Hallo Runde, ich wieder.
Tapfere Grüße aus der Achterbahn des Grauens; seit ich das Bastelverbot am Cabrio ausgesprochen habe, herrscht hier arktische Kälte. Der Freund meiner Tochter betritt demonstrativ das Haus nicht mehr, Tochter kommt nur noch sporadisch - den Rest hängt sie bei ihrem Freund ab. Da ich gerade versuche, der Situation etwas Gutes abzugewinnen und mich mehr mir selbst widme (der Pubertätsstress der vergangenen 3 Jahre hat Spuren bei mir hinterlassen), bin ich einfach auch nicht mehr so verfügbar wie sonst.
Ich habe die vergangenen Tage mal Revue passieren lassen und dachte über die vergangenen Monate nach. Meine Tochter hat im Sommer 2021 beschlossen, eine Psychotherapie zu machen, wegen ihres Vaters, mit dem sie seit letztem Jahr nicht klar kommt. Ihr Vater und ich sind seit ihrem ersten Lebensjahr getrennt, er hatte aber immer Kontakt zu ihr, legt auf gemeinsame Zeit viel Wert, macht mit ihr Sport, Ausflüge usw. Aus gesundheitlichen und schulischen Themen hält er sich raus. Er zahlt Unterhalt, an Extras beteiligt er sich nicht. Er hat noch ein jüngeres Kind aus einer Beziehung nach mir, die auch gescheitert ist. Er versucht, die Kinder als Geschwister aufwachsen zu lassen. Also - er ist präsent, hat aber leider die Eigenschaft, die Bedürfnisse des anderen null wahr zu nehmen. Er meint, dass er alles richtig macht, versteht aber nicht, dass dieses "gut gemeint" beim anderen eben nicht als "gut gemacht" ankommt. Das als Situationsschilderung.
Nun ist meine Tochter seit Sommer 2021 in Psychotherapie und bekam die Diagnose "Depressionen", ausgelöst angeblich durch die nicht einfache Situation mit dem Vater. Inzwischen ist meine Tochter Teil einer Selbsthilfegruppe für depressive Jugendliche, geleitet von dem Psychologen, bei dem sie in Behandlung ist.
Mir fällt auf, dass die Familie von Woche zu Woche mehr zum Feindbild erkoren wird. Alle sind dumm, alle sind "übergriffig", wenn man nicht genau das sagt/nicht sagt/fragt/nicht fragt, was der Spross gerade will. Zum Vater hat meine Tochter inzwischen den Kontakt ganz abgebrochen (seit Weihnachten 2021)- ihr Therapeut ist stolz auf sie?! Jetzt hat sie sogar den Kontakt zu ihren Großeltern, die wirklich herzlich sind, abgebrochen. Die Krönung war, dass sie den Großeltern zugesagt hat, sie würde sie besuchen und nannte Datum und Uhrzeit - und ist einfach nicht hin, hat nicht mal Bescheid gegeben.
Die Großeltern sind sehr bekümmert. Sie verstehen überhaupt nicht, was los ist. Erkläre ich das meiner Tochter, schaut sie mich kalt an und sagt: "Es interessiert mich nicht, wie es denen geht. Es interessiert sich auch niemand für mich." Hä?? Ich frage, die Großeltern fragen, ihr Papa fragt... Neulich hat ihre Tante per Whatsapp nachgefragt, ob sie Lust auf ein Gespräch hätte, meine Tochter hat nur hämisch gelacht und nicht reagiert.
Die Depressivengruppe ist ihre "Buddybase", wie sie es nennt, angeführt von einem Therapeut um die 80, der meines Erachtens im Moment die Familie sprengt und vielleicht auch die der anderen Mädchen der Gruppe (reine Mädchengruppe).
Eltern werden nicht involviert, Lösungen sehe ich keine, auch keine Verbesserung, nur eine Verschlimmerung der Situation zuhause.
ich habe neulich die Bemerkung fallen lassen, dass ich es schon bedenklich finde, dass eine Gruppe junger Menschen ihre Familien zu Feinbildern machen, angeleitet von einer Person, die die Familien und somit auch die andere Seite der Medaille nicht mal kennt. Der Therapeut teilt mit, dass die Psychotherapie die Eltern nichts angehen.
Hat jemand von Euch Eltern hier auch Erfahrung gemacht mit depressiven Jugendlichen, die in Behandlung mit Gruppensitzung sind? Wird man als Eltern wirklich ausgeklammert, wenn man als Eltern gleichzeitig das "Problem" und die "Ursache" für die Depression ist??! Fragen über Fragen.
Ich habe mich die ganze Zeit nun wirklich herausgehalten, aber ich habe es satt, der Dauer-Buhmann zu sein. Inzwischen ist es soweit, dass die Familie meines Exmannes denkt, ich würde die Tochter aufhetzen und hätte sie in Therapie geschickt Im Moment erkläre ich mich nur noch nach allen Seiten. Es nervt und mir geht es gesundheitlich inzwischen echt schlecht...
Tochter in Gruppe für Depressive - Familien sind nur noch Feinde ?!
Das wichtigste fehlt. Wie alt ist deine Tochter? Wenn du kannst, dann nimm sie aus dieser Gruppe schnellstens raus. Es ist sehr gut, dass du und die anderen Familienmitglieder noch auf deine Tochter zugehen. Das wird aber nicht ewig der Fall sein. Deshalb schnellstens die Reißleine ziehen bevor es zu spät ist.
Diese Dynamik, die sich scheinbar in dieser Gruppe entwickelt ist leider darauf ausgelegt nur den anderen die Schuld zu geben und sich zunehmend als das Opfer warzunehmen. Beobachte ich in unserer Gesellschaft schon seit einiger Zeit und ist gerade bei jüngeren Menschen der Fall, die ihr eigenes Versagen lieber auf andere schieben.
Deiner Tochter sollte man auch mal klarmachen, dass es Menschen gibt, denen es wesentlich schlechter geht als ihr. Scheidungskinder, Patchworkfamilien, das ist heutzutage alles Normalität.
Hallo Anjam79, sie ist 17, wird dieses Jahr noch 18.
Und ja - wir haben wirklich viel, was andere nicht haben: Großeltern, ein Papa, der sich kümmern will. Ich bin da und kümmere mich - wir haben ein Dach über dem Kopf, einen vollen Kühlschrank, diverse Extras. Wir sind auch durch Corona entspannt gekommen, konnten Schönes erleben, weil ich viele Ideen hatte. Aber es ist gefühlt alles falsch, wir sind dumm, blöd. Mich macht das inzwischen echt krank...dieses ständige Gejammere.
sie hat vor Kurzem gesagt: "Du weißt schon, dass in Papas Familie alle Dir die Schuld geben, weil ich mich nicht mehr melde?"
Ich antwortete: "Ach, und das findest Du noch cool? Mich zum Sündenbock zu machen für etwas, was Du selbst entschieden hast? Wie wäre es mal damit, endlich Verantwortung zu übernehmen für das, was Du tust?"
Wenn alles so entspannt ist und alles so toll läuft--wie kommt dann deine Tochter mit 16/17 auf die Idee, sich in Therapie zu begeben? Und warum bekommt sie dort die Diagnose "Depression"?
Ich kenne das von Erwachsenen Therapiegruppen bei Depressionen/Burnout. Allgemein wurde da von Freunden und Angehörigen berichtet, dass die Therapierten sehr Ich-bezogen waren. Das muss teilweise schon extrem gewesen sein.
Wie alt ist denn deine Tochter und was genau ist bereits vorgefallen?
Wie erwähnt: Sie wird 18 dieses Jahr. Was vorgefallen ist? Sie hat Konflikte mit ihrem Papa, der präsent ist, und gegen den sie sich nicht durchsetzen kann, meint sie. Er will Kontakt mit ihr - sie will das nicht. Seine Eltern wollen Kontakt mit ihr, erkundigen sich nach ihr, nach der Schule...sie will das nicht. Geht man auf sie zu, fühlt sie sich bedrängt. Lässt man sie in Frieden, erzählt sie ihren Freundinnen, man würde sich nicht um sie kümmern. Egal, was man als Familie macht: Es ist falsch und man wird mit schlechter Laune und Ignoranz und Lästereien bestraft. Mal helfen im Garten: Zu viel verlangt. Ich bitte um Hilfe beim Einkaufen: "Keine Zeit". ich bitte darum, mit unserer alten Hundedame Gassi zu gehen: "Äh...lass' mich kurz überlegen: Nein. Du hast den Hund vor 13 Jahren gekauft. Dein Hund, Dein Problem." ich kenne sie einfach nicht. Pubertät schön und gut - aber meine Grenzen sind erreicht.
Wenn sie ine Depression hat, dann ist ihr Vorgehen okay und du solltest sie stützen. Sie muss sich drauf konzentrieren, gesund zu werden, nicht deine oder sonst wessen Wünsche nach Kontakten, Besuchen etc. erfüllen.
Ich habe selbst Therapieerfahrung und weiss auch; dass vieles mein Elternhaus "schuld" ist, aber ich glaube, deine Tochter ruht sich auf ihrer Diagnose aus. Ich bin krank, also darf ich machen was ich will; und ihr müsst alle Rücksicht auf mich nehmen...
Mach ihr klar, dass es so nicht läuft. Auch wennsie krank ist, kann man erwarten, dass sie die Familie mit Respekt behandelt, ihre Pflichten erfüllt etc. Wenn auf einmal einen Gewinn aus der Krankheit zieht und eine Sonderrolle spielt, kann bald alles zu spät sein.
Man könnte deinen Text überschreiben mit "Wie man ein depressives Familienmitglied zum Kontaktabbruch drängt".-
Ich frage mich, wieso der Therapeut kein informelles Gespräch mit den Eltern anbietet. Er stellt nach einem Gespräch mit dem Teenie die Diagnose "Depression". Was heißt das jetzt für das Umfeld, die Schule? Wie schafft man es, dass ALLE Beteiligten mit der Situation klar kommen? Auf was muss man jetzt achten? Wieso wird einem Teenie Psychopharmaka verordnet, ohne Rücksprache mit den Eltern?
Also irgendwas stimmt doch da nicht. Entwicklung: Ja. Abgrenzen: Ja. Eigene Wege beschreiten: Ja. Aber die Familie ununterbrochen vor den Kopf zu stoßen, Absprachen nicht einhalten, sich aus allem raus nehmen, sich an nichts mehr zu beteiligen...seit der Therapie geht es rasant bergab im Miteinander. Ich frage mich, wie sinnvoll eine Therapie ist, in der offenbar trainiert wird, immer wegzulaufen und die Familie abzuschneiden, wenn einem was nicht passt, anstatt Lösungen zu finden und klar zu kommunizieren.