Guten Morgen!
Nächstes Jahr fährt mein Sohn (12 Jahre) auf Klassenfahrt. Nachts ist er nicht trocken (er hat eine chronische Erkrankung der Harnblase, sind seit Jahren in Behandlung).
Habt Ihr einen Tipp, wie man da diskret vorgehen kann, damit das Problem nicht zu offensichtlich Ist?
Zu Hause trägt er nachts Windeln bzw. Pants. Er geht sehr offen damit um und hat nette Klassenkameraden. Aber natürlich ist es ihm unangenehm.
Es gibt bestimmt noch mehr Eltern, die mir hier etwas raten könnten.
Klassenfahrt und Bettnässer
Bei meiner stand bei der Mitteilung für Klassenfahrten immer der Punkt mit drauf:
Braucht ihr Kind Medikamente / Hilfe bei ... Windeln, nächtliches Einnässen etc.?
Dann nehmen Sie bitte Kontakt zu uns auf. Also zu den mitfahrenden Lehrern.
Bei meinem Kind in der Klassenfahrt gab es wohl mehrere Kinder, die dabei oder bei Medikamenten Hilfe brauchten. Diese wurden dann morgens oder abends zum Lehrerzimmer gebeten. Worum es ging, erfuhr keiner.
Da es auch damit verknüpft war, dass auch andere Kinder ohne Medikamente/einnässen etc. kommen durften oder sich melden durften, wenn sie etwas bedrückt., fiel das auch nicht so auf.
Wenn die Kinder es selbst vergessen hatten, kurz zu kommen, wurden sie diskret daran erinnert, mal kurz mitzukommen.
Medikamente, Ersatzwindeln, Entsorgungseimer und was da so gebraucht wurde, war im Lehrererzimmer gelagert.
Wenn du den Lehrern vertraust und da gerne schon vor dem Infozettel eine Lösung möchtest, kannst du meist auch direkt Kontakt aufnehmen und nachfragen.
Vielen Dank für die Antwort. Medikamente muss er für die Blase einnehmen. Den Lehrer möchte ich auch informieren. Mein Sohn mag ihn gern und vertraut ihm.
Ich würde auch raten, den Lehrer mit einzuweihen um eine gemeinsame Lösung vor Ort zu finden, wie man es am Besten handhabt. Mitschüler selbst würde ich nicht einweihen, Freunde haben auch mal Stress miteinander, dann wird oft übel, was über Geheimnisse hinausposaunt, dass könnte an einer bereits weiterführende Schule , wenn es an falsche Schüler gerät, zum Mobbing führen. Nicht jeder hat die Reife, auch die Ursachen dafür wahrzunehmen.
Das coolste wäre, wenn er kurz vor die Klasse steht und sagt:
"Leute, seit ich ein Kleinkind bin, habe ich eine Harnschwäche. Das ist tagsüber kein Problem. Nachts schon. Im Moment ists gerade wieder schlimmer - ich werde daher im Lager ggf. Pants tragen. Ist voll Mist - aber andere haben Heuschnupfen und die Rotznasen sind auch nicht cool, oder? Sobald ich gesund bin, ist wieder alles okay".
Das ist so halb die Wahrheit und passt. ABER ich weiss nicht, ob 12jährige das nicht zum spötteln brauchen. Ist der Lehrer eingeweiht, dann kann er das Gespräch kurz ankünden. Und schnell weitergehen, damits einfach nur eine Info ist.
In der Klasse meines Sohnes hätte er danach keine Probleme. In der Klasse meiner Nichte wäre er danach der Looser schlechthin... Muss man selber abschätzen.
Und ausserdem muss man so einen Auftritt auch hinbekommen und das mögen...
Ich würde ganz einfach mit dem Lehrer sprechen. Oft kennen die Lehrer die Unterkunft und wissen z.B. über die Situation mit Bad auf dem Gang oder im Zimmer Bescheid. Ich bin auch Lehrerin und wenn ich das jetzt von einem Kind wüsste, würde ich
-absolute Rücksicht drauf nehmen, welche Zimmerkameraden er sich wünscht (während andere Kinder da schon auch mal damit leben müssen, dass man als Lehrer die Zimmereinteilung vornimmt, da es ja "aufgehen" muss)
-ihm irgendwie falls möglich Zugang zu einem Zimmer mit eigenem Bad ermöglichen (oft mal ist z.B. ein Betreuerzimmer mehr als benötigt vorhanden und das kann man dann dieser Gruppe geben). Das geht ganz elegant und ohne Begründung.
Dann würde ich bei meinem Sohn auf jeden Fall eruieren, ob es vielleicht eh Kinder gibt, die von der Problematik wissen - idealerweise kann er dann ja mit diesen 1-2 Kindern ein Zweier- oder Dreierzimmer belegen (s.o.).
Und dann würde ich halt einfach auf einen gut sitzenden Schlafanzug mit langem Oberteil drüber setzen. Wenn er sich im Bad umzieht, dann sieht doch eh keiner, was er "drunter" anhat.
Und dann möchte ich dir noch etwas auf den Weg geben, was man als "Außenstehender" gar nicht glauben kann, was ich aber als Lehrer so täglich erlebe: "Die Kinder heute" (falls es die als solche gibt) sind irgendwie um so viel offener, toleranter, gleichgültiger, … als man es als Außenstehender glaubt. Es gibt so viele, die irgendwie "aus der Norm fallen" - hier Diabetiker mit Pumpe, da eine Magensonde, hier welche mit homosexuellen Eltern, da welche, die total Öko sind und täglich mit Wollstrümpfen kommen. Etc. pp. - und ich bin wirklich auf dem Land in einer Schule. Ich glaub, wenn dein Sohn grundsätzlich beliebt ist in der Klasse, wird es kein großes Problem sein.
Eine Bekannte erzählte, dass ihr Sohn auch lange Bettnässer war, aber zu Klassenfahrten hat der Kinderarzt ihm immer etwas verschrieben, damit da nichts passiert.
Vielleicht sprichst du den Arzt mal darauf an.
Hallo,
unser Sohn ist auch 12 und leidet an Enuresis nocturna.
Wir sind auch seit Jahren in Behandlung.
Die Erkrankungs ist bei jeder Klassenfahrt ein großes Thema, immer mit Ängsten, Sorgen, vielen Gesprächen verbunden.
Wir sind bisher immer auf die Lehrer zugegangen und haben das Gespräch gesucht.
Bisher sind wir immer gut aufgefangen worden! Das Thema wäre ihnen schon durch andere Schüler bekannt und sie sind immer toll auf unseren Sohn eingegangen. Er durfte sich aussuchen, mit wem er auf dem Zimmer schlafen darf, oftmals auch in einem kleineren Raum. Dazu fand er dann vorher immer den Mut, diese Klassenkameraden über seine Krankheit aufzuklären und bisher sind uns auch keine Hänseleien dazu zu Ohren gekommen.
Er trägt auch nachts eine Windel. Wir hatten dann Tüten eingepackt, in die er die Windel nach der Nacht packen konnte. Er ist dann morgens mit seinem Kulturbeutel erst zum Klo, da war diese dann drin, er hat sich dort eine Unterhose angezogen.
Falls doch etwas daneben gegangen wäre, hatte er immer noch frische Bettwäsche mit, aber auch die Lehrer hätten ihm unauffällig frische Wäsche besorgt, war alles abgesprochen, so wie es unserem Sohn am angenehmsten war.
Trotz der guten begleitenden Helfer ist und bleibt es für unseren Sohn immer eine Herausforderung - und die Vorfreude bleibt oft einfach auf der Strecke.
Aber immerhin ist er immer mitgefahren, wir mussten ihn nie abholen, er war ganz tapfer und seeehr mutig! Wir sind da sehr stolz auf ihn!
Alles Gute für Euch,
Ronja