Ich habe zwei Teenies. Mein Sohn, 19, schon immer pragmatisch, klar, logisch, effizient. Meine Tochter, 16, chaotisch, sprunghaft, kreativ, ambivalent.
Das Zimmer von meinem Sohn kann betreten werden. Ja, es liegt Wäsche auf dem Boden und ja, ich gönne ihm frische Luft, wenn ich den Raum betreten, aber für einen Teenie schon okay.
Im Zimmer meiner Tochter ist kein Durchkommen, alles liegt auf dem Boden, gefühlt ist nichts in den Regalen oder im Schrank. Geliehene Dinge ( Scheren, Tesafilm, Eddings etc) verschwinden in diesem Raum, wie in einem schwarzen Loch. Ich habe schon ein "Ausleihverbot" verhängt, wenn sie wagt mit " meinen" Sachen ihr Zimmer zu betreten. Einmal im Monat zwinge ich sie zum aufräumen, aber gefühlt 20 Sekunden, nach dem putzen/ wischen, wenn sie den Raum betritt, ist es wieder da, das absolute Chaos.
Ich brauche jetzt keine Tipps, wie ich sie zu mehr Ordnung bewegen kann. Ich möchte wissen, was in Ihrem Teeniehirn vor sich geht. Warum ist das Zimmer von mein Sohn nicht wie das meiner Tochter? Warum umgibt sie sich mit Chaos? Was sagt die Psychologie dazu ? Ich finde nichts richtiges zum Thema. Nur ein paar Blogeinträge, in denen es lapidar heißt: Chaos im Zimmer ist gleich dem Chaos im Kopf - ja toll, ist mir zu wenig Information. Ich meine auch mein Sohn hat eine Pubertät, also Chaos im Kopf, aber doch so anders.
Wer kann mir helfen, mir ein paar brauchbare Links schicken ? Danke.
Die Psychologie hinter der jugendlichen Unordnung gesucht
Mein Tipp: Abwarten und einfach akzeptieren - deine Tochter wird sich ihr Zimmer in Zukunft neu gestalten und aufräumen.
https://ordnungsliebe.net/ordnung-teenager/#h-ordnung-und-teenager-ommmmmmm
https://www.derstandard.de/story/2000099965356/teenager-im-chaos-ueber-stinkesocken-und-stolperfallen
Danke, soetwas habe ich gesucht. 👍
Es gibt verschiedene "Ordnungstypen".
Ich kann dir die Videos von "Clutterbug" empfehlen.
Nach ihrer Theorie gibt es vier verschiedene Typen, für die es verschiedene Ordnungssysteme gibt.
Man unterscheidet zwischen visuellen Typen und nicht visuellen Typen, sowie zwischen Makro- und Mikroorganisatoren.
Visuelle Typen lassen alles draußen liegen, weil es für sie "aus den Augen, aus dem Sinn" ist.
Wenn sie also den Tesa in die Schublade räumen würden, dann vergessen sie, dass sie ihn haben und kaufen dann einen neuen Tesa. Daher lassen sie ihn draußen liegen, wo sie ihn (in ihrem Chaos) wieder finden.
Man kann für visuelle Typen auch Ordnungssysteme anbringen, die aber "offen" sind.
Pegboards, Klemmbretter über dem Schreibtisch....
Hier mehr dazu:
https://clutterbug.me/
Pahaha, da gibts ganze Videos zu? Sehr cool, danke für den Tipp 👍👍👍
Gesendet mit Tesa neben mir. Auf dem Küchentisch. 🤣 Nicht gelogen, der liegt da wirklich 🤣
...bis Schwiegermutter vorbeikommt. Die räumt alles(!) in die erstbeste Schublade. Die erstbeste!! Alles, einfach alles, egal was, in eine Schublade! Und zwar jedes mal eine andere Schublade. Und wenn ich frage, hast du meinen Tesa gesehen? Sagt sie: oh ja, den hab ich irgendwo hin geräumt. Frag mich bloß nicht mehr wo 😳😱😱😱😱😱😑
Gesendet, nachdem ich nach unfassbaren vier Wochen intensiver Suche die Impfpässe der Hunde wieder gefunden hab. In der Sockenschublade meines Mannes, ganz unten 😵💫 bis Schwiegermutter "aufgeräumt" hat, lagen auch die auf dem Küchentisch. Da hätte ich sie sofort gefunden, direkt neben dem Tesa😜
Jaja - da gibt es eine ganze Menge an Videos.
Suche am besten zuerst nach "organizing styles clutterbug" oder "what clutterbug are you".
Mir hat das sehr geholfen.
Ich würde da einfach sagen: Überforderung und (fehlende) Routinen.
Man ist gewohnt, bspw. einfach etwas fallen zu lassen oder an den nächstbesten Platz zu legen (weil man von der Schule k.o. ist, gerade anderes im Kopf hat, müde, gestresst etc.) und dann kommt das nächste dazu. Dann sieht man irgendwann das Chaos und hat das Gefühl, das Aufräumen würde so lange dauern, dass man gar nichts schafft. Irgendwann ist das Chaos zu groß und man lässt es gleich bleiben.
Hat man dann mal aufgeräumt, fällt man aber in seine alten Routinen zurück, weil man eben nicht gewohnt ist, die Wäsche in den Schrank zu räumen, sondern da abzulegen, wo man sie ausgezogen hat - und von da ggf. morgens auch wieder anzuziehen.
Man bräuchte also nach und nach einzelne Routinen, die man einübt und dann so lange bewusst weiterübt, bis sie normal geworden sind.
Was auch helfen kann, ist ein Wäschekorb oder Kasten: Da kommt alles vom Boden oder vom Bett oder wo immer sich etwas sammelt rein.
Am besten jeden Abend, aber realistisch, wenn er voll ist oder jeden Samstag, räumt man ihn aus: Alles in Kategorien sortieren (Wäsche, Müll, Schulsachen etc.) und die Kategorien dann wegsortieren. Notfalls klebt man Etiketten (vom Etikettiergerät) mit Kategorien an die Schrank- und Regalfächer: Schule: Bücher, Unterwäsche, T-Shirts etc. - damit man nicht jedes Mal überlegen muss, was wohin kommt.
Dazu hilft es, wenn die Fächer nur zu 80% gefüllt sind, damit nicht das Bild entsteht "das Fach ist ja voll, die Sachen müssen also wieder auf den Boden".
Vorteil: Alle Oberflächen sind optisch frei, weil alles im Wäschekorb ist, das noch nicht eingeräumt wurde (oder aufgeräumt). Man kann also auch schnell saugen oder wischen.
Dann stellt man sich ggf. den Timer auf 5 min: Korb ausräumen, Kategorien auf dem Boden bilden. 5 min: Müll wegbringen. 10 min: Wäsche falten. 5 min: Schmutzwäsche zur Waschmaschine bringen. 5 min: Hefte/ Bücher sortieren. 5 min: Hefte in die Schultasche, Bücher ins Regal stellen.
Damit fällt die Überforderung weg, dass alles unordentlich ist und man nicht weiß, wo man anfangen soll, man sich aber ausruhen möchte und also weiter Sachen benutzt.
Bestenfalls füllt man den Korb morgens vor dem Verlassen des Zimmers und räumt ihn abends wieder aus. Damit wäre es dann immer ordentlich. Und man würde schnell identifizieren, was immer im Korb landet und was keinen festen Platz hat und müsste dann dafür eine Lösung finden. Für Geschirr usw. könnte man sich einen kleinen Korb holen, mit dem man es dann sofort wieder in die Küche bringen kann. Wenn sich immer Müll sammelt, weiß man, wo man den/ die Mülleimer hinstellen sollte.
ich bezweifle hier mal ganz offen, dass dies bei einer 16 jährigen an fehlenden Routinen liegt oder an Überforderung....kann sein, aber ich halte es für echt unwahrscheinlich.
Die Pubertät ist geprägt von Umbrüchen und Entwicklungen..Hormone und Gehirn sind ständig im Drunter und Drüber. Wenn ich mal von mir ausgehe: das Ordnungssystem meiner Eltern ist auch heute - 30 Jahre später - nicht meins. Sie haben mir keinen Raum gegeben, mein eigenes zu finden, da sie ständig mit Nachdruck die Umsetzung ihrer Vorgaben forderten. Ich habe regelmäßig all mein Hab und Gut aus dem Garten geholt. Es wurde einfach aus dem Fenster geschmissen. Das Ergebnis war weiter Unordnung. Ich hatte tausend Dinge vor dem Aufräumen und Ordnen auf meiner Präferenzliste. Es hat mich bis zu einem gewissen Punkt auch nicht gestört und nicht negativ beeinflusst (nur das Generve meiner Eltern).Irgendwann kam Verweigerung und Protest dazu. Und dann bin ich ausgezogen und konnte endlich selber meinen Weg finden.
Heute habe ich zwei Buben mit 15 und 18. Die haben Minimalanforderungen...es sind ihre Zimmer, ihre privaten Räume, ihre Rückzugsorte. Dort muss deren Ordnung herrschen und nicht meine. Geschirr und Essenreste sollten regelmäßig das Zimmer verlassen. Wäsche kommt spätestens dann, wenn nichts mehr im Schrank ist. Aufgeräumt wird mal mehr mal weniger intensiv einmal in der Woche...neuerdings, wenn sich Damenbesuch ankündigt, auch mal mehr. Ich helfe nur dann, wenn ich gefragt werde. Fällt mir auf, welche Hilfsmittel ihnen das Ordnungsleben erleichtern könnte, dann reden wir darüber...manchmal nehmen sie die Idee auf, manchmal nicht. Wenn DInge in den "Gemeischaftsräumen" hinterlassen werden, dann bitte ich sie unmittelbar zum Tanz...da müssen sie akzeptieren, dass dort meine Vorstellung von Ordnung herrscht, die Küche also nach dem Kochen aufgeräumt wird, Handtücher im Bad an den vorgesehenen Stellen aufbewahrt werden etc. Also so "grundsätzliche" Dinge versuche ich ihnen mitzugeben...dennoch weiß ich bereits jetzt, dass bei mindestens einem das Duschtuch ne ganze Weile auch in der eigenen Butze erstmal auf dem Boden liegen wird...bis es ihn stört, dass es nicht trocken wird, oder er dauern Duschtücher waschen muss...und so ist es mit einigen Dingen...die ticken ganz einfach auch anders als ein Erwachsener mit ruhigem Gehirn. Bei der Jugend ist ständig Gewitter im Kopf. Mal mit warmen Sommerregen und mal mit Hagelsturm....
Aber ihre Zimmer sind ihre Zimmer. Wenn ich es geschafft habe, meine Struktur zu finden, dann schaffen die das auch...und solange atme ich einfach.
Ich finde Chaos im Kopf ist eine sehr gute Erklärung. Dein Sohn scheint insgesamt ein anderer Typ. Wenn deine Tochter eh der sprunghafte Typ ist und chaotisch, dann ist chaos im Kopf halt noch weitreichend wirksamer. Hinzu kommt vermutlich, dass ihre Priorität absolut nicht auf ihrem Zimmer und Ordnung liegt. Einmal weil andere Themen wichtiger sind und zum anderen, weil es ihr ggf. insgesamt nicht wichtig ist.
Pubertät ist ja auch bei jedem anders. Mein Kind war bis zur Pubertät voll strukturiert, sortiert, hatte ihr Zeug beieinander....und dann...Chaos. Im Kopf, im Tun, in den Schulsachen. Sie wird in wenigen Tagen 18 Jahre....tja der Ordnungssinn kam nicht zurück