Was ist das und was kann man dagegen tun?

Mein Mann und ich machen uns die letzten Jahre immer mehr Sorgen um seinen ältesten Sohn, mittlerweile knappe 15 Jahre alt.

Ich überlege, wie man sein Verhalten am besten beschreiben kann. Hart ausgedrückt müsste man sagen, er lebt in seiner eigenen Welt .... malt sich quasi die Welt mit Verleugnen und Vermeidung schön.

Ich hoffe, dass es durch die Beispiele greifbar wird:
Er war nie gut in der Schule (ADS), lernt aber auch die speziell dieses Schuljahr so gut wie nichts. Die schlechten Noten haben aber natürlich nie mit seinem mangelhaften Lernen zu tun oder weil er etwas nicht verstanden hat, sondern meistens sinds die Lehrer. Den letzten Test, den er völlig versemmelt hat, da hat er meinem Mann zB erklärt, sein Opa hätte den Test angesehen und gemeint, dass wäre Stoff einer höheren Klasse, also konnte er es gar nicht wissen.
Oft ist es bei schulischen Dingen so, dass er uns erklärt, das wurde vom Lehrer nicht gesagt, das hat er noch nie gemacht, usw.

Es läuft aber auch im Privatleben so.
Er spielt im Verein Fußball, ist aber bei den Matches kaum dabei, weil meistens der Einergoalie aufgestellt wird und nicht er. Wir wissen nicht, wieso er sich überhaupt für die Tormannrolle entschieden hat, denn privat spielt er immer den Stürmer. Mein Mann hat ihm da schon Unterstützung angeboten, dass er mal mit dem Trainer spricht, wieso er nie zum Einsatz kommt oder solle wieder die Rolle wechseln, etc. Es kommt vom Jungen nichts. Weiters hat mein Mann auch immer wieder angeboten, dass er ihn, wenn mal wieder eine öde Familienfeier bei der Mutter ansteht, den Sohn abholt und zum Match bringt, sodass er nicht absagen muss. Nö, die Einladung der Urstrumpftante, die er kaum kennt, findet er schon toll, da möchte er hin.. viel lieber als zum Match.

Seine Mutter schaut mit ihm bis heute noch gemeinsam FIlme an, er hat gar nicht die Möglichkeit bei ihr selbst das Fernsehprogramm auszuwählen. Vermutlich hat er deswegen auch massiv Angst alleine fernzusehen oder generell mit dem Alleine sein Probleme, gibt aber natürlich auch das nicht zu. Ne, alle in meiner Klasse schauen noch mit den Eltern fern ....
Ne, es ist normal mit offenen Augen einzuschlafen.

Und so in der Tonart geht es immer. Er hat keine Probleme, er braucht daher auch keine Hilfe. Er weiß auf alles eine Antwort, wo er gut wegkommt und nichts tun muss.

Abgesehen davon, dass diese Art einwenig nervt, so steht er sich selbst total im Weg.

Die Schulnoten gehen nur mehr bergab, das ist aber auch nicht schlimm, weil er sowieso schon von Mama in der fortführenden Schule angemeldet ist und der Notenschnitt am Schulende egal ist. Drüber nachdenken, wie es dann in der Schule weitergehen soll, wenn er jetzt schon im Stoff nicht nachkommt ... für ihn scheinbar null greifbar. Er möchte weder lernen, noch arbeiten.

Zig Gespräche in verschiedenen "Tonarten" haben bislang nichts gebracht. Man hat den Eindruck, man dringt überhaupt nicht zu ihm durch.

Kennt ihr so ein Verhalten? Was kann man da tun? Letztlich gehts ja auch drum, ihm zu helfen, denn ich denke mit diesem Verhalten wird er sein Leben als Erwachsener mal schwer meistern.

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So wie du über seine Mutter wetterst, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass bei euch zuhause für ihn ein Klima herrscht, wo er sich vertrauensvoll ratsuchend an euch wettert.
Und woher wisst ihr, dass er mit offenen Augen einschläft? Dass ihr das wisst, finde ich fast noch mehr creepy als dass er das tut.
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass ihr ihm ganz schön auf der Pelle seid, jeden seiner Lebensbereiche argwöhnisch begutachtet und er eh nichts richtig macht?
Ich würde mich aufs Schulische konzentrieren und da mal genau schauen, inwiefern die ADS ihm im Weg steht. Hat er je Hilfe bekommen, mit dieser Disposition klar zu kommen? Wie sieht diese Hilfe aus?
Aus allem anderen würde ich mich komplett raushalten.

Im Übrigen ist es nicht so selten, dass Pubertiere noch mal ordentlich mit Ängsten zu tun bekommen; das kann man auch etwas liebevoller begleiten.

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Das mit den offenen Augen hat er uns selbst von sich aus erzählt.
Und ja sorry, wenn man sich Sorgen macht, dann schaut man eben genauer hin, weil man wissen möchte, was hats damit auf sich, wonach soll ich googeln, zu welchem Therapeuten schickt man ihn eventuell hin.

Und er verhält sich auch anderen gegenüber so, nicht speziell bei uns. Er tischt seiner Mutter, seinen Großeltern etc die selben Märchen auf.

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Ist er denn in Behandlung wegen des ADS?

Falls er deshalb eine Gesprächstherapie hat könnte man den Therapeuten bitten auch die anderen Themen mal aufzugreifen

Bekommt er Medikamente? Sind die vielleicht nicht gut eingestellt?

Falls da irgendwas nicht gut ist kann es halt durchaus sein, dass er im Unterricht einfach nicht mitbekommt wenn die Themen besprochen werden und deshalb dann sagt er hat davon nie gehört 😅


Und zum Fußball: vielleicht hat er da einfach kein Bock drauf wenn er lieber zu Geburtstagen geht? Klingt so als hätte er mit seiner Situation dort kein Problem, warum setzt ihr ihn so unter Druck etwas zu ändern? Dann ist er halt bei den Matches nicht dabei, na und?

Vielleicht kommt er in der Mannschaft nicht gut klar oder es ist einfach nicht sein Sport oder was auch immer

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Die Mutter und er sind gegen eine Therapie.
Hat bereits vor Jahren einige gemacht, die hat ihm irgendwann nicht mehr gefallen und seit dem ist Therapie abgeschrieben.

Er nimmt Medikamente, nimmt sie aber soviel ich weiß eher selten.

Das mit dem Fußball ist ja nur ein Beispiel unter vielen. Muss man vielleicht auch ausführlicher erzählen: Der Sohn hat mehrfach kritisch angemerkt, dass die Mutter zu ihm meinte, sie fährt ihn am Wochenende nicht dauernd zu Matches, schon gar nicht, wenn sie anderes vor hat. Mein Mann hatte also den Verdacht, sie würde ihm das sabottieren. Wir haben dann drüber gesprochen, wie wir ihm da helfen können und so hat er eben immer wieder mal angeboten, ihn zu fahren, wenn die Mutter keine Zeit hat. Der Sohn hat immer gemeint, ja danke, er meldet sich... hat das aber nie getan.

Ich habe nicht den Eindruck, dass wir ihn unter Druck setzen. Wir sind einfach sehr verwirrt, weil oft widersprüchliche Meldungen von ihm kommen. Fragt man ihn dann, ob ihn das Fußball denn wirklich interessiert ... mit klarem Beisatz, wenn nicht, ist das auch nicht schlimm ,,, dann heißts JA, klar! Aber letztlich ist dann doch alles andere scheinbar wichtiger als Fußball.
Man muss auch dazu sagen, dass für dein Verein auch ein Jahresbetrag anfällt, d.h. wenn er nicht hingehen mag, machts ja null Sinn den zu bezahlen, dann soll ers halt lassen

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Naja, was erwartet ihr denn? Da ist ein Kind, das ADS hat und keine adäquate Therapie bekommt. Die Mutter ist gegen Medikation, supportet die Behandlung nicht. Der Junge verhält sich genau so.
Dann sind das doch die Früchte, die man säht, oder?
Irgendwann hat er mal gemerkt, dass er mit Verleugnen und Abwehren durchkommt und nun handhabt er es so.
"Was ist das und was kann man dagegen tun" kommt wahrscheinlich als Erkenntnis, dass etwas verdammt schief läuft, über 10 Jahre zu spät.

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Jetzt mal Hand aufs Herz, wie oft seht ihr den Jungen überhaupt?

Wie sehr habt irh euch mit dem Thema ADHS auseinandergesetzt?

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Oft genug.
Leider zu wenig ... einbisschen was dazu gelesen, einpaar Podcasts gehört. Sehe hier die Verantwortung in erster Linie beim Vater. Wenn ich 10Mal sage, schick ihn zur Therapie.... wenn er nichts macht und die Mutter überhaupt dagegen ist , dann kann ich machen was ich will.

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Oft genug? Also herkömmlicher Standardumgang?

Aber richtig, das ist nicht deine Baustelle....offensichtlich bekommt der Junge nicht die Therapien, die er benötigt....das liegt nicht nur an der Mutter, sondern auch an deinem Mann!

Denn alles was du da beschreibst, das gehört für mich eben mit zu dem Bild eines unbehandelten ADHS.

Grüß mal deinen Mann von mir: Ich finde es zum Kotzen, das er trotz Diagnose nicht handelt, ganz besonders wenn die Mutter sich schon sperrt. Es ist auch sein Kind, seine Verantwortung und die nimmt er nicht wahr. Er braucht sich gar nicht über seine Ex aufregen, er ist deinen Deut besser. Zwei Erwachsene lassen ein Kind in sein Unglück rennen, pfui. Darfst ihm das gerne so ausrichten.

Es gibt so viele Erwachsene heutzutage, die durchs Leben trudeln mussten, bevor sie endlich mal die Diagnose bekommen. Weil es eben früher noch kein Thema war, da kann man nicht mal den Eltern einen Vorwurf machen. Aber heute? Zu wissen, das das Kind krank ist und nicht zu handeln....das ist einfach unterlassene Hilfeleistung. Das Ergebnis kommt jetzt durch....der Junge trudelt hilflos durchs Leben.


Dir selber kann ich nur raten, tritt deinem Mann auf die Füße und nimm dich selber etwas zurück. Wie lange seid ihr schon zusammen?

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Das klingt wie unbehandelte ADS...
Falls mein Verdacht stimmt: unbedingt Medikamente verordnen und einstellen lassen!

Falls er bereits Medikamente bekommt: Was sagt sein Arzt zu all dem?
Seit wann nimmt er die Medikamente, soll heißen: wie viele Verhaltensweisen und welches Selbstbild konnten sich vorher jahrelang festigen?
Er müsste doch begleitend eine Verhaltenstherapie bekommen können.

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Den Verdacht hab ich auch.
Auch wenn ich mich wie die typische böse Next anhöre: Aber wir haben gegen die Kindsmutter wenig auszurichten. Sie ist ein Typ Mensch, der nach außen hin immer vorgibt, es wäre alles toll. Auch wenn sie selbst das Verhalten vom Jungen mitbekommt, so wird auch für Therapeuten alles schön geredet. Auch wenn mein Mann mal bei Gesprächen dabei ist, kommt er kaum gegen sie an.

Er nimmt erst seit ca 1/2 Jahr Medikamente und das recht unregelmäßig. Beim Neurologen redet eigentlich fast nur die Mutter und er hört zu.

In meinen Augen braucht er auf jeden Fall auch eine Verhaltenstherapie.

Ich kenne ihn übrigens nur so und das seit 5 Jahren. Manche Verhaltensweisen sind besser geworden, der Großteil ist aber seit Jahren Standard, der sogar noch schlimmer wurde.

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"Auch wenn mein Mann mal bei Gesprächen dabei ist, kommt er kaum gegen sie an." So hat sich kein Vater zu verhalten. Der hatte schlicht keinen Bock, sich gegen die Ex durchzusetzen, hat sich in die Passivität zurückgezogen und lamentiert "Aber die Mama sagt nein". Nennt man "rückgratlos".

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Meine Cousine hat sich auch immer alles schön geredet. Schlechte Noten, Beziehungen, dies das. Jetzt ist sie 25, hat eine Ausbildung, wechselt andauernd den Job weil ja alle böse sind. ABER was soll man da schon machen?

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Hallo das was du alles beschreibst ist eigentlich typisch für ads. Da er das ja auch hat ist klar warum er so ist.
Wenn man ADS hat braucht man viel hilfestellung und Struktur im Alltag.
Letztendlich fällt es ADSlern schwer sich allein hinzusetzen und zu lernen. Und ich gehe mal davon aus dass das bei ihm der Fall ist und dann wundert mich es nicht dass es nicht klappt.
Hier klappt das lernen nur in kleinen Schritten und mit Ansage. Mit ADS hat man so viel. Kopf und weiß gar nicht wo man anfängt.
Am einfachsten ist es sich einen Coach dafür zu suchen um im Alltag voranzukommen.
Es wird aber nie perfekt werden es geht immer nur Schritt für Schritt vorwärts.
Das mit dem Film gucken ist übrigens auch normal wenn man ADS hat weil man die Eindrücke viel emotionaler verarbeitet. Da macht die Mutter alles richtig.
Ein bisschen fehlt mir die Empathie gegenüber einen Menschen der ADS hat. Ich glaube ihr solltet euch im Internet noch mal darüber genau informieren wie Menschen mit ADS so ticken.
Letztendlich müsst ihr hinter ihm stehen und ihn unterstützen und nicht so viel stressen. Er kann ja nix dafür

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Man merkt du hast keine Ahnung.

Du fragst und beantwortest selbst. Er hat ADS!!!
Das geht nicht weg. Wenn er Medikamente benutzt muss er sie täglich nehmen.
Hinzu kommt, dass man erst die richtige Dosierung und den richtigen Wirkstoff herausfinden muss der am
Besten passt .

Welche Medis hat er denn?

Und bitte hör auf sowas zu schreiben… nur negatives… wenn du offenbar keine Ahnung von ads hast. Google hilft!

Es sind Träumer. Sensibelchen, Chaoten im Alltagsleben…. Fußball geht überhaupt nicht bei ads ohne Medikamente, da sie unfähig sind
im Team derart gut zu funktionieren. Single Sportarten sind besser! Leichtathletik, schwimmen, Tennis, Kampfsport aller Art….

Ach was rede ich….

Die Eltern müssen hier zusammen arbeiten. Er muss seine Medikamente nehmen. Oft haben ads per sogar in manchen Bereichen einige gewisse Begabung. Die gilt es rauszukitzeln. Mit Medikamente sind auch gute schulabschlüsse möglich, denn die Kids sind nicht “schlecht” in der Schule, sondern haben nur ein Riesen Problem mit Aufmerksamkeit.

Bitte belest euch, bevor ihr /du so abwertend über Menschen mit ads redet . Du wirst viele berühmte Namen googeln können die da auch haben… allerdings sind oder waren die in Behandlung.

Genau diese abwerte negative Art ist das was ADS Menschen jeden Tag spüren. Nicht selten führt das zu Depressionen, suchterkrankungen und vieles mehr.

Bearbeitet von sunberl
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Ich frage mich, woher deine ganze Aggression kommt!?
Nein, ich bin kein ADS-Experte, hab ich aber auch nie behauptet (im Gegensatz zur Mutter des Kindes ...), dafür gibt es Ärzte und Therapeuten.

Er ist bei einem Neurologen. Die Medikamentierung wurde mit diesem in regelmäßigem Austausch besprochen. Die Mutter hat meinem Mann erklärt, der Sohn müsse die Medikamente eben - angeblich - nicht täglich nehmen, sondern nur "bei Bedarf". Was jetzt auch immer genau "der Bedarf" sein soll. Sie ist regelmäßig mit ihm dort und man kann nur hoffen, dass er dort auch offen sagt, dass er keine Veränderung durch die Medikamente bemerkt.

Ich habe bewusst die negativen oder nennen wirs besser "auffälligen" Verhaltenspunkte aufgezählt, weil diese Sorgen bereiten. Natürlich hat er auch viele positive Eigenschaften, aber es geht hier ja darum, die auffälligen zu beurteilen.

Ich habe selbst meine Diagnose und gehe regelmäßig zum Therapeuten. Ich weiß also durchaus selbst wie das ist, mit soetwas zu leben, auch wenns bei mir nicht ADS sondern was ganz anderes ist.
Ich versuche in der Familie Sensibilität für das Thema zu schaffen.

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"Nein, ich bin kein ADS-Experte, hab ich aber auch nie behauptet (im Gegensatz zur Mutter des Kindes ...), dafür gibt es Ärzte und Therapeuten."

Das ist es halt leider nicht, als Angehörige, und da gehörst auch Du als vermutlich Wochenend-Kontakt dazu und auf alle Fälle der Vater, muss man sich mit dem Thema eben so intensiv auseinandersetzen, dass man selber zum Experten wird. Denn die Therapie von der Du dauernd sprichst macht vielleicht 5% von dem aus, was das Kind lernen muss. die restlichen 95 Prozent zu erarbeiten sind Sache von Schule und Elternhaus. Wir als Eltern sind alle 6 Wochen gerade selber zur Verhaltenstherapie, sprich wir lernen all das mit, was unser Sohn da lernt. Weil wir eben mit am Ball bleiben müssen.

Immer dieses Gerede dass das Kind ja zur Therapie war, da schwillt mir echt der Kamm. Bei ADHS gehört die ganze Familie zur Therapie dazu, weil ein Kind das selbst mit therapeutischer Anleitung ambulant nicht alleine hinbekommt. Die Eltern haben einen Erziehungsauftrag und den verkacken sie schlicht, wenn nur das Kind zur Therapie geschickt wird. ADHS in der Familie ist leider lebensbestimmend für alle Beteiligten, alle müssen sich damit auseinandersetzen, alle müssen lernen, wie die Strategien aussehen können und das Kind darin unterstützen auch wenn es Einschnitte in die eigene Lebensweise bedeutet.


Und all das was du aufzählst ist normal für ADHS. Und es gibt viele Kinder, die das mit Hilfe ihrer Familien in den Griff bekommen. Nur wenn die Mutter blockiert und der Vater nur jammert, dass er nicht gegen sie ankommt, dann ist das, was Du beschreibst, leider das normale Ergebnis. Wenn "IHR" nicht nur Du bist, sondern auch der Vater, muss er in die Pötte kommen. Allerdings ist es dafür halt leider auch fast 5 oder 6 Jahre zu spät.

Aber trotzdem solltet IHR beide dringend mit einem Psychiater reden um mehr über ADHS, die Zusammenhänge, und den richtigen Umgang damit als Angehörige lernen. Denn wie Ihr Euch verhaltet, dass Ihr ihn dauernd auf seine Andersartigkeit anspricht und er "Entschuldigungen" sucht... ist so grundfalsch. Er hat ADHS. Akzeptiert es. Er muss nicht erklären, warum er ist wie er ist. Er hat ne Diagnose die die Antwort auf Eure Fragen ist! Ihr schafft es nur nicht, sie zu akzeptieren.

Bearbeitet von Inaktiv
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Mir fällt auf: Du bist relativ abfällig gegenüber seinen "Entschuldigungen".
Seine Entschuldigungen könnten aber ständige Sorge vor Demütigungen sein. Oder die Angst, wenn die Leute - Eltern, Trainer, Mitschüler, Lehrer, Mannschaftskameraden - herausfinden, dass er nicht so gut ist, wie er ihnen glauben machen möchte, dass er Fehler hat, dass er anders ist, dass er komisch ist, dann würden alle auf ihn herabschauen, ihn auslachen, ignorieren, stigmatisieren.


Ich verstehe auch nicht, warum ihr als Eltern offenbar immer wieder auf seinem Anderssein und seinen "Fehlern" herum reitet. Warum er euch das erklären muss. Er schläft mit offen Augen. Ihr merkt das wohl als komisch an. Was soll er da sagen? "Ja, ich bin ein Freak, ich weiß auch nicht, warum"? "Oh, ich wusste nicht, dass das unüblich ist, ich werde jetzt versuchen, es zu kaschieren, damit es keiner merkt. Bei Klassenfahrten immer als Letzter einschlafen."

Er hat also ADHS und das Lernen fällt ihm schwer. Wurde mal anlysiert, wie er gut lernt? Was in den Klassenarbeiten konkret schief läuft? Blackout, Verwechselung, Stoff wirklich nicht gelernt, abgelenkt und Flüchtigkeitsfehler, Stress und dadurch Blackout, Fragen nicht richtig gelesen oder verstanden, zu schnell gelesen oder geschrieben etc.?

Ehrlich, dein Post vermittelt mir das Gefühl eines Kindes, das sich ständig für seine Normalität, sein So-Sein entschuldigen, erklären und potenziell schämen muss!

Überlege doch mal, wie es dir ginge, wenn dein Partner, deine Freunde, deine Kollegen ständig für dich völlig selbstverständliche Sachen in Frage stellen würden! "Warum sprichst du "Stuhl" so aus? Warum hältst du die Gabel so? Warum ziehst du dir immer erst den rechten Schuh an? Warum lachst du so komisch? Warum isst du immer erst die Kartoffeln und dann das andere Gemüse?"

Irgendwann hättest du das Gefühl, ein Freak zu sein, würdest alles hinterfragen und vermutlich automatisch irgendwelche Antworten erfinden, weil du vieles einfach nicht erklären KANNST! Zudem würdest du immer unsicherer werden, ob du "normal" bist und im Alltag Sachen einfach so machen "dürftest", wie das für dich natürlich ist!

Lasst den Jungen mal in Ruhe!
Sucht nach Hilfen zum Lernen - es gibt Bücher über ADHS & Schule/ Lernen, es gibt spezielle "Therapien", es gibt Lerntherapien usw. - fragt die Lehrer nach Ursachen der schlechten Noten (was macht er falsch, was müsste er üben, wo liegen Missverständnisse?) und ggf. speziellen Hilfen für ADHSler zum Lernen/ Klassenarbeitenschreiben.

Ich denke aber, der wichtigste Punkt dürfte erst mal sein, eurem Sohn zu vermitteln, dass er kein Freak ist, dass er erst mal Dinge ganz normal machen kann, ohne, dass sie kritisiert, in Frage gestellt oder kommentiert werden.

Ich kenne das aus einer anderen Perspektive, als Linkshänderin mit Eltern, die aus weiter entfernten Bundesländern kamen, gab es immer mal wieder überraschte Kommentare: "Du schreibst mit der falschen Hand! Warum hältst du den Stift so! Was hast du gerade gesagt? Das heißt nicht Kiersche, das heißt Kürrsche!" Einmal war ich auf der Klassenfahrt Mittelpunkt, weil ich auf einer Schiffsüberfahrt nachts erwähnte, dass ich Durst hätte, also "Duarst", nicht "Durrst"! Das war zwar für alle Beteiligten eher witzig, weil uns bisher noch nie aufgefallen war, dass wir das unterschiedlich aussprechen - aber hätte ich negative Erfahrungen gemacht im Vorfeld, hätte ich mich sofort geschämt, schon wieder nicht uz wissen, wie man normale Wörter ausspricht.

Versucht bitte, diesen Eindruck bei eurem Sohn wieder abzubauen. Man darf Sachen anders machen. Man darf andere Angewohnheiten haben, andere Eigenarten, das ist nichts Schlimmes, das ist einfach Vielfalt. Ausnahme: Die Besonderheiten deuten auf eine Krankheit oder Einschränkung, dann kann man zum Arzt gehen und fragen, wie man damit umgehen sollte.

Überlegt aber wirklich, auf welche Fragen man keine Antwort geben kann und stellt diese dann auch nicht. Typisch wäre "warum weißt du das nicht?" "Ja, das kann ich auch nicht sagen, ich weiß es halt nicht!" Was will man auf so etwas antworten? Genauso, "warum hast du eine schlechte Note in der Klassenarbeit?" Das weiß man manchmal, da hat man nicht gelernt, hatte einen Blackout, hat den falschen Stoff gelernt - manchmal weiß man es aber auch nicht, weil man fest mit einer guten Note gerechnet hatte!

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"Oder die Angst"


Das ist ein wichtiger Punkt!
Die TE sollte mal unter "rejection sensitive dysphoria" googlen. Das wird viel erklären.
Trifft auf mich jedenfalls zu, habe ich im Umfeld häufiger gehört.

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Hab das mal gegoogelt.
Kann durchaus zutreffen.
Würde ich sogar bei mir selbst bis zu einem gewissen Grad bestätigen :-).

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Hallo, Du schriebst es nicht genau, aber aufgrund dessen, dass er mit seiner Mutter fern sieht, denke ich mir, dass er bei seiner Mutter lebt? Da werdet ihr nicht viel machen können. Wegen dem Fußball würde ich nicht mit dem Trainer reden, denn der Trainer wird den Grund haben, warum er ihn als Ersatzspieler hat und der Jugendliche wird seinen Grund haben warum er dort Ersatztormann sein will und nicht Stürmer, wenn das Reden von seinem Papa nicht hilft.

Wenn das Kind auch nicht bei euch wohnt, werdet ihr noch weniger machen können. Was ich machen würde, wenn das Kind bei mir wohnen würde: Die Ernährung so umstellen, dass es ganz viele Nährstoffe gibt, die für das Gehirn gut sind. Aus meiner Sicht: Je mehr benötigte Nährstoffe das Gehirn bekommt, um so besser kann es funktionieren. Aber auch hier würde ich nicht sagen, damit er besser in der Schule ist, sondern damit er sich sachen schneller merkt.

Dann würde ich mit guten Beispiel voran gehen. Nicht fern sehen, nicht Computer spielen wenn er dabei ist, sondern Bücher lesen, selbst etwas neues lernen. Als Elternteil ist man ein Vorbild für das Kind. Ihm erklären, je besser die Ausbildung ist, um so weniger hart muß man als Erwachsener arbeiten und um so mehr verdient man Geld. Mich mit dem Kind hinsetzen und gemeinsam lernen.