Ich sehe meinen Teenie-Sohn kaum mehr

Mein Sohn ist 15 (gegen 16 zu) und seit ich wieder mehr arbeite, sehe ich ihn gar nicht mehr viel. Ich gehe spätestens um 7.50 Uhr aus dem Haus, das aber nur 1x die Woche. Da sehe ich ihn morgens beim Frühstück für 5 Minuten oder so, aber er kommt eher spät und da wurschtle ich dann schon mit den Brotzeitdosen herum. An den anderen Tagen verlasse ich das Haus um 7.30 oder gar 6.30 und sehe ihn dann gar nicht. Er hat Unterrichtsbeginn um 8.15 Uhr und nur 5 Minuten Schulweg. Aus habe ich um 15 Uhr aber meist 15.30 Uhr oder gar 16 Uhr. Dann hole ich den Jüngsten vom Kindergarten ab, erledige Arztbesuche, Physio o. ä. helfe bei Hausaufgaben, spiele bisschen mit den Kleineren, wurschtle im Haushalt. Teils versuche ich mit ihm zu reden, wenn ich heimkomme, aber da muss ich schon hochgehen in sein Zimmer und ihm die Kopfhörer abnehmen und sehr viel kommt dabei nicht raus. 2 x die Woche ist er eh beim Sport. Heute habe ich ihn 5 Minuten beim Frühstück gesehen (wo ich aber schon die Brotzeiten gemacht habe) und 2 Minuten beim Gute Nacht sagen (da ich während der Abendessenzeit noch zum Elternabend musste). Mein Mann sieht ihn öfter, da er meist Home Office hat und mit den beiden Großem 4x die Woche zu Mittag isst. Früher bin ich oft abends noch mit ihm spazieren gegangen, aber oft bin ich nach dem ins Bett bringen der Kleineren quasi komatös und schaffe dann gar nichts mehr. Ich merke, dass ich den Bezug zu ihm verliere und finde das gar nicht gut. Eigentlich nur noch am Freitagabend und am Wochenende sehe ich ihn wirklich mit etwas Zeit. Kennt jemand diese Situation und hat Tipps?

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Und unsere Gespräche... Früher in die Tiefe gehend, jetzt "Die blaue Dose neben deinem Teller ist für dich, bitte steck die ein" "Hmhmhm" "Hast Du mich gehört?" "Was?' "Die blaue Dose steck bitte ein". "Ach so, ja".

Oder "Ich hab dir Wasche auf den Stuhl gelegt". 'Okay". "Räum sie bitte in den Schrank, die soll nicht auf dem Boden landen" "Okay".

"Wie geht es dir heute, wie war Xy?" 'Ging" " Was war denn?" 'Ging halt".

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Ja. Klingt bekannt. Ist aber auch gut, dass sich Kinder in dem Alter allmählich lösen. Erst diese Distanz schafft Raum für den Wandel der Eltern-Kind-Beziehung hin zu einem Verhältnis auf Augenhöhe.

2x Sport pro Woche klingt gut. Wenn es dann noch in der Schule läuft, sehe ich auch kein Problem mit Medienmissbrauch.

Was erwartest du? Wir sprechen immerhin von einem Jungen, also erwarte keinen Plausch bei Tee. Gäbe es etwas, das ihr zusaen _tun_ könnt? Biete ihm an, mit ihm zusammen zu kochen, 3-5 Alltagsgerichte seiner Wahl zum Überleben in einer WG und sein Lieblingsessen. Er lert was wertvolles, ihr seid beisammen in der Küche, win-win? Oder nimm ihn mit zum Einkaufen? Irgendwas, wo ihr was tut und nebenbei(!) reden könntet, wenn euch danach ist.

Habt ihr eine Tradition des Spielens? Ein Spiel gemeinsam mit dem Kiga-Geschwister und danach Zeit für ein 'richtiges' Spiel nehmen, etwas mit Anspruch, gibt es auch mit Spielzeit bis 20Min?

Vielleicht komlt er auch mal zu einem deiner Abendspaziergänge mit? Ist aber für Teenager meiner Meinung nach deutlich weniger ansprechend.

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Ich mach die Abendspaziergänge nicht (mehr). Das hast Du falsch verstanden. Das war früher ihm zuliebe. Aber jetzt bin ich meist zu fertig dazu. Das Problem liegt ja gar nicht so bei ihm, sondern eher bei mir, also daran, dass ich wahlweise arbeite, mich um die Kleineren kümmern muss, weil die es einfach noch mehr brauchen, Haushalt mache oder total fertig bin. Er fällt einfach hinten runter. Mein Mann kümnert sich viel und mein Vater (der Kern gerne mit ihm), aber ich eher weniger seit einem halben Jahr.
Er zockt zwar phasenweise schon viel (Baldurs Gate, Cyberpunk, Hollow Knight) aber ist in der Schule gut und macht Sport und geht auch ins Jugendzentrum.

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Und was ist mit gemeinsamer Aktion im Haushalt? Kochen? Schadet ja nicht, ob für die erste WG oder zum beeindrucken der Damenwelt.

Kann das kleinere Kind auch einfach mal nur dabei sein, wenn der große Aufmerksamkeit bekommt?

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Hallo,
unsere Jungs sind 15 und 20.
Wir sehen uns morgens beim Frühstück, d.h. wir frühstücken nicht unbedingt gemeinsam, aber ich "wurschtel" eben in der Küche rum, wenn die beiden nacheinander aufstehen.
Ich bin mittags von der Arbeit wieder zuhause, mache Mittagessen und sitze dann da mit dem "Kleinen" zusammen. Gesprächig ist er dann allerdings meist nicht so direkt nach der Schule. Dann verkrümelt er sich auch in sein Zimmer und kommt erst zum Abendessen wieder raus.
Der Große kommt gegen 17 Uhr von der Arbeit, wir sprechen kurz zusammen und dann geht er sich erst mal frisch machen und dann in sein Zimmer.
Abends sitzen wir aber meistens als Familie beim Essen zusammen, bequatschen den Tag und es läuft meistens rund.
Unsere Söhne sind aber auch viel unterwegs, der Kleine aktuelle 2 bis 3mal die Woche Jugendfeuerwehr (wird aber ab Ende Juni wieder etwas weniger) und 2mal die Woche Orchesterprobe. Der Große hat auch 2mal die Woche Orchesterprobe.
Der "Kleine" mag es auch immer noch, wenn einer von uns ihn ins Bett bringt, spätabends. Dann reden wir auch noch kurz, was am nächsten Tag anliegt oder was auch immer.
Aber es ist eigentlich ganz normal, dass sich die "Kinder" ab einem gewissen Alter abnabeln. Gemeinsame Unternehmungen werden deutlich weniger, allerdings freut es mich, dass unser Großer seinen Urlaub so gelegt hat, dass wir alle 4 wengistens eine Woche gemeinsam zu Hause sind und dann da ggf. etwas unternehmen können. Mal schauen, was draus wird.
LG
Elsa01

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Hm, ich glaube, dass ich für viele Familien ganz normal. Wir verlassen kurz nach 7 das Haus...alle. Da haben wir uns irgendwie alle mal in der Küche getroffen. Je nach Tagesform kann das mal gut 25 Minuten lang inkl. Gespräch sein...oder auch nur 2 Minuten zwischen Tür und Angel, weil irgendwer verschlafen hat.

Ich bin selten vor 16.15/16.30 daheim...teilweise muss der Jüngere dann schon 17Uhr wieder beim Training sein und ist also schon wieder weg. Der Große (18) kommt neuerdings recht häufig aus seinem Refugium gekrochen, wenn er hört, dass ich da bin...er kommt für ein kurzes Gespräch, eine Umarmung etc. Das war zwischen 15 und 17 auch nicht wirklich regelmäßig der Fall, da war er gerne stundenlang in seinem Zimmer. Der kleine durchlebt diese Phase gerade...wenn ich nicht aktiv nach ihm schaue, dann sehe ich ihn erst zum Abendessen....er hat allerdings 3 mal die Woche bis 20 Uhr Training....also die gemeinsame Zeit ist wirklich dünn. Bei uns sind halt dann die Abendessen der wichtige Teil des Tages....

Das muss aber *glaube ich* so. Sie müssen sich abnabeln, sie haben in dem Alter auch viel mit sich zu tun. Wenn sie das Bedürfnis nach Mutti haben, dann kommen sie schon...;-). Vielleich hilft es, wirklich regelmäßig an den Wochenenden etwas nur mit ihm zu machen? Was sagt er denn selbst zur Situation, hat er ein ähnliches Empfinden oder ist er eigentlich gerade fein damit?

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Hej,

das scheint die Pubertät zu sein.
Ich habe es am Patensohn meines Mannes gesehen (der ist jetzt aber schon 19) und aktuell sehe ich es am Sohn meiner Freundin (zwei Häuser weiter, der ist 15)

Der Patensohn meines Mannes war als Kind/Schulkind so ein kleiner aufgedrehter Knopf, der immer mit leuchtenden Augen und wippenden Locken auf ihn zugestürmt kam und erst mal raufen wollte und ihm danach ein Loch in den Bauch gefragt hat.
Saßen wir alle am Tisch, hat er immer fröhlich geplaudert und oft musste ihn seine Mutter auch anhalten, nicht andauernd dazwischen zu reden.

Als er älter wurde, wurde er ruhiger und aus den stürmischen Begrüßungen wurde maximal ein "Hey, was geht?" und ansonsten ließ der sich gar nicht groß blicken.
Er besuchte das Gymnasium, dort hatte er durchaus recht passable Noten und interessierte sich am meisten für Politik und Geschichte.
Englisch war ihm dagegen ein Greul, in Mathe und Physik lief es gut aber er musste auch regelmässig lernen.
Ansonsten regierte der Computer (Zocken mit Kumpels, Chatten mit Kumpels und ein paar Mädels).

An den Wochenenden war er meistens mit seinen Freunden irgendwo unterwegs (Feste in einer Kleinstadt, mal was trinken, Billard oder Sport) und er liebt die beiden Familienhunde, mit denen ging er gerne und regelmäßig auch Gassi. Zusammen mit einem Spezi.

Seine Mutter meinte auch, dass ihr diese einst sehr enge (manchmal auch nervige) Bindung mit ihm sehr fehlt aber sie hat nichts forciert, um mehr Zeit zu verbringen.
Dort war es ähnlich mit den Schul- und Arbeitszeiten, dass man sich kaum noch gesehen hat.
Bei gemeinsamen Spieleabenden war er aber gerne dabei, durfte auch mal Kumpels oder ein Mädel mitbringen.
Ansonsten hat sie ihn auch losgelassen.
Die Schule hat gepasst und es gab keinerlei Eskapaden mit Alkohol usw.

Sie hat mal gesagt, dass das jetzt ein junger Mann ist, der seinen Weg gehen will. Und sie und sein Vater sind für ihn da, das weiß er auch und sie genießt inzwischen umso mehr solche Momente wie ein gemeinsames Frühstück am Wochenende, wenn er von seinen Plänen erzählt oder vom letzten Samstag.

Was sie aber immer positiv betont ist, dass ihr Sohn stets kurz Laut gegeben hat, wo er ist und sie nie im Ungewissen gelassen hat.
Per WhatsApp oder ein kleiner Zettel - er ist beim Billard oder trifft sich mit einer Freundin oder schaut mit den Kumpels in der Kneipe Fußball.
Ich finde, das ist schon sehr viel wert.

LG

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Herzlich Willkommen im Leben mit einem Teenie ;)

Meiner ist genauso (fast 17). Den sehe ich höchstens mal, wenn er Hunger hat oder das Internet wieder ausfällt. Ansonsten vergräbt er sich in seinem Zimmer.
Es gab Tage, da bekamen wir ihn gar nicht zu Gesicht. Auch das Kurzangebundene ist Alltag bei uns. Mehr als zwei vollständige Sätze bekomme ich selten im ganzen aus ihm raus ;)

Gewöhn dich dran. In dieser Zeit nabeln sie sich ab und wollen ihre Ruhe haben. Familie ist langweilig und jedes Gespräch zu viel.
Aber - es kommen auch bessere Zeiten.

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Tipp 1:
Plötzlich ist das WLAN weg und du kannst es nicht hinkriegen?
Herzlichen Glückwunsch! Er wird versuchen, mit Dir zu sprechen.


Tipp 2:
Gemeinsames Abendessen.
Ist mir heilig, da will ich gerne alle am Tisch haben. Wir reden viel.


Tipp 3:
Ab und an ein ansprechendes Spiel. Bei Siedler oder Risiko sind die Teenies gerne dabei.

Gemeinsame Ausflüge? Nur im Urlaub, denn da gibt es halt nichts anderes.

Sonst müsste ich jedes Wochenende Europa-Park, Spassbad oder einen Städtetrip bieten.

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Ich habe in dem Alter mit meinen Eltern auch oft nur per Zettel kommuniziert. Morgens waren sie schon weg, kam ich nachmittags heim, war mein Vater nach der Mittagspause wieder weg, kam er heim, war ich beim Pferd, und kehrte ich zurück, war er wieder weg.

Ich würde an deiner Stelle deinen Sohn zb einladen, am Wochenende was gemeinsam zu machen (Ausflug, Kochen, Backen, Filmabend, aber wenn geht nichts "uncooles" wie Grossputz.

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Ich denke, das ist ziemlich normal für Kinder in dem Alter.

Mein großer war bis 12 Jahre eine Quasselstrippe vor dem Herrn, wo ich mir manchmal etwas weniger Kommunikation gewünscht hätte. Das hörte dann nach und nach auf, er lag viel in seinem Zimmer rum.

Beim Abendessen konnte es nicht schnell genug gehen, dass er wieder aufstehen wollte.

Jetzt ist er 17 und seit etwa einem Jahr hat es sich wieder sehr verändert. Er bleibt inzwischen gerne noch am Tisch sitzen, kuschelt wieder etwas mehr und zeigt seine Zuneigung auch durch Worte. Man erfährt wieder mehr aus Schule und von Freunden.

Auch das Verhältnis zu den 3 Jahre jüngeren Geschwistern ist besser, sie liegen nun eher wieder auf einer Wellenlänge, sind ja auch schon "bisschen erwachsen".

Was uns schon immer wichtig ist, dass man die Mahlzeiten (Abendbrot) zusammen einnimmt, jedenfalls soweit die Kinder durch Training und Treffen da sind. Leider ist das in der Woche kaum immer möglich, weil mindestens einer von Dreien zur Abendbrotzeit Training hat. So versuchen wir am Wochenende dann mal ein großes Frühstück, wenigstens an einem Tag, der Andere muss ausgiebig Ausgeschlafen werden.

Inzwischen gehe ich auch mal mit 2 von 3en shoppen, inkl. lecker Essen gehen (das 3. ist Shoppingmuffel) - das macht allen sehr viel Spaß.

Ach ja - inzwischen kommen auch mal ganze Sätze als Antwort, wenn ich per Whats App was frage ;-).

Also gib ihm Zeit, das wird schon wieder.

Die Idee mit dem Kochen finde ich übrigens gut - schlägt man 2 Fliegen mit einer Klappe ;-).

Bearbeitet von inessa73
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Ja, habe ihn heute in die Geheimnisse der Lasagne-Herstellung eingeweiht :-).