Hallo zusammen.
Da ich gerade etwas durch den Wind bin, wende ich mich an euch.
Kurz zu unserer Situation:
Mein Ex-Mann hat sich kurz vor Weihnachten 2015 getrennt. Seit 2017 sind wir geschieden. 2022 ist er rund 700km ans andere Ende von Deutschland gezogen. Wir haben zwei Kinder zusammen, die mittlerweile knapp 16 und 13,5 Jahre alt sind - voll in der Pubertät.
Seit Mitte 2017 habe ich einen neuen Partner. Gemeinsam noch zwei kleine Kinder (2,5 und gerade 1).
Heute beim Kaffeetrinken machte mich eine Situation völlig sprachlos. Ich weiß noch immer nicht, wie ich am besten damit umgehen soll.
Wir saßen alle zusammen - wegen dem Geburtstag von K4 waren auch meine Mutter und die Eltern plus Schwester meines Partners mit da. Irgendwie sind wir im Gespräch auf "Wünsche erfüllen" gekommen. Da meinte K2 (13,5), dass xy (mein Partner) viel mehr Papa für sie ist als ihr leiblicher Vater, denn der würde ja nie ihre Wünsche erfüllen, aber xy schon.
Ja, wir versuchen schon, Wünsche zu ermöglichen - Spieleabend, Filmeabend, schöne Klamotten für eine Feier, Ausflüge, etc. - So Kleinigkeiten halt. Aber eigentlich meist eben fast schon normale Dinge, die selbstverständlich sein sollten.
Die Mutter meines Partners fragte dann überrascht nach, wie K2 das meint. Darauf ihre Antwort: "Wenn ich mal einen Wunsch äußere, dann sagt der nur Nein. Wenn wir bei ihm sind und ein Eis wollen, müssen wir es alleine bezahlen. Außerdem meinte er, ich brauche in den nächsten Sommerferien eh nicht mehr zu ihm kommen." Wumm, alle komplett geschockt. Das mit dem Eis war mir bekannt, deshalb gebe ich den beiden für die Zeit bei ihrem Vater immer etwas Geld zusätzlich mit - fast als würden sie ins Ferienlager fahren. Aber der Spruch, dass K2 eh nicht mehr zu ihm kommen braucht...
Ich muss dazu sagen, K2 versucht immer eine Egal-Einstellung und bisschen Desinteresse nach Außen zu zeigen - Emotionen will sie nicht so gerne zeigen. Schulisch und patchworkfamilienintern läuft alles problemlos und K2 hat gute Freundinnen und ist so gesehen unauffällig - bis auf kleinere pubertätsbedingte Zickereien. Aber DAS hätte ich nicht vermutet. K1 hat es dann auch noch bestätigt, dass mein Ex-Mann es wortwörtlich so zu K2 gesagt hat.
Er hat die zwei die letzten drei Jahre im Schnitt nur 15 Tage jeweils in den Sommerferien gehabt.
Jedenfalls: K2 ist dann vom Tisch aufgestanden und raus. Mein Partner hinterher. Ich habe ihn zu ihr gehen lassen, weil die beiden eine gute - fast schon Vater-Tochter-Bindung haben. Wir anderen sind förmlich in Schockstarre erstmal sitzen geblieben.
Nach ein paar Minuten kam erst mein Partner wieder zurück und dann K2. Sie versuchte wieder fröhlich mit den zwei kleinen zu spielen - fast so, als wenn nichts wäre.
Als alle anderen gegangen waren und die Kinder schliefen, sagte mir mein Partner, was ich schon vermutet habe: K2 hatte bitterlichst geweint. Natürlich lässt es sie nicht kalt. Und ich frage mich - wie auch die anderen - wie man als Elternteil nur so etwas zu seinem Kind sagen kann.
Nun überlege ich, wie ich K2 da emotional beistehen kann, ohne sie in Verlegenheit zu bringen. Aber mir bricht es das Herz, dass sie scheinbar still leidet.
Wie würdet ihr reagieren?
Mit meinem Ex-Mann brauche ich nicht reden - der macht keine Fehler. Für ihn zählt auch nur seine Sichtweise und nur seine Lösungsmöglichkeiten sind die richtigen. Es gab da schon mehrere Diskussionen, die aber zu nichts führten, weil er keine Kompromisse eingeht.
K1 will definitiv nächste Sommerferien nicht mehr zu ihrem Vater, weil K2 ja nicht mit soll. Aber trotzdem macht es doch etwas mit einem Kind - erst recht in der Pubertät.
Entschuldigt bitte den langen Text, aber es beschäftigt mich gerade sehr.
Wünsche allen noch einen schönen Abend.
Teenager emotional auffangen - wie am besten vorgehen? (Sehr langer Text)
Habe ich das richtig verstanden, dass die Kinder NUR in den Sommerferien bei ihrem Vater sind? Sonst gar nicht?
Wie ist dieser Satz gefallen? War es vielleicht im Streit? Manchmal sagen Eltern ja so Dinge, wenn sie ihre Kinder gerade auf die Palme bringen...
Ich würde der Sache nochmal genauer nachgehen.
Hat er es wirklich so gemeint?
Auch wenn du sagst, mit deinem Ex brauchst du nicht zu reden - ich finde du solltest es tun und diese Sache klären.
Ist ja keine Kleinigkeit.
Wie schön, dass deine Kinder deinen neuen Partner haben und sich so gut mit ihm verstehen.
Ja, ganz richtig verstanden. Er hat die beiden nur in den Sommerferien. 2022 waren es noch 21 Tage, 2023 dann schon nur noch 14 Tage und 2024 jetzt 10 Tage.
Er sagt den beiden auch ins Gesicht, dass er ja seinen Urlaub zum Erholen benötigt, da kann er sie nicht länger nehmen.
Und wenn die beiden bei ihm sind, dann sind sie auch zum Großteil der Zeit sich selbst überlassen, weil der Vater Zeit mit seiner Freundin verbringen möchte, die die beiden Kinder nicht kennenlernen will, oder werden zum Pakete einpacken mit rangezogen. Der Vater hat neben einer Arbeitsstelle als Angestellter noch eine Nebenselbständigkeit mit Online-Verkauf.
Ich habe heute früh noch mal nachgefragt, weil ich die Nacht auch gegrübelt habe: Der Satz kam, weil K2 gesagt hatte, dass sie ja eh schon so wenig Zeit miteinander haben und er dann auch noch zu seiner Freundin fährt anstatt mit seinen Kindern etwas zu unternehmen. Und sie hätte keine Lust, ständig alleine rumzusitzen (der Vater wohnt in einem sehr kleinen Dorf).
Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass man sich so einen Spruch denken kann, aber niemals äußern darf.
Da werde ich nochmal das Gespräch suchen.
Ok, das ist natürlich schon krass, dass er da immer weniger Zeit investiert.
Traurig.
Aber zum Glück haben deine Kinder ja auch deinen Partner, mit dem sie sich scheinbar gut verstehen.
Das ist gerade in der Pubertät, wo ja eh alles instabil ist, natürlich eine heftige Nummer. Ich denke du kannst nichts anderes tun, als du eh schon machst. Für sie da sein und ihr ein stabiles, liebevolles Umfeld bieten. An der Situation beim Vater wirst du nichts ändern können. Frag sie doch mal, ob sie sich vorstellen könnte das Ganze therapeutisch aufzuarbeiten (also nicht die eine Situation, sonder die gesamte Vater/Tochter Beziehung), damit sie das nicht als Ballast ihr ganzes Leben ausbremst.
Danke für die Idee mit der Aufarbeitung. Ich werde es mal vorsichtig anbringen.
Hallo Pinco,
dass du durch den Wind bist und deine Kinder auch ist absolut verständlich!
Trotzdem finde ich es gut, dass die Tatsachen jetzt ans Licht gekommen sind.
Ob ein Gespräch mit deinem Ex etwas bringt wage ich zu bezweifeln, er wird sich vermutlich nicht ändern und auch nicht plötzlich ein wirklicher Vater sein.
Ich frag mal dumm: Habt ihr geteiltes Sorgerecht? Zahlt der Erzeuger Unterhalt? Gibt es Großeltern von dieser Seite, ggf. nennenswertes Vermögen, auf das die Kinder im Erbfall Anspruch haben? Ich frage nicht, weil ich das wissen will, sondern weil mir spontan der Gedanke kam, dass ihr evtl. über eine Adoption nachdenken könnt, also dass der Herz-Papa auch formal der Vater wird. Falls das für euch überhaupt in Frage kommt, bitte nicht falsch verstehen.
Wenn das gar kein Thema ist - sorry. Falls doch, ist es sinnvoll, die Situation zuerst nur mit einem Fachanwalt zu besprechen. Also im Vorfeld nicht mit dem Ex und nicht mit den Kindern.
Wie gesagt, mir fiel dieser Gedanke jetzt ins Herz - ist vielleicht ganz und gar abwegig.
Alles Gute euch!
Guten Morgen.
Ja, natürlich ist es gut, wenn es raus kommt - so kann ich den beiden besser helfen.
Du sprichst Dinge an, die bei uns wirklich schon Thema sind. Da mein Partner selbst keinen Kontakt zu seinem Erzeuger hat, steht die Erwachsenenadoption bei ihm im Raum. Das hatten die zwei großen Mädels mitbekommen und sind von der Option angetan. Da muss der leibliche Vater nämlich nicht zustimmen.
Da die zwei großen ehelich geboren sind, haben wir das gemeinsame Sorgerecht. Da gab es glücklicherweise bis jetzt auch keine Probleme. Unterschriften habe ich entweder bekommen oder nicht gebraucht.
Mein Ex-Mann zahlt keinen Cent Unterhalt. Wenn auch K2 18 wird, fällt der Unterhaltsvorschuss komplett weg. Dann müssen wir eh alles finanziell alleine stemmen.
Vom leiblichen Vater her gibt es eine Oma, die aber wenig Interesse zeigt. K2 ist auch bei der Oma sehr enttäuscht gewesen, da es vor ca 6 Jahren (da war K2 gerade 7) zu einem unschönen Zwischenfall kam: Die Oma hatte an ihrem Schlafzimmerfenster ein Wespennest, aber kein Fliegengitter als Schutz. Da es Sommer war, stand das Fenster nachts auf. K2 stand von ihrer Luftmatratze auf, weil sie aufs Klo musste. Als sie sich wieder hinlegte, legte sie sich auf eine Wespe. Die stach natürlich zu. Die Oma, die mit im Zimmer geschlafen hatte, machte gar nichts, sondern sagte, dass sich K2 nicht so anstellen soll.
Beide Mädels wollen auch nicht für ihren Vater mal finanziell aufkommen müssen, wenn er ins Pflegeheim kommt.
Erbe ist von meinem Ex-Mann nicht zu erwarten - er lebt nach dem Motto "Geld muss arbeiten." und spart nichts. Da müssten die Mädels sogar noch die Beerdigung selbst zahlen, weil er nicht vorsorgt.
Die Oma hat ein großes Haus mit enormen Sanierungsrückstau. Dazu habe ich mich schon anwaltlich beraten lassen, falls mein Ex-Mann auf die Idee kommt, das Erbe für sich auszuschlagen, aber für die Mädels (die dann nachrutschen) nicht auszuschlagen. Ich traue ihm diesen Schritt zu und dann Forderungen stellen - neues Dach, neue Heizung, neue Elektrik, neue Fenster und Türen, neue Fassade,...
Die Eltern von meinem Partner haben die zwei großen von Anfang an liebevoll angenommen und machen keine Unterschiede zwischen ihnen und den kleinen. Meine Schwiegermutter in spe sagte mal, dass es eingekaufte Enkel sind. Die beiden bekommen Geschenke zum Geburtstag, Weihnachten, Ostern und Kindertag. Von der Seite ihres Vaters bekommen sie nichts. Da wird sogar der Geburtstag mal vergessen und erst paar Tage später angerufen.
All diese Dinge bestärken die zwei großen darin, den Weg der Erwachsenenadoption zu gehen, sobald K2 18 ist.
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Ich denke der Vater sagt so etwas nicht, weil er sie gerne öfter bei sich hätte? Quasi als Selbstschutz, weil er weiß, dass die es bei euch besser hat?
Von daher würde ich mich auf die 'neue' Familie konzentrieren, und den Vater im Hintergrund verschwinden lassen. Eure Kinder sind ja schon groß, redet, erklärt lasst die Mädchen entscheiden und seid weiter für sie da.
Vielen Dank für deine Sichtweise.
Aber er nimmt die beiden ja auch nicht, wenn sie es ihm anbieten - bspw Herbst- oder Winterferien. Da hat er die letzten Jahre ja auch schon gesagt, dass er das nicht möchte.
Und er wohnte nach der Trennung noch 6 Jahre 15km von uns entfernt, wo er die Möglichkeit gehabt hätte, sie öfter zu sehen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Da hat er sie maximal von Freitag Abend bis Sonntag Nachmittag genommen - aller 3 bis 4 Wochen. Da war es in den Ferien nicht möglich, die beiden mal ein paar Tage am Stück bei sich zu haben.
Nein, ich kann mir daher Selbstschutz nicht vorstellen. Schon in der Ehe war er auf sich bedacht und wollte seine Ruhe zum Ausspannen haben.