Hallo zusammen,
ich bin seit sechs Jahren alleinerziehende Mutter eines nun sechszehnjährigen Sohnes und einer dreizehnjährigen Tochter.
Mein Exmann hat mich damals für eine andere Frau verlassen, die Kinder blieben bei mir.
In all den Jahren hat mein Exmann die Kinder jedes zweite Wochenende zu sich genommen und auch die Hälfte der Ferien. Ansonsten hat er aber nie Zeit mit ihnen verbracht. Ist ohne sie in Urlaub gefahren und hat auch nur im Notfall mal Termine übernommen, wenn ich krank war, o. ä.
Die Kinder waren damals von der Trennung sehr geschockt, haben lange gebraucht, sie zu verarbeiten.
Ich habe stets den Kontakt der Kinder zum Vater unterstützt auch wenn es mir oft schwer fiel zu akzeptieren, dass er außerhalb seiner festen Tage keine Zeit mit ihnen verbracht hat. Oft sind meine Eltern eingesprungen, wenn etwas zu erledigen war. Sie haben sich aufopferungsvoll gekümmert.
Ich habe schnell versucht, wieder auf die Beine zu kommen, gehe wieder Vollzeit arbeiten, um den Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen, fahre sie fast täglich irgendwo hin, lasse sie eigentlich tun, was sie möchten. Verbote gibt es wenige, weil sie sehr vernünftig sind.
Seit 1,5 Jahre ungefähr zieht sich mein Sohn komplett zurück. Er sitzt immer bei geschlossener Tür in seinem Zimmer und redet kein Wort mit mir. Jede Unterhaltung muss ich aus ihm herausquetschen. Dies versuche ich aber auch zu unterlassen, damit ich ihn nicht bedränge. Ich habe dieses Verhalten immer auf die Pubertät geschoben. Aber nun lässt er auch noch sein Zimmer verkommen. Dreck überall, Spinnen, Staub, milimeterhoch, überall dreckige Wäsche. Den ganzen Tag die Rolläden runter. Lüftet niemals durch, selbst nicht auf Ansage.
Dass auch eine gewisse Unordnung noch normal ist, sehe ich ein. Ich bin auch nicht die, die jeden Tag putzen muss, aber bei Viehzeugs im Zimmer hört es auf.
Ich habe vernünftig mit meinem Sohn geredet, dass das so nicht geht. Er schaltet auf stur und ändert nichts. Die Schule geht auch den Bach runter. Er liegt nur im Bett oder sitzt vor dem Computer.
Und weil ihn das alles so ärgert, dass ich sage, er muss aufräumen, zieht er nun zu seinem Vater. Der prahlt überall damit, wie toll es ist, wenn die Kinder am Wochenende kommen. Wie ordentlich mein Sohn ist. Bei ihm lässt er angeblich nie was liegen, sie führen tolle Gespräche über Themen, die sie gemeinsam interessieren.
Ich habe versucht, vernünftig mit meinem Sohn zu reden. Ich habe ihm gesagt, dass er bei seinem Vater ja auch sein Zimmer in Ordnung halten muss. Das dort auch mal schlechte Stimmung sein wird. Dass wir ja im Grunde gar keine Konflikte haben und dass ich nicht verstehe, warum er nun weg von uns will. Ich kann ihn nicht umstimmen. Er nennt mir auch gar keinen richtigen Grund. Er sagt nur, er möchte bei seinem Vater wohnen.
Ich kann nichts dagegen tun, dass ich so sehr verletzt bin. Natürlich liebt er seinen Vater. Das soll er auch. Aber der hat sich nie gekümmert. Ich habe jede freie Minute für die Kinder geopfert und jetzt geht er einfach.
Ich kenne meinen Sohn. Er antwortet nie auf Nachrichten und wie gesagt, er hat ja nicht mal Lust mit mir zu sprechen. Ich habe solche Angst, dass ich den Kontakt zu ihm ganz verliere, wenn er erst mal ausgezogen ist…
Ich schäme mich fast für meine Gefühle. Es soll ihm ja gut gehen, aber ich fühle mich, als würde er mich, seine Mutter, verstoßen.
Ist meine Reaktion übertrieben?
Verletzte Gefühle durch Teenagersohn
lass ihn ziehen und warte einfach mal ab.
Nein deine Angst ist verständlich - lass ihn ziehen, aber besteh darauf, dass ihr Euch mindestens alle 14 Tage zum Beispiel zum gemeinsamen essen trefft.
Ich kann deine Gefühle völlig verstehen! Aber grade in Patchworkfamilien erscheint der WE-Part (also wenn es kein Wechselmodell gibt, sondern das klassische Wochenendmama/papa) dem pubertierenden Teenager als DIE Lösung aller Probleme. Lass ihn gehen, der Alltag wird auch dort Einzug halten und dann wird es auch dort klare Strukturen geben--vielleicht kommt er dann besser klar oder eben nicht und kommt zurück.
Mit Aufopfern und so würde ich ihm jetzt nicht kommen, das wirkt weinerlich und schwach. Sei stark, halte den Kontakt unabhängig von ihm und sei dann eben der WE-Part
Egal wie verletzt du jetzt auch bist, lass ihn ziehen. Ich bin mir sicher, dass er recht schnell wieder vor deiner Türe steht.
Alles Liebe für dich
Ja, lass ihn gehen. Er wird schon merken, dass das Gras dort nicht viel grüner ist.
Auf Dauer im Alltag kann dein Exmann nicht mehr den coolen Wochenend-Dad spielen.
Hi,
ich würde ihn auch ziehen lassen.
Was mich stutzig macht, ist das Gesamtverhalten deines Sohnes, der totale Rückzug, die Verwahrlosung, das würde mich sehr sorgen und ich würde in Richtung Depression denken. Da ich Lehrerin bin, hat mich die Arzthelferin meines Hausarztes angesprochen, dass wir bei schulischen Problemen, die über das normale Maß hinausgehen, die Eltern darauf hinweisen sollen, die Schilddrüsengesundheit ihrer Kinder abklären zu lassen, am besten bei einem Endokrinologen. So wunderlich die Pubertiere manchmal auch drauf sind, legt das von dir beschriebene Verhalten deines Sohnes noch eine Schippe drauf. Wenn da was verrutscht ist, kann das zu depressiven Verstimmungen führen, auch den Eisen und Vitamin D-Wert könnte man mal abklären lassen.
Alles Gute!
vlg tina
Genau in diese Richtung habe ich auch schon gedacht und meinen Exmann auch darauf angesprochen. Er wischt das beiseite und will nichts davon wissen.
Ohje. Was sagen denn die Lehrkräfte? Wie ist er denn in der Schule so drauf? Manche werden ihn ja schon eine Weile kennen oder können durch Gespräche mit den MitschülerInnen erfahren, ob und wie sich dein Sohn verändert hat. Ich würde mich an die Klassenleitung, ggf. Beratungslehrkraft (so heißt sie in BaWü, in anderen BL sicherlich anders) oder SchulsozialarbeiterIn wenden, offen, auch das mit dem Umzug und dem schwierigen Verhältnis zum Vater. Die werden einen Gesundheitscheck sicherlich nicht als Blödsinn wegwischen und können wahrscheinlich eher auf deinen Ex einwirken.
Wenn er meint beim Vater ist alles besser, dann las ihn hinziehen.
Ob der Vater Tierchen in seiner Wohnung toll findet wird sich zeigen. Ebenso ob der Vater nun bereit ist mehr Verantwortung als nur das nötigste zu übernehmen.
Ich glaube es wird ein böses Erwachen für deinen Sohn geben und er wird am Ende zu schätzen wissen was er an dir hat.
Der sichere Hafen warst und bleibst du.
Um zu erkennen wo man hingehört muss man manchmal das Nest verlassen.
Sollte bei deinem Ex ein Umdenken stattgefunden haben, dann profitiert euer Sohn davon. Spät ist noch immer besser als nie im Sinne vom Kind.
Ich kann schon verstehen, wenn es dir schwer fällt. Schließlich ist er dein Kind.
In wenigen Jahren kann er tun und lassen was er will.
auch hier noch eine Stimme für`s Ziehenlassen.
Und komme ihm wirklich nicht mit der Aufopferungsschiene. Damit kann er nichts anfangen und muss er auch nicht.
Lass ihn ziehen und entweder er kommt zu dir zurück oder aber, es geht ihm beim Papa (warum auch immer) mental besser, dann sollte dich das auch zufrieden stellen. Es ist KEIN Wettkampf. Natürlich fühlst du dich ungerecht behandelt, weil der Papa außerhalb nie etwas getan hat. Aber so ist es nunmal. Lässt sich jetzt nicht mehr ändern.