Tochter zum Islam konvertiert / Erfahrungsaustausch Eltern

Guten Morgen liebe Community!

Wir würden sehr gerne mit Eltern in Kontakt treten, die in einer ähnlichen Situation sind wie wir. Wir würden uns gerne mit euch austauschen, unsere Erfahrungen teilen und uns auch wenn nötig gegenseitig unterstützen. Wir alle haben wahrscheinlich Sorgen, Bedenken, Ängste, aber vielleicht haben wir auch viele positive Situationen erlebt seit die Kinder zu einer anderen Religion konvertiert sind. Wäre wirklich schön wenn wir gleichgesinnte Eltern finden würden.

Kurz zu unserer Situation: unsere Tochter (16) ist vor einem Jahr zum Islam konvertiert. Sie lebt den Glauben und hält sich sehr an die für sie gültigen Regeln (Beten, Kleidung, Vorschriften, usw.) - wir haben vor der Konvertierung viel mit ihr darüber gesprochen. Wir haben versucht die Hintergründe zu verstehen. Im Endeffekt haben wir sie am Tag der Konvertierung begleitet. Ich kann sagen, leicht ist das ganze nicht. Uns geht es nicht um die Religion selbst, sondern wir machen uns halt Sorgen um unsere Tochter. Sie wird immer öfter rassistisch beleidigt. Sie wird es wahrscheinlich auch nach der Schule nicht leicht haben einen guten Job zu finden....

Freue mich auf eure Antworten....

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Generell würde ich auch sagen, dass es so ähnlich ablaufen kann wie es Fmfmdmd schrieb. Nur das mit der Türkei muss nicht so sein. Vor allem, da ihr sie mit begleitet habt und daher ein gutes Verhältnis zu ihr habt. Das ist eine sehr gute Ausgangssituation wie ich finde.

Allgemein: Aus meiner Umgebung bekomme ich mit, dass der Druck, zum Islam zu konvertieren in der Schule extrem groß ist. Auch in meiner Umgebung möchte sich ein Schulkind die Haare schwarz färben lassen und zum Islam konvertieren, damit er in der Klasse nicht mehr ausgegrenzt wird. Hier wird aus meiner Sicht viel zu wenig getan, um relegiöse anerkennung der fremden Religionen zu lehren.

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Meine Freundin hat das auch gemacht. Das Problem ist, dass Konvertiertr höufig deutlich strenger sind als "geborene Muslime", ist bei Christen ja nicht anders. Es bedarf deutlich mehr mut, sich bewusst für etwas zu entscheiden, als etwas einfach weiter laufen zu lassen. Leine Freundin hat dann kurz darauf über ein Onlineforum einen 45-jährigen in der Türkei kennengelernt und ist dann mit 17 in der elften Klasse dorthin abgehauen. Sie hat dann mit 17 und 19 und 21 drei Kinder mit ihm bekommen und ist tatsächlich letztes Jahr mit den Kids wieder nach Deutschland gekommen. Es ist die gleiche tolle Frau wie vor 10 Jahren 😊 aber ohne Schulabschluss, ohne Berufsausbildung, dafür 3 Kinder an der Backe, ist es natürlich schwer, sie arbeitet jetzt ungelernt.

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17 und 45? Heftig. 😳

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Komm da wohl häufiger vor 🤷 meinte sie zumindest.

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Ich kann eure Bedenken total verstehen, finde es aber auch toll von euch als Eltern, dass ihr eure Tochter begleitet habt und es auch immer noch tut! :-) Damit schafft ihr ein super Vertrauensverhältnis zu ihr. Wenn sie sich bewusst für den Islam als Religion entschieden hat und sich damit beschäftigt hat ist es doch fein. Leider gibt es Vorurteile gegenüber dieser Religion deshalb ist es umso wichtiger dass ihr als Eltern auch die Religion kennenlernt und versteht damit ihr in Notfallsituationen auch hinter eurer Tochter stehen könnt. Generell zu denken, dass sie es schwieriger hat einen Job zu finden, finde ich falsch. Es gibt genug Frauen mit Kopfbedeckung die studieren/arbeiten. Es wird doch in Deutschland so viel über Akzeptanz und Toleranz gesprochen vor allem ggü. Queeren/Transgender - dann muss das auch in die andere Richtung gehen! Wer A sagt muss sich B sagen können. Das ist meine Meinung zu dem Thema.
Finde es wirklich super, dass eure Tochter sich in dem jungen Alter schon mit Religionen beschäftigt.

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Ich habe so das Gefühl, dass LGBTQ eher belächelt wird. Wenige haben davor Angst. Bei Religionen ist das ein wenig anders. Vor allem gegenüber Muslimen gibt es oft große Vorurteile (nicht immer unberechtigt leider). Jedoch sind jene die wirklich schlimme Dinge tun (Terror, Hasspredigten,...) ein sehr geringer Anteil an der muslimischen Bevölkerung. Fakten sind aber wie so oft nicht so wichtig.

Ja, es war uns sehr, sehr wichtig unsere Tochter zu begleiten. Wäre extrem schlimm für uns, wenn sie so einen Schritt setzt, ohne dass wir Bescheid wissen. Leider kommt das sehr oft vor (hat auch der Imam gesagt, bei dem unsere Tochter konvertiert hat)

Bearbeitet von Metalist
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Puh, dass LGBTQ belächelt wird finde ich eher weniger. Wenn man sich mal anschaut, wo an offizieller Stelle überall die Regenbogenfahnen geschwenkt werden. 🥴
Angst vor dem Islam zu haben ist ein Produkt von Medien und Falschinformationen. Wer den Islam richtig verstanden hat, braucht überhaupt keine Angst davor zu haben - das wird dir deine Tochter sicherlich auch bestätigen können.
Schwarze Schafe gibt es überall - das sind dann aber nach meinem Verständnis keine richtigen Muslime/Christen o.Ä. sondern einfach Menschen die sich radikalisieren und die Religion als Grund vorschieben🤷🏻‍♀️
Ich finde generell dass ECHTE religiöse Leute egal aus welcher Religion sehr friedvolle Menschen sind, die eher unter sich leben und sich nirgendwo einmischen.
Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute! Verstehe dass ihr euch Sorgen macht aber ich denke mit der Zeit werden sich diese auch legen.

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Mir würde das schon Sorgen machen. Kannst du etwas mehr darüber sagen, wie es zu diesem Entschluss gekommen ist? Mir würde auch Sorgen machen, dass sie offenbar eine sehr orthodoxe Form des Islam lebt, wo doch so viele Musliminnen in Deutschland sich von der Kleidung her kaum von ihren nicht muslimischen Altergenossinnen unterscheiden. Wer hat diesen Einfluss auf sie ausgeübt? Steht sie in Kontakt zu einem Mann mit entsprechenden Hintergrund?

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Wir wissen bis heute nicht zu 100 % was der Auslöser war. Sie sagt, dass ihr der Koran Antworten gegeben hat, die ihr andere Bücher nicht gegeben haben. Sie fühlt sich wohl im Glauben, sagt sie.

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Hallo,

euer Weg ist sicherlich kein leichter. Das bewusste bekennen zu irgendeiner Religion ist in dem Alter sicherlich ein großer Schritt, dass beschäftigen als solches und liebäugeln halte ich für normal. Und ja, es gibt die Kinder für die es aus dem Bauch heraus ein starker Halt ist und die Kinder, die in Familien einfach nur mit laufen und die, die sich bewusst dafür oder dagegen entscheiden. Die mitlaufenden Kinder sind für Familien sicherlich die leichtesten.
Junior ist bekennender Christ, nicht an eine Konfession gebunden, aber der Glaube gibt ihm Halt. Nicht blindlings hinterherlaufend, sondern bewusst bekennend. Er hat das Glück Kumpel und Kumpelinen zu haben, die ähnlich gestrickt sind. Vieles läuft unter Leben und Leben lassen, auch bei seinem evangelikalen Kumpel.
Junior hatte schon immer einen Hang sich mit dem Glauben aus ein anderzusetzen oder zu praktizieren, schon als Kleinkind. An Wegekreuzen mussten wir häufig eine Stopp einlegen, da er sich kurz mit Babyjesus unterhalten wollte. Mit fast sechs ist er uns auf dem Weg zu einer Wallfahrtskiche weggelaufen, gefunden kniend vor dem Altar. Ich bin evangelisch, ich habe noch nie vor dem Altar gekniet. Was mir das alles aber gelehrt hat, ist mich mit christlichen Riten auseinanderzusetzen und auch mit anderen Monotheistischen Religionen zu vergleichen.
Und vielleicht aus meiner Vergangenheit, ich bin Ü50, meine Klassenkameradin mit Kopftuch durfte und sollte eine Ausbildung nach der mittleren Reife machen. Eine westlich gekleidete wurde mit 16 verheiratet und musste nach der neunten Klasse die Schule verlassen. Die ebenfalls westlich gekleidete Stufenkameradin meiner Schwester wurde nach dem Abitur verheiratet (Vater Arzt). Hier hat der Bruder vergeblich versucht zu intervenieren. Das äußere Erscheinungsbild eines Gläubigen, sagt erstmal nichts über seine Stellung zu Bildung usw. aus.

Viele Grüße

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Danke für deine Antwort! Deutschland und Österreich sind christlich geprägte Länder. Ich weiß schon, dass wenige die in den Glauben geboren werden, diesen auch entsprechend streng leben. Auch im Christentum gäbe es viele strenge Regeln die viele gar nicht kennen. Vielfach reicht das Symbol Kopftuch, oder eine komplette Verschleierung die Person dahinter abzulehnen, oder sogar zu hassen. Bin kein Psychologe und kenne die Beweggründe dahinter nicht. Der Rechtsruck in Europa hilft hier keineswegs.

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Ich bin keine betroffene Mutter aber in den letzten Jahren hatte ich mehrere Azubinen die zum Islam gewechselt sind. Sie haben alle die Schule beendet und eine Lehre angefangen. Beendet hat keine von ihnen die Ausbildung da alle vorher schwanger wurden und dann komplett aufhörte zu arbeiten, auch nach den Kindern. Alle hatten Freunde aus Tunesien und sind deswegen zum Island konvertiert. Die Mädchen haben allen Kontakt zu ihren Familien stark reduziert da die Familien nicht mehr richtig in ihr neues Leben gepasst haben.
Im Moment habe ich wieder 2 Mädels die komplett verschleiert sind, sie werden von den moslemischen Kollegen als Spinner abgetan und sie sagen sie verhöhnen durch ihre Art der Interpretation den Islam. Den Gegenwind bekommen sie nicht von den Deutschen/Christen sondern ausschließlich von den moslemischen Kollegen 😔 die sich durch sie veralbert fühlen.

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Man kann sich natürlich die Rosinen rauspicken in der Religion.
Wenn man mit sich selbst im Reinen ist müsste man dann nicht auf andere runter schauen wie die Kollegen das tun.
Wer anders lebt nimmt denen nichts weg!

Ich lebe meine Religion für mich und habe daher gar nicht das Bedürfnis mich von anderen veralbert zu fühlen. Und wenn ich genau nach den Regeln lebe lasse ich den anderen die Entscheidung es eben nicht zu tun. Jeder trifft seine Entscheidungen selbst und muss damit klar kommen.

Wenn also deine Azubis sich frei entscheiden dies aber auch den anderen zu gestehen ohne Wertung dann haben die mehr Reife als deine älteren Kollegen.
Kann man natürlich aus dem Kontext nicht beurteilen.

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Komme erst jetzt dazu auf die vielen Antworten zu reagieren. Ziel meines Beitrages war es zb Eltern zu finden, die in einer ähnlichen Situation sind wie wir. Eltern oder enge Bezugspersonen, die Kinder oder Freunde haben, die auch konvertiert sind. Uns geht es u.a um alltägliche Situationen...Tochter trägt Jilbab. Tochter wird deshalb seht oft verbal attackiert. Tochter ist ein wirklich toller Mensch, der sich für eine andere Religion entschieden hat und als Konvertit diese sehr konservativ lebt. Tochter trinkt keinen Alkohol, raucht nicht, geht nicht in Diskos oder dergleichen. Mama und Papa könnten happy sein...sind wir aber nicht wirklich. Papa hat Schwierigkeiten mit seiner Tochter Einkaufen zu gehen, weil er die abschätzigen Blicke von anderen nicht aushält. Es geht hier immerhin um seine Tochter. Und er kann halt nicht jedesmal einen Streit beginnen. Papa und Mama machen sich Sorgen um sie und ihre Zukunft. Auch verstehen wir als Atheisten die Hingabe zu Gott (in welcher Religion auch immer) nicht. So viele Fragen, die wahrscheinlich nur beantwortet werden können, wenn wir zu Eltern Kontakt aufbauen können, die ähnliches erlebt haben oder erleben

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Also vorneweg ich bin auch kein betroffener Elternteil. Ich kenne mich aber relativ gut mit dem Islam aus, da mein Mann Muslim ist, ich einige muslimische Freunde habe, ich beruflich mit islamistischem Extremismus zu tun hatte und ich auch selbst in einem muslimischen Land gelebt habe.

Das Thema ist ja sehr vielschichtig. Wie einige schon schrieben, sind Konvertiten häufig viel strenggläubiger als geborene Muslime. Die meisten Muslime, die ich kenne leben den Islam nicht "streng" aus. Ich selbst bin bekennende Atheistin.

Ich kenne aber auch zwei Musliminnen, die ich als "strenggläubig" einstufen würde. Ich hatte viele interessante Diskussionen mit ihnen. Sie sind sehr intelligent und haben auch viele feministische Ansichten. Sie haben nie versucht, mich zum Konvertieren zu überreden. Die Religion ist ihre Privatssache und sie versuchen nicht diese anderen zu überstülpen. Das macht für mich den grossen Unterschied und grenzt sie (unter anderem) vom Extremismus ab. Sie wollen ihre eigene extreme Lebensart nicht der Mehrheitsgesellschaft aufzwingen, sondern einfach für sich ausleben. Da würde ich bei deiner Tochter genauer hinschauen. Also auch was für einen Ruf die Moschee und Gemeinschaft hat, mit der sie ihren Glauben auslebt.

Du kannst mir auch gerne eine PN schreiben.

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Mich würde es auch ängstigen, dass sie sich für die strenggläubige Variante des Islam entschieden hat. Auf Tiktok ist es auch eine Art Trend, dass junge Frauen Abaya und Kopftuch tragen, aber in den letzten Wochen haben einige dieser Tiktokerinnen das Kopftuch wieder abgelegt. Der Aufschrei, der da jeweils erfolgt, zeigt, dass Tragen wohl doch nicht freiwillig ist, sondern erwartet wird?
Ich würde mir an deiner Stelle auch Sorgen machen, völlig egal um welche Religion es sich handelt, wenn diese strenggläubig/ fundamentalistisch gelebt wird. Ich bin selber in so einem Haushalt aufgewachsen und bin täglich dankbar, dass ich den Absprung geschafft habe und meine Kinder ohne schädliche Glaubenssätze und ohne verschrobenes Gottesbild aufwachsen dürfen. Mir ist erst als Erwachsene das ganze Ausmaß der Gehirnwäsche bewusst geworden. Es hat mir geschadet. Ich verstehe nicht, wie man sich freiwillig in diese enge Welt begibt, die meist Frauen systematisch unterdrückt, völlig unabhängig von der Religionsart. Fundamentalisten egal welcher Religion schenken sich da nichts.
Seid wachsam. Euch bleibt nichts anderes übrig, als eure Tochter zu begleiten und im Gespräch zu bleiben.

Bearbeitet von Kalua1