Lernen, loszulassen ODER Wie die innerliche Glucke verscheuchen

Hallo ihr Lieben,

bin stolze Erzeugerin von zwei Pubertieren (Tochter ist 17, Sohn ist 15). Klar, natürlich ist einem immer irgendwie bewusst, dass aus den süßen Babys mit der Zeit mehr oder weniger trotzige wie liebenswerte Kleinkinder, Schulkinder und natürlich Teenager werden, die hoffentlich dann irgendwann ihre eigenen erfolgreichen Wege gehen.

Wie ich mich schon damals fragte, als die beiden auf die Welt kamen, warum keine Gebrauchsanweisung mitgeliefert wurde, frage ich mich jetzt, warum es keine Anleitung dafür gibt, seine Kinder voller Zuversicht & Motivation in ihre eigene Zukunft zu entlassen?

Ich hab mich eigentlich nie für eine typische Glucke geschweige denn Helikopter-Mutter gehalten. Ich habe meine Kinder sehr früh zur Selbstständigkeit und zur Fähigkeit erzogen, eigene Entscheidungen zu treffen, hilfsbereit zu sein, höflich und Respekt nicht nur von anderen zu erwarten, sondern auch respektvoll mit ihren Mitmenschen umzugehen. Scheint funktioniert zu haben, denn allseits und auch wir Eltern nehmen das so wahr.

So weit - so gut.

Seit ein paar Monaten kristallisierte sich für meinen Sohn heraus, dass sein Praktikum im vergangenen Jahr wohl nun in einen Ausbildungsvertrag münden wird. Und so geschah es auch. Freude, Freude! Natürlich sind wir hier im Kreis getanzt, als Fakt wurde, dass er ab August in seinem Traumberuf, den er seit dem 4. Lebensjahr (!!!!) für sich auserkoren hat, nun eine Ausbildung in seinem absolut favorisierten Betrieb starten kann.

Und nun das ABER ....

Mein offenbar dann doch vorhandenes Gluckenherz blutet. Hier so meine Gedanken dazu ....

Mein Kleiner??? ....(By the way: Er ist inzwischen fast 5 cm größer als ich)

Jetzt schon im Berufsleben und dann auch noch in SO einem Job? (By the way 2.0: Er wird Koch)

Wann sehe ich ihn denn dann noch?! (By the way 3.0: Er fängt morgens um 11:30 Uhr an und ist nicht vor 20:30 Uhr Zuhause. Ich stehe morgens um kurz vor 5 Uhr auf, bin am frühen Nachmittag Zuhause und gehe daher zeitig ins Bett)

Wie kommt er damit klar, dass niemand von uns da ist, wenn er in den Tag startet und der Rest der Family am Abend schon ziemlich phlegmatisch und kurz vor Bett-Modus auf der Couch dröselt? (Nein, gibt kein 4.0-By the way .... für ihn ist das alles no problem, aber für Pubis ist ja immer alles no problem ;-))

Pffff .... Mei, mei, mei .... warum kann ich denn nicht einfach hinnehmen und mich einfach nur rundherum für ihn freuen, dass alles für den Burschen on the way geht?! Nein, da glucke & jaule ich innerlich (nein, natürlich zeige ich ihm das nicht!) hier herum und mache mimimimi, dass ich meinen Kleinen nicht mehr da habe.

Kann das irgendwer hier nachvollziehen?

VLG von deichbrise

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Hallo,

also für mich hat das nichts mit Glucke oder Helikopter-Mama-Sein zu tun! Es ist schlicht und einfach eine Veränderung die ansteht und da finde ich es völlig normal, dass einen als Mama (Eltern) die Sentimentalität überkommt - auch bei großen Kindern ;-).

Meine Kinder sind im Verhältnis zu deinen noch kleiner und Anfang des Jahres gerade 7 und 4 geworden. Die Große ist letzten Sommer eingeschult worden... Unser kleines Baby kommt in die Schule, wo ist bitte die Zeit hin und wann ist sie SOOO groß geworden? Unsere Schule ist eine verbindliche Ganztagsschule, also drei mal die Woche bis 16 Uhr - Oh Gott, wie soll das werden? Bisher war sie nur bis 13:30 Uhr im Kindergarten.
Inzwischen ist ein halbes Jahr rum und es ist natürlich das normalste auf der Welt, dass sie in die Schule geht.

Gesteh es dir zu, sentimental zu sein! So lange du deinem Sohn nicht im Weg stehst und ihn deswegen zu einer 9-to-5-Ausbildung drängen würdest oder dergleichen ist doch absolut nichts schlimmes dabei. Und wenn es dann im Herbst soweit ist, wird es auch ruck-zuck schon normal sein.

Alles Gute euch =)

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Vielen Dank :-) ... Ja, das ist halt der Lauf der Dinge und immerhin: ein wenig Wehmut zeigt da auch, wie sehr frau dann doch an seinen "Kleinen" hängt.

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Da mein Mann Koch gelernt hat und ich im Freundeskreis immer die Einzige war, die ohne ihren Partner zu allen Events ging, kann ich dich verdammt gut verstehen.

Sag es nicht deinem Sohn, seine Euphorie sollte keinesfalls gebremst werden. Aber: auch mein Mann war Feuer und Flamme für diesen Beruf.
Lang hat das nicht gewährt.

Es ist ein wirklicher Knochenjob mit meist mieser Bezahlung, beschi**ener Arbeitszeiten, genauso beschi**enem Umgangston, kaum Freizeit - die meisten, mit denen er gelernt hat, arbeiten inzwischen in anderen Bereichen.

Im Vergleich hat er lang ausgehalten, dennoch ist er seit knapp 10 Jahren raus und will nie mehr zurück. Er hat jede Sparte des Kochens mitgenommen, weil er nicht direkt aufgeben wollte. Aber alles hatte seine (immensen ) Nachteile.

So wenig gern ich schwarz male, warte erst mal ab.
Vielleicht kristallisiert sich im Job oder sogar schon in der Ausbildung heraus, dass er doch nicht dabei bleiben möchte.

Und falls doch: aufgrund des oben genannten werden Köche eigtl überall gesucht und gebraucht. Es gibt ja auch Catering, hochpreisige KiTas mit eigenen Köchen, High-End-Seniorenzentren mit hochwertigen Speiseplänen und dergleichen mehr.
Das ist auch stressig, aber hat oft wesentlich sozialverträglichere Arbeitszeiten und einen besseren Umgang.

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Mann, das klang jetzt alles extrem negativ, das war gar nicht meine Absicht.

Eigtl wollte ich dir nur sagen, dass ja nichts in Stein gemeißelt ist - wer weiß, ob und für wie lange die Arbeitszeiten so bescheiden sein werden, denn da gibt es verschiedene Möglichkeiten 😉

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Keine Bange ;-) ... wir haben uns endlos mit ihm zu dieser Thematik zusammen gesetzt. Aber: Fakt ist, er will dennoch und zwar unbedingt. Er kann sich einfach keinen anderen Beruf für sich vorstellen :-).

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Wie du schon schreibst, für ihn ist es kein Problem, und das ist doch die Hauptsache erstmal. Für dich: Er wird auch frei haben, Urlaub bekommen, Überstunden abfeiern oder auch mal einen Krankenschein einreichen. Ist ja nicht so, dass ihr euch monatelange nicht mehr über den Weg laufen werdet oder er außer Landes ist. Es ist eine Veränderung und alles wird sich wieder neu einspielen. Versetze dich selbst in seine Lage. Ganz ehrlich, in dem Alter nerven Eltern doch sowieso nur. War bei uns nicht anders und ist bei den jungen Leuten von heute auch nicht anders.

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Ja, da hast du wohl recht #rofl

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ihr werdet ja kaum schon um 20.30 im Bett sein?!
was versteht du unter zeitig ins Bett gehen.
ich stehe auch 5.30 auf, aber vor 24 Uhr gehe ich nie ins Bett,

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Na, Glückwunsch, dass du mit so wenig Schlaf auskommst. Aber denke dir: Es gibt tatsächlich und wirklich Menschen, die mehr Stunden ratzen müssen, um am nächsten Tag zu funktionieren.

Wenn ich nicht meine 8 Stunden Schlaf bekomme, dann geht am nächsten Tag so gar nix. Weder kann ich mich dann auf meinen Job mit voller Konzentration einschießen, noch das restliche Tagesprogramm rund herunterspulen.

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Da ich es ja zweimal durch habe, verstehe ich Dich seeeehr gut ❤
Meine Tochter ging mit 15 ein Jahr in ein Internat zum Nachholen eines Schulabschlusses....mir blutete das Herz - sah ich mein Kind doch nur noch am Wochenende, aber es tat ihrer Selbstständigkeit sehr gut!
Mein Sohn war während seiner Ausbildung noch daheim - aber als er mit 27 dann zu seiner Freundin zog und seinen Wohnungsschlüssel auf den Küchentisch legte, nahm ich ihn in den Arm - und als er draußen war, heulte ich hinterm Wohnzimmervorhang Rotz und Wasser. Nicht falsch verstehen, ich wünschte ihm wirklich Glück und war froh, dass er eine gute Partnerin gefunden hatte - aber gut, Verstand und ❤ sind zwei Paar Stiefel.
Als meine Tochter dann auch mit 27 auszog, behielt sie den Wohnungsschlüssel - bis heute 😉 und es war nicht mehr ganz so schlimm.
Ich darf garnicht dran denken, was mal wird, wenn meine Enkelin flügge wird 😬😰 da heulen ja Mutter und Oma um die Wette.....das wird ja grauenhaft 😎
Du bist nicht alleine!!
LG Moni

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Ach, liebe Moni. Dein Beitrag ist mal wieder sehr herzerfrischend wie -erwärmend. Danke dir dafür! Es tut wirklich gut, zu wissen, mit diesen Emotionen nicht allein zu sein :-)

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Ja, hier...als mein damals 18jähriger 600 km weit weg in eine Kaserne zog und nur an den WE´s daheim war. Ich habe die ersten Tage immer wieder geheult #hicks Jetzt will er im Oktober in eine WG ziehen zum Studium und ich bin nicht mehr traurig. Das war nur der erste Schreck #schwitz

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Ja, ich kenne das auch. Meine Tochter hat auch Köchin gelernt - allerdings mit weitaus mieseren Arbeitszeiten als dein Sohn.

Sie ist dann auch relativ zügig ausgezogen - und die Söhne dann auch - auch weiter weg. Das war schon sehr hart manchmal.

Nun aber - Jahre später - ist mein großer Sohn vor einigen Monaten wieder in unsere Stadt gezogen. Und ich sage dir was - das war am Anfang echt hart. Plötzlich stand er unangemeldet im Wohnzimmer - na klar, für ihn ist das ja sein Elternhaus, sein Zuhause irgendwie noch, auch wenn er eine eigene Wohnung hat. Und man - hat mich das gestört.
Ich habe ihm dann gesagt, dass er wenigstens vorher schnell eine WA schreiben sollte ... Inzwischen hat er es begriffen.
Ich liebe meine Kinder, ich sehe sie auch gerne -aber ich genieße auch sehr meine Freiheit und das "nicht mehr kümmern müssen" (wobei das nie ganz aufhört).

Warte ab - du wirst dich schnell daran gewöhnen. Und die Zeit, die ihr dann doch miteinander verbringt, wird Quality Zeit sein.

Meint

Luna

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Hallo Luna, danke dir :-) .... Ja, ich denke das wird schon eine Gewöhnungsgeschichte werden. Und wer weiß? Nach einer gewissen Zeit wird es sicher auch so sein, dass ich es genießen werde, dass Sohnemann eben nicht mehr laufend unter meiner (verlässlichen) Fuchtel steht #rofl

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Ich denke es ist normal, wenn man jede "Phase" mit etwas Wehmut beendet.
Aber wird eine Tür geschlossen öffnet sich die nächste. Genau das gefällt mir am Leben.
Dein Sohn geht entschlossen seinen Weg und das finde ich unheimlich toll, wenn junge Menschen schon so zielstrebig sind.

Außerdem gehe ich gerne essen, also brauche ich einen Koch😉

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Klar darfst du Rotz und Wasser heulen! Als meine zwei großen Mädels nach Abi und Fachabi sich zeitgleich als Aupair verdingten ging es mir genau so. Es ist das Ende eines Lebensabschnittes, in dem die Kinder Kinder waren, nah, behütet und ich Mama. Mama bin ich immer noch, aber anders. Eine gute Freundin brachte mir am Abschiedstag eine Notfallbox für Heulanfälle, obenauf große Gerschirrtücher, darunter kleinere Größen bis hin zu normalen Tempos ganz unten. Das war süß und hat mich daran erinnert, dass die Tränen mit der Zeit weniger werden. Langsam kam bei mir viel Dankbarkeit. Weil es war, wie es war und weil ich unendlich stolz bin auf meine erwachsenen Kinder. Alles Gute dir!