Hallo,
es gibt Mobbing in der Schule meiner Tochter (15). Zum Glück nicht gegenüber ihr, jedoch gehört sie zu einer Clique zu der auch 2 Mädels gehören, die sich regelmäßig Opfer aussuchen und diese dann aus Spaß drangsalieren. So wurde neulich eine Schülerin aus einer anderen Klasse während eines Schulausflugs von denen schikaniert. Sie stacheln die anderen in der Clique dann gegen das Opfer auf und drumherum stehen die eher neutralen Schüler und lachen.
Meine Große stand da bisher immer eher im Abseits und versuchte so gut wie möglich nicht mitzumachen, konnte es wegen des Drucks aber nicht mehr und wird immer mehr dazu gedrängelt auch mal mit dem Ellbogen auszuholen.
Ich wusste bisher nichts darüber und beim letzten Gespräch mit der Klassenlehrerin meinte diese, es sei alles wunderbar.
Als meine Tochter heute nach Hause kam, war sie bedrückt und etwas niedergeschlagen und sagte kaum was, obwohl sie sich aufs lange Wochenende freuen sollte. Nach ein Gespräch offenbarte sie mir das mit dem Mobbing und meinte, dass sie eine miese Mitläuferin sei und es ihr leidtut. Sie findet das nicht gut und fühlt sich gegenüber den beiden ohnmächtig. Eine der beiden (die wohl richtig fiese) hat in der Klasse wohl so viel Macht, dass keiner etwas gegen sie sagt. Es wird zu ihr gehalten. Zu meiner Tochter selber sind die beiden immer nett und normal.
In der Schule hat sie keine sonstigen Schwierigkeiten. Ihre Noten sind für sie und für mich vollkommen in Ordnung und sie gehört zu den eher beliebteren cooleren Schüler.
Nun, was können wir dagegen tun. Es gibt in ihrer Schule noch andere nette Mädchen, zu der meine Tochter auch ein Draht hat. Ein paar dieser Mädchen, vor allem welche aus einer höheren Stufe, springen nicht auf das Gehabe der zwei Peinigerinnen an und haben sonst auch nicht viel mit ihnen zu tun. Die wissen wohl ganz genau, wie diese beiden sind.
Mein Rat war, dass sie sich mehr zu diesen Mädchen wenden solle und mit vorsichtigen Schritten mehr Abstand von dieser Clique. Sie will sich aber nicht offen gegen die beiden stellen, weil sie Angst hat, dass die beiden dann mit voller Kraft gegen sie sind und die anderen Mädchen sie dann ebenfalls fallen lassen.
Jedenfalls sagte mir meine Große heute, dass sie das so nicht mehr möchte und sich was ändern muss, jedoch hat sie Angst am Ende alleine dazustehen.
Kann man mir hier vielleicht einen Rat geben, was man da machen könnte?
Mit der Lehrerin sprechen, wobei sie das auch nicht will. Schulwechsel kommt für sie auch nicht in Frage.
Vielen Lieben Dank!
Mobbing in der Schule
Mit der Vertrauenslehrerin sprechen, besonders wenn die KL nichts mitbekommt.
Und dann schauen, was es für Lösungen gibt.
Deine Tochter hat die Dynamik von Mobbing super erkannt. Das Schlimmste am Mobbing sind nicht die Täter sondern die, die es geschehen lassen und den Tätern dafür Anerkennung geben.
Die "Macht" haben die Täter nur so lange, wie die "neutralen" sie ihnen zugestehen. Mir ist aber auch klar, dass es als einzelne unheimlich schwierig ist, sich dagegen zu wehren, wenn sich so eine Dynamik einmal etabliert hat.
Rede mit deiner Tochter und frage sie, welche Hilfe sie sich wünscht. Vielleicht wäre es einfacher für sie, wenn du mit der Vertrauenslehrerin oder der Schulleitung sprichst (die Klassenlehrerin scheint ja nicht an einer Lösung des Problems interessiert zu sein), und sie darauf hinweist, dass Personen wie deine Tochter das Problem sehen, sich aber nicht im Stande fühlen, etwas zu unternehmen.
Hi,
bei uns wäre die Schulpsychologin zuständig. An der Grundschule früher hätte es auch eine Sozialberatung gegeben.
Ansonsten Vertrauenslehrer, wie die anderen geschrieben haben. Sollte deine Tochter den nicht kennen, kann sie auch zu einer Lehrkraft gehen, zu der sie Vertrauen hat.
Alternativ nimmst du die Sache in die Hand und sprichst mit dem Ansprechpartner. Zur Not die Schulleitung.
Und nur weil deine Tochter vielleicht nicht direkt betroffen ist sondern sich nur als Mitläuferin bezeichnet, ist das nicht nur für die Gemobbten schlimm, auch deine Tochter kommt so alleine nicht aus dieser Zwischenposition raus.
Viele Grüße
Ich würde die Schule informieren bzw. die Klassenleitung. Es gibt tolle Mobbing-Präventionsprojekte, die genau solche Strukturen gemeinsam mit den Kids reflektieren und den Zuschauern und Wegguckern, aber auch den Opfern Handwerkszeug vermitteln, wie sie aktiv etwas gegen Mobbing tun können.
Ich habe keine Ausbildung in der Hinsicht, arbeite aber gerne mit Augusto Boals Forumstheater: Es wird eine Situation von Unterdrückung (beispielsweise Mobbing) möglichst realistisch nachgespielt vor einer Klasse. Dann überlegen die Zuschauer, wie sie sich einzelne Beteiligte anders verhalten können, um die Situation zum besseren zu verändern (Mobber und Mobbinopfer bleiben in ihren Rollen) und können sich in die wiederholt vorgetragene Szene einklatschen und etwas anderes probieren; Mobber und Mobbinopfer reagieren möglichst authentisch auf die unterschiedlichen Szenarien… nach jeder Veränderung wertet man aus: Was ist anders, wie fühlt sich die Veränderung an…
Hoffe, ich hab das halbwegs nachvollziehbar erklärt, kann man sonst auch googlen. Mit meinem Sohn übe ich so manchmal, welche Optionen an Zivilcourage er hat, mit was er sich wie in die Schusslinie bringt und was vielleicht gut funktioniert. Ich erhoffe mir davon, dass er sich nicht so machtlos fühlt und sich traut, irgendetwas zu tun, wenn er sieht, dass andere mies behandelt werden.
In Klassen funktioniert das, gut angeleitet, auch sehr gut. Am besten machen das Externe, die komplett von oben drauf schauen können.