Hi,
ich schreibe hier für eine Freundin die mich gestern anrief um mir ihr Leid zu klagen. Da ich selber kein Kinderexperte bin, wusste ich spontan auch keinen Rat, bzw. keinen den sie akzeptiert.
Zum Problem. Die Tochter ist 14, voll in der Pubertät, das noch zu Corona Zeiten (Ausgangsbeschränkung, sieht Freunde wenig) und jetzt kommt noch Schulmüdigkeit hinzu womit das „Sitzenbleiben“ droht. Für ihre Mutter der Weltuntergang, wobei ich konkret jetzt nicht weiß, was für sie das größere, oder eigentliche Problem ist: Dass ihre Tochter Zitat: „Ihr Leben gegen die Wand fährt.“, oder dass sie als Mutter den Stempel „Versager“ auf die Stirn gedrückt bekommt. Ihre Konsequenzen jedenfalls sind: Mehr Drohungen, mehr Strafen, mehr Druck. Reaktion der Tochter: Mehr Hass.
Dem Vater scheint das alles egal zu sein, er zuckt die Probleme mit der Schulter weg, wobei sich meine Freundin natürlich im Stich gelassen fühlt. Überhaupt steht sie mit vielem alleine da was die Kids betrifft.
Meine Antwort war, dass es vielleicht nicht erstrebenswert ist eine Klasse zu wiederholen, aber auch kein Weltuntergang. Es gibt einige in meinen Bekanntenkreis denen das passierte, aber trotzdem jetzt ein Diplom in der Tasche haben. Heißt jetzt freilich nicht, dass sie es als Mutter einfach hinnehmen soll, aber sollte man in dieser Phase nicht eher mit Ermutigen und Motivieren arbeiten als mit Zwang und Druck?
Auf der anderen Seite kenne ich einen vertrauensvollen Umgang zwischen den beiden gar nicht. Sowohl Mutter als auch Tochter wirken auf mich wie Alpharüden die um die Herrschaft kämpfen und sich keine Blöße geben wollen, und das schon vor der Pubertät. Zudem scheint es meiner Freundin sehr wichtig zu sein, stolz auf ihre Tochter sein zu können, z.B. indem sie „ja so viel weiter ist als andere.“
Ich persönlich warte jetzt beim nächsten Telefonat nur noch auf den Spruch: „Dann hasst sie mich eben, solange sie sich das Leben nicht ruiniert.“ Aber mal ehrlich, mit Hass und Wut auf die eigene Mutter aufwachsen kann doch an einem jungen Mädel auch nicht spurlos vorübergehen.
Was kann ich ihr also raten, wenn sie mich das nächste Mal anruft?
Was soll man raten?
Mein Ratschlag an dich ist, halte dich raus, rate ihr gar nichts, denn wie du selbst schreibst, hast du 1. selbst keine Erfahrung mit Kindern, 2. wird sie auch mit deinem Rat nicht zufrieden sein und ihn kaum annehmen. Du kannst sie natürlich dahingehend motivieren, das ganze nicht so eng zu sehen. Niemand fragt beim Vorstellungsgespräch, ob man sitzen geblieben ist. Sowas interessiert wirklich nur während der Schulphase, dann nicht mehr. Zur Problematik selbst, würde ich mich allerdings auf deiner Stelle raushalten und keine Ratschläge geben.
>> Auf der anderen Seite kenne ich einen vertrauensvollen Umgang zwischen den beiden gar nicht. Sowohl Mutter als auch Tochter wirken auf mich wie Alpharüden die um die Herrschaft kämpfen und sich keine Blöße geben wollen, <<
Ich weiß ehrlich nicht, was man unter diesen Voraussetzungen raten soll. Mit Drohungen und Strafen kommt man ab einem gewissen Alter nicht mehr weit. Sicherlich kann man das W-Lan kappen, das Handy wegnehmen und die Zeit am PC einschränken, wenn man sich davon mehr Lernerfolge verspricht. Zu Coronazeiten nimmt man den Kids damit aber auch einen Großteil der Kommunikation mit ihren Freunden.
Konfrontation bringt einen nicht weiter. Meiner Ansicht nach geht es ab dem Alter ohnehin vorwiegend nur noch mit Vertrauen und Verständnis. Wenn die beiden das aber nie hatten / gelernt haben, fehlt ihnen meines Erachtens das wichtigste Mittel im Umgang miteinander.
Es nutzt nichts, dem Kind einbläuen zu wollen, dass es unbedingt gute Noten schreiben muss. Rational weiß es das doch sowieso. Das Kind muss selbst darauf kommen, dass es für dessen Zukunft nicht besonders erstrebenswert ist, mit einem schlechten Abschluss dazustehen. Aber ein Kind muss es immer für sich und seine Zukunft tun wollen und nicht für die Eltern.
Wenn in diesem Fall die Mutter diejenige ist, die sich mit den Federn des Kindes schmücken will, wird die Tochter wahrscheinlich schon allein aus purer Verweigerung oder um der Mutter "einen reinzudrücken" nicht lernen.
Schwierige Situation - die Basis bei den beiden fehlt meiner Ansicht nach.
Hallo,
den einzigen Tipp, den ich zur Zeit habe: Als Mutter muss man ein Machtwort sprechen, nämlich "Macht nichts".
Ich bin für Druck raus nehmen, sonst leidet die Beziehung zum Kind enorm.
LG
Karin
>>Heißt jetzt freilich nicht, dass sie es als Mutter einfach hinnehmen soll, aber sollte man in dieser Phase nicht eher mit Ermutigen und Motivieren arbeiten als mit Zwang und Druck?<<
Ich sehe es genauso, aber solange die Mutter weiter meckert und sich wie ein Alphaweibchen verhält, wird es auch die Tochter tun.
Ganz nach dem Motto wie du mir, so ich dir.
Meine Kinder sind zwar noch nicht in dem Alter, aber meine Mutter hatte es ähnlich mit mir. Um zu verstehen, dass sie recht hatte, hab ich 3 Jahre gebraucht. Als sie den Dingen freien Lauf gelassen hat, hab ich angefangen nachzudenken und schulisch noch die Kurve bekommen.
Mein Rat wäre: sich an Personen zu wenden, die sich damit besser auskennen als ich.
Lehrer, Beratungsstelle, Elterntelefon.
So verfahren wie es bei ihr klingt, müsste jemand ran, der sich auskennt und den sie an sich heranlässt.
Alternativ könnte die Tochter selbst sich an einen Vertrauenslehrer, Jugendtelefon oder ähnliches wenden.
Beobachten. Bei Gewalt, ungutem Gefühl oder nicht wegsehen wollen: selbst eine Beratung suchen (für dich): ob, wann, wie, in welcher Form du nicht wegsehen kannst; ohne es als Laie anzuheizen.
Nur antworten, wenn du gefragt wirst.
Ansonsten über Stellen die sich auskennen, fragen wie du handeln kannst, wenn du Sorge bezüglich drohender Eskalation hast. Wobei eine gewisse Eskalation ja schon Dauerzustand zu sein scheint.
Hallo,
Ich antworte mal aus der Sicht der Tochter.
Ich hatte das Problem allerdings mit meinem Vater. Dauernd arbeiten, nie da für uns. Dann kam die Scheidung und meine Mama ist ausgezogen. Wir konnten nicht mit, da sie keine Wohnung in passender Größe hatte.
Plötzlich war er da und stellte Regeln auf, welche es vorher nie gab. Für mich als Mädchen andere Regeln als für meine Brüder. Bei mir viel strenger.
Du kannst dir vorstellen um so strenger er wurde um so mehr habe ich dagegen gehalten, habe mich sehr bewusst dafür entschieden die Regeln zu brechen.
Wenn ich Wünsche fürs Essen geäußert habe, dann wurde es abgetan. Sowas isst er nicht. Ich habe mit 13 schon mein Taschengeld verdient, mit 15 habe ich davon selbst gelebt.
Also ich hatte auch ein gewisses Extrem als Jugendliche.
Mein Tipp: weniger Druck, nicht nach einem Streit(!) mal ein ruhiges Gespräch ohne Vorwürfe führen, immer auf sich selbst bezogen (z.B. Ich mache mir Sorgen um deine Zukunft, wie kann Ich helfen?)
Ansonsten kann man da nichts tun, wenn deine Freundin nicht einlenken will.
Was haben denn die Ausgangsbeschränkungen damit zu tun?
Sie ist 14, nach 22h sollte sie eh zu Hause sein und am Wochenende könnte eine Freundin bei ihr übernachten oder umgekehrt.
Da bin ich aber froh, dass meine Kinder MICH als Mutter haben. Ich habe meinen Sohn (damals 13 J.) in der 7. Kl. "auflaufen" lassen, nachdem er versetzungsgefährdet war, durch Faulheit.
Es war mir nicht egal, aber ich habe an ihn und seine Fähigleiten und Können appelliert. Ihm knallhart auf den Kopf zugesagt, dass ich weiß, er kann es vom Lernen/verstehen her, aber wenn er weiterhin so wenig für diese Fächer tut, muß er halt wiederholen. Ich ihm aber vertraue und weiß, dass er die nächste (2.) Klassenarbeit in den beiden Fächern besser als 4- schreiben kann.
Bei ihm hat es was gebracht und die Arbeiten wurden nach (selbstmotivierten) Lernen 3 bzw. 4+.
Ich fidnee s besser, dem Kidn zu refelktieren, was man von seinem (Lern)Verhalten hält , andererseits aber auch Zuversicht und Vertrauen in seine Fähigkeiten signalisieren.
Für mich wäre keine Welt zusammengebrochen und ich hätte es nicht als Makel meiner mütterlichen Fähigkeit gesehen:. Auch ist mir die Meinung anderer recht egal. Wiederholen einer Klasse kann was Gutes sein. War es für meine Tochter wirklich, die auf unseren Elternwunsch hin die 2. Kl. wiederholt hat. Was Besseres hätten wir nicht tun können.
Ich hörte von einigen anderen Müttern, dass sie meinen (unseren) Mut bewundern, sie hätten das nicht gemacht; wegen der Leute. Wir kamen gar nicht auf die Idee. uns über andere Leute Gedanken zu machen, für uns stand unsere Tochter IMMER im Fokus.
Ich glaube, deine Freundin ist so in ihren Vorstellungen verankert, dass es schwer wird, diese zu durchbrechen. Aber gut wäre, wenn sich noch jdm (evtl. du?) mit den beiden zusammensetzt und so ein bisschen das Gespräch steuert. Und wo sowohl Tochter als auch Mutter sagen kann, was sie denkt und erwartet/wünscht. Ich weiß nicht, ob du der Typ dafür bist, ansonsten schlag der Freundin doch vor, dass sie mal ein Gespräch mit der Tochter anspricht, wie gesagt am besten mit einer neutralen 3. Person. Oder die Tochter läd ihren Frust bei ner vertrauten Person ab (z.b. Tante/Pate/Opa), die dann der
Mutter vermittelt, was die Tochter fühlt und denkt.
Da scheint ja nicht nur das Schulische im Argen zu sein zwischen Mutter und Tochter!