Tochter hat keine Freunde

Hallo! Ich mache mir wirklich ziemliche Sorgen um meine Tochter (12 Jahre). Sie geht in die 7.Klasse eines Gymnasiums und hat kaum Kontakt zu den anderen Kindern. Dies geht schon länger so. In der Grundschule fing es bereits an, dass sie zwar noch Freundinnen hatte, aber doch in der Klasse nicht ganz aktzeptiert wurde. Dies ging auch in der weiterführenden Schule so weiter. In der 5. Klasse hatte sie zwar eine sehr enge Freundin (die beiden waren unzetrennlich), diese zog aber leider am Ende der 5. Klasse weg. Seit dem hat sie anscheinend nur in der Schule flüchtigen Kontakt mit den anderen Mädchen. Nach der Schule ist sie immer zuhause und verabredet sich nie mit anderen. Sie hängt sehr an ihrem 9jährigen Bruder, mit dem sie fast ihre ganze Freizeit verbringt. Der hat allerdings einige Freunde und verabredet sich auch mal. Dann verzieht sie sich meistens in ihr Zimmer. Ich habe schon öfter angeregt dass sie mal jemanden einladen soll, aber sie sagt immer nur :"Die haben eh schon was vor, da brauche ich gar nicht zu fragen." In der Schule bleibt sie bei Gruppenarbeiten immer über und jede Pause geht sie in die Mediothek lesen. Da sei es ruhiger als in der Klasse, die anderen würden nur nerven. Ich befürchte, dass sie öfter geärgert wird, aber sie spricht nicht viel darüber. Nur gerade eben schrieb sie mir eine SMS sie wolle die Schule wechseln, die anderen würden sie ärgern. Sie hat halt oft morgens Bauchweh und geht dann auch öfter in der Schule aufs Klo. Dafür wird sie dann wohl von einigen Jungs gehänselt.Meine Tochter ist allerdings auch recht empfindlich wenn es um hänseleien geht und rastet entweder schnell aus oder muss sich dann ein Tränchen verdrücken. Sie tut mir so leid!Ich war schon einmal zu einem Elterngespräch bei einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin. Diese meinte, meine Tochter hätte ein sehr geringes Selbstbewußtsein und wäre wahrscheinlich von Freunden schon öfter enttäuscht worden. Da fallen mir leider auch gleich ein paar Beispiele ein. Der nächste Schritt wäre gewesen, dass meine Tochter einmal mit zu einem Gespräch kommt aber das lehnt sie leider vehement ab. Sie ist der Meinung dass wir sie für verrückt halten und einweisen wollen. Ich habe es bisher leider nicht geschafft ihr klar zu machen, dass sie dort vielleicht Hilfe bekommmen kann. Im Moment weiß ich einfach nicht mehr weiter. Sie tut mir halt so unheimlich leid! Ein Kind in ihrem Alter brauch doch eine Freundin, mit der sie sich über einige Themen unterhalten kann.

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Hallo,
ojeh, da kann man richtig mitleiden!
Mag sie Pferde? Wie wärs mit nem Reitverein, da sind viele Mädchen, und außerdem tun Pferde auch der Seele gut.
Oder irgend ein anderes Hobby, an dem sie Spaß hätte, mit dem sie auch ihr Selbstbewusstsein aufbauen könnte.
Hattest du schon mal ein Gespräch mit den Lehrern, Klassenlehrer, Vertrauenslehrer o.ä.?
Vielleicht wird deine Tochter auch gemobbt, aber ev. könnehn die mal ein Auge drauf haben, was schief läuft.
Schule wechseln fände ich jetzt auch in Ordnung, allerdings muss man die "Wurzel" des Problems kennen, denn sonst lauft ihr Gefahr, dass es in der neuen Schule genau so weitergeht.
Schwieriges Alter, schwierige Situation.
LG maja

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Mit dem Wechsel von den 6. in 7. Klasse gab es komplett neue Lehrer. Aber die sprachen mich beim letzten Elternsprechtag auch schon darauf an, daß sie immer so ruhig wäre und oft so traurig aussehen würde. Als ich meine Tochter darauf ansprach sagte sie nur sie sähe halt immer so aus :-(
Wir haben an der Schule einen Vertrauenslehrer der auch Mobbing-Beauftragter ist. Der war auch früher mal ihr Lehrer. Vielleicht kann ich sie überreden, mal mit ihm zu sprechen. Aber ich befürchte, das wird sie wieder ablehnen.

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Hast du denn schon mal mit ihm gesprochen?
Meine Tochter hat auch ihre Freundin "verloren", sie hat sich irgendwann selbst verletzt, weil wir kein Ersatz sind, logischerweise.
Dein Schritt mit dem Psychologe ist schon mal gut.
Was ist denn mit Hobbys, konkret mit der Reiterei?
Meine Tochter hat dor Freunde gefunden, mit denen sie auch viel privar macht. Und der Umgang mit Pferden tut ihr so gut!

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Ich würde sie auch zu einem Hobby "zwingen". Ob das jetzt eine Mannschaftssportart, Singen im Chor, eine Theatergruppe oder ehrenamtliches Engagement wäre, wäre mir egal, aber es sollte mit anderen gemeinsam stattfinden.

lg

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Hallo, "Ein Kind in ihrem Alter brauch doch eine Freundin, mit der sie sich über einige Themen unterhalten kann."

Nicht unbedingt.

Ich war auch so ein Kind.

In der GS hatte ich eine gute Freundin, die aber dann weggezogen ist und eine andere Schule besuchte.

Im Gymnasium habe ich auch schnell Freundschaft mit einem Mädchen geschlossen.

Die verließ dann zum Ende der 5. die Schule, weil sie mit ihrer Mutter wegzog.

Die nächste richtige Freundin hatte ich dann wieder in der 9. Klasse.

War aber jetzt nichts, was mich belastet hat.

Einer meiner Neffen hat auch erst so in der 10. Klasse die ersten engeren Freunde.

GLG

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Oje, da tut mir richtig das Herz weh, wenn ich deinen Text lese :-(.

Ich würde auch zu dem Tipp "Hobbys" tendieren. Reitverein, Schwimmkurs, Klettern, etc. - da würde sie bestimmt auch andere Kinder kennen lernen. Erzwingen kann man natürlich nichts, aber man sollte es zumindest versucht haben.

Mein Bruder war auch so ein Kandidat. Er hatte nie Freunde und ist dauernd meinen Freundinnen und mir hinterher gelaufen. Natürlich wollten wir ihn auch nicht dabei haben (er ist 4 Jahre jünger als ich). Meine Eltern haben mich dann immer gezwungen, ihn mitzunehmen, wenn ich verabredet war - und das war sehr schlimm und peinlich für mich. Leider ist er bis heute noch so, dass er keine Freunde hat :-(.

Ich wünsche euch alles, alles Gute #herzlich

GLG

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#liebdrueck
Oje,das hört sich nicht gut an.
Auch ich habe spontan sofort gedacht:Das Mädel braucht ausserschulische Bestätigung ,alleine schon für ihr ,wohl fehlendes, Selbstwertgefühl.
Die Idee mit dem Reitverein finde ich toll.Aber es gibt auch noch viele andere Möglichkeiten:Sportvereine etc.SIe könnte sich auch sozial engagieren (Tierheim )

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Hallo,

meine Tochter hatte auch Probleme mit der Schule. Allerdings war es bei ihr der Leistungsdruck.
Bauchschmerzen und zurückziehen waren die ersten Anzeichen.Danach kamen die Depressionen.
Uns oder ihr hat ein Schulwechsel,geholfen,da der Klassenlehrer nicht helfen wollte. Der neue Klassenlehrer war da besser,
Aber ich würde mich selber erst einmal an den Schulpyschologen und Klassenlehrer wenden(ohne deine Tochter) um auf deine Beobachtungen Aufmerksam zu machen(Bauchschmerzen,keine Freunde....)
Vielleicht kann der Lehrer mal verstärkt beobachten ,ob deine Tochter gemobbt oder von den Klassenkameraden ausgeschlossen wird.
Ebenso ob sie sich vielleicht selber ausschließt.
Es gibt inzwischen an vielen Schulen Programme die in Klassen stattfinden ,die das Gruppengefühl stärken und Kindern zeigt das bestimmte Verhaltensweisen andere verletzt.
Auch gibt es Mädchenkurse um diese zu stärken.
Ein Hobby wäre ebenfalls eine gute Idee. Etwas was ihr Spaß macht und vielleicht ihr Selbstvertrauen stärkt.

Lg Sabine

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Hallo,

ich an deiner Stelle würde einen Familienrat (ihr als Eltern und deine Tochter) einberufen und einmal in Ruhe, auf Augenhöhe, über die Situation sprechen.

Wenn sie von sich aus äußert, dass sie gern die Schule wechseln würde, würde ich auch diese Alternative mit ihr zusammen erörtern (woanders ist nicht alles zwingend besser).

Ich wurde in meiner Schulzeit ebenfalls gemobbt (heute unvorstellbar, ich bin wahrlich kein Opfertyp), vornehmlich wegen meiner guten Noten, ich war im Alter deiner Tochter. Mir hat dies so geschadet, dass es jahrelang mein Selbstwertgefühl stark beeinträchtigt hat und somit auch einige Lebensentscheidungen, die ich heute anders treffen würde. Einzig die Tatsache, dass ich neben der Schule Hobbies hatte, in denen ich erfolgreich war und durchaus beliebt, haben dafür gesorgt, dass sich meine Ausflüge in Selbstverstümmelung und Bulimie nicht manifestieren konnten. Es war aber haarscharf und wie gesagt: es hat mich Jahrzehnte gekostet, die Schäden an der Seele zu reparieren.

Mir hat ein Schulwechsel geholfen (auf die nächst-höhere Schulform). Meine Eltern haben mich und meinen Wunsch ernst genommen und mich sehr unterstützt. Plötzlich lösten sich tatsächlich meine Probleme auf, so komisch das klingt.

Das Mobbing lag dabei nicht daran, dass ich oder die anderen Kinder irgendwie "falsch" gewesen wären, ganz im Gegenteil. Aber ich passte nicht in dieses soziale Gefüge, die anderen haben dies gemerkt und mich "charmant", so wie es Jugendliche machen, ausgegrenzt. In das soziale Gefüge der neuen Schule passte ich hervorragend.

Diese Geschichte kenne ich in ähnlicher Form von vielen, mir sehr lieben Freundinnen, die nicht zwingend selbst irgendwelche sozialen Defizite haben oder hatten, sie passten eben nicht in diese Zwangsgemeinschaften einer Schulklasse, das kommt vor. Und es ist gerade in dieser hormonell so schweren Zeit gar nicht so einfach, sich anzupassen - auch ist es für die anderen Kinder natürlich relativ leicht, den eigenen Frust an einer vermeintlich schwächeren Person auszulassen (es steckt nicht per se eine böswillige Motivation dahinter).

Ein Schulwechsel und ein erfolgversprechendes Hobby sind durchaus anzuraten. Sollte es wieder nicht klappen, dann wäre es an der Zeit, das eigene Sozialverhalten zu überprüfen an Stelle deiner Tochter. Ansonsten vertraue ihr bitte. Sie ist 12, sie weiß vielleicht besser als du denkst, was gut für sie ist.

Ich wünsche euch viel Erfolg!

C.

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Mir würde spontan auch ein Verein oder irgendein besonderes Hobby einfallen, dem sie zusammen mit anderen nachgehen kann.
Außerdem könnte man doch darüber nachdenken nicht vielleicht die Schule zu wecheln, denn blöderweise kommt man so schnell nicht mehr heraus wenn man in einer Schulklasse erstmal am unteren Ende der Hackordnung angekommen ist. Allerdings wird die Schulzeit für den Rest ihres Lebens auch ihr Selbstwertgefühl mitprägen.

Da muss was gemacht werden.