Irgendwie sind wir bei unserem pubertierenden Sohn (gerade 13) mit unserem Latein am Ende: Seit einigen Monaten stiehlt er uns in unregelmäßigen Abständen Geld - auch größere Beträge, was natürlich schnell auffällt. Natürlich gibt es dafür klare Konsequenzen (Zurückzahlen vom Taschengeld, Abarbeiten) und wir haben auch viel darüber geredet, ob er vielleicht zu kurz kommt (ist nicht so), ihm angeboten, sich durch Zusatzarbeiten Geld zu verdienen (will er nicht), gefragt, wofür er das Geld braucht (Spaß mit Freunden haben) - aber wir kommen gar nicht richtig an ihn ran, und ein wirkliches Bedauern zeigt er auch nicht.
Die zweite Baustelle ist, dass er sich wiederholt nicht an Verabredungen hält, also nicht sagt wo er ist und nicht ans Handy geht und deutlich zu spät heimkommt. Klar findet er es cool, mit einer Gruppe von Freunden rumzuhängen, was ich auch verstehe, aber gewisse Grenzen setzen einfach wir. Er ist dann zunächst immer ganz einsichtig, erträgt auch Verabredungsverbote, aber zwei Tage später erliegt er wieder der Versuchung.
Seit einiger Zeit hängt er viel mit einem Klassenkameraden und dessen "Gang" zusammen, dem keine Grenzen gesetzt werden und der aus prekären Verhältnissen stammt. Ich kenne den Jungen selbst kaum, aber er macht wohl viel Blödsinn und ist auch sehr aggressiv, wenn es mal nicht nach seinem Willen geht.
Wir haben vor ein paar Wochen die Erziehungsberatung eingeschaltet, aber natürlich braucht das seine Zeit, mein Sohn ist aber immerhin freiwillig hingegangen.
Habt ihr noch irgendwelche Ideen, was wir tun können?
Liebe Grüße
Anja
Sorge um 13-Jährigen: Diebstahl, Regeln, falsche Freunde
Hallo,
hart aber herzlich durchgreifen!!!!
Dein Sohn entwickelt sich in Kürze ebenfalls zu einem "falschen" Freund.
Wer möchte für sein eigenes Kind denn jemanden der klaut, sich rum treibt und nicht ein relativ entspanntes Verhältnis mit seinen Eltern hat?
Ich glaube vor gut einem Jahr hatten wir hier schon die kaputte Tür...
Greift durch, fahrt ein paar Tage mit ihm weg, zeigt was das Leben bietet....
Klingt ja schon sehr danach als ob er im Freundeskreis nach Anerkennung suchen würde. Da ist es nicht selten dass Kinder sich bei angeblichen Freunden mit Großzügigkeit beliebt machen. Schlimmstenfalls werden sie leider auch dazu genötigt/erpresst...
Habt ihr da mal vorsichtig nachgehakt?
Meiner Meinung nach habt ihr den wichtigsten Schritt schon getan: Um Hilfe nachsuchen. Dass Dein Sohn freiwillig hingegangen ist symbolisiert ja bereits dass die Verbindung zwischen Dir / Euch Eltern und Eurem Kind noch nicht gänzlich verloren gegangen ist. Wie ist das Verhältnis zum Vater? Jungs in diesem Alter suchen neben dem Vater nach weiteren männlichen Vorbildern denen sie nacheifern können. Häufig sind das Trainer oder andere väterliche Freunde, von denen sie ernstgenommen werden. Fehlen solche Vorbilder dann suchen sie leider häufig in zweifelhaften Gangs nach Ersatz, also Vorsicht! Treibt dein Sohn Sport? Hat er sportliche Interessen? Oder andere? Mannschaftssportarten sind sehr gut geeignet. Unserer spielt Baseball, Handball und Schach. Da kommen genug Freunde zusammen. Und in der Regel befinden die sich auf dem richtigen Weg... Viel Glück!
Du beschreibst ganz gut, was wir auch denken: Unser Sohn, zudem Jüngster in seiner Klasse, sucht durch sein Auftreten als "Graf Koks" nach Anerkennung bei zum Teil nur vermeintlichen Freunden. Erpressung scheint da nicht im Spiel zu sein: Er hat auf meine vorsichtige Nachfrage derart entgeistert reagiert, dass ich nicht daran glaube.
Das Verhältnis zu seinem Vater, also meinem Mann, ist generell besser als das zu mir, weil der ihn mehr laufen lässt und auch sonst bedächtiger als ich, die einfach strenger ist. Du hast schon recht, dass eine weiteres männliches Vorbild wichtig ist, sein Tischtennislehrer ist leider ein ziemliches Weichei, aber über Weihnachten fahren wir zu seinem Onkel, vor dem er wirklich Respekt hat und dem er sehr mag. Sonst spielt er noch Klavier, aber ein anderer Sport ist schon auch eine Überlegung wert (darf nur nichts mit Bällen sein).
In guten Momenten merkt mein Sohn durchaus, dass gerade der Anführer der Gang dummes Zeug redet und sich wichtig machen will; er konnte direkt verstehen, dass ich die beiden nicht zu Halloween losziehen lasse ...
Liebe Grüße
Anja
... hat er Geschwister? Unser "GROßER" ( 12 ) genießt es im Moment auch schon 'mal abends mit Papa alleine ins Kino zu gehen. Filme ab 12. Da dürfen seine jüngeren Brüder noch nicht rein Ihr solltet ihm soviel attraktive Freizeitbeschäftigungen anbieten, das er keine Zeit mehr für zweifelhafte Freunde hat. Die richtigen Freunde findet er dabei bestimmt. LG
Ohne die Regeln und die höhe des Taschengeldes zu kennen mag ich da nix sagen, vielleicht rebelliert er ja gegen tatsächlich zu enge Grenzen?
Er bekommt (gerade 13 geworden) 20 Euro im Monat, über die er frei verfügen kann (Handy-Flat zahlen wir auch), zusätzlich könnte er sich was dazuverdienen durch Übernahme von Sonderaufgaben bei uns (will er aber nicht). Vergnügungen wie Schwimmbad oder Kino bezahlen wir in der Regel.
Er hat drei lange Schultage, an denen wir möchten, dass er direkt nach der Schule kommt (an zweien dieser Tage hat er abends noch Sport bzw. Klavier). Wenn er sonst weg möchte, soll er uns informieren, dass er was vor hat, vor Schultagen soll er um 18:30 zu Hause sein, sonst um 20:00 (Ausnahmen bei Geburtstagen etc. sind möglich).
Hallo,
mein 9-jähriger bekommt 20 € im Monat. Ich kenne mich mit den Richtlinien nicht aus, kommt auch auf euer Preis- und Einkommensniveau an, aber ich finde 20 € sehr wenig.
Mal verdoppeln und dann schauen?
Lg
hi,
er scheint ja durchaus einsichtig zu sein, so vom grundsatz her. ich würde härtere geschütze auffahren. geld klauen geht überhaupt nicht und wenn er es immer wieder tut, dann ist ihm offenbar die tragweite nicht bewusst. ich würde mal mit einem polizeibeamten (bezirksdienst) darüber reden, ob er deinem sohn mal ins gewissen reden kann. nächstes jahr ist er strafmündig, ihm muss klar sein, dass es sich um straftaten handelt. mal abgesehen von der moralischen seite.
wenn er nicht pünktlich kommt, bleibt er eben zu hause. wenn er nicht ans handy geht, nimm es ihm ab. er darf dir nicht entgleiten und mit reden alleine wirst du nicht viel ausrichten können fürchte ich.
lg
Das mit der Polizei haben wir auch schon überlegt, wollen aber jetzt auch erst mal sehen, ob der Mann von der Erziehungsberatung an ihn herankommt.
Er darf ja als Konsequenz für sein gestriges Zuspätkommen sich morgen nicht zu Halloween verabreden, aber unter der Woche können wir ihn nicht dauernd von der Schule abholen und weggehen verhindern - wir arbeiten. Heute war ich an der Schule: Das war ihm so peinlich, dass er sich in der Schule versteckt hat, wie er später zugab ... Handy ziehen wir schon mal am Wochenende ein (das trifft ihn schon), hat er unter der Woche kein Handy, bleibt er trotzdem weg - bisheriger Lerneffekt = 0.
Aber Du hast schon recht, es geht um spürbare Konsequenzen. An anderer Stelle (in der Schule) hat er seit reinigen Wochen einen Verhaltensplan und zB diese Woche dort super Rückmeldungen bekommen!
Wir bleiben dran, viele Grüße
Anja
"...aber unter der Woche können wir ihn nicht dauernd von der Schule abholen und weggehen verhindern - wir arbeiten...."
verstehe ich das richtig, dass er dann einfach so wegmarschiert, wenn ihr ihn nicht von der schule abholt?
Hallo Anja,
da hilft nur konsequentes Durchgreifen! Sonst wird es noch schlimmer!
Warum lässt Du zu, dass er mit 13 Jahren schon solche Freunde hat? Warum hat er soviele Freiheiten, obwohl er damit gar nicht umgehen kann?
Soll er erst richtig straffällig werden, bevor die die Reißleine ziehtst?
Auch von der Erziehungsberatung wird er sich kaum beeindrucken lassen.
Also handeln würde ich Dir raten.
An der der kurzen Leine......sonst ist eine kriminelle Karriere wohl nur eine Frage der Zeit!
Er klaut schon und hört nicht auf Dich! Sehr schlimm!
Alles Gute!
Caterina
Wir reden ja nicht nur, sondern handeln auch! Was bedeutet denn für Dich "die Reißleine ziehen"? Ich kann nicht bestimmen, mit welchen Klassenkameraden mein Sohn sich anfreundet - natürlich unterstütze ich andere Freundschaften, aber ein Umgangsverbot kann ich schlicht nicht durchsetzen, oder hast Du da praktische Vorschläge?
Natürlich ist das Stehlen von Geld ein absolutes No Go - aber das bekommt er ja auch zu spüren.
Liebe Grüße
Anja
Sorry, aber ich habe jetzt schon einige deiner Beiträge gelesen und euer Sohn tut mir einfach nur leid.
Was bei mir ankommt ist "leider haben wir unter der Woche keine Zeit uns wirklich im unseren Sohn zu kümmern". Ihr könnt nix kontrollieren, was er unter der Woche macht, setzt ihm dennoch kKonsequenzen, die ihr aber gar nicht durchsetzen könnt, ihr toleriert seit längerem, dass er euch beklaut und und und. Wie lange muss der Kerl sich denn schon alleine durchschlagen? Wenn ja eh nie jemand zu Hause ist?
Für mich klingen alle deine Beiträge nach einem großen Hilfeschrei des Jungen nach mehr Aufmerksamkeit. Nicht in Form von Kino und Urlaub, sondern in Form von dasein im Alltag. Einen Ansprechpartner im Alltag zu haben. Halt zu haben.
Vielleicht muss ich mal den Tagesablauf unseres Sohnes klarstellen: Er hat an drei Tagen bis 16:00 Uhr Schule; natürlich ist jemand von uns daheim, wenn er dann gegen 17:00 Uhr kommt: Es wird gekocht, es ist Zeit zu reden, etwas gemeinsam zu machen. Dienstags und Freitags (Schule bis 13:00) ist nicht immer direkt jemand da, aber meistens schon - mein Mann kocht dann, und auch am Wochenende bin ich in der Regel da (mein Mann arbeitet) für Unternehmungen oder einfach auch im Alltag: reden, auch mal kuscheln, gemeinsam einen Film gucken, shoppen ...
Wir fahren gemeinsam weg, einmal im Jshr machen wir Mutter-Sohn-Urlaub.
Wir setzen Konsequenzen, die wir auch durchsetzen können, also Verabredungsverbot am Wochenende, Abarbeiten mit uns gemeinsam und tolerieren das Klauen keineswegs.
Unser Sohn hat ein großes Bedürfnis nach Freiheit, was ich für die Pubertät erst mal für normal halte, und da können wir - da gebe ich Dir recht - die Zügel nicht ganz so kurz halten, wie es ihm gut täte. Er orientiert sich halt an älteren Klassenkameraden (er ist der Jüngste), und vermittelt uns eigentlich mehr "Lasst mich doch auch so wie die", verwechselt aber Freiheit mit fehlenden Grenzen.
Wäre unser Sohn 10, würde ich Dir recht geben, dass er unsere Nähe sucht/braucht, aber zur Zeit entzieht er sich ja genau der Nähe, die er durchaus haben kann.
Uu, das klingt gar nicht gut! Und ich kann deine Sorgen gut verstehen, die Schwierigkeit sein geliebtes Kind strafen zu müssen und nicht zu wissen, warum und weshalb das alles passiert.
Er wird weiter rebellieren. Es ist ein bisschen wie mit kleinen Trotzköpfen; sie trotzen weiter, denn sie erfahren dadurch mehr Aufmerksamkeit und machen weiter. Dem halte ich mit Ignoranz entgegen. Bei einem Teenie ist das eher unmöglich..
Genaue Tipps sind schwer zu geben. Mach doch mal einen Termin mit den Lehrern in seiner Schule und frage, wie sie sein Verhalten beurteilen und auch das in der Gemeinschaft. Vielleicht wissen die eine Anlaufstelle, wo du dich als Mutter erst einmal beraten lassen kannst!
Grundsätzlich ist es halt so, dass wenn du ihn quasi Hausarrest gibst, das Taschengeld entziehst etc etc, dann ist das nur temporär und danach geht es weiter.
Kennst du seine Freunde, die Eltern dazu? Ebenfalls eine Anlaufstelle, manchmal hilft es die Eltern einzubeziehen, denn die wissen oft gar nichts vom Verhalten ihrer Kinder!!!
Finde eine Beratungsstelle und überlege dir, was du konsequent verändern kannst/musst!
Ich wünsche dir viel Kraft! Und bitte gebt dem Jungen keine Chance euer Geld zu stehlen!!
Alles Gute!
Vielen Dank für Deine nette Mail!
Mit den Lehrern sind wir zum Glück in gutem Kontakt, insbesondere der Klassenlehrer, der meinen Sohns seit der 5. Klasse hat, ist ein toller Lehrer, der einen guten Draht zu unserem Sohn hat. Er fühlt sich in der Klassengemeinschaft sehr wohl, neigt aber als Jüngster dazu, sich den Älteren anzupassen.
Klar, die Konsequenzen führen nur kurzfristig zu was, und da wir ja merken, dass wirkliches Bedauern und Umdenken nicht einsetzt bei unserem Sohn, haben wir uns ja auch Hilfe gesucht.
Einige Freunde und auch deren Eltern kenne ich - da ist alles ok. ist Aber ein Junge und ein Mädchen komme aus wirklich schwierigen Verhältnissen, bei denen von den Müttern auch keine Unterstützung zu erwarten ist (der Mutter des Jungen ist alles egal, bei der Mutter des Mädchens ist bereits Kontakt zum Jugendamt). Am Samstag zu Geburtstag meines Sohnes werde ich aber auch die kennenlernen, die ich bisher nur aus Erzählungen kenne, und so zumindest einen Eindruck bekommen.
Wir sind ja jetzt seit kurzem bei einer Erziehungsberatungsstelle, die natürlich mit uns gesprochen hat, aber eben auch einfach versucht, unseren Sohn zu erreichen. Ich bin froh, dass er da auch wirklich freiwillig hingeht.
GLG
Anja
Ich kann nicht mit Erfahrungen dienen, finde aber, dass Zurückzahlen von gestohlenem Geld keine angemessene (da zu geringe) Strafe ist. Das ist ja wie zinslos Geld leihen, ohne fragen zu müssen und mit der Option, nicht entdeckt zu werden und dann nichts zurückzahlen zu müssen.
Das Zurückzahlen sollte selbstverständlich sein, aber darüber hinaus sollte es mMn noch eine angemessene Reaktion geben, die solches Verhalten für für Zukunft unattraktiv macht.