Das hier ist vielleicht eher ein Mutmachthread für andere Eltern als eine Ratsuche. Mein ältester Sohn war immer mein Sorgenkind. Ich hatte eine schwere postnatale und pränatale Depression während und nach der Schwangerschaft. Er hat extrem viel nachts geweint als Baby. Sehr viel hat er gemeckert als Kind, fand oft, er bekommt zu wenig und viel weniger als andere. Extremst eifersüchtig auf seine Schwester. Seine Lehrer haben ihn total problematisiert wegen Konzentration und Legasthenie. Dauernd Ergo, Legasthenietraining etc. pp. Noten eher mäßig. Hausaufgabentechnisch musste ich bis zur 4. Klasse immer neben ihm sitzen Er wurde gemobbt, weil ihn weder Fußball noch Autos interessierten und hat darauf aggressiv reagiert
Ernährung am liebsten so ungesund wie möglich. Hat sich vom TG extrem viel Süßes gekauft. Mit 10 und Anfang 11 hörte ich mir oft an, mein gekochtes Essen würde "wie Scheiße" schmecken". Mit meiner Mutter, die auch eine echt komplizierte Person ist, hatte er nur Streit. Andauernd. Sie und ihre Bekannten fanden ihn fast durchgehend unmöglich. Er war auch immer wieder sehr lieb und seine Intellgenz war schon immer hoch, aber wir hatten fast durchgehend Sorgen.
Und seit er Mitte 11 ist, geht es quasi stetig bergauf. Jetzt ist er 14. Die Noten total hochgegangen. Oft komme ich in sein Zimmer und er lernt! Einfach so. Noten nur noch 1er und 2er. Im Zeugnis lauter lobende Bemerkungen über sein Sozialverhalten und seine guten "hochqualifizierten" Unterrichtsbeiträge. Er meint, er will ein bestimmtes Studium machen und das hat eben einen NC und er braucht gute Noten . Er hat 4 total nette Freunde. Neulich redete ich mit der Leiterin vom Jugendzentrum: Sie meinte, das wäre die tollste Truppe, die zu ihnen kommt. Nett, interessiert, klug, weder Alkohol noch Rauchen. Er macht viel Sport, ernährt sich freiwillig gesund. Jeden Abend will er mit mir oder meinem Mann einen Spaziergang machen, dabei redet er über alles Mögliche, sowas von klug und philosophisch. Jetzt hat er eine Freundin, kannten wir schon vorher, einfach nur nett und sympathisch das Mädel. Er passt auf seinen kleinen Bruder auf und kann super mit kleinen Kindern. Er trägt meine Taschen. Räumt freiwillig die Geschirrspülmaschine aus. Fragt, was er helfen kann. Seit neuestem hält er mit ernsthaft die Türen auf. Sagt "Danke Mama für das tolle Essen". Meiner Mutter hilft er jetzt zweimal in der Woche im Garten, damit sie nicht so schwer heben muss. Er meint, die Arbeit macht ihm Spaß. Neulich hielt mich ein mit meiner Mutter befreundetes altes Ehepaar auf und verkündete, mein Sohn wäre "der höflichste und attraktivste junge Mann". Alle würden meine Mutter um ihren Enkel beneiden. Ich stand nur so da ***what?***. Meine Mutter betüddelt ihn jetzt andauernd, kocht ihm sein Lieblingsessen. Ähhhhh? Früher gab es nur Streit zwischen den beiden. Dass er eine Freundin hat, findet sie "vollkommen verständlich" so "hübsch" wie er ist. Meine Geschwister und ich hätten uns in dem Alter von ihr was angehört. Aber sowas von.
Was ist mit dem Kind los? Aus einem schwierigen Kind wurde quasi der unkomplizierteste Teenager aller Zeiten. Klar, manchmal sind wir ihm altersspezifisch "peinlich". Manchmal motzt er rum. Aber das ist so selten. Ich bin einfach nur noch baff. Während um mich herum die Eltern jammern wegen schlechtem Noten, Dauerzocken, aggressivem Verhalten ...haben wir fast 0 Probleme mit ihm. Einfach unglaublich. Er ist wie ein junger, sehr verantwortungsbewusster Erwachsener.
Der unkompliziertesten Teenager aller Zeiten ... Oder so
Danke! 💕
Das macht tatsächlich Hoffnung!
Deine Mutter ist die geilste. 😅 Vielleicht gucken unser Kind und mein Vater ja auch mal Fussball in gleichfarbigen Trikots. 😉
Ja, dass deren Verhältnis von Dauerstreit zu "bester Enkel aller Zeiten" übergegangen ist verblüfft mich auch fast am meisten.
Sowas liest man gerne und erinnert mich, von der Geschichte her, total an meinen Großen.
Erst mein absolutes Sorgenkind, heute mit 15 Jahren der liebste und ruhigste Junge, den man sich vorstellen kann Schule läuft, Noten sind super, sein Benehmen ist tadellos. Kein Alkohol, keine Drogen, keine Zigaretten.
Er macht uns absolut keine Probleme, manchmal ist es mir schon unheimlich
Das einzige Manko, ist die Ordnung bei ihm. Aber hey, damit kann ich gut leben. Wenn ich was sage, räumt er auch sein Zimmer auf.
Er unterstützt mich, hilft mir wo er kann. Er hat klare Zukunftsvorstellungen (Mittlere Reife jetzt machen, dann Abi, dann Ausbildung und evtl. dann ein Studium).
Ich bin sooo stolz auf ihn.
Also ihr lieben - auch wenn es mal schwer ist und man an ihnen verzweifelt, mit der richtigen Liebe und Geduld, entwickeln sie sich oft in eine wunderbare Richtung, die einen Überrascht
Ordentlich ist er auch nicht, aber er kann gut aufräumen, wenn es drauf ankommt. Das finde ich jetzt persönlich das kleinste Problem. Er findet irgendwie doch alles.
"Also ihr lieben - auch wenn es mal schwer ist und man an ihnen verzweifelt, mit der richtigen Liebe und Geduld, entwickeln sie sich oft in eine wunderbare Richtung, die einen Überrascht "
Genau . Wobei ich gar nicht weiß, ob mein Anteil daran so groß ist.
Liebe TE,
ich will auch mal berichten. Mein Jüngster hat allerdings ein Handicap, er ist frühkindlicher Autist mit einer leicht geistigen Einrschränkung. Als Baby pflegeleicht und ab Kleinkind ein kleiner Teufel in Menschengestalt. Er war teilweise sehr aggressiv, haute sich selber und ab und an auch mal den großen Bruder (der ließ sich das aber nicht gefallen). Und im Extremfall, wenn er seinen Willen nicht bekam, rannte er mit voller Wut mit dem Kopf gegen die Wand. Ihn hatte ich immer auf die Terrasse gestellt wettergerecht angezogen, damit er draußen seiner Wut freien Lauf lässt. Dann im Grundschulalter, Schlafstörungen. Die Nacht wurde zum Tag gemacht. Entweder abends um 20 Uhr einschlafen und dann um 4 Uhr putzmunter. Dann wurde durch das Haus geschrien und laut rumgetrampelt. Oder Einschlafen nach Mitternacht, aufstehen um 6 Uhr ganz schlecht, viel zu müde.Aggressionen viel weniger als vorher, er wurde ein ziemlich freundliches Kind. Und dann kam die Pubertät. Bei meinem großen Sohn war sie ein Graus. Da ging es häufig mal ziemlich verbal zur Sache. Er ließ sich nichts gefallen und ich natürlich auch nicht. Und bei meinem Jüngsten, dachte ich, wenn der in die Pubertät kommt, na dann gute Nacht. Nichts, genau das Gegenteil vom Bruder. Mit 11 vielleicht 12 Jahren ging er sehr gerne ins Bett und schlief faktisch durch. Probleme bei Wecken, überhaupt nicht. Er war ziemlich gut gelaunt und entwickelte sich nach und nach zu einem sehr hilfsbereiten Jugendlichen. Klar durch Autismus klappt es nicht so gut mit sozialen Kontakten. Die letzten zwei Schuljahre waren allerdings anstrengend. Lockdown, Homeschooling, verkürzte Schulzeit trotz täglichen Unterrichts in der Schule. Das letzte Schulhalbjahr absolute Schulmüdigkeit. In der Schule flippte er sehr häufig aus. Hatte aber eine Schulbegleitung, die ihn gut durch die letzten Monate lotste. Zu Hause merkten wir davon allerdings wenig. Und nachdem er die Schule beendete blüte mein Jüngster so richtig auf. Sehr selten Aggressionen und wenn, dann geht er raus in den Garten und schaukelt sich die Wut ab. Und seit er in der Werkstatt für behinderte Menschen arbeitet ist er noch besser gelaunt. Er freut sich richtig wenn er zur Arbeit gefahren wird und ebenso wenn er wieder bei uns zu Hause ist. Er hilft seit vielen Jahren im Haushalt mit, arbeitet mit seinem Papa im Garten. Unser großer Sohn ist da doch ein wenig anders als Jugendlicher. Hat sich aber trotzdem wie sein kleiner Bruder zu einem tollen jungen erwachsenen Mann entwickelt. Mein Kinder sind 23 und
18 Jahre alt..
LG Hinzwife
Na, vielleicht ist es ja wirklich ein bisschen so, dass Teenager, die als Kinder "kompliziert" waren, die Reibung und den Konflikt schon hinter sich haben?
Oh je. Das wäre eine These, die ich so gern positiv belegen würde. 😂
Da kann ich mich auch nur anschließen. Als Baby war mein Sohn extrem anstrengend, er schrie gerne mal bis zu 10 Stunden am Tag ohne das was half. Sobald er mobil wurde war er nicht zu stoppen, er hatte Power für 10 Kinder. Alle im Freundeskreis bedauerte uns und meinten in der Pupertät werden wir unser blaues Wunder erleben, tja was soll ich sagen sie hätten Recht ( nur anders als sie dachte 😎). Er war sehr ruhig und angenehm, er trinkt nicht, raucht nicht und hat keinen Blödsinn angestellt, es gab kein Rumschreien und Türenknallen. Allerdings hat er mit 15 die Schule mehr oder weniger geschmissen, bzw hat die Quali Prüfung mit Note 6 an die Wand gefahren. Er hat dann mit einer Ausbildung begonnen die recht gut läuft, nur der schulische Teil läuft nicht so gut da er Schule und alles was damit zusammenhängt ablehnt und abgrundtief hasst.
Die Freunde die damals ruhige Kleinkinder hatten, haben in der Pupertät dieser teilweise richtig Stress, da gab es Alkohol, nächtelang wegbleiben und Geschrei den ganzen Tag. Wir haben immer gesagt unserer hat sich als Baby und Kleinkind abreagiert, da hatten wir uns eine ruhige Pupertät verdient 😇
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Da häng ich mich dran. Meine Große hat mich oft zur Verzweiflung gebracht. Da war von "Brüllen bis zum Erbrechen" aus Wut und Frust bis Nachtschreck bis tagelang nicht sprechen alles dabei. Hat mich viele Tränen gekostet. Seit sie so 13, 14 ungefähr ist, ist das Zusammenleben ein Traum. Wir verstehen uns so gut und haben ein wunderschönes Verhältnis.
Ohhh, nur noch 1,5 Jahre bei uns, dann wird hoffentlich alles gut
Das ist eine super Entwicklung, die Dein Sohn da hingelegt hat! Respekt und HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!