal mit ihr reden und ggf. auch mal mit dem Vater. Vermutlich haben die Eltern ihrer Freunde und Mitschüler zum Teil Berufe, die insgesamt in der Gesellschaft angesehener sind als Haushaltshilfen und Schulhausmeister. Es ist vielleicht mal an der Zeit, dass sie grundsätzlich begreift, das jede ehrliche Arbeit auch Anerkennung verdient hat. Wie wäre es denn, wenn sie z. B. einen Teil ihres Taschengeldes selber verdient? Dann merkt sie mal, das eben nicht alles selbstverständlich ist und Geld nicht vom Himmel fällt.

Ich weiß jetzt nicht, wieso du deine Kinder beim Vater gelassen hast und es geht mich auch gar nichts an. Aber ich vermute, du wirst gute Gründe gehabt und dich in dem Moment so entschieden haben, wie es für die Kinder das Beste gewesen ist. Mach dir deshalb bitte keine Vorwürfe. Es erfordert sehr viel Stärke und auch Mut, sich einzugestehen, dass man selber vielleicht gerade nicht gut für die Familie sorgen kann. #liebdrueck Außerdem kümmerst du dich doch täglich mit um die Kinder.

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Hallo,
vielen Dank für Deine liebe Antwort!

An der Schule, an der beide Kinder sind, war mein Exmann der Hausmeister, jetzt ist er woanders, aber sie wohnen noch auf dem Schulgelände bis nächstes Jahr. Darunter leiden beide, dass sie so dicht wohnen und jeder sieht, wenn der Rasen nicht gemäht ist zB.

Die meisten Eltern haben Berufe, in denen mehr verdient wird. Die Kinder haben UGGs für 250 Euro, natürlich alle Iphones usw.
Nur eine Familie bei meinen Sohn in der Klasse ist arbeitslos.

Da kann und will ich nicht mithalten.

Die Idee mit dem TG-dazuverdienen finde ich gut. Sie wird bald 15 J., da habe ich mir schon mein Geld selbst verdient zusätzlich zum TG. Eigentlich haben sie sogar meist mehr TG, da sie bei mir UND beim Vater Geld kriegen.

Naja, es ist vielleicht auch so, dass sie einen wunden Punkt getroffen hat, da ich eh kein großartiges Selbstbewußtsein habe und öfter denke, ich habe nichts erreicht im Leben und ziehe dann Vergleiche, was man ja nicht soll..

Liebe Grüße, hier stürmt es immer noch gewaltig!
#winke

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Guten Morgen,

sie ist noch nicht so weit, zu erkennen, was für einen harten Lebenskampf du gemeistert hast.
Ausserdem zählt dieser Kampf in der Welt der Jugend nur wenig.

Später wird sie es erkennen.

Bis dahin ist sicher noch ein weiter Weg, aber der hat viel mit Abgrenzung zu tun. Ihre Scham, dass ihre Eltern "nur" so einfache Berufe ausüben, hängt ja damit zusammen, dass sie mal einen "besseren" Job möchte.
Frag sie mal nach ihren Wünschen und Zielen. Wie kann sie die erreichen? Was kann alles dazwischen kommen?
Wenn es dein Beruf nicht wäre, sei dir sicher, es wäre etwas anderes, von dem sie sich abgrenzt.

Das tröstet nur bedingt, ausserdem rechtfertigt das nicht ihre verletzende Art, erklärt sie nur.

Dein Sohn hat sich entschuldigt. Meinst du, sie wird es auch tun? Ich würde auf jeden Fall auch mit dem Vater reden, der wird sich möglicherweise ähnliches anhören, da hilft es euch beiden, ein wenig geteiltes Leid zu erfahren. Wenn ihr miteinander auskommt, meine ich.

L G

White (ich meine, hey, du hast eine Suchterkrankung bewältigt, lebst, jobbst, kümmerst dich um deine Kinder, du bist da. das geht anderen Süchtigen anders#liebdrueck)

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Das ist lieb von Dir, bin schon wieder am Heulen, weiß gar nicht, was los ist #heul

Wenn ich so zurückblicke, waren mir meine (Adoptiv-)Eltern in dem Alter auch irgendwie peinlich. Wenn ich meinen Vater zufällig am Busbahnhof traf, an dem ich mit Klassenkameraden stand, habe ich mich sogar bewußt weggestellt.

Jahre später, als ich schon erwachsen war, hat er mich mal darauf angesprochen, wie "unnett" er das von mir fand, und mein Vater als Kriegskind (1933 geb.) ist eher hart im Nehmen inpuncto Gefühle zulassen oder zeigen.

Ich werde meinen Exmann darauf ansprechen, wir haben ja jeden Monat Termine beim Jugendamt mit unserer Familientherapeutin, ich kann mir vorstellen, dass sie ihm das auch sagt, aber meist prallt sowas von ihm ab, er hat da ein dickeres Fell.. meines ist verdammt dünn :-(.

Liebe Grüße!!

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Hallo,

meinen Geschwistern und mir wurde beigebracht, dass es keine guten und schlechten Jobs gibt, sondern dass jede Arbeit wichtig ist.

Und genau das habe ich meiner Tochter auch versucht zu vermitteln. Bei manchen Jobs muss man sich schmutzig machen (z.B. als Kanalarbeiter oder als Müllwerker), aber wo stünden wir ohne sie?

Wobei ich vermute, dass Du das Deinen Kindern jetzt nicht mehr sagen kannst. Das ist traurig für Dich, aber in diesem Fall würde ich sagen, nimm Deinen Kopf nach oben und leg Dir ein dickeres Fell zu.

GLG und alles Gute #klee

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Hallo!

Die geneigten Herrschaften kommen täglich zum Essen?

Prima, genau da wüde ich ansetzen.

Die nächsten Tage gäbe es bei mir nur und ausschließlich Nudeln. Gekocht, mit nix dabei.

Bei dummen Fragen - "darauf könnt ihr Euch auf Dauer einstellen, wenn ich meinen Minijob aufgebe da ihr euch ja für mich schämt".

Gibt es sonst noch kostenlose Dienstleistungen/Vergünstigungen bei Dir?

Sofort einstellen. Taschengeld von Mama? Ab sofort keinen müden Cent mehr.

Weihnachten würden die jungen Herrschaften bei mir jeder einen Apfel bekommen.

Wenn Du ja nicht arbeitest ist auch kein Geld für Geschenke da...
Und darüber würde ich sie eine Nacht brüten lassen um dann in einem Gespräch zu fragen ob sie es begriffen haben...

Wenn Einsicht vorhanden ist kannst Du ja auch noch am 1. Feiertag die Geschenke geben. Wenn nicht gäb es bei mir garnix.

Hört sich hart an, würde ich aber genau so durchziehen.

Gruß

misses_b

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Hallo

die Jugend ist oft radikal in ihrem schwarz/ weiss Denken.
Mit 15 Jahren habe ich mal einen Aufsatz geschreiben, in dem stand, dass Hausfrauen einen Suppenteller-Horizont haben.
Als meine Mutter ( damals Hausfrau ) den Aufsatz las, musste sie weinen.
Das tut mir heute noch leid.
Grundsätzlich ist man als Erwachsener immer irgendwie peinlich.
Vor zwei Jahren lief meine Jüngste auf dem Weihnachtsmarkt mit mindestens 10 Meter Abstand hinter uns her----

wir haben aber auch teilweise mitgesungen und getanzt und waren sehr gut drauf..........#rofl

dieses Jahr hat sie uns mit zwei Freundinnen an einem Stand besucht und blieb sogar ein Stündchen..........

Sie werden ihre Haltung ganz sicher noch ändern.#blume

L.G.

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Ganz lieben Dank für Eure tollen Antworten, das tat mir richtig gut! #herzlich

Jetzt geht es auch schon wieder besser, aber gestern hat das richtig geschmerzt, liegt ja auch an der eigenen seelischen Verfassung...und die Weihnachtszeit ist bei mir eh negativ belastet und löst eher depressive Gefühle aus.

Ich werde aber schon eine Konsequenz ziehen, indem ich wirklich sämtliche Extras streiche, das beinhaltet auch das Kochen. Ich werde bis zu den Winterferien nicht mehr zum Mittag parat stehen...denn "eigentlich" haben sie ja zuhause alles, nur, da ist halt keiner, der ihnen alles nett serviert und schnippelt und anrichtet. Der Vater ist der Meinung (da er voll berufstätig ist), sie können sich jederzeit erstmal Brote machen oder eine Pizza.

Das Abgrenzen fällt mir halt total schwer, einfach auch mal Nein sagen. Und das geht dann eine Weile, sie fordern dann immer mehr, werden frecher, gerade meine Tochter, bis es dann knallt, so wie gestern und ich erstmal wieder die Notbremse ziehe.

Also, danke nochmal an Euch und liebe Grüße!
#winke

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Oje,das ist ja schon ein bißchen fies.Dein Sohnemann hat sich doch entschuldigt .Der muss dann da jetzt auch drunter leiden #schmoll

Deine Tochter ist in einem schwierigen Alter und gerade Mutter-Tochter-Beziehungen sind in dieser Zeit problematisch.
Das soll natürlich kein Freibrief für deine Tochter sein !!
Sei selbstbewusst:Du hast es geschafft aus deiner Sucht herauszukommen.Das soll erst einmal einer schaffen !!!

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ja, er hat sich entschuldigt. Aber das hat er vielleicht auch in Hiblick an seinen Geburtstag nächste Woche getan...sorry, wenn ich das so sage, aber er ist ein kleiner "Raffzahn" und hochintelligent, ich traue ihm durchaus zu, dass er soweit denkt.

Es tat ihm leid, das weiss ich, aber er ist in den letzten Wochen wirklich respektlos, letzte Woche meinte er, ich hätte kein Hirn..naja, das nur als Beispiel. Oder er sagte auch neulich, ich würde mich ja sonst langweilen, wenn ich nicht immer Mittag für sie machen KÖNNTE. Hallo? Darauf habe ich ihn gestern auch noch mal angesprochen, er stritt ab, das JE gesagt zu haben und ich solle mal CHILLEN! AArrgghh*** :-[

Und noch besser: ich wäre ja selbst schuld, weil ich ihn nicht richtig erzogen habe.
Ganz ehrlich: was soll ich dazu sagen??? Da fehlen mir echt die Worte und ich steh dann erstmal blöd da.

Ich finde einfach, es gibt Dinge, die sagt man nicht. Wenn sie untereinander sind, mische ich mich nicht ein, da fallen dann Ausdrücke wie "Mißgeburt", "bist Du behindert" usw.

Ich kann es auch überhaupt nicht leiden, wenn mein Sohn mich mit "Alter" betitelt, nur weil seine Kumpanen in der Schule so reden (liegt sicher am Konsum dieser hohlen Sendungen wie "Berlin Tag und Nacht", die sie schauen..grausam. Aber das ist ein anderes Thema).

Viele Grüße!
(ich muss jetzt echt mal chillen, glaub ich! :-p)

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Hallo,

bis jetzt waren den Teenager die Eltern fast immer peinlich, unabhängig vom Beruf. Ich kann Dich verstehen, daß es Dich verletzt.
Wenn Ihr beide eine ruhige Minute habt, sprich es nochmal an. Zur Not würde ich sie, wenn es geht, mal zur Arbeit mitnehmen und sie mitmachen lassen, damit sie weiß, was für ein Job das ist. Schließlich machen die Leute viel Dreck und es ist klasse, daß Menschen wie Du darin arbeitet wieder alles zu reinigen. Es ist eine schwere Arbeit, die zu Unrecht als unwürdig angesehen wird.
Und unser Schulhausmeister war der Coolste. Er schloß uns Abiturienten heimlich die Schule auf, die wir dann in Besitz nahmen und die Direktorin als Geisel.

Wenn was nicht funktionierte, nach wem rief man? Dem Hausmeister.
Also, ich denke, Deine Tochter hat es unbedarft gesagt und war sich nicht bewußt, wie tief sie Dir damit wehtut. Erkläre es ihr noch einmal. Schließlich ernährt und kleidet Ihr die Kinder von diesem Geld.

LG
Silke

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Wegen mitnehmen zur Arbeit:
ich putze in einer "Pflegestelle", in der einer ihrer Klassenkameraden wohnt, dessen Mutter verstorben ist.
D.h. sie hat den Vater an der Schule, den alle Mitschüler als Hausmeister kennen, und die Mutter ist nun auch in ihre Klasse involviert. Vielleicht ist es auch das, ich weiss es nicht.

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Ja, das wird es auch sein. In dem Alter werden sie halt oft blöde Sprüche von ihren Klassenkameraden bekommen und so selbstbewußt ist kaum ein Kind, dass es ihm nichts ausmacht. Und deshalb lassen sie ihren Frust auch an dir aus. Statt sie abzustrafen würde ich lieber mit ihnen reden und auch Verständnis zeigen.