Wie mit 14-jährigem umgehen?

Hallo,

habe einen 14-jährigen Sohn der was seine pubertäre Entwicklung - hm - durchaus Tendenzen aufweist die einerseits für dieses Alter wohl normal sind, in meinem Bekanntenkreis aber eher - nicht zum Problem werden... (Ok kenne mehr Mädchenmütter). Aber der Sohn einer Freundin ist ein wahrer Musterknabe, hockt entweder zuhause oder geht zum Sport oder beschätigt sich mit sinnvollen Aktivitäten a la Jugend forscht#verliebt

Meiner hat ziemliche Probleme in der Schule weil er stinkfaul ist - er macht einfach nichts. Dieses Mal gings um die Wurst was die Versetzung angeht, es stand ein Schulwechsel im Raum - nachdem ich irgendwann die Hände gehoben hatte, weil alle mir gesagt haben (inkl. Lehrer) - da kann man nix machen, ER muss wollen, hat er tatsächlich mit mehr Glück als Verstand die Kurve gekriegt...

Was mich stört ist neben der frechen Klappe (also wirklich dummdreiste Sprüche) dass er nur "abhängt". Sport, der regelmäßiger Bestandteil seines Lebens war ist seit 2 Jahren Fehlanzeige. Wenn er sich mit Freunden trifft, gehen sie in die Stadt oder in den Park und ich weiß nicht wirklich was sie da machen... Freunde hierher einladen will er nicht, ok, mal zum Essen, auf meine Frage warum - hier gibts keine coolen Sachen - was er aber gerne hätte sagt er irgendwie auch nicht. Und eigenen PC ins Zimmer wird es nicht geben - wir haben nur einen den alle benutzen, er hat aber ein internetfähiges Handy is ja nicht so dass er völlig abgehängt ist...

Erste Erfahrungen mit Rauchen, Bier trinken und E-Shisha liegen vor, mit Mädels bin ich nicht sicher aber er hat eine Klassenkameradin, die er gern als Freundin hätte und sich wohl auch öfters trifft... Das mit dem Rauchen und Biertrinken (nicht regelmäßig, geht abends eigentlich nicht weg, wenn nur zum Schulfest) finde ich nachvollziehbar, bin nicht begeistert aber hab ich ja alles selbst gemacht - im gleichen Alter.

Und genau da fängt mein Problem an: ich hatte für damalige Verhältnisse und im Verhältnis zu meinen Klassenkameradinnen und Freundinnen, mit denen ich heute befreundet bin, eine recht bewegte Jugend - ich betone - für damalige Verhältnisse. Also Schuleschwänzen, ordentlich Alkohol, mit Jungs rummachen, Unterschriften fälschen, trampen (oh mein Gott!) - und hab wirklich Glück gehabt dass mir nie was passiert ist und Schule, Studium, Beruf habe und auch meine Pläne, Kinder zu haben. Ich kenne einige aus der Zeit die echt abgestürzt sind. Und jüngere Leute, mit denen ich beruflich zu tun habe, scheinen heutzutage noch viel mehr Gefahr zu laufen abzustürzen als früher (nach mäßigem Drogenkonsum Psychosen bekommen - solche Sachen). Deswegen mache ich mir so Sorgen um ihn.

Eine Freundin musste neulich ihre 15-jährige Tochter abholen weil deren Freundin sich so betrunken hat dass sie nicht bei ihr bleiben konnte - kifft wohl auch und raucht 5 Zigaretten am Tag... Meine Freundin war total entsetzt und ich ja auch, aber irgendwie fiel mir dann auf dass das eine Story ist die sich genauso zu unserer gemeinsamen Jugendzeit hätte abspielen können... Sie hat mir recht gegeben und irgendwie waren wir dann beide ratlos:-(

Daher meine Frage: wie macht man das am besten - das Kind im "Auge" behalten ohne paranoid zu werden? Meine Eltern haben damals nicht einen Bruchteil mitbekommen was wir so gemacht haben, weil wir einfach immer gelogen haben. Deswegen stehe ich dem "woanders" Schlafen auch ausgesprochen restriktiv gegebüber, weil ich mir einfach nicht sicher sein kann, ob er da ist wo er sagt und selbst wenn ich es weiß kann ja sonst was abgehen (vielleicht bin ich da so rigide weil ich eben weiß was wir damals gemacht haben und ich betone nochmal - das hätte alles anders ausgehen können!)

Also irgendwie predigen und vor Gefahren warnen kommt mir irgendwie ein bisschen scheinheilig vor andererseits lässt es mir keine Ruhe - andere machen sich da vielleicht weniger Sorgen weil sie gar nicht auf die Idee kommen die Kinder könnten dies und jenes tun... Mit seinem Vater hat er im Urlaub wohl ein ganz gutes Gespräch geführt, quasi unter Männern, er und ich (also mein Sohn und ich) haben aber eine ganz andere Gesprächsebene die sich halt so um die typischen "Mutter-nerv nicht - gibts was zu essen - hast du meine Jogginghose gesehen - kannst du mir was mitbringen - hast du mal 5 Euro" Themen dreht. Obwohl wir uns eigentlich in vielem ähnlich sind, was Vorlieben, Abneigungen, Angewohnheiten etc. angeht, auch das, was wir beide gut können - da habe ich mit meinem Sohn eigentlich mehr gemeinsam als mit meiner Tochter. Aber die männlichen Aspekte - mit denen tue ich mich echt schwer - also dieses ständige Rebellieren, Niedermachen, große Klappe haben - das bringt mich echt auf die Palme und dann hab ich gar keine Lust mit ihm zu reden..

Kennt das jemand und was macht ihr damit?

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Hey, schenk ihm mehr vertrauen und lieg ihm nicht ständig mit Vorschriften in den Ohren und Vergleich es nicht mit deiner Jugendzeit, das war etwas anderes. Er hat seine eigene Zeit, seine eigenen Probleme und er muss seine eigenen Erfahrungen machen. Bye Jay

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Genau, ich glaube ja eher der einzigste der hier Probleme hat ist die Mutter selbst.

Vertrauen sollte man seinem Kind.

Lg Uschi

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Also ich kenne die Situation recht gut, selbst mal Teenager mit bewegter Jugend gewesen zu sein und plötzlich von seinem eigenen Teenager mit Situationen konfrontiert zu werden, die ich entweder in seinem Alter selbst erlebt hatte oder jedenfalls gewusst hätte, dass ich das in seinem Alter auch so getan hätte. Ich habe da wohl aber eine völlig andere Sichtweise auf das Thema. Da … ich weiß, dass es bei mir weder etwas mit »Glück« oder »Zufall« zu tun gehabt hatte, dass ich in meiner späten Kindheit, Jugend und Studium/Heranwachsendenzeit nicht »abgestürzt« bin. Einfach, weil ich immer meine Familie hinter mir stehen hatte wie auch gut Freunde und vor allem auch, weil ich glaube, dass »abstürzen« immer auch sehr viel mit »Problemen/Sorgen/Druck« etc. zu tun hat, die oder den ich niemals hatte und das nicht »zufällig und unvorhersehbar« geschieht. Dann … ich glaube nicht, dass ich - ohne diese späte Kindheit, Jugend oder Heranwachsendenzeit - zu dem Menschen geworden wäre, der ich heute bin. Da diese Zeit vor allem eins mit mir gemacht hat: Sie hat mich und mein späteres Leben geprägt. Ich würde mein Leben auch nicht tauschen wollen, da ich eine ganz wundervolle Ehefrau habe, einen klasse Sohn, einen Beruf, der mich fordert, erfüllt und mir auch finanziell sehr viel Spielraum lässt; tolle Erwachsenenfreunde im Leben und vor allem auch: Mein Sohn, meine Frau und ich selbst fühlen uns bester Gesundheit. Ich kann die letzten 40+ Jahre in meinem Leben revue passieren lassen und finde nicht eine Stelle, wo ich sagen würde: »Mensch, hättest du damals nur…« Von daher ist es überhaupt nicht mein Ziel, dass die Kindheit und Jugend meines Sohnes anders/besser/schlechter verläuft … also ich lese hier im Forum oftmals Beiträge im Unterton von »Mein Kind soll es später einmal besser haben, als ich« … ich denk mir da bei meinem Sohn hingehen: »Hoffentlich läuft es bei ihm gestern/heute/morgen genau so, wie bei mir«, dann werde ich für den Rest meines Lebens ein stolzer und glücklicher Vater sein. Von daher kann ich immer besonders gut schlafen, wenn ich weiß, dass er die gleiche »bescheuerte« Jugend durchläuft, wie ich. Da weiß ich nämlich am besten, wie wir ihn dort sicher durchkriegen.

Wie kann ich meinen eigenen Sohn »ziehen« lassen, obwohl ich weiß, dass er sich nicht anders verhalten wird, als ich in seinem Alter. Finde ich eigentlich auch eine relativ einfache Antwort, da ich zu ihm immer offen und ehrlich war und auch er hat in den letzten 15 Jahren gemerkt, dass er Dinge vor mir nicht verheimlichen muss; dass er mich nicht anlügen muss o.ä. sondern mir einfach die Sachen so sagen kann, wie sie sind. Also er muss vor mir allen ernstes nicht geheim halten, dass er in Wahrheit noch kein »Erwachsener« mit Teenagermaske ist, sondern einfach noch ein Teenager mit noch einer anderen Sichtweise auf das Leben und die Welt. Daher kann ich ihn völlig problemlos wo anders übernachten lassen. Also selbst, wenn er mich dort mal anlügen sollte, weiß ich noch immer, dass das sowieso im Rahmen der Dinge, die man als »normaler« 15-Jähriger tun könnte, fallen wird, weil wir ihn so halt erzogen haben und die ich auch erlebt habe. Wobei wir hier im Familienleben einfach gemerkt haben, dass das auch sehr gut funktioniert, wenn er uns in seine geheimen Pläne einfach einweiht. Auch da habe ich nicht das Gefühl, dass es etwas mit »Glück« zu tun hat, dass das noch nie »anders« ausgegangen ist. Da teile ich meine Erfahrungen lieber mit meinem Sohn.

Ständiges rebellieren … das hatten wir eher so mit 12~13 und ist jetzt angenehm ruhig geworden und sieht auch schon länger nicht mehr nach »da wird noch was kommen« aus. Große Klappe … kenne ich gar nicht, auch nicht von seiner Clique oder den Kids aus seinem sonstigen Freundeskreis. Also untereinander sprechen die natürlich schon, wie … eben wie eine andere Generation und auch nicht mehr mit ganz so viel Feingefühl. Aber so zu Eltern, Lehrern respektive Erwachsene ganz im allgemeinen, verhalten die sich recht normal, also da kommt nicht mal sonderlich viel »Teeniesprache« durch. Niedermachen … da wüsste ich jetzt zugegebenerweise nicht mal, um welchen Kontext es gehen könnte. Also diese »keine Lust, mit ihm zu reden« Situation kenne ich eigentlich überhaupt nicht mehr; wie geschrieben, dass wir hier vor 2-3 Jahren hier etwas wilder, wo es sicherlich auch mal ganz gut war, dass er einen Tag lang in seinem KiZi schmollt (Stubenarrest hat) und wir eine kleine Verschnaufpause. Ansonsten lebt er aber auch schon länger gänzlich sein eigenes Leben mit Clique und Freundin … also »Vater und Sohn« Gespräche gab es daher auch schon länger nicht mehr und die Frage, was es zu essen gibt, kennen wir auch auswendig. Selbst, wenn er ein Problem hätte, würde er damit so schnell nicht zu uns kommen sondern das lieber erstmal selbst versuchen, zu lösen. Ob das »männliche Aspekte« sind … also die Lieblingscousine von meinem Sohn war dort jedenfalls genau so.

Ansonsten tun mir die 14-Jährigen Musterknaben, die nur zu Hause rumhacken oder in Mamas Käseglocke unter der Behütung und Aufsicht von Erwachsenen leben, total leid. Vielleicht sind das ja die Heranwachsenden, die - wenn sie dann mal mit der wirklichen Welt konfrontiert werden - völlig überfordert sind? Zumal ich auch gar nicht wüsste, wie ich so einen 14-Jährigen Musterknaben erziehen oder mit ihm umgehen sollte … auf Grund meiner eigenen Jugend käme mir der nämlich ziemlich absonderbar vor #schwitz

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Hi,

ja in gewisser Weise kenn ich das.

Aber es ist schwierig, da jetzt DEN richtigen Tip zu geben.

Ich denke in dieser Zeit muß man halt darauf achten, daß der Kontakt nicht komplett abreisst, zumindest nicht für längere Zeit. Aber der Papa hat hier ja anscheinend schon einen guten Draht. Das würde mir dann momentan auch reichen, auch wenn ich als Mama dann eben mal außen vor bin.
Es ist wichtig die Kids in diesem Alter Stück für Stück loszulassen, kontrollieren kannst du eh nicht alles und da mußt du ihm einfach ein Stück weit vertrauen, wenn auch mit offengehaltenen Augen und Ohren. Und sei ehrlich, wenn er nur zuhause rumhocken würde, artig und lernbegierig - würde dir das nicht seltsam vorkommen??#kratz

"Niedermachen" lassen - das würde ich dennoch nicht dulden. Es ist einfach wichtig, daß du ihm signalisiert: "Du vertraust ihm, du hast ihn lieb... aber manche Dinge gehen nicht!" Wobei natürlich eine große Klappe in diesem Alter immer mal durchkommt... über manches ist es dann auch besser hinwegzusehen. Ich mach z. B. kein Faß auf, wenn mein Sohn zu mir meint: "Ja, jetzt chill mal" aber ich würde mich nicht mit wüsten Ausdrücken beschimpfen lassen.

Dass er das Klassenziel doch noch erreicht hat, zeigt das nicht, daß er letztendlich schon weiß, worauf es ankommt oder was zählt? Geringstmöglicher Aufwand mit größtmöglicher Ausbeute - nach diesem Slogen hat sich mein Mittlerer jahrelang in der Schule über Wasser gehalten, als zum Abschluß ging hat er sich dann aber dann schon reingehängt.

Wenn meine Kinder in diesem Alter etwas vorhatten, was ich absolut nicht "aushalten" konnte, dann hab ich ihnen das auch so gesagt und nicht erlaubt. Ich hab ihnen signalisiert, daß ich einerseits schon verstehen kann, daß sie DA nun gerne dabei wären, aber daß ich mir dabei einfach so viele Sorgen mache, daß es für mich ins Unerträgliche geht. Als Mutter bin ich ja auch nur ein Mensch.

Was ein bißchen schade ist, wenn er nun wirklich überhaupt keinen Sport o. ä, mehr macht. Denn nur Abhängen... ich kenn ja jetzt deinen Sohn nicht und auch nicht die Freunde. Aber wenn ihnen nur langweilig ist... da kann es sehr hilfreich sein, wenn sie wenigstens dann ein-/zweimal die Woche Training haben und sich auch so richtig auspowern können.

Wie war er denn in den letzten Jahren so - eher zielstrebig, gewissenhaft, der weiß wo es lang geht? Oder eher einer, der bei jedem "Blödsinn" dabei ist und gerne ausprobiert? (Ich hab/hatte da übrigens je ein Exemplar, aber Pupertät kann bei beiden heftig hergehen)

LG

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Im Prinzip entscheidest du, unter Einbezug der Interessen und des Charakters deines Sohnes welche Regeln bei euch gelten.
Beispiel:
Du willst nicht, dass er einen eigenen Rechner im Zimmer hat. Das ist dein Recht, deine Meinung, einer der Nachteile ist jedoch, dass dein Sohn wohl unter anderem deshalb keine Kumpels nach Hause bringt, sondern zu denen geht, die einen eigenen Rechner haben, oder eben auswärts irgendwo "abhängt".

Fünf meiner sechs Kinder sind mittlerweile über 14, beziehungsweise bereits erwachsen. Eigenen Rechner hatten/haben sie, mit allen Vor- und Nachteilen. Wobei in meinen Augen die Vorteile klar überwiegen, die Nachteile sind mit gemeinsam erarbeiteten Regeln kein Ding.

Was grosse Klappe und Tabak/Alkohol anbelangt: da hatte/habe ich wohl einfach das Glück, dass zumindest die Basisregeln immer respektiert wurden.

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aber gerade dieses REDEN ist das A und O in dieser Phase. Alles was man tun kann, jenseits von Verboten, ist die gute Beziehung weitestgehend zu erhalten. Du sagst ja selber, deine Eltern haben nichts mitgekriegt von dir damals. Deswegen sind diese Gespräche und der Vertrauenserhalt so wichtig. Hör dir seinen Kram an und reagier irgendwie darauf. Bau auf euren Gemeinsamkeiten auf. Lass dich möglichst nicht von dem Machogehabe provozieren. Du bist die Mutter und prägst sein Frauenbild. Sei präsent!

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Ich kenne diese Probleme noch nich.! weiss aber, was du meinst!,wenn du sagst, dass du als Jugendliche ja nicht viel anders warst.

Ich muss zugeben, ich war ein wirklich braver Teenager, aber in einem Umfeld, das sicher viele Eltern zur Verzweiflung gebracht hätte.

Meine Eltern waren nicht wirklich liberal was meine eRziheung angeht. Bis ich 18 war musste ich um 24 Uhr Zuhause sein. Bei mir übernachten durfte niemand und ich durfte auch nicht bei meinem Freund schlafen. Natürlich gab es mal ausnahmen, wenn eine große Party anstand oder ähnliches.

aber ich konnte ihnen immer alles erzählen. Sie wussten, dass meine bekannten Drogen nahmen. meine Freunde war einiges älter als ich.

Sie haben mir einfach vertraut. Ich durfte immer bei Freundinnen übernachten.

Das hört sich jetzt ein wenig paradox an. Aber für mich hat es gut funktioniert.

Meine Eltern hätten sicher nicht toleriert, dass ich mit 14 geraucht und Alkohol getrunken hätte. Aber sie haben immer viel mit mir geredet und haben mir nie den Umgang mit irgendwem verboten, gerade weil sie wussten, dass sie mir vetrauen konnten.

Vielleicht liegt da der Schlüssel drin, ihm einfach zu vertrauen, so etwas wie ein Vertrauensvorschuss. Gleichzeitig aber klar machen, dass rauchen! trinken und Drogen halt nicht okay sind mit 14. gerade wenn man da eigene Erfahrungen hat kann man ja offen reden. Ich hatte auch gerade ein ähnliches Gespräch über die Liebe, das hat ganz gut funktioniert.

Es ist schwer fremden da einen Rat zu geben, aber vielleicht ist das eine Anregung für dich.

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Lass los.
Klingt ganz doof, ich weiss.
Aber du sagst es doch selbst: Du warst selbst mal "so". Und ich denke, da hat der Jazzbassist recht, du hattest sicher nicht nur GLÜCK, sondern du hast deine erworbenen Kompetenzen genutzt. Als Jugendliche, meine ich jetzt.

Denkst du nicht, dass du deinem Kind auch diese Kompetenzen (oder ähnliche) mitgegeben hast? Nun ist es an ihm, etwas draus zu machen. Vertrau ihm da ein wenig mehr. Oder denkst du, du hast so eine schlechte Erziehungsarbeit geleistet bisher, dass er es nicht schaffen könnte?

Ich denke auch oft, was wäre, wenn meine Eltern wüssten, was ich damals alles gemacht habe... Oder schlimmer noch, was meine kleine Schwester alles gemacht hat - #schock andererseits werden sie es sich sicher gedacht haben.

Ich denke, das Kind muss erfahren, es kann immer um Hilfe bitten, es kann seinen Eltern vertrauen, es gibt ein Netz, in das es zurückfallen kann. Es muss sich aber ausprobieren, wenn es das will. Und auch das schöne Netz der Familie kann nicht jeden Mist auffangen. Ganz wichtiger Punkt.
Zu keiner anderen Zeit des ElternSeins werden Eltern so sehr auf die Probe gestellt, wie in der Pubertät. So kann man das sicher sagen.
Loslassen, festhalten, laufen lassen, auf Regeln beharren - puh. Hier bei uns steckt der erste Junge sozusagen in den Anfängen, drei warten noch an der Startlinie.

Ich hoffe, ich kann mir ein wenig von dem bewahren, an das ich mich aus meiner Pubertät erinnere. Damit ich die Kinder besser verstehe in der echt schweren Zeit für sie.
Und ja, manchmal werden wir hier schon jetzt verrückt. :-) Falls dir das hilft.

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Hallo du,

da haben meine Kinder Probleme ganz anderer Art: Ich WAR so eine mustergültige, stubenhockende Tochter, die selbstverständlich auch bei 40° Außentemperatur zu Hause lernte, wenn eine Klassenarbeit anstand, anstatt mit den anderen zum Baden zu gehen. Mir fiel es daher bei meinen Kindern extrem schwer zu verstehen, wie man so wenig Ehrgeiz in schulischen Dingen zeigen kann, wie es möglich ist UNVORBEREITET in eine Klassenarbeit zu gehen und nicht vor Angst tot umzufallen :-D.

Auch was Pubertät angeht, haben meine Kinder den extremen Vorteil, dass ich über keinerlei Insiderwissen verfüge. Wenn mein Sohn zu einer Übernachtung gehen möchte, denke ich: Cool, die stehen noch auf Pyjamapartys...so in der Art. Womit ich größte Schwierigkeiten habe, ist, wenn jetzt schon pampige und unverschämte Antworten im Gespräch kommen. Da mussten meine Kinder schon 100mal folgenden Satz hören: "Wenn ICH das zu MEINEN Eltern gesagt hätte..."

Du siehst: Genauso wie du, reflektiere ich meine eigene Kindheit und Jugend seit ich selber Mama bin und frage mich in letzter Zeit verstärkt, was es für mich bedeutet hat, keine Pubertät gehabt zu haben. Ich denke inzwischen, so schön das für Eltern ist, den Kindern tut man für ihren Weg ins Erwachsenenleben nichts Gutes. Wobei man klar unterscheiden muss: Es gibt Kinder, die wirklich so ausgeglichen und gefestigt sind, dass die wirklich ganz sanft ins Erwachsenenalter reingleiten. Dann gibt es aber auch die Fälle - und da gehöre ich wohl auch dazu - denen wichtige Entwicklungsschritte genommen werden, weil die Eltern so autoritär sind, dass sie keinerlei Konflikte aushalten wollen bzw. können. In der Rückschau war das zwar nett für meine Eltern, die Konsequenzen musste jedoch ich ausbaden. Und die Konsequenz war, dass ich als junge Erwachsene völlig naiv und zudem sehr verunsichert war. Selbstwertgefühlt? Totale Fehlanzeige. Während meine Studienkollegen ihre Erfahrungen schon durch hatten, war ich so unbedarft wie Forrest Gump persönlich. Eine Folge, die mich noch sehr lange Zeit begleitet hat, war auch meine Unfähigkeit in Konfliktsituationen zu gehen und diese auszuhalten. Ich denke, dass dieser Lernprozess in der Pubertät so unglaublich wichtig ist! Der Jungendliche lernt, dass er sich mit jemandem furchtbar zerstreiten kann, dass diese Person ihn einen Tag später jedoch trotzdem noch liebt. Diese Erfahrung finde ich essentiell für den Aufbau eines eigenen Selbstwertkonzepts. Und das kann man eben vor allem in der sicheren Umgebung des eigene Zuhauses lernen und nirgendwo anders. Meine Eltern, vor allem meine Mutter, haben auf das bisschen Rebellion von mir gleich mit langfristigem Liebesentzug reagiert, weshalb ich ganz schnell alles unterlassen habe, was mich in so eine Konfliktsituation bringt. Dieses Muster "Ich passe mich an und werde dafür geliebt" habe ich dann beibehalten.

In meine Pubertät kam ich dann aber schließlich doch noch - und zwar als ich geheiratet habe :-D. Da merkte ich irgendwann: Entweder ich kusche jetzt zeitlebens oder ich lerne es für mich selber einzutreten, mit allen Konsequenzen. Meine Pubertät musste mein Mann mit mir durchstehen. Ich kann dir sagen das war eine sehr spannende Zeit. Und ja, wir sind noch zusammen, danke der Nachfrage. :-) Meine Pubertät dauerte dann einige Jahre und glich wirklich einer Metamorphose.

So. Das ist jetzt also mein flammendes Plädoyer für eine Pubertät mit allen Schikanen. :-D Und wenn meine Tochter mir oder meinem Mann einen frechen Spruch ins Gesicht schleudert, dann bin ich stinksauer und schicke sie ins Zimmer und dann, wenn ich mich abgeregt habe, lache ich in mich hinein und denke mir: "Gut Mädchen, weiter so!" :-)

Klar begleiten auch mich Zweifel und Ängste und das ständig. Vor allem natürlich, wenn es nicht glatt läuft. Ich denke das gehört zum Elternsein einfach dazu. Mich tröstet es wirklich, dass noch kein Erziehungskonzept erfunden wurde, das dem Kind am Ende ein glückliches Leben garantiert. Dafür birgt das Leben zu viele Überraschungen. Man kann als Eltern nur sein Bestes geben, deshalb bin ich meinen Eltern auch nicht böse, denn genau das haben sie getan. Ich halte mich ganz fest an mein Mantra: Am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut wird, dann ist es noch nicht das Ende...:-D

In diesem Sinne liebe Grüße von der Front,

Luka

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Sehr schön geschrieben!

<<<Und wenn meine Tochter mir oder meinem Mann einen frechen Spruch ins Gesicht schleudert, dann bin ich stinksauer und schicke sie ins Zimmer und dann, wenn ich mich abgeregt habe, lache ich in mich hinein und denke mir: "Gut Mädchen, weiter so!" :-)>>>

Bei dem Satz musste ich lächeln. :-)