Hallo zusammen,
ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll...
Ich habe einen 11-jährigen Sohn, vom Vater bin ich seit seinem 5. LJ getrennt. Er lebte seitdem im Wechselmodell - eine Woche bei mir, eine Woche bei seinem Vater. Wir wohnen nur 5 Minuten auseinander, sodass das sehr gut geklappt hat.
Mittlerweile bin ich wieder verheiratet und habe einen 18 Monate alten Sohn.
Der Große hat seinen Papa schon immer sehr vermisst, wenn er bei uns war. Hat oft mit ihm telefoniert etc. Andersherum war das ganz selten so.
Seit April ist hier der Wurm drin. Er wollte von einem Tag auf den anderen nicht mehr hier sein und hat 1000 (in meinen Augen) fadenscheinige Gründe gefunden, weshalb er es bei uns nicht mehr aushält (Eifersucht auf seinen Bruder, wir sind zu streng, zu viele Regeln, er möchte sein Spielzeug nicht teilen...).
Das ging dann eine Weile hin und her. In den Sommerferien wollte er in unsere schon lange geplanten Urlaube nicht mitkommen, ich konnte ihn dann aber doch überreden.
Seit dem neuen Schuljahr war er nun nicht mehr bei uns und hatte den Kontakt komplett abgebrochen. Ich wusste nicht weshalb und kann es auch bis jetzt nicht richtig verstehen.
Vorgestern stand er einfach so vor der Tür und es war so, als wäre er nie weg gewesen. Aber kein Wort, keine Erklärung ... nichts.
Seine Therapeutin erklärte mir, dass er eine unheimliche Wut auf meinen Mann und mich hätte, weil er sich seitdem unser Kleiner da ist, nicht mehr als dazugehörig empfindet. Ich solle ihn seine Wut ausleben lassen und mich nicht bei ihm melden.
Es war mir klar, dass er irgendwann nicht mehr im Wechselmodell leben möchte und im Grunde meines Herzens wusste ich auch, dass er sich für seinen Vater entscheiden wird, aber so komplett den Kontakt abbrechen und uns nicht besuchen bzw Umgangszeiten hier zu haben, so habe ich mir das nicht vorgestellt.
Meint ihr, sein Verhalten ist auch schon pubertär bedingt-also ein Loslösen?
Was würdet ihr nun machen? Ich würde so gern mal ein offenes, klärendes Gespräch mit ihm führen wollen, aber dazu ist er nicht bereit.
Ich vermisse ihn so sehr.
Wie soll ich nur reagieren? 11-jähriger Sohn
Oh je, keine einfache Situation. Mit 11 beginnt schon bei einigen die Pubertät, ausserdem gibt es viele vorpubertäre Anzeichen bevor es richtig losgeht. Mir fällt es auch oft richtig schwer das Verhalten meines Sohnes zu verstehen. Habe deshalb viel darüber gelesen, verstehe auch was da so im Körper alles passiert, aber ich feiere trotzdem eine Party, wenn ein vernünftiges und vor allem nachhaltiges Gespräch wieder möglich ist.
Wie ich das so rauslese, ist dein Sohn beim Vater gut aufgehoben. So lange deine Tür für den Sohn offen ist, wird er bestimmt auch kommen, wenn er dich als klar strukturierte, aber geduldige Mutter vorfindet. Das du hier nachfragst und sicher auch bei der Therapeutin und anderen Gespräche suchst zeigt, dass du dein Verhalten kritisch überdenkst und falls nötig sicher auch anpasst.
Leider kann man oft trotz bester Bemühungen keine Verbesserung der Situation erkennen. Das dauert halt. Ein mieses Gefühl der Hilflosigkeit überkommt mich dabei immer wieder mal. Da wünsche ich mir immer einen Schalter, den man umlegen könnte und alles wäre leicht und einfach. 😉
Ich atme häufig tief durch, versuche die Dinge nicht zu schwer zu nehmen, bin dann eine zeitlang etwas relaxter und es läuft dann (wenn auch nur kurz) etwas besser.
Gibt es beim Vater eigentlich auch einen neuen Lebenspartner?
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mir zu antworten!
Ich reflektiere viel unser Verhalten und weshalb er hier aktuell so ungern ist.
Der größte Punkt ist sein Bruder. Man geht mit einem Baby ja doch anders um als mit einem 11-jährigen und ich denke, er fühlt sich dadurch ungeliebter. Natürlich mangelt es hier an Liebe nicht, aber ich behandel ihn auch nicht wie ein Baby.
Sein Vater hatte in den vergangenen Jahren immer wieder verschiedene Frauen, war auch wieder verheiratet und wieder geschieden, aber seit einem Jahr hat er wohl eine dauerhafte Partnerin. Mein Sohn mag sie sehr und das ist für mich das Wichtigste.
Trotzdem denke ich immer, was machen wir nur falsch. Ich möchte aber, nur damit er sich wohl fühlt, hier nicht auf unsere Prinzipien oder Regeln verzichten. Die gehören für unser normales Zusammenleben einfach dazu, aber für ihn ist das schwer auszuhalten.
Ich meine so banale Dinge die mal den Geschirrspüler ausräumen, den Müll raus bringen, sein Zimmer aufräumen. Das muss er bei seinem Vater alles nicht und somit ecken wir hier immer aneinander.
Ich würde auch gern einfach einen Schalter umlegen und sagen, interessiert mich nicht und nehm ich mir nicht zu Herzen, aber das kann ich nicht und er fehlt mir trotzdem sehr.
Hört sich schon so an, als wenn er dich testet. 😉 Wenn er beim Vater nichts machen muss, versucht er vermutlich das bei dir auch durchzusetzen. Ich würde davon auch nicht abweichen. Damit er nicht seinen Vater und dich gegeneinander ausspielt, macht es vielleicht wirklich Sinn, dass sich alle Erwachsenen absprechen und an einem Strang ziehen.
Ich finde es richtig gut, dass du nicht gegen die neue Partnerin wetterst. Das würden, gerade in der aktuellen Situation, sicher einige tun. 👍🏻
Lg. 🙋🏻
Mir stellt sich die Frage: was muss ein 11-jähriger für Spielzeug mit seinem Babybruder teilen? So fandenscheinig finde ich den Grund tatsächlich nicht.
Meine Kinder sind 19, 8 und 6, also wesentlich näher aneinander als deine beiden. Trotz des nahen Alters sind die Kinder doch Individuen. Haben eigene Sachen (alleine schon wegen der unterschiedlichen Interessen).
Machst du auch mal was alleine mit ihm - ohne das kleine Geschwisterchen? Sind Ausflüge auch mal auf den Großen ausgelegt, oder geht es immer nur in (das soll nur ein Beispiel sein) ein Kinderland für den Kleinen?
Ja, ich finde schon, das der Loslösprozess beginnt. Und das Wechselmodell ist nicht für jeden auf Dauer was. Der Freund meines Sohnes (ist „erst 8“) findet es zunehmend anstrengend und hat keine Lust drauf. Das verabreden mit Freunden gestaltet sich immer schwierig, er will an einem
Ort zur Ruhe kommen usw.
Ich würde ein Gespräch mit ihm führen. Alleine, ohne das Geschwisterchen. Wie ist denn der Kontakt zum Vater? Was sagt der denn dazu?
10 (nicht 19), 8 und 6 Jahre alt!
Sohnemann ist erst 5 3/4 aber wir haben auch schon eine Weile das Wechselmodell. Bei uns ist es eher andersrum, er mag den Wechsel zum Papa nicht so, weil es dort einfach strikter ist. Kein Fernsehen, kaum Süßes, wenig Konsum...
Ich finde schon, dass ab 11 das Kind ein Mitspracherecht bekommen sollte, aber es Regeln geben sollte, die auch fürs Kind gelten. Kontaktabbruch geht nicht, da muss der Vater ran. Wenn er nicht mehr wöchentlich wechseln will, dann macht einen neuen Plan (muss man natürlich gucken, wie das mit dem Unterhalt geregelt wird)
Ich fände es auch ganz furchtbar, wenn mein Kind nicht mehr zu mir kommt, aber ich ich finde es darf sich nicht einbürgern, dass er jetzt je nach Schwierigkeiten vor Ort wechselt. (Ist Papa doof, geh ich zu Mama und umgekehrt) Da müssen klare Absprachen her.
Alles Gute
Du schreibst ja schon vorher war die Bindung zum Vater stärker und dies muss ja Gründe gehabt haben die sich durch die Geburt des neuen Kindes verstärkt haben.
Mit 11 sind die Kinder nich emotional sehr an die Eltern gebunden,meine zumindest.
Meine Nichte wollte auch lieber zu ihrem Vater und nun als erwachsene Frau sagt sie auch ganz klar,der Vater hat sich einfach mehr mit ihr beschäftigt und auch seine Partnerin war wie eine Mama.
Bei der Mitter lief sie nebenher.
Ich würde signalisieren,ich bin da solltest du ich brauchen aber ich lasse dich ziehen..
Noch emotional
Hallo,
nein sein Verhalten ist nicht mit dem pubertären Loslösen zu erklären.
Er hat in deinen Augen, 1000 fadenscheinige Gründe, um nicht mehr bei euch zu sein - für ihn sind sie aber vielleicht wahr. Und es macht ihn nur noch wütender, dass du ihn nicht ernst nimmst.
Er teilt sein Spielzeug nicht? Dein Baby ist ein Jahr, er ist 10 Jahre älter. Da gibt es kein gemeinsames Spielzeug. Das Baby zerstört sein gesamtes Spielzeug. Abgesehen davon ist sein Spielzeug auch gefährlich für das Baby. Was soll er da teilen? Sehe ich als völlig berechtigt an, hier nicht teilen zu wollen.
Hat sich dein Sohn eigentlich auf das Baby während der SS gefreut? Hast du ihn mit eingebunden?
Ich vermute er muss zu viel zurückstecken seit das Geschwister da ist u fühlt sich nicht mehr wohl bei euch. Überlege mal ob du beiden zu gleichen Teilen gerecht wurdest in den letzten 18 Monaten u auch in der Schwangerschaft schon ?!
Seinen Papa hat er für sich, Dich muss er teilen und möchte das nicht.
Wenn er bei Papa ist und sich nicht meldet, würde ich ihn immer wieder zwischendurch schreiben, dass Du ihn sehr lieb hast und Du Dich freust, ihn bald wieder zu sehen.
Und wichtig: Mach mal mit ihm etwas ganz alleine ohne Baby.
Frage ihn, ob er einen Tag in der Woche komplett NUR mit dir verbringen möchte... Zeit ohne Geschwisterchen...
LG