Meine 16jährige Tochter ist ein richtig tolles Mädchen aus meiner Sicht: gut in der Schule, hübsch, lieb, verwirklicht ihre Ziele, ich glaube auch selbstbewusst.
Seit zwei Jahren fällt mir aber immer wieder auf, dass sie zwar viele Freunde hat, eher Bekannte würde ich sagen, aber kaum etwas davon innig oder stabil ist. Sie lernt auch viele Jungs kennen, hat da nach einer wirklich schlimmen Erfahrung vor einem Jahr gar kein Interesse mehr/zieht wohl immer die gleiche Art an: dominant, bestimmend. Bei den unterschiedlichen Mädchenfreundschaften gibt es häufig Situationen, in denen sie Stellung bezieht, wenn zwei Mädels Krach haben. Und meist bleibt sie dann auf der Strecke.
Ich weiß natürlich, dass ICH das alles nicht ändern kann, außer ihr Halt und Liebe zu geben, aber manchmal denke ich, dass sie dabei ist, richtig hart zu werden, um sich zu schützen.
Mich interessiert, ob ihr ähnliche Erfahrungen habt, dass manche Jugendliche sich schwer tun, eine stabile Gruppe zu finden, auch wenn sie scheinbar beliebt sind und mit vielen Kontakt haben. Oder ist das meine beschränkte Weltsicht, dass man mit stabilen Freunden glücklicher ist.
Natürlich kann ich nichts tun, aber ich möchte zu gerne meine Gedanken sortieren.
Sorgen Freundschaften 16jährige
Hi!
Bei uns (bis auf das Thema Jungs) selbe Situation.
Deswegen kann ich nichts konstruktives beitragen, bin aber auf Antworten gespannt.
VG
Hat deine Tochter denn ein Problem damit, also möchte sie mehr innige Freundschaften?
Wenn nein, ist doch alles in Ordnung, ich kenne auch Menschen die einfach sehr kommunikativ sind und sich gerne mit vielen unterschiedlichen Leuten umgeben. Dass die nicht alle enge FreundInnen sein können ist logisch. Und richtig stabile Freundschaften bilden sich meist erst später aus, wenn man sich nur noch/mehr mit Menschen, die die gleichen Interessen haben umgibt. Deine Tochter geht wahrscheinlich noch zur Schule, da trifft man viel schneller auf Leute, die zwar sympathisch aber nicht die besten Freunde sind.
Es kann aber auch sein, dass sie "ihre" Gruppe Mensch noch nicht gefunden hat. Aber das hat ja Zeit.
Auch die Sache mit den Jungs würde ich locker sehen. Sie weiß dass sie nein sagen darf und es dann auch dabei bleiben muss? Dann setzt sie sich auch gegenüber dominaten männlich Wirkenden durch.
Manchmal sagt sie schon, dass sie hofft, mal Leute kennenzulernen, die richtig zu ihr passen und ähnlich sind. Viele Mädchen in ihrem Umfeld empfindet sie als "mannstoll"(das nenne jetzt nur ich so). In der Beziehung ist sie schnell überfordert, wenn jemand sein Interesse bekundet. Das verstehe ich aber, da sie mit ihrem ersten und einzigen "Freund" sehr krasse Erfahrungen gemacht hat.
Insgesamt ist sie wohl "erwachsener" als viele Altersgenossen, arbeitet seit einem Jahr nebenbei, um sich ihren großen Wunsch zu erfüllen, ist super verlässlich usw.
Ich mache mir v.a. Gedanken, weil ich schon merke, dass es schwierig für sie ist, wenn die Kontakte zu den anderen Mädchen so arg belastet sind. Sie hat dann schon immer auch Alternativen, aber wieviel wirkliche Freundschaft und wieviel Vertrauen hat man denn in solche "Freunde".
Hey, es hört sich so an als wäre sie einigen voraus. Das kenne ich auch. Meine Tochter hat eigentlich nur 1 enge Freundin, ansonsten auch eher lockere Freundschaften oder aus der Grundschulzeit her . Sie sagt selbst, dass sie mir vielen in ihrem Alter nichts anfangen kann. Sie beschäftigt sich sehr mit den Themen Feminismus, Rassismus Queer, etc. Das haben zumindest die Mehrzahl der Leute aus ihrer Schule nicht auf dem Schirm und gucken sie dann immer fragend an. Ich hoffe einfach sehr, dass sie in dem nun beginnenden Kurssystem andere Leute trifft, die ihre Themen mehr abdecken.
Unglücklich ist sie darüber aber nicht. Zumindest meistens.
Ich denke auch, richtig stabile Freundschaften kommen mit der Ausbildung/dem Studium.
Ich denke, das es keine oder nur noch sehr wenige "innig oder stabile" Freundschaften gibt. Diese entwickelten sich aus dem situativen sozialen Umfeld und lösen sich schnell auf, also z.B. die Schule. Danach geht jeder seine eigenen Wege, Ausbildung, Studium und lernt neue Leute kennen.
Auch bei denen, die "mannstoll" sind, lässt diese Phase nach, irgendwann suchen sie nach etwas festem, qualitativen, was aber sehr schwierig ist, denn die dominante, agressive, übergriffige und respektlose Variante überwiegt. Meine Tochter hat aktuell keinen Freund, nach nicht wenigen und meinte, das sei auch gut so. Kürzlich war sie auf dem CSD und hatte gute Gespräche mit Mädchen, Körperkontakt im überfüllten Zug unvermeindlich. Sie überlegt, vielleicht mal da was zu probieren, also lesbisch/queere Szene.
Ich hatte auch nie eine feste Gruppe, sondern habe mit allen möglichen verschiedenen Mädels was unternommen, hatte immer eher „lockere Freundschaften“. Das isr bis heute so und ich würde es gar nicht anders wollen, solche festen Gruppen inkl. Gruppendynamik waren nie was für mich. Ist sie denn glücklich damit?