Hallo,
mein Sohn ist 12 Jahre alt und ist extrem auf sich fokussiert. ( adoptivkind)
Wenn er redet, redet immer über sich. Er stellt nie eine Frage oder erzählt mal was "neutrales" oder stellt irgendwas fest.
Gestern z.B. eine sein Freund stellte die Frage " habt ihr mal einem Tier das Leben gerettet?" Und erzählte er eine Geschichte mit seiner Mama haben sie einen Igel gefunden....usw. Mein Sohn fragt nie jemanden um irgendwas. Obwohl wir sehr kommunikativ sind und wir ihn immer fragen, was ihn so beschäftigt, was er erlebt hat etc etc.
Die Oma ist paar monaten krank, er fragt nie ob es ihr gut geht oder sagt, dasser sie besuchen möchte...
Ich weiß nicht, besser zu beschreiben. Er lebt wie in einer Blase und dreht alles nur um ihm.
Ich habe keine Ahnung wie ich ihm beibringen könnte, dass man für einander interesse zeigt, wenn man mal von anderem etwas wissen will, dass es noch eine andere Welt außerhalb dieser Blase existiert...
Kennt jemand dieses Problem?
Viele Grüße
Schandrea
Kind,12, redet immer über sich
hm .... vielleicht ist Dein Anspruch zu hoch?
Veilleicht habt ihr in dieser Frage- und Sichtweise in jahrelanger Erziehung Euch auf Ich-Botschaften statt Du-Botschaften konzentriert? - vielleicht hat er es einfach nicht anders gelernt?
wenn ihr so kommunikativ seid, und wie du schreibst ihn viel fragt, dann überleg mal, was das für Fragen waren? Alles Fragen, wie: Wie war Dein Tag, - was hast Du gemacht? Was wünscht Du dir? was hast du erlebt? --- jede Frage stellt doch auf Ichbezogene Fragen ab?
abgesehen davon: -- jungs sind halt eher ego-bezogen als Mädchen... und viel ändert sich wieder, wenn sie aus der Pubertät raus sind....
aber mal ehrlich: wie viele Männer kennst Du inklusive Deinem Mann, die diese "du-interese"-Fragen stellen? --- ich würde sagen, es sind sehr wenige....
du siehst es vielleicht als Frau anders -- Dein Mann würde sein verhalten wohl total normal finden... - bzw. jeder ist einfach anders.... -- ich selbst bin ein extrem kommunikativer Mensch, bin gerne unter vielen Leute, treffe mich viel. Meine TOchter auch. -- Mein SOhn allerdings ist Tüftler, -- hat "einen" Freund, und mit dem trifft er sich manchmal 2 Wochen nicht. Sonst ist er daheim. -Aber glücklich daheim (+Hobby natürlich). --- ich habe lange gebraucht zu verstehen, dass er einfach kein so Menschen-Treff-Verabredungstyp ist, wie ich und meine Tochter.... --- fällt mir heute noch schwer zu versehen, dass es ihm so gefällt....
Und wenn du es ihm beibringen willst: dann fordere ihn auf, zu Fragen... --- aber das ist kein "Beibringen", -- das ist ein reden und Leben über viele Jahre, das prägt....
Ich denke a) dass sich viel um ihn schon immer gedreht haben wird b) er sich in der Pubertät befindet und man da die Kernfragen des eigenen Daseins und Daseinszwecks ....bearbeitet....es also um das Ich geht c) es ein ganz schlechtes Alter ist, um viel bei Oma rum zu hängen und sich nach alte Leute Krankheiten zu erkundigen.
Ich kann mich erinnern, dass mich das mit 12 auch nicht interessiert hat. Die waren halt alt = dauerkrank für mein Gefühl. Lieb hatte ich sie schon ....aber Oma besuchen.... es waren einfach andere Sachen in meinem Vordergrund. Aus mir ist jetzt trotzdem kein empathieloser Mensch geworden. ;)
Mit 12 haben fast alle Flausen im Kopf, viele Ansprüche, große Pläne mit sich selbst und was die Eltern manchmal haben und wollen.... Das ist halt irgendwo auch normal. Ihr solltet dem nur nicht nachgeben. Das Kind für andere sensibilisieren. Mitschüler, Familie, andere Menschen auf der Welt. Mit der Zeit wird das schon kommen... Natürlich Leben sie noch nicht ganz in der Realität. Sie befinden sich unter unserem Schutz...
Hallo,
also natürlich ist es in dem Alter so, dass man sich selbst das Wichtigste ist und die anderen nicht so wichtig sind. Trotzdem würde ich schon versuchen, ihn auch auf die Bedürfnisse der anderen hinzuweisen. Immerhin muss er lernen, dass sich die Welt nicht nur um ihn dreht. Ich versuche auch meine Kinder zu sensibilisieren und immer wieder darauf hinzuweisen wie sie sich jeweils auf der anderen Seite fühlen würden. Das finde ich schon wichtig. Ich würde schon immer wieder das Gespräch suchen und auch von dir erzählen , wie es dir geht, was du erlebt hast. Vielleicht habt ihr das einfach nicht gemacht bisher und deswegen kennt er es nicht.
LG Milka
Vielen Dank für eure sehr hilfreiche Antworten.
Ja das stimmt, es sind immer Fragen, die ihn betreffen. Ich werde das jetzt mal beobachten und versuche etwas daran zu ändern. Vielleicht ist dafür die Pubertät keine gute Zeitpunkt, aber ein Versuch ist es wert.
Viele Grüße
Andrea
Also vielleicht so als Tipp: Wir machen 1-2 x die Woche Doku-Abend. Da schaut die ganze Familie zusammen eine Dokumentation mit dem Ziel....weil wir gar kein normales Fernsehen haben und die Kinder, wenn sie dann an die Technik dürfen, immer die gleichen YouTube Kanäle oder Actionfilme streamen..... zusammen etwas über die Welt zu erfahren.
Jeder darf mal Vorschläge machen und was raus suchen. Gestern hatten wir was über Wale und Walfang geschaut....also Tierschutz.....oder über den Weltraum...aber wir hatten auch schon eine Dokureihe, da ging es um Schulkinder in anderen Ländern und wie die zur Schule gehen. Wie anders die Schule da ist, dass die teilweise kilometerweit laufen oder ganz abenteuerliche Schulwege habe, aber das da halt so ist und die Kinder da sehr froh sind, überhaupt lesen und schreiben zu lernen.
Und ich habe immer den Eindruck, dass das unsere Kinder - gerade weil ja digitale und visuelle Medien sehr gefragt sind in der Generation - immer ganz schön "aufrüttelt". Da kommen viele spannende Fragen zu anderen Ländern/Menschen/Sitten auf. Da stellen sie mitunter fest, dass ihre Belange gar nicht so bedeutsam sind, wie sie dachten. Da ist die Busfahrt von 3 Stationen oder der Laufweg von 20 Minuten zur Schule plötzlich doch nicht mehr so dramatisch. Oder ihnen wird klar wie GROẞ die Welt ist. Das wir nur ein Teil der Erde sind und die nur ein Teil des Sonnensystems und das nur ein Teil der Galaxie und die nur eine unter vielen Millionen ist.
Und das ist ja relativ simpel zu organisieren.... Wir haben jedenfalls tatsächlich teilweise lebhafte Debatten, sodass wir manchmal mittendrin stoppen müssen. Und es geht eben mal nicht nur um einen selbst....