Hallo an alle.
Zuerst möchte ich sagen, dass ich mich mit dem Thema bereits ausgiebig auseinandergesetzt habe, wir viele viele, teilweise schmerzhafte, Gespräche mit unserem Sohn geführt haben. Mittlerweile reflektiert er sehr und sucht die Fehler nicht mehr bei den anderen, aber inzwischen befindet er sich schon so weit in einer Abwärtsspirale und wir sind mit unserem Latein am Ende.
Mir bricht das Herz, zu sehen, wie sich einer nach dem anderen von ihm distanziert…
Hiermal noch etwas Hintergrund-Wissen:
Er ist 14, ziemlich groß und sehr dünn. Die Diagnose ADS hat er im 6. Lebensjahr erhalten.
Im Laufe der Zeit hat sich noch eine Angststörung dazu gesellt, weshalb wir auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.
Wir haben ein sehr enges und offenes Verhältnis zu ihm.
Er war schom immer ein aufgewecktes Kerlchen, immer gerne der „Bestimmer“ und auch manchmal ein Aufschneider. Allerdings ist er überaus empathisch und sehr humorvoll. Das hat ihm wohl die letzten freundschaftlichen Beziehungen gerettet. Mittlerweile sind aber alle nur noch genervt von ihm, was wir als Eltern auch verstehen können.
Es hat sich herauskristallisiert, dass er eigentlich ein geringes Selbstwertgefühl hat und sich den anderen stets unterlegen fühlt (vor allem körperlich)y Seine einzige „Waffe“ oder seine Art, sich zu wehren, ist sein Mundwerk und da übertreibt er es leider…zu laut, zu derb, zu ungerecht.
Schon kurz nachdem er es ausgesprochen hat, bereut er es und entschuldigt sich, aber inzwischen nehmen seine Freunde seine Entschuldigungen nicht mehr ernst.
Wir wissen einfach nicht mehr, was wir und in erster Linie natürlich ER machen soll, um aus dieser Spirale rauszukommen.
Ihm mangelt(e) es nie an „gegenseitiger Rücksichtnahme“. Er ist zwar ein Einzelkind, aber wir haben schon früh versucht, ihn darauf vorzubereiten, dass er sich einordnen muss.
Er spielt in einer Fussballmannschaft, ist aktiv draußen…
Ich erhoffe mir, hier Gleichgesinnte zu finden, die vielleicht aus ähnlich verfahrenen Situationen rausgefunden haben…evtl. durch Hilfe von Osteopathie/Heilpraktik?
Für jeden (ernsthaften) Tipp bin ich sehr sehr dankbar 🙏🏼
Liebe Grüße
N.
Bin verzweifelt! Mein 14jähriger Sohn ist überall unbeliebt
Gibt es bei euch Angebote vom KJPD, Ergotherapiepraxen oder so für Gruppentraining für soziale Kompetenzen für Jugendliche? Kenne ich bei uns aus grösseren Städten, für Teenies mit ASS oder AD(H)S, wird bei uns (Schweiz) von Krankenkasse oder Invalidenversicherung übernommen und ist aus meiner Sicht ein wirklich geniales Angebot.
Vielleicht gibt es so Gruppen auch im Rahmen von Onlineangeboten?
Vielen Dank für den Tipp, dem werde ich nachgehen!
Hey Melli!
Du beschreibst leider die "klassische ADxS"-Spirale, wenn jemand aufgrund dieser Erkrankung ein Leben lang aneckt.
Wurde er denn behandelt?
Das wäre nun mein Vorgehen: In die Praxis gehen, die die adxs-Diagnose gestellt hat und von der Entwicklung berichten. Dann würde ich um eine passende Behandlung kümmern: ggf Medikation und Verhaltenstherapie oder Ergotherapie.
Liebe Grüße
Schoko
Aktuell wird er „nur“ wg. der Angststörung therapiert, aber wir streben eine Verhaltenstherapie an. Wir werden natürlich alle Tipps beherzigen.
Ich habe selbst adhs und bin Lehrerin.
Zu meiner Erfahrung als Lehrerin: oft sehen die Eltern die Schwierigkeiten der Kinder, winden sich aber wie ein Aal um die Medikation. Die Kinder laufen weiter gegen die Wand.
Zu meiner Erfahrung als ADHS-Patientin: Verhaltenstherapie und Co wirken ohne Medikation nicht. Scheinbar hilft ihm die bisherige Therapie auch nicht (ausreichend).
Die Impulsivität kriegst du ohne Medikation nicht in den Griff und die Konzentration reicht auch nicht für 60 Minuten intensive Gespräche über unangenehme Themen.
Ggf würde ich über eine ASS-Diagnostik nachdenken, weil adxs und ass oft Hand in Hand gehen. Selbst habe ich auch beides.
Es liest sich, als ob es eher dein Problem ist, als seins.
Darum die Frage : Ist sein Verhalten für deinen Sohn WIRKLICH ein Problem? Oder kokettiert er damit ?
Ich will dir nicht zu nahe treten, echt nicht, aber Teenies haben es schon gut drauf Eltern an der Nase rumzuführen.
Zumal er ja, aufgrund seiner Angststörung, professionelle Begleitung hat und er ja an dieser Stelle dieses Thema aufgreifen würde/könnte, wenn es für ihn ein ernstes Problem ist.
Mit seinen 14Jahren hast du ja auch regelmäßig Termine mit seiner Beratung. Hast du es an dieser Stelle schon mal thematisiert?
In der Tat war es für mich ein „großes“ Problem, da muss ich dir recht geben. Und natürlich hat er auch versucht (anfangs) Mitleid zu erhaschen und die Schuld nur bei den anderen zu suchen.
Dafür war ich sehr anfällig, bis es immer offensichtlicher war, dass sich alle distanzieren und es nicht mehr von der Hand zu weisen war, dass „er“ das Problem ist und wie gesagt, mittlerweile reflektiert er sich und möchte es ändern. Nur das WIE ist die große Frage.
Aber DANKE für deinen ehrlichen Beitrag
Hallo,
im Prinzip sehe ich es so, wie Du es auch siehst: Ursache ist das geringe Selbstvertrauen. Dass er Sport in einem Verein macht, ist hier sehr gut!
Ansonsten: viel loben, ihm sagen, wie gut er es meistert, dass man für ihn da ist. Also selbst als Elternteil selbstvertrauen aufbauende, positive Maßnahmen setzen. Zum Beispiel wenn er nach Hause kommt: Ich freue mich, dass Du zu Hause bist. Du bist ein starker Junge.
Es gibt sicherlich auch selbstvertrauen aufbauende Bücher. Die kann man mit ihm sicherlich gemeinsam lesen, oder auch er alleine.
Kannst du ein paar Beispiele nennen, was "derb, laut und ungerecht" ist?
Du sagst, ihm fällt es sofort auf, nachdem es aus seinem Mund gekommen ist? Mein erster Vorschlag wäre, er soll versuchen bis 10 zu zählen, bevor er etwas sagt. Mit 14 bekommt er das vielleicht trotz ADS hin? Dann hat er evtl. die Chance, kurz drüber nachzudenken und es passiert nicht mehr so oft?
Hi,
du schreibst von Freunden, bei denen er aneckt. Wenden sie sich von ihm ab oder geht er ihnen einfach nur manchmal gehörig auf die Nüsse, er kriegt eins auf den Deckel und dann ist wieder gut? Ich habe auch „Nervensägen“ im Freundeskreis und die schon seit Kindertagen. Neben dem „Nerven“ schätze ich aber die guten Eigenschaften und kann mit den ungeliebten gut umgehen und so geht es den anderen im Freundeskreis auch. Bei unserem Großen ist es ähnlich, manchmal muss er mal Abstand von den „Nervensägen“ nehmen und dann ist auch wieder gut. So auch in den Klassen in der Schule. Will sagen, die Sozialkompetenz und Toleranz unter Jugendlichen ist doch häufig höher als man denkt.
Nichtsdestotrotz sehe ich es auch kritisch, bin auch Lehrerin, wenn eine ADS/ADHS-Diagnose derartige Probleme mit sich bringt und dann nicht medikamentös behandelt wird. Damit tut man seinem Kind keinen Gefallen.
Alles Gute!
vlg tina
Das Gefühl der körperlichen Unterlegenheit scheint ein Schlüssel. Da würde ich ansetzen.
Frag doch mal im Fitnessstudio, ob dein Sohn schon trainieren darf. Vielleicht hilft es ihm, buchstäblich in seine Kraft zu kommen.
Vielleicht ergibt sich der Rest von alleine, wenn er sich in seinem Körper wohlfühlt.