Liebe Forengemeinde, bei mir ist es nun auch soweit, dass ich etwas ratlos vor meinen Teenagerkindern stehe und mich frage, wie viel oder wenig Erziehung noch angebracht ist? Wie viel Freiheit? Wie viel Grenzen? Ich bin unsicher in diesen Fragen, weil ich selbst streng aufgewachsen bin und daher gar kein Gefühl für "normal" und "geht gar nicht" habe. Meine Tochter ist 17 und hat eine total nette Clique. Sie haben sich schon letztes Schuljahr viel getroffen. Vor allem natürlich, als es coronabedingt wieder möglich war. Dieses Jahr ist es noch häufiger. Fast täglich ist ihr bester Freund hier oder sie bei ihm. Es wird jetzt auch immer später unter der Woche. Am Wochenende übernachtet sie auch viel bei Freunden. Soweit ist das alles auch kein Problem, nur: sie ist jetzt auf dem Gymnasium (vorher RS) und ich habe bisher überhaupt nicht das Gefühl, dass die Schule in ihrem Bewusstsein eine tragende Rolle spielt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf diese Weise das Abitur machbar sein wird, auch vorher fiel ihr Schulisches nicht zu. Ich rede natürlich mit ihr, aber sie sieht es alles ganz anders. Ich finde es etwas albern ihr jetzt dies oder das zu verbieten. Ich gönne ihr auch diese unbeschwerte und aufregende Zeit von Herzen. Nur was wird mit der Schule? Ihr Ziel ist die Hochschulreife. Wenn sie die Verantwortung dafür nicht bald übernimmt, dann wird das nichts. Was bringt es mir aber, sie mit Druck zum Lernen zu zwingen, ihr Treffen zu verbieten? Später beim Studieren halte ich ihr auch nicht die Hand. Findet ihr es zu früh einem 17jährigen die Verantwortung fürs (Nicht-) Lernen und den entsprechenden Konsequenzen komplett selbst zu überlassen?
Auf der einen Seite bejahe ich das, auf der anderen Seite denke ich mir, dass sie es mir eines Tages vorwirft, dass ich ihr nicht mehr Grenzen aufgezeigt und sie um Chancen gebracht habe...
Wie ist das bei euch so? Wie denkt ihr darüber? Wie viel erzieht ihr noch?
LG
Wie viel "Erziehung" mit 17?
Hallo,
mein Sohn ist 15, 10. Klasse Gymnasium und er muss allein kämpfen. Ich helfe ihm, wenn er Hilfe braucht und zu mir kommt. Ansonsten muss er einfach lernen in tieferen Gewässern zu schwimmen....das auch nicht erst seit der 10. Ich gebe ihm hier und da mal tipps, wie er sich organisieren kann und was mir auf dem Gym oder im Studium geholfen hat...mehr nicht. Wir haben ganz klare Gespräche dazu...er hat die Möglichkeit sein Leben so zu gestalten, wie er es möchte...den Grundstein dafür legt er jetzt. Entscheidet er sich, lieber zu zocken ...dann muss er die Konsequenzen dafür in Kauf nehmen. Mit 13, 14...war das schwierig. Die noten...jaja, ich musste oft durchatmen...aber jetzt, so mit 15, 15,5 ..da läuft es an, man merkt...da tut sich was - im Geist, im Verhalten. Das ist richtig schön zu beobachten.
Deine tochter ist mit 17 auch kein kleines Kind mehr. Man kann halt nicht nur die Vorzüge des Erwachsenwerdens genießen...sondern auch die "Begleiterscheinungen" die erstmal nicht so fetzen. Sie muss lernen, Verantwortung für sich und ihr handeln zu übernehmen...lehn DIch zurück und vertrau auf Deine gute Erziehung bisher. Möglicherweise wird es paar mal rasseln und Noten bringen, die nicht so schön sind...aber letztlich...wird sie ihr Ding machen.
Alles Gute.
....danke, dass du mir aus der Ferne eine gute Erziehung attestierst.
Ich muss auch sagen, dass sie mir - trotz ihres komplett fehlenden Ehrgeizes - gefällt. Sie ist eine faule Socke, aber eine coole, faule Socke. Willensstark und selbstsicher. Das gibt noch was...
Hallo,
unser Großer ist auch 17, wird im Frühjahr sein Abi machen und im August mit seiner Ausbildung beginnen. Aus seinen schulischen Dingen halten wir uns mehr oder weniger raus. Klar fragt man mal nach, wie es läuft und wann Klausuren anstehen. Ich hoffe ganz einfach, daß er ausreichend lernt. Er muss selber wissen, wo er noch Defizite hat, helfen können wir ihm sowieso nicht mehr. Und er muss lernen, für sein Leben selber verantwortlich zu sein. Wir stehen ihm gerne mit Rat und Tat zu Seite, aber letzten Endes muss er wissen, was für ihn gut und richtig ist.
Ansonsten brauchen wir ihn jetzt nicht mehr
"erziehen", wenn wir das bis jetzt nicht geschafft hätten, wäre wohl etwas falsch gelaufen.
Wir möchten allerdings, dass er Bescheid sagt, wenn er das Haus verlässt und uns Bescheid gibt, wenn er wieder da ist. Das möchte ich auch nachts. Bevor er nicht zuhause ist, schlafe ich nur sehr schlecht....habe bei meiner Mutter ja immer drüber gelacht, heute merkt man dann selbst, wie das ist 🤷♀️.
LG
Elsa01
Ich finde es tatsächlich schon etwas spät ihr die Verantwortung für schulische Dinge zu überlassen.
Bei meinen 13 jährigen Jungs stehe ich in Sachen Schuld immer mehr eher beratend zur Seite.
Wenn sie z. B. eine Arbeit schreiben, dann frage ich sie, ob sie den Stoff beherrschen oder ob sie Hilfe beim lernen brauchen.
Lehnen sie meine Hilfe ab, weil sie meinen, sie können alles, dann lass ich sie auch.
Ob sie sich richtig eingeschätzt haben, sieht man dann an der Note.
Auch bei Hausaufgaben frage ich nur, ob sie alles gemacht haben und ob sie Hilfe benötigen.
An deiner Stelle würde ich mit ihr noch einmal sprechen, ihr sagen, dass sie selbst verantwortlich ist in Sachen Schule, dass du ihr aber gerne hilfst, wenn sie Hilfe braucht und gut ist.
Schuld = Schule
So ähnlich wie bei dir, lief das bei uns auch. Natürlich war sie für ihre Sachen verantwortlich. Wenn meine Tochter jedoch zum Schuljahresende hin gemerkt hat, dass es mit den Noten knapp wird, wurde ich von ihrer Seite als Hilfslehrerin stark in Beschlag genommen. Das wird jetzt an der neuen Schule aber nicht mehr funktionieren.
Daher ja meine Frage: Lasst ihr eure Kinder ordentlich auf die Nase fallen oder schränkt ihr das Weggehen auch mit 17 noch ein, wenn die Noten schlecht sind?
Ich stamme wie du, aus einer etwas anderen Zeit. Wir hatten zwar einerseits sehr viele Freiheiten, andererseits hat vor allem unser Papa uns schulisch immer sehr unterstützt ob gewollt oder nicht. Da wurde vor Arbeiten auch von ihm Wissen abgefragt. Ich weiß, dass es heute viel früher um selbstständiges Lernen und Eigenverantwortung geht.
Aber klappt das bei jedem Kind? Ich hab z.B. immer auf den allerletzten Drücker gelernt. Klappt das heute überhaupt noch? Ich würde unserer Tochter immer wieder auf die Füße treten. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Es gibt einfach Dinge, die unerlässlich sind, um durchs Leben zu kommen. Daher denke ich, dass ich in dem Alter ggf schon noch was sagen würde.
Mein Bruder sagt heute noch: Wenn Papa nicht gewesen wäre, keine Ahnung, wo ich dann gelandet wäre.
Ich gehe stark davon aus, dass er irgendwann auch seinen Weg gefunden hätte. Dann dauert es eben etwas länger.
Trotzdem besteht das Leben eben nicht nur aus Party und wenn es die Schule nicht mehr sein sollte, können sie ja noch eine betriebliche Ausbildung machen, wenn keine Ambitionen bzgl Selbstständigkeit oder anderen Vorstellungen für das selbständige Leben vorliegen😅
Bitte sie zum Gespräch, mach es wichtig, sucht gemeinsam einen Termin.
Am Termin seid ihr alleine, werdet nicht gestört durch die Familie. Ist das zu Hause nicht möglich, dann ins Cafe gehen. Betreibe Aufwand, den deine Tochter auch bemerkt. Hier geht es um was, jetzt ist nicht blabla, so muss sie denken.
Beim Gespräch stellt ihr vorher eure Handys in den Flugmodus, keine Ablenkung.
Du bereitest dich auf das Gespräch vor. Was willst du sagen ? Was willst du fragen?
Es geht um deine Zukunft, was denkst du, wie es weiter geht ?
Überlege, was du zu diesen Fragen denkst. Und schreibe es auf, nimm diese Notizen mit ins Gespräch.
Mit 17 Jahren kannst du nur noch begleiten, wenn Abi nicht klappt, was kommt dann ?
Hier ist die einzige Ansage, es wird etwas gemacht, nur zu Hause und nichts tun, geht nicht.
Brauchst du mehr zum Gesprächinhalt, dann schreib mir.
Ernste und eindringliche Gespräche gab es bisher viele. Vor allem im letzten Jahr, als es um die Mittlere Reife und den Wechsel aufs Gymnasium ging. Das stand lange auf der Kippe. Am Ende waren die Noten überraschend gut.
Ich finde auch nicht, dass eine 17jährige schon genaue Vorstellungen von ihrer Zukunft haben muss. Es reicht eigentlich, sich auf das zu konzentrieren, was gerade ist. Aber das findet meiner Meinung nach im Moment nicht statt. Es ist alles andere wichtiger. Wenn es mit dem Abi nicht klappt, wird es auf eine Ausbildung hinauslaufen. Da auch das für mich kein Weltuntergang ist, werde ich wohl abwarten müssen. Es bleibt mir ja nichts anderes übrig und vielleicht überrascht sie mich ja auch.
Mich hätte nur interessiert, wie sich andere Eltern von fast Volljährigen verhalten, wenn die schulische Leistung schwach ist, dafür aber fast täglich z.B. weggegangen wird.
Bei meinen Großen (16 und 18) bin ich eher der Berater--gottlob hören die Jungs auf meine Ratschläge
Ansonsten lasse ich auch dem 16jährigen eine lange Leine--der 18jährige soll nur Bescheid geben, wenn er nachts nicht heim kommt.
Ein Teil meiner Kinder hört auch auf mich!!! Ein Teil nicht!
Ich bin auch schon in dem Stadium, dass nur noch bescheid gegeben wird, dass man bei Freund xy übernachtet. Meine Tochter war wieder das ganze Wochenende auf Achse. Hausaufgaben? Lernen? Unterrichtsvorbereitung?....Was ist das? Das gibt was...
Ich finde es schon eher spät, dass ihr beizubringen, dass sie für ihr schulisches Handeln selbstverantwortlich ist.
Bei uns war es an der 8. Klasse so, dass die Kinder jederzeit um Hilfe bitten konnten, sie aber selbst verantwortlich für ihr üben und lernen waren.
Natürlich habe ich ihr das schon vor Jahren klar gemacht, dass sie für Schulisches selbst verantwortlich ist. Meine Frage ging eher in die Richtung, was ihr tut, wenn die Verantwortung nicht übernommen wird? Wenn fast Volljährige viel unterwegs sind und die Schule schleifen lassen. Wie stark mischt ihr euch dann ein?
Ok!
Bei Kleineren (13) werden bei schlechten Leistungen die Computerzeiten deutlich reduziert und daraus Übungszeiten gemacht.
Vokabeln, Grammatik……
Bei Großen ( Oberstufe/ 15) keinerlei große Konsequenz, nur Gespräche.
Vielleicht macht es Sinn mehr zu lernen, wenn du den oder den LK wählen möchtest/ deinen Wunschstudiumplatz haben möchtest.
Lg
Meiner jetzt 18-jährigen Tochter habe ich da nicht reingeredet. Die Oberstufe war ihr Ding, allerdings habe ich mich mit ihr über die Zustände im Schulsystem geärgert.
Ich sehe es kaum machbar, eine 17-jährige in irgendeiner Form einzuschränken oder zu sanktionieren. Das Thema ist durch und für jede Mutter wohl schwer zu verstehen und zu akzeptieren.
Meine Tochter macht jetzt 1 Jahr Pause und trotz Top Corona-Abi, wird sie nicht studieren, weil sie es so nicht für machbar hält. Die Hochschulen raten ja selbst davon ab, fordern Studieninteressierte auf, sich anders zu orientieren, da vor 2023, geschätzt 2025 kein regulärer Studienbetrieb unter Vollast möglich scheint. Die Abbrecherquote liegt aktuell bei 25%
Insofern hat Deine Tochter noch viel Zeit und eine Ausbildung scheint im Momnet die beste Lösung ... zumindest aus meiner Sicht, dafür braucht es keine Hochschulreife.