(Knapp)Zehnjähriger stellt Familienleben auf den Kopf

Hallo ihr Lieben,
ich wende mich heute mal an euch, weil ich langsam nicht mehr weiter weiß.
Kurz zu unsere Situation.
Ich habe vor kurzem neu geheiratet. Mein Mann, ich, mein Sohn (9) und meine Tochter (6) leben unter einem Dach.
Der Vater der Kinder nimmt sie alle zwei Wochen Sa-So.
Mit meinem jetzigen Mann verstehen sich beide Kinder sehr gut.

Mein Sohn macht uns das Leben zur Zeit wirklich schwer.
Er ist eigentlich den ganzen Tag nur am motzen.
Er findet immer irgendwas, was ihn grad stört, er setzt sich dauernd Sachen in den Kopf, die er unbedingt (am besten SOFORT) haben will.
Aktuell geht es um ein PC Spiel, welches er unbedingt auf meinem Laptop installieren und kaufen will. Da dieser aber noch nicht eingerichtet ist, nervt er mich täglich, wann ich endlich den Laptop fertig mache, wann er das Spiel kaufen kann usw.

Desweiteren hab ich das Gefühl er kann sich überhaupt nicht mehr beschäftigen.
Ihm ist dauernd langweilig, lesen tut er freiwillig nicht, Lego interessiert ihn nicht mehr.
Wenn seine Freunde keine Zeit haben, dann wird er richtig motzig, wütend weil er dann nicht weiß was er tun soll.
Am liebsten hätte er dann den ganzenTag elektronisches Beschäftigungsmaterial.
Ich sag immer geh mal raus, zum Spielplatz fahr mal mit dem Fahrrad rum (wir haben früher draußen immer jemanden getroffen), aber dazu hat er dann auch keine Lust.

Es macht mich fertig, dass er

1. dauernd unzufrieden ist und

2. dauernd am motzen ist über alles und jeden.

Meist fängt er dann aus Langeweile an, seine Schwester zu ärgern. :(

Wenn er sich dann verabredet, kommandiert er teilweise seine Freunde rum.
Und mich auch. Alles muss sofort gehen, so wie er es möchte und am Besten muss sich alles nach seinen Wünschen drehen.

Ich bekomme dann oft Streit mit meinem Mann, weil wir uns dann auseinandersetzen, was jetzt richtig oder falsch ist, wie mit ihm umgehen usw.

Manchmal bin ich schon im Vorfeld angespannt, wenn wir irgendwo eingeladen sind oder so, weil ich schon schiss vor seiner Motzigkeit habe, dass ihm langweilig ist und jja alles scheiße ist.

Er geht 2 mal in der Woche zum Fußball, und drei Mal in der Woche fahren wir zum See, weil wir alle wakeboarden und er wasserski fährt. Das macht er zum Glück auch sehr gerne.
Aber die Zeit dazwischen, wenn er einfach mal nichts zu tun hat, ist echt schlimm...
Er ist gut in der Schule, schreibt super Noten und ich war mit ihm auch schon beim Psychologen, der nichts gravierendes feststellen konnte (wegen der Trennung auch).
Es ist einfach der Alltag der sich schwierig gestaltet.

Im Moment gestaltet sich das Familienleben sehr schwer, da wir alle müde sind mit ihm zu Diskutieren und seine Laune (tschuldigung) satt haben.

Ich hab es schon auf vielen Wegen versucht. Ruhige nette Gespräche, Sanktionen, schimpfen. Zur Zeit hab ich das Gefühl wir kommen da gar nicht mehr raus. :(

Bitte steinigt mich nicht (hab lange überlegt hier um Rat zu fragen)

Suche nach Erfahrungen und evtl. sogar Gleichgesinnten und Tipps !

Vielen Dank!!!
LG die ratlose Nadine

1

Das was Du beschreibst, klingt nach einem relativ normalen Kind.

Besonders die Sache mit dem PC Spiel. Kannst Du Dich nicht mehr an Deine eigene Kindheit erinnern, das Du auf freudige Dinge hingehibbelt hast? " wann sind wir endlich da?"; " Wann fahren wir endlich in den Freizeitpark"; " Wielange noch bis zum meinem Geburtstag?"

Ja, es ist anstrengend mit einem unzufriedenen Kind zusammenzuleben. Aber jedes Kind hat immermalwieder so Phasen, in denen es nervt, fordert und anstrengend ist. Meist folgt dann ein Entwicklungsschub und danach kehrt wieder Ruhe ein.

Da der Kleine körperlich ausgelastet ist, muß er eben die vermeintliche Langeweile aushalten. Das würde ich ihm auch ganz genauso sagen. Als Mutter muß ich nicht 24/7 den Entertainer geben. Ich weiß natürlich nicht, ob Dein Sohn das eben schon sein Leben lang so hatte und Du erst vor kurzem das Dauerunterhaltungsprogramm eingestellt hast.

Mein Sohn " mußte" sich schon mit 6 Monaten immer mal wieder alleine beschämten, erst wenige Minuten, mit steigendem Alter immer länger. Mit 10 Jahren hat er gerne mehrere Stunden hintereinander an seinen Bildern gemalt. Er hatte wesentlich weniger organisierte Freizeit. So ist er auf seine Leidenschaft gestoßen.
Heute ist mein Sohn 20, malt immernoch, teilweise auch dem PC und wird 3-D Design studieren.

Ich würde gar nix Unternehmen, nur dazwischengelegt, wenn er seine Schwester zankt. Ansonsten natürlich Zusagen und Versprechen zeitnah umsetzten, also den PC baldmöglichst fertigmachen um das Spiel zu installieren. Da sehe ich Dich in der Pflicht. Kinder haben nämlich ein anderes Zeitgefühl, da ist " morgen" schon verdammt lange hin.

Ansonsten gib Deinem Sohn die Möglichkeit sich selbst zu finden. Steck Deine Grenzen ab und halte halt auch mal Nörgeln aus.

Pina

2

Vielen Dank !!!

Ja du hast natürlich recht, dass man früher auch auf gewisse Situationen "hingehibbelt" hat.

Ich finde er hat auch Möglichkeiten sich selbst zu verwirklichen, aber ihm fehlen irgendwie die Ideen.

Aber es kann natürlich sein, dass es wirklich ein Schub ist, denn es gab ja auch schon mal bessere Zeiten!

Somit danke für deine netten Worte, die ich beherzigen werde!!!

LG

3

Ruhig bleiben , weil hört sich normal an :-). Und hört auf zu diskutieren, dein Sohn test und langweilt sich. Ausserdem wie schon geschrieben Kinder, bis nach der Pubertät, haben kein zeitgefühl.
Am besten nur Dinge versprechen, die du wirklich zeitnah umsetzt.
Dein Sohn wird älter und will unahängig werden, nur meistens sind da Emotionen und Ratio eben weit auseinander. Grenzen setzten ist wichtig, aber auch einfach mal über Dinge hinweg sehen. Wahrscheinlich ist das für deinen Mann nicht so einfach, oder ?.

Zu Einladungen würde ich ihn nur mitnehmen , wenn er will. Ansonsten bleibt er zu Hause. Das entspannt ihn und Euch.

Möglicherweise könnt ihr sein Sportprogramm ausbauen, schlißlich ist er gut in der Schule und hat offentsichtlich Langeweile.

PC würde ich ihm erlauben, aber zeitlich sinnvoll begrenzen. Also so das er ein Spiel in Ruhe spielen kann, aber es nicht zur einzigen Beschäftigung wird.

Sei froh, das er noch Dinge mit Euch zusammen macht. Als nächstes kommt bei Jugen die Höhlenphase. Bedeutet der junge Mann verlässt sein Zimmer nur noch im schlimmsten Fall und verbringt ansonsten die Zeit mit PCund in die Luft schauen.

Gute Nerven :-).

4

Am PC zocken ist übrigens auch ein Hobby - und da er gute Noten aufweisen kann und sich auch sonst sportlich betätigt, verstehe ich nicht, was gegen "elektronisches Beschäftigungsmaterial" spricht.

LG

5

Also, ich meine nicht dass man sich da zurücklehnen und abwarten sollte...das mag am Alter und der mangelnden Gelassenheit liegen, oder einfach daran, dass ich genauso ein Exemplar auch habe (also echt...die Beschreibung passt 1:1!) und ich eigentlich auch nicht zuschauen möchte, wie mein Kind immer "komischer" wird.

wie gesagt, bei uns ist es ebenso - mit dem feinen Unterschied, dass es in der Schule derzeit etwas hakt. von einem fleißigen 1. Halbjahr mit Noten um 1-2+ eiert er derzeit in einem faulen und übelst schlampigen 2. Halbjahr...immernoch mit ordentlichen Noten, aber eben nicht mehr ganz so top...weil durch schlampiges, oberflächliches Arbeiten versaut.

Wie auch immer, diese Antriebslosigkeit in dem Alter und die enorme Vehemenz beim Durchsetzen aller seiner Interessen empfinde ich auch nicht als normal. (Man hat ja auch Vergleiche im Freundeskreis....und ein wenig erinnert man sich ja doch auch an seine eigene Kindheit) ...

ich war mit ihm beim Kinder- und Jugendpsychologen und die hat all diese "kleinen" Punkte nicht so abgetan. Er wird jetzt weiter behandelt wegen Depressionen. SIe macht ausserdem einen Leistungstest und einige weitere um zu schauen, wo weitere Probleme leigen. SIe meinte u. a. auch, dass dieses "ständig sofort etwas haben wollen" sehr nach einer "Ersatzbefriedigung" bzw. der Kompensation von etwas Fehlendem aussieht. Ob da nun was dran ist oder nicht werden wir sehen, aber Sie geht dem zumindest nach.

Bei uns ist auch der ganze Familienfrieden gestört...ich will dass mein Kind glücklich ist und will es auch schützen, mein Mann (nicht der leibliche Vater) meint, hier hilft nur Strenge ... und so haben wir uns ständig in den Haaren. Die Psychologin nimmt auch uns Erwachsene mit ins Gespräch....jeder Einzeln (das steht erst noch an....bis jetzt hatte nur ich die Eingangsgespräche allein und mit meinem Sohn)

Ich weiß nicht, man kann vieles hinnehmen und sich einreden (lassen), das sei normal...aber ich möchte das für mich nicht. Ich möchte mein Kind glücklich sehen und nicht gelangweilt und antriebslos oder mit neun/zehn Jahren nur vorm TV oder PC (mein Sohn hat sich bis zu einem gewissen Alter immer schön alleine beschäftigen können...nur falls wieder der Kommentar mit dem Bespassungskommando kommt...).

GGf. würde ich mir eine Zweitmeinung von einem KInderpsychologen einholen...alternativ gibt es auch Beratungsstellen (z. Bsp. von der AWO und ähnlichen), wo es Familien- und Erziehungsberatungen gibt. Wenn man das Gefühl hat, dass man in einem Abwärtsstrudel hängt, alle unzufieden und unglücklich sind und Ehe und Familienleben leiden, dann sollte und dann darf man sich Hilfe suchen. Von außen betrachtet lassen sich Konflikte meist besser analysieren und auflösen als von "Mitgliedern des Konfliktes". Wer weiß, wieviel Kinder und Familien eigentlich Hilfe bräuchten um glücklicher zusammen zu leben, um sich besser verstanden und aufgehoben zu fühlen und nicht die Chance dazu haben, weil irgendwer festlegt...."das ist normal". Was ist schon normal?

LG

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Hi,
motzen macht ja eigentlich nur Spaß, wenn man ein Gegenüber hat, das nicht nur zuhört, sondern auch laufend neue Ideen hat, was alles tolles gemacht werden könnte (worüber man dann wieder motzen kann....). Wenn sich dann wegen der ganzen Motzerei noch die Eltern streiten, die Schwester zum Ärgern da ist und der Familienfrieden gestört ist, ist doch genug Drama da, um endlich keine Langeweile mehr zu haben :-). Mal drüber nachgedacht?

Am besten kannst Du ihm die Langeweile austreiben, wenn Du ihn selbst Dinge finden lässt, die die Langeweile vertreiben. Ohne Deine Anleitung......

LG, Cherish

7

Wenn meine Kinder mal wieder so richtig gemault haben, es sei langweilig, habe ich ihnen Hausarbeit als "Beschäftigung" angeboten. Die Langeweile verflog meist schlagartig. #cool

LG Heike

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bei uns hat 3 wochen bildschirmentzug geholfen...

"geht ihr mir mit dem ding auf den zeiger, kommt es weg" und so kam es. zum ne der zeit waren die jungs erstaunt, was man so alles ohne kabel anstellen kann. außerdem wissen sie, dass ich da hart bleibe, und sind fortan etwas "dankbarer" für ihre bildschirmzeit.

klar, war die erste woche ohne anstrengend, aber dann wurde es wirklich besser.

das ist nun schon ein jahr her und der bildschirm hat nach wie vor eine untergeordnete rolle. nun hatten wir das problem mit aufräumen, da es nicht hinzubekommen war mit den jungs aufzuräumen habe ich es dann alleine gemacht. und natürlich habe ich all das störende zeug weggepackt, dass sie dieses schreckgespenst aufräumen erstmal nicht wieder sehen #cool das wenige spielzeug was noch da ist wird gehütet wie ein schatz und sogar abends weggeräumt. außerdem ist man froh, dankbar und freidlich wenn man bei den geschwistern mitspielen darf. mal ganz neue töne.... manchmal gehts wohl nicht anders. zumal ja nun sommer ist und sie auch draußen genug zu tun haben. mitten im winter wäre ich da sicher nicht so rigoros gewesen.

und bei "mir ist soooo langweilig" gibts immer arbeitsaufträge. dann hat sich das mit der langeweile bzw dem gequängel darum immer ganz schnell erledigt...