Hallo,
mir ist bewusst das hier eher ältere Menschen schreiben die auch Eltern sind aber ich habe mein Anliegen/Problem vor einiger Zeit z.B. bei gutefragen veröffentlicht und die dortigen Antworten haben mir nicht wirklich weitergeholfen.
Es geht um mich und meine ältere Schwester und unser derzeitiges Problem. Jedenfalls sehe ich es derzeit als Problem an. Wir Streiten, klar alle Geschwister streiten sich, aber zwischen uns hat es sich zu einer Atmosphäre entwickelt, die mir mittlerweile auch viel Kraft nimmt.
Ich weiß, ich bin 14, in der Pubertät, kann schnell zickig werden, drehe gerade i-wie durch und mache mir sehr schnell zu viele Gedanken. Aber wenn ich was verbocke, tut es mir auch leid und ich versuche es wieder in Ordnung zu bringen. Leider haben ich und meine Schwester zurzeit viel Streit und wir beide agieren mehr gegeneinander, obwohl ich es so nicht will. Unser letzter Streit der war von Sonntag auf Montag, Anfang der Woche gewesen. Es war schon hysterisch und unser Vater versucht seid längeren mit Mühe zwischen uns zu Vermitteln und uns wieder Näher zu bringen, aber sie Blockt, ich blocke. Wenn ich meine kurze Trotzphase hinter mir habe, überlege ich lange, wie ich es mit ihr wieder besser machen kann, leider erfolglos.
Gute Taten meinerseits werden ihrerseits runtergemacht, z.B. arbeitet unser Vater manchmal länger, ich bin die erste die Feierabend hat, einkaufen geht (wenn nicht schon vorher alles gekauft wurde), zu Hause anfängt zu Kochen (Nudelwasser, Soße vorbereiten, Fleisch anbraten), wenn mein Schwesterschmerz dann kommt, nur abwertende oder blöde Kommentare:
„Hast du dir deine Pfoten gewaschen?“
„Der Topf steht wieder auf dieser Herdplatte, wie oft denn noch, das soll auf dieser stehen.“
Kein
„Oh, wie schön das du schon angefangen hast, warte ich helfe dir gleich.“
Wenn ich mal etwas Wichtiges vergesse oder wirklich etwas vergeige, hält sie mir das ewig vor und zieht mich damit auf. Sie macht sich dann lustig über mich. Um mich zu Rächen hatte ich mich auch mal über sie Lustig gemacht, wo sie ihre Mathearbeit mehr oder weniger verhauen hat. Ich bin da eben die bessere in Mathe, das weiß sie und ich habe mich dann über sie lustig gemacht. Will Abi machen aber für Mathe zu blöd, leider merke ich erst hinterher, wie fies ich zu ihr war und es von mir auch nicht in Ordnung war.
Auch hatte ich ihren 17. Geburtstag der im Mai war vermiest. Erstens, hatte sie für die Schule Muffins gebacken und wollte diese mit ihren Schulfreunden essen. Morgens, neben der Haustür hielt sie diese Runde Box mit den Muffins, es war ein kleines Versehen meinerseits gewesen. Ich hatte nicht richtig aufgepasst und mich mit meiner Schultasche gedreht und ihr ist diese Runde Box mit den Muffins drin auf dem Boden gefallen. Die lagen dann da. Tausendmal hatte ich mich entschuldigt, von ihr kam immer nur was für ein dummes Miststück ich doch sei.
Dann später waren wir wegen der Muffins immer noch am Streiten und der Tag war leider gelaufen. Ehrlich gesagt, fällt mir jetzt gerade wo ich dies hier schreibe ein, dass ich ihr gar nicht gratuliert hatte. Ich hatte ihr auch kein Geschenk oder so gekauft. Daran hatte ich auch nicht gedacht.
Später bei der Feier, ein Teil unserer Verwandten war da und es gab super Essen, war unsere Spannung zu spüren gewesen. Unsere Cousine befand sich zwischen unseren Fronten und rückblickend, tut es mir leid!
Unsere Beziehung war aber nicht immer so gewesen, erst seit letztes Jahr, seid dem unser Bruder für ein Jahr in die USA ein Exchange-Programm mitgemacht hatte. Vielleicht war das ausschlaggebend aber sie war auch davor schon ein bisschen anders.
Vielleicht sollte ich noch etwas von meiner Familie erzählen, um den Hintergrund besser zu verstehen. Ich selber bin (w 14) und habe zwei ältere Geschwister, das Zwillingspaar (w 17, m 17). Meine Mutter ist leider früh gestorben, da war ich 8 Jahre alt. Unser Vater musste natürlich daraufhin für uns alleine sorgen, was er auch sehr gut macht. Wir hatten ein gut strukturierten Plan, jeder im Haushalt hat seine Aufgaben die er auch erledigte.
Da ich viel von Freundinnen höre, was sie bei sich zu Hause für Konflikte mit ihren Geschwistern haben. Dies war bei uns nicht so. Bei uns lief es fast immer harmonisch ab. Das Zwillingspaar hat sich immer um mich mit gekümmert. Mir geholfen, wenn ich Schwierigkeiten hatte. Wir waren sowieso fast immer zusammen. Jedoch ist die geschwisterliche Bindung zu meiner Schwester etwas Tiefer als die zu meinem Bruder gewesen. Nach dem Tod unserer Mutter, übernahm meine Schwester mehr und mehr den Mutterersatz. Ich habe mich damit sehr wohlgefühlt. Sie war immer für mich da, sie half mir bei meiner ersten Periode, beim Styling, bei meinen Haaren, gab mir Tipps, haben viel gekuschelt und unternahmen vieles zusammen.
Jetzt seid über einen Jahr ist dieses Verhältnis aber nicht mehr so. Meine Schwester hat sich verändert und zugegeben ich auch.
Ich liebe meine Schwester, wenn sie Krank ist (hatte vor kurzen erst eine heftige Erkältung gehabt), habe ich ihr ein Tee gemacht und alles Mögliche getan, dass es ihr schnell wieder besser geht, von ihr kam zwar ein Dank aber ansonsten ist sie mirgegenüber distanziert. Als ich dann Anfing mit Husten und Nase lief, glaubt ihr, sie hatte mir einen Tee gemacht?
Es fühlt sich manchmal so an als sei ich ihr vollkommen egal und das verletzt mich so!
Ich weiß nicht mehr weiter...
Tut mir leid das ich hier zu sehr ausgeholt habe. Ich hoffe man kann mir Rat geben.
Vielen Dank
Das mit mir und meiner Schwester
Erstmal finde ich es toll, wie reif und reflektiert du klingst. Wahnsinn! Du bist offenbar ein sehr empathischer Mensch und kannst super reflektieren.
Ganz bestimmt liebt deine Schwester dich! Ihr habt viel zusammen durchgemacht, musstet früh selbstständig werden, das schweißt zusammen. Sie hat sich um dich gekümmert, als du jünger warst. Jetzt bist du in der Pubertät und sie steht kurz vor dem Erwachsenwerden. Das ist keine einfache Zeit, weil da einfach so viel passiert. Jede von euch beiden hat ihre Struggles und kämpft mit sich selbst, aber auch mit dem Prozess des Erwachsenwerdens an sich.
Ich denke, dass es normal ist, wenn man sich in diesem Lebensalter zeitweise nicht ausstehen kann, verletzende Dinge sagt und tut. Das gehört (leider) dazu. Merkt euer Vater etwas von den Spannungen? Falls ja, wie reagiert er darauf? Oder macht ihr alles mit euch selbst aus?
Wenn deine Schwester mies gelaunt ist, versuch dich von ihr abzugrenzen. Lass sie einfach mal links liegen, nicht im Bösen, aber so, dass es dich nicht treffen kann. Und wenn du merkst, dass du gerade verletzt und kurz vorm Platzen bist, dann versuche es so zu benennen, dass du ich-Botschaften sendest.
Ihr schafft das! Es wird auch wieder besser. Und bleib so, wie du bist, du klingst nämlich toll!
Ich hatte gestern versucht auf sie zuzugehen und mit ihr in Ruhe mal zu reden. Ich habe sowieso noch was bei ihr gut zu machen wegen Montag. Jedenfalls fühle ich so, denn seid diesen Streit ignorieren wir uns. So haben wir diese Woche eher wenig miteinander gesprochen. Es hätte gestern auch super gepasst da ich früh zu Hause war und als sie kam, standen wir uns im Flur an der Haustür gegenüber. Es war ein sehr passender Moment wo ich aber leider mein Mund nicht aufbekommen habe. Von ihr nur ein kurzes „Bin da!“, dann sofort im Bad und dann war sie nur noch in ihrem Zimmer, wo ich weiß, dass ich sie da bloß nicht stören darf.
Ich habe mir aber vorgenommen das alles mal jetzt am WE anzusprechen. Wohin geht sie eh nicht, von daher versuche ich es.
Unser Vater merkt, denke ich mal schon die Spannungen. Er meint aber das es normale geschwisterliche Konflikte wären und es nicht so schlimm sei, wie ich es denke. Er appelliert immer an uns, dass wir uns schon wieder vertragen werden. Was aus meiner Sicht aber nicht so wirklich passiert. Unser Zusammenleben ist jetzt keine Kriegszone und jeder hat sein Freiraum, und beim gemeinsamen Mittagessen wird geredet. Nur wir Schwestern reden dann nicht sonderlich viel miteinander. Unsere Konflikte hatten wir immer selbst ausgemacht, nur ich merke wie es von Streit zu Streit immer schlimmer wurde. Sie ist mir gegenüber kühler und distanzierter geworden und sie zeigt keinerlei Interesse mehr an mir oder mein Leben.
Auf der anderen Seite hatte ich mal Interesse gezeigt oder wollte was mit ihr machen, nur geblockt oder Ablehnung. Dabei nerve ich ihr damit jetzt nicht jeden Tag das man mal etwas zusammen macht. Ich habe meine Hobbys, sie hat ihres, ihre beste Freundin, aber Größenteils hängt sie zu Hause ab.
Handgreiflich sind wir bis jetzt nie geworden und ich glaube zu so was kommt es auch nicht. Da fehlt uns beiden die Mentalität zu. Aber wenn es mal Streit gibt, je nachdem wird sich richtig angeschrien. Ich merke aber wie mir da meine Kraft mehr verloren geht. Es ist Anstrengung pur.
Mein Bruder war auch mein Vaterersatz und mit meiner Pubertät wurde es ebenfalls schwierig zwischen uns beiden.
Sieh das doch mal so: In der Pubertät lösen sich Eltern und Kind voneinander. Das ist richtig und wichtig. Deine Schwester und du müsst euer Verhältnis neu klären, sie muss einsehen, dass du erwachsen wirst, du musst einsehen, dass sie eben nicht immer liebevolle Mutterfigur ist. Irgendwann werdet ihr euch auf Augenhöhe wiedertreffen.
Da bin ich mir sicher, weil du soooo wahnsinnig reif und toll und liebevoll schreibst.
Das wird schon. Bleib wie du bist, reich ihr weiter die Hand nach diversen Streits und vertrau auf eure Liebe zueinander.
Deine Schwester und du habt ja schon viel durchgemacht.
Ich finde es toll, wie selbstständig du bist, dass du für die Familie kochst und dich kümmerst. Das machen sehr wenige 14-jährige.
Du schreibst, deine Schwester war / ist ein bisschen dein Mutterersatz. Das war für sie bestimmt auch nicht immer einfach, schon so jung eine so große Verantwortung zu übernehmen.
Jetzt ist sie 17 und du 14. Du bist schon sehr selbstständig, jetzt kann sie auch ein wenig wieder von ihrer "Mutterrolle" weggehen und einfach nur ein Teenager sein.
Ich verstehe, dass du diesen "Mutterersatz" vermisst, aber deine Schwester hat es auch verdient, einfach mal "nur" deine Schwester sein zu dürfen.
Auch ist es für sie bestimmt nicht einfach, wenn ihr Zwillingsbruder jetzt weg ist. Zwillinge haben ja nochmal ein sehr enges Verhältnis - und immerhin, wenn er da war, dann war sie nicht "allein" die Älteste, die auch mehr Verantwortung übernommen hat.
Rede mit deiner Schwester. Sag ihr, wie sehr sie dir geholfen hat, als sie sich in ihrer "Mutterrolle" unterstützt hat. Und lass sie jetzt einfach nur "Schwester" sein. Albert zusammen herum, schaut euch einen schönen Film an, macht euch die Haare / Fingernägel - was euch eben so Spaß macht.
Aber für "Elternprobleme" ist dein Vater zuständig. Wenn du also Probleme in der Schule hast, oder krank bist, oder Stress mit Freunden hast - da ist dein Vater der erste Ansprechpartner.
Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute! Du bist ein starkes Mädchen!
Ich merke, sie wird unabhängiger, kapselt sich mehr ab und macht ihr eigenes Ding. Vorher haben wir alles immer besprochen, viel zusammen geplant auch zu zweit ohne unseren Bruder. Das hätte ich gerne wieder. Natürlich verändern wir uns ich bin jetzt viel selbstständiger und brauche nicht mehr diese Hilfe wie früher. Nur wenn ich zu meiner Schwester gehe und etwas mit ihr machen möchte, denkt sie wohl, ich brauche sie als Mutterersatz. Auf der anderen Seite bevormundet und kritisiert sie mich immer in allem, was ich tue. Wie zum Beispiel beim Kochen. Ich weiß wie man was macht und wie lange was kochen muss, sie spielt sich bei solchen Sachen aber auch so auf.
Natürlich würde ich es schön finden mal wieder so zusammen abzuhängen wie früher oder nur mal wieder so 50% dahin kommen wo wir damals mal standen. Ich will dieses innie Verhältnis wieder.
Ich akzeptiere und verstehe, dass sie jetzt mehr meine große Schwester sein muss und nicht mehr die großen Mutterpflichten haben will. Ich gebe zu das ich in der Vergangenheit bei Problemen erst zu meiner Schwester gegangen bin als zu unsern Vater. Dies tue ich seit diesem Jahr auch da unsere Beziehung gefühlt ins Bodenlose hinabgerutscht ist. Ich denke mir aber, dass sie meine große Schwester auch sein soll und nicht immer so arschig zu mir ist. Ich will keine Schwester, gegen die ich immer kämpfen muss sondern will ihre freundliche liebe Seite haben.
Auf jeden Fall haben mir die Antworten hier Mut gemacht. Ich versuche an diesem WE mal mit ihr in ein Gespräch zu kommen um sich mal auszusprechen.
Ich finde extrem toll, wie Du für Deine 14 Jahre so reflektierend schreiben kannst.
Was ich lese, ist ganz viel "Selbstwahrnehmung" vom Verhalten Deiner Schwester und Deine starke Eigenbewertung dieser Vorfälle.
Und es ist halt nunmal so, dass man in der Pubertät im Hirn eine Baustelle hat. Und eben alles zu krass wahrnimmt, überbewertet usw....
Auch neigt ein Gehirn dazu, negative Dinge mehr zu merken, also positive. Das kommt in der Pubertät dann eben total krass und belastend auf die Seele und den Verstand.
Du musst aber auch wissen, das die Pubertät mit 17 noch nicht rum ist. -- Deine Schwester ist zwar weiter, aber immer noch nicht "fertig".
Du reflektierst sehr viel.
Vielleicht bist Du in der Lage, innerlich mehr Abstand zu gewinnen. Dir selbst klarzumachen, dass das keine tiefgründigen Persönlichen Differenzen sind, sondern blöde oberflächliche kleine Halbsätze, die man sich eben leider viel zu oft, viel zu arg, zu Herzen nimmt.
Versuche in so nervigen Situationen durchzuatmen und die Situation oder einen blöden Halbsatz einfach an Dir vorbei ziehen zu lassen. Versuche, das nicht so tief in Dich rein zu lassen und halte Dir selbst immer und immer wieder vor, dass das "nur" die Pubertät ist, -- Oberflächlichkeiten, -- und kein tiefgründiger, persönlich gemeinter Streit.
Meine Schwester ist 9 Jahre älter. Ich war immer die kleine.
Inzwischen erwachsen sehe ich mich bis heute oft in dieser Situation, wo ich als die jüngste nicht für voll genommen werde. Oft nicht wirklich böse gemeint. -Einfach gewachsene Rollenverteilung. --- Den Sprung, mich als intelligente, voll erwachsene Frau zu sehen, haben meine Mutter als auch meine Schwester niemals richtig hingekriegt. -- Ich musste lernen, das nicht zu persönlich werden zu lassen, -sonst hätten wir Stress in der Familie. - Das will ich nicht.
Ich kann dir nur raten, genau wie Du Deine Selbstwarhnehmung reflektierst, - zukünftig auch das Verhalten der Schwester mit mehr Abstand zu sehen und eben nicht persönlich zu nah an Dich ran zu lassen.
Das ist sauschwer.
Aber wenn man sich dieser Tatsache mal bewusst ist, kann man es im Alltag hier und da einfach versuchen.
Ein erster Schritt wäre, "alte Geschichten" von Deiner Seite her zu vergessen. Dass Deine Schwester das noch nicht kann, ist doof. - aber da sollte es irgendwann hin.
Alles Gute Dir.
Du hast schon einen Riesen Schritt gemacht, das so für Dich umfassend zu reflektieren.
In der Vergangenheit habe ich mich immer sehr auf sie verlassen. Ich bin immer erst zu ihr gegangen, wenn was war, egal was. Ist vielleicht klar, dass sie mich jetzt nicht so für voll nimmt, obwohl ich selbstständiger geworden bin. Unser Vater ist da anders, er sagt immer das es toll ist wie ich das mache. Er lässt mich vieles alleine machen. Früher hatte er mich zum Hobby gefahren, jetzt fahre ich mit dem Bus. Bei meiner Schwester ist es so, egal was ich mache, sie hält mir immer ihren Spiegel vor und egal wie gut ich was mache, es kommt Kritik. Manchmal frage ich mich, ob sie mir überhaupt vertraut.
Es ist schwer zu differenzieren, meine Schwester kann auch provokant sein. Sie weiß natürlich alles von mir, meine Schwachstellen, wo ich richtig allergisch reagiere. Mich kann man leider schnell zum eskalieren bringen, dafür komme ich relativ schnell wieder runter, während meine Schwester länger sauer ist.
Du bist wahnsinnig reflektiert.
Ist deine Schwester das auch?
Und: könnt ihr so offen, wie du hier schreibst, auch miteinander reden?
Das Letzte ist am schwersten.
Ich sehe bei meinen Kindern (ein paar Jahre jünger als ihr), dass die Zeitpunkte dafür oft nicht zusammen passen.
Hier ist es auch oft die jüngere Schwester, die sich sofort tausend Mal entschuldigt, wenn sie was verbockt hat. Die Große geht in dem Moment aber gerade noch in die Luft und jede Entschuldigung macht es nur schlimmer - denn es ist ja einfacher, auf einen Schuldigen zu schimpfen als großmütig das Unglück zu verzeihen, wenn es wirklich so heftig ist.
Irgendwann kommt die Große hier auch wieder runter. Aber bis dahin hat sich die Jüngere ja schon tausend Mal entschuldigt und meint, es reicht langsam. Und außerdem wurde sie zwischenzeitlich auch heftig beleidigt, weil sie sich ja selbst pausenlos in die Schußlinie geworfen hat 😉
Vielleicht ist die, nennen wir es mal "Ausbocken- und Regenerieren-Phase" bei deiner Schwester länger als bei dir?
Und dann:
Du wirst älter.
Mit 10 Jahren hat es dir vermutlich gereicht, wenn deine Schwester mit dir gekuschelt hat, dein selbst gemaltes Bild gelobt hat usw.
Du sagst selbst: Mutterersatz...
Nun wirst du wirklich selbstständig, kannst kochen, einkaufen... und willst wie jeder Mensch dabei gesehen werden.
Aber da stößt deine Schwester an ihre Grenzen! Denn sie ist eben nicht deine Mutter.
Ich(!) lobe meine Töchter hier dafür, wenn sie wichtige Dinge für uns alle erledigen. Gegenseitig buhlen sie eher darum, wer das besser macht oder mehr macht. Und das kann dann auch schon mal in eine Richtung gehen "ey, wie machst DU das denn...?!"
(Übrigens sind auch mein Mann und ich uns manchmal nicht ganz einig, ob wir uns nun gegenseitig für solche halb-selbstverständlichen Dinge loben oder das so hinnehmen, ob wir uns gegenseitig kritisieren oder schweigend drüber hinwegsehen...
Das sind so die normalen Reibereien, wenn mehrere Personen gleichberechtigt einen gemeinsamen Haushalt führen.)
Ich könnte mir vorstellen, dass ein gutes, intensives Gespräch mit deinem Vater euch ein Stück weit voranbringt.
Vielleicht sogar geplant zu dritt, vielleicht aber auch erstmal alleine.
Vielleicht reicht es schon, wenn ihr euch gemeinsam klar macht, was eigentlich fehlt.
Eine Mutter fehlt in eurer Familie, nun ist vorübergehend auch der Bruder abwesend.
Ihr sollt und könnt nicht alles gegenseitig auffangen, was dem Einzelnen fehlt. Aber mal in Ruhe drüber reden, vor allem auch mit eurem Vater und mit ordentlich Abstand zur konkreten Streitsituation wird sicher nicht schaden.
LG
Übrigens kannst du dich - ich weiß ja nicht, wie das damals begleitet wurde - auch 6 Jahre nach dem Tod eurer Mutter noch an Trauerbegleiter wenden oder dir eine psychologische Beratung verschreiben lassen.
Denn es klingt ja schon ein wenig an, dass deine Schwester da Aufgaben übernommen hat, die sonst eure Mutter ausgefüllt hätte.
Solche Begleiter sind, auch wenn sie so heißen, nicht unbedingt (nur) für konkrete Trauer zuständig sondern auch für ganz praktische Lebensdinge und Beziehungen, die sich eben verändern und können helfen, Dinge zu sortieren.
Das kannst du für deine Stadt googlen - man muss immer die Wörter Jungend und Trauer mitgooglen, dann findet man was, auch wenn das nicht ganz das akute Problem trifft.
Ich habe mich in letzter Zeit viel mit dem Thema Geschwister auseinandergesetzt. Habe im I-Net geguckt was es so alles dazu gibt. Geschwisterkonflikte auch bei meiner Freundin die 2 ältere Schwestern hat, mit der sie überhaupt nicht kann, hatte ich viel über das Thema geredet.
Die Situation bei deinen Töchtern so ähnlich ist es auch bei uns. Ich entschuldige mich sofort und denke dann eine weile später, das es ja auch reichen muss. Denn wenn ich lange warte und mich erst dann entschuldige, würde mir das mein Gegenüber nicht gut aufnehmen, wenn die Entschuldigung lange auf sich warten lässt. Ich glaube nicht, dass meine Schwester richtig nachtragend ist aber sie verzeiht nicht so schnell. Zugegeben an dem Streit Anfang der Woche war auch ich schuld. Sie hatte mir die letzten Wochen einiges reingewürgt. Es hatte sich über längere Zeit in mir angestaut und das kam Sonntagabend raus. Ich habe ihr alles Mögliche vorgeworfen, auch dass sie eine schlechte, miese Schwester sei. Da ist noch eines passiert was ins Private geht aber es war nicht in Ordnung von mir. Seid dem, haben wir uns die gesamte Woche ignoriert und ich hoffe, ich bekomme sie an diesem WE mal zum Aussprechen.
Was das Thema reflektieren angeht, ich glaube, sie ist es weniger als ich, kann es aber auch, denke ich. Wir haben die letzten Monate kaum offen miteinander geredet. Es wird sich auch nicht die Zeit dafür genommen, etwas was ich ihr auch vorgeworfen habe. Ich bemühe mich es so wieder werden zu lassen wie vorher, und sie gibt mir immer den Laufpass. Klar, darf ich sie jetzt nicht mehr als Mutterersatz sehen, sondern als große Schwester. Aber dann denke ich mir, sei auch meine große Schwester und kämpfe nicht gegen mich, mach mich nicht bei allem, was ich tue runter, mach mich nicht immer so fertig. Ich will, dass wir Schwestern sein, die sich unterstützen und nicht gegeneinander sind. Was ich alles von meiner Freundin über ihre Schwestern gehört habe, das will ich so nicht mit meiner haben. Ich will nicht, dass sie mich hasst und mit mir nichts mehr zu tun haben will. Das werde ich ihr auch sagen.
Das mit der psychologischen Beratung behalte ich mal im Kopf. Hier bei uns gibt es Jugendtherapeuten, wo auch meine Freundin mal gewesen ist wegen Familienproblemen. Ich weiß nicht, ob mein Vater das ernst nimmt, er sieht das Problem mit mir und meiner Schwester jetzt nicht so ernst.
Du liebe Graubusch, da habt ihr schon sehr viel durchmachen müssen!
Wenn ich richtig rechne, war deine Schwester erst 11 Jahre alt, als sie nach dem Verlust eurer Mama in die Mutterrolle schlüpfte? Wahnsinn. Und eigentlich hat sie das trotz allem ganz gut gemacht?
Liebes, es ist okay, wenn deine Schwester jetzt ihr Pubertät sozusagen etwas nachholt. Es kann durchaus sein, dass du emotional schon etwas reifer bist als sie, einfach weil du als kleine Schwester mehr behütet wurdest.
Deine Schwester liebt dich über alles. Sie verletzt dich niciht absichtlich. Sie muß jetzt einfach erst mal selbst erwachsen werden und nicht nur funktionieren. Trotzdem tut es dir weh, das ist mehr als verständlich.
Such dir Hilfe. Die hättet ihr vor Jahren schon alle gebraucht, aber bessr jetzt, als nie.
Vielleiicht solltest du auch mit deinem Papa reden. Er hat nach dem Tod eurer Mama sicher selbst sehr getrauert und darüber ein wenig vergessen, wie sehr ihr Kiinder ihn braucht.
Alles Gute euch tapferen Menschenkindern!