Hallo,
bin hier auf die Seite gekommen, weil ich echt nicht mehr weiter weiß. Ich habe einen Sohn, der intelligent ist und doch hagelt es fünfer und sechser. Sein diagnostiziertes ADS wird mit Medis behandelt und damit klappt es deutlich besser, doch lernen sieht er einfach nicht ein. Jetzt ist die Skiwoche um und ich muss mich schon wieder in der Schule vorstellen, weil mein Sohnemann sich daneben benommen hat und sich nicht an Regeln hält, mir ist das sooooo peinlich. Ich habe vorher lange mit ihm gesprochen, er möchte sich doch bemühen, damit er auch mal Freunde findet, doch er versemmelt sich alles. Was kann ich denn noch tun?
Wenn er nicht anfängt sich zu ändern nimmt ihn sein Vater vom Gym und schickt ihn auf die Hauptschule, er glaubt einfach er wäre nur faul...
Habt ihr einen Rat für mich?
LG
Julchen
Mein Sohn (11J.) hat ADS, will nicht lernen und wird auch agressiv.
Hallo
was sagt der behandelnder KJP `???
Bekommt dein Kind Therapien ??
Schau doch mal unter: adhs-anderswelt.de
lg
Also ich würde da zunächst mal differenzieren zwischen Realsicht i.S.v »Was kann ihr Sohn leisten« und einer Eltern-Sicht i.S.v. »Was könnte er hypothetisch alles leisten, wenn er lernen würde, sich in der Schule besser an Regeln halten würde, wenn er Freunde in der Schule finden würde, wenn er sich vielleicht auch in Schule besser konzentrieren könnte etc. etc. etc.« Mir erweckt sich beim lesen Ihres Beitrages nämlich vor allem die Vermutung, dass Ihr Sohn wirklich die falsche Schulform besuchen könnte, weil er dort real schlichtweg überfordert zu sein scheint, auch wenn das hypothetisch die richtige Schulform für Ihren Sohn sein könnte, wenn denn noch dutzende weiterer Bedingungen erfüllt wären, die aber aktuell in der Realität alle nicht erfüllt sind.
Was ich nicht verstehe, ist, warum Ihr Sohn überhaupt das Gymnasium besucht. Mir geht es um folgendes: Sind die Probleme dort erst entstanden, weil er halt in Klasse 1-4 nie lernen musste, um gute Noten zu erreichen? Gab es da ums lernen/Hausaufgaben eventuell auch schon in der Grundschule regelmäßig Machtkämpfe/Schwierigkeiten und die »Vorpubertät« bringt Sie dort jetzt an eine Erziehungsgrenze? Hat sich Ihr Sohn für diese Schulform (und damit verbundenen Strapazen) entschieden, weil da seine Freunde auch hingegangen sind oder Sie ihm dort gut beigeredet haben? Hat es in Ihrem Bundesland keine Alternativ-Schulform (Gesamtschule o.dgl.) gegeben, wo ihr Sohn auch auf direkten Wege hätte das Abitur machen können etc.? Denn … ich kenne das bei meinem Sohn eher so, dass sich Probleme erst »langsam entwickeln und dann immer schlimmer werden«. Und wenn ich dann in ihrem Beitrag lese, dass der Vater dort als Trotzreaktion und Zeichen seiner Überforderung mit »Dann schick ich ihn halt auf die Hauptschule« reagiert, was die Situation garantiert nicht besser macht sondern druck i.d.R. alles nur verschlimmert … habe ich das Gefühl, als stehen Sie jetzt bereits am Ende der Grenze. Wann fing es an? Grundschule oder erst mit dem Wechsel zur weiterführenden Schule?
Wie »glücklich« ist Ihr Sohn überhaupt auf seiner jetzigen Schule? Mein Bruder hatte in seiner Kindheit viele schulische Schwierigkeiten, darum weiß ich, dass es für ein Kind die Hölle sein kann, bsw. Erwartungshaltungen der Eltern nicht zu erfüllen und immer wieder mit fünfen und sechsen nach Hause zu kommen; völlig unabhängig davon, wie die Eltern dann darauf reagieren. Also kein Kind schreibt gerne schlechte Noten in der Schule, weil Kinder eigentlich - auch mit 11 - immer stolze Eltern haben wollen. Dann scheint er auf seiner jetzigen Schule keine Freunde zu haben, sondern dort eher überall anzuecken und - ich vermute mal - dass viele »er hält sich dort nicht an Regeln« Punkte auch einfach darauf zurückzuführen sein werden, dass er dort vergeblich versucht, so die Aufmerksamkeit/Anerkennung der anderen Kinder zu bekommen. Auch ist es sicherlich nicht gerade prickelnd, sich regelmäßig mit den Eltern über’s lernen etc. streiten zu müssen respektive dann vom eigenen Vater (Wenn sicherlich auch unabsichtlich) dermaßen runtergemacht zu werden … weil er ja nur faul ist. Also gehe ich Recht der Annahme, dass Ihr Sohn zum einen auf seiner jetzigen Schule ohnehin schon als »Das Problemkind« abgestempelt wurde und ihr Sohn - auf Grund dieser Schulproblematik - alles andere als das glücklichste Schulkind der Welt ist?
Ganz grundsätzlich … ich halte es zunächst mal für etwas sehr normales, dass ein 11-Jähriger entweder keine Lust hat, für die Schule zu lernen oder das auch gar nicht einsieht, überhaupt seine Freizeit für so einen Schwachsinn wie lernen zu vergeuden. Also ich kenne/kannte viele Kinder in dem Alter, die einfach gute Noten geschrieben haben, weil die das im Unterricht verstanden und begriffen haben und nicht (oder nur ganz ganz wenig) lernen mussten. Ich kenne viele ältere Jugendliche, die kurz vor dem Schulabschluss stehen und genau deshalb plötzlich doch lernen »Weil sie dann die Reife besitzen, zu begreifen, dass es jetzt wichtig für die ganze spätere Zukunft ist.« Ich kenne viele Kinder, die gerne lernen, weil Ihnen gewisse, einzelne Fächer/Sachen einfach Spass machen. Also es gibt durchaus Kinder, die Rechnen an einem einzigen Wochenende das komplette Mathebuch der nächsten Jahrgangsstufe durch, einfach, weil es ihnen Spass macht, zu rechnen. Aber die Anzahl der Kinder, die ich kenne und die gerne für die Schule lernen, ohne dass es da irgendein dahinterliegendes Motiv gibt … die liegt bei null.
Von daher … kann es sein, dass Sie dort einfach von einer falschen Erwartungshaltung bei Ihrem Sohn ausgehen? Was ist denn momentan überhaupt ihre Erwartungshaltung, warum er für die Schule lernen sollte? Stellen Sie sich einfach mal vor, Sie wären 11 Jahre alt und hätten auch nicht die Erfahrung, Weisheit und Reife eines Erwachsenen, sondern die kindliche prä-pubertäre Weltanschauung eines 11-Jährigen, wo iPhone, X-Box und die erste Freundin das wichtigste auf der Welt sind. Warum würden Sie - wenn Sie Ihr Sohn wären - für die Schule lernen? Also das Motiv wird bei einem 11-Jährigen ganz bestimmt nicht sein »Weil es ja wichtig für mein ganzes, späteres Leben ist«. Und bei Ihrem Sohn scheint es auch »Um den XXX von Vater zu beweisen, dass ich doch nicht faul bin« sein. Also gäbe es hier einen Anreiz (aus Sicht Ihres Sohnes), für den sich dieses »lernen« lohnen würde? Irgendeine Motivation? Das kann ja bei 11-Jährigen ganz unterschiedlich sein.
Ich würde es - wenn - mal mit einer Motivation zum lernen (nicht für gute Schulleisten - die müssen von alleine kommen und werden die logische Konsequenz vom richtigen lernen sein) versuchen. Bsw. - wenn ihrem Sohn Taschengeld lebenswichtig ist (das wäre so einer der größte Motivatoren bei meinem Kurzen in dem Alter gewesen) … bezahlen Sie ihm für alle 45 Minuten »gemeinsames lernen mit Mama am frühen Abend (also dann, wenn 11-Jährige für gewöhnlich ihren Nachmittag/Freizeit ‚rum‘ haben und lernen von den wichtigen Dingen wie Skateboarden und Simpsons nicht mehr ablenkt« 2,5€. Finden Sie einfach am Abend eine Uhrzeit, wo Sie gemeinsam mit Ihm lernen können. Wichtig sind da eigentlich nur zwei Sachen:
a) Sie müssen das Ruder in die Hand nehmen. Es darf also kein »Setzt sich jetzt 45 Minuten lang in dein Zimmer und lerne« sein, denn - genau das funktioniert nicht. Schauen Sie sich seine Unterrichtsmaterialien an und lernen Sie die Sachen mit ihm, die er nicht verstanden hat oder nicht so gut ist. Konzentrieren Sie sich auf die Fächer, wo es gerade die 5. und 6. hagelt und lassen Sie das Fach, was sowieso schon 2. ist, einfach in Ruhe. Vielleicht gibt es einen Jungen/Mädchen, in der Nachbarschaft, was schon eine Klasse weiter ist und Sie kriegen die Mutter dazu überredet, sich die alten Klassenarbeiten ausleihen zu können. So können Sie ganz gezielt für eine Klassenarbeit lernen … die Aufgaben werden nämlich ziemlich ähnlich sein. Überfliegen Sie den Unterrichtsstoff, den er kann, wiederholen Sie kurz den Unterrichtsstoff, wo sie sich nicht sicher sind, ob er den behalten hat und konzentrieren Sie sich auf alles, was danach kommt. Kurz um, führen Sie ihren Sohn durch die Schule und spielen Sie Lehrerin.
b) Ihr Sohn muss da freiwillig bei mitspielen. Wenn er - bildlich gesprochen - heulend seine Rübe auf den Küchentisch knallt, weil er jetzt nicht lernen will, sondern X-Box spielen möchte, funktioniert das ganze nicht. Vielleicht klappt es über eine Motivation wie z.B. Geld, oder dem »länger Aufbleiben« oder dem Smartphone, was er dann endlich bekommt … einzige Bedingung ist hier: Er muss die Motivation direkt bekommen und es sollte nicht als Strafe i.S.v. »Okay, jetzt kauf ich dir das Smartphone. Aber jedes Mal, wenn du nicht lernst, nehme ich es dir direkt wieder weg« werden. Ich würde das eher wie ein Regel/Ausnahmeprinzip sehen … im Regelfall sitzen Mama und Kind zwischen 19 und 19:45 Uhr Abends in der Küche und lernen für die Schule; und wenn der beste Freund am Donnerstag um 19 Uhr ausnahmsweise Mal ins Kino will, weil der Papa mitkommt, ist das auch in Ordnung. Sie werden sicherlich nicht erreichen, dass ihm lernen plötzlich Spass macht … aber vielleicht entwickelt sich ja ein Wunder i.S.v. »Er sieht ein, dass es wirklich funktioniert« oder - notfalls müssen Sie halt in 7 Jahren einen Dankesbrief an Apple schreiben, weil Sie Ihren Sohn ohne iPhone nie durchs Gymnasium gebracht hätten.
Aber wenn alle Stränge reißen und sich ein Kind eigentlich nur noch bei der ganzen Geschichte quält … würde ich irgendwann die Notbremse ziehen und akzeptieren, dass die Diskrepanzen zwischen der Wunsch-Welt der Eltern mit dem Kind, dass das Gymnasium hypothetisch auch schaffen könnte und dem Kind, dass das einfach nicht schafft, da es das nicht leisten kann; einfach zu groß geworden sind. M.E. ist das spätestens dann der Fall, wenn es schlichtweg kein Mittel gibt, ein Kind zur Kooperation zu bewegen oder auch einfach, wenn man es doch irgendwie hingekriegt hat, ein Kind zum gemeinsamen Lernen zu überreden und man trotzdem feststellt: "Das ist eigentlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein"
wow, das ist mal eine nette und ausführliche Antwort :). Ich fand es sehr interessant wie sie argumentiert haben. Danke!
Alles schön und gut und mehr als ausführlich wie gewohnt. Aber es handelt sich hier um ein ADS Kind - das Forum hierfür heißt nicht umsonst "anderswelt".
AD(H)S Menschen sind grundsätzlich völlig anders "anzupacken".
Lichtchen
Mein Sohn ist ebenfalls ADHSler und dazu noch Autist und könnte stellenweise auch mehr wenn er sich mal in den Griff bekäme. Doch ich weiß er übt und macht und tut und kann stellenweise nicht mehr. Hier nützt also die Theorie gar nichts. Ich mach ihm auch keinen Druck weil ich ja weiß woher es kommt. Ich helfe und unterstütze ihn, keine Frage aber hier glaube ich hat dein Mann zu sehr den Finger drauf. Wo ist das Problem wenn der Junge vom Gymi runter kommt? Nicht jeder kommt dort zurecht egal ob ADHSler oder nicht!
VIelleicht macht ihm dieser Druck auch noch zu schaffen weil er weiß das von ihm mehr erwartet wird als er überhaupt leisten kann, egal wie sehr er sich bemüht. Versetz dich mal in diese Lage.
Ela
Schaue Dich in dem empfohlenen Forum um und vielleicht suchst Du Dir eine Selbsthilfegruppe für AD(H)S Eltern....
Das wäre mein ernst gemeinter Rat. Dein sohn möchte sich bemühen - er kann es aber nicht immer. Solche Ausraster sind in seiner Krankheit normal, ihr müsst irgendwie lernen, wie ihr dem richtig begegnet.
Lichtchen
DAnke