Hallo,
ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin Mutter von drei erwachsenen Söhnen. 33 und 35 , sind schon lange aus dem Haus und aus meiner ersten Ehe. Der jüngste, 19Jahre, ist aus meiner zweiten Ehe. Richtige Geschwisternähe hat er nie so richtig kennengelernt da er fünf war als meine beiden Großen nach und nach ausgezogen sind. Im Nachhinein gesehen weiß ich jetzt, dass ich in meiner Erziehung viel falsch gemacht habe , ich habe den Jüngsten absolut überbehütet, immer versucht seine Probleme zu lösen, mich in Streitigkeiten unter Freunden eingemischt und so weiter. Immer mit dem Gedanken, es gut zu meinen. Jetzt im Nachhinein weiß ich natürlich dass das alles falsch war. Er war im Kleinkindalter schon aufgrund seiner hohen Sensibilität anstrengend. Schnell geweint und von seinen Freunden daraufhin auch oft ausgelacht worden im frühsten Alter in der Schule gemobbt worden, ich wollte ihn von der Schule nehmen, aber er wollte nicht. Vergangenes Jahr nun hat er sein Abitur gemacht. Eigentlich wollte er nach der mittleren Reife gar nicht auf die weiterführende Schule gehen, aber er wusste nicht was er machen wollte. Deshalb ist er auf eine weiterführende Schule und hat dort sein Abitur gemacht. Dann wollte er eine Ausbildung beginnen hat aber viel zu spät angefangen sich zu bewerben. War sich wahrscheinlich doch nicht so sicher. Jetzt jobbtt er seit einem halben Jahr und erzählt dass er im Herbst eine Ausbildung machen will, macht aber keinerlei Anstalten sich zu bewerben. Sobald man das Thema anschneidet, wird er aggressiv. Hilfe lehnt er ab z.b bei Bewerbungsschreiben. Er sagt er will das alles selber hinbekommen. Finde ich auch sehr gut aber leider unternimmt er nichts in dieser Hinsicht. Er hängt irgendwie in der Luft wir würden ihm gerne unter die Arme greifen machen Vorschläge mal zum Arbeitsamt zu gehen, oder zu IHK, zur Berufsberatung weil er ja eigentlich selber nicht so richtig weiß wohin sein Weg führt.....Er geht nicht darauf ein......Seine Freunde haben zum Teil schon fertig ausgebildete Berufe oder studieren. Irgendwie haben die alle schon gewusst was sie nach der Schule machen. Mein Mann meint immer, bei ihm dauert es eben ein bisschen länger, aber dieses ungewisse macht mich langsam richtig fertig. Ich habe Angst, dass er sein Leben nicht wirklich auf die Reihe kriegt. dass er nicht selbstständig und stark genug ist auch wenn ich weiß, dass das wahrscheinlich zum größten Teil meiner Erziehungsfehler ist weil ich ihm immer alle Probleme aus der Welt geschafft habe. Aber ich kann nun mal die Zeit nicht zurückdrehen. Ich möchte ihm einfach vertrauen und hoffen dass irgendwann alles gut wird. Aber das fällt mir so wahnsinnig schwer. Ich liebe ihn und manchmal tut es mir so weh ihn so zu sehen dass er eigentlich nicht richtig glücklich ist. Er redet auch nicht gerne darüber , er sagt er kommt schon wenn er darüber reden will. Er ist sehr introvertiert und verschlossen aber auch sehr intelligent. Er geht auch nicht gerne auf Partys oder unter vielen Menschen. Hat ein paar sehr gute Freunde und ist noch sehr viel zu Hause. Seine Beziehung zu seinen großen Brüdern ist gut die unterstützen ihn auch jederzeit wenn er reden will aber will ja eben oft nicht. Ich werde traurig und möchte einfach mein Kind nur glücklich sehen, egal was er tut. Geht es anderen vielleicht auch so dass nicht alles so glatt läuft? Um hilfreiche Antworten wäre ich wirklich sehr froh.Entschuldigung für den langen Text
Erwachsener Sohn
Hey,
also erstmal sehe ich da gar nix Dramatisches an der Situation. Ich finde es irgendwie auch schwierig, dass immer erwartet wird, dass man sofort wissen muss, was man machen oder werden möchte. Das Leben ist noch lang und das Arbeitsleben erst Recht. Ich wusste, was ich nach dem Abi machen möchte, habe aber keinen Ausbildungsplatz bekommen, war noch 1 Jahr ohne irgendwas Zuhause, habe gejobbt (also ähnlich wie dein Sohn), hab dann ein 1jähriges (unbezahltes!) Praktikum gemacht und dann erst meine Ausbildung angefangen, einfach, weil ich ein scheiß Abi hatte und keine Stelle (überlaufene Branche) bekommen habe. Nichtsdestotrotz habe ich meinen Weg gemacht. Und jetzt fragt doch kein Schwein mehr danach, warum ich zwischen Abi & Ausbildungsbeginn quasi 2 Jahre Lücke habe :D Ich hab meine Ausbildung dann dafür in 2 Jahren durchgezogen und so quasi ein Jahr wieder rausgeholt ... mittlerweile habe ich mich schon n paar Mal wieder weiterdefiniert, meine Arbeit anders ausgerichtet, dazu gelernt ... und wer weiß, ob ich exakt diesen Job jetzt noch bis zur Rente mache?!
Dein Sohn macht ja nicht gar nix, er geht arbeiten/jobben und warum darf er nicht die Zeit haben, rauszufinden, was er möchte? Finde so Ideen mit Druck machen und pipapo richtig bescheuert. Am Ende ist er dann einer von denen, die auf Krampf irgendwas studieren, was sie hassen und dann unglücklich sind.
Ich gebe dir so Recht.....mit Druck komme ich bei ihm sowieso nicht weiter. Ist in unserer Gesellschaft aber schwierig , erst mal nicht zu wissen was man will. Danke für die liebe Antwort. Viele sagen , setz ihn vor die Tür , das kann und will ich nicht. Er ist nämlich wirklich ein lieber......
mit 19 kannst du ihn eh nicht rauswerfen, weil ihr bis 25 zahlt, wenn sein Geld nicht reicht,
was erwartet er denn von seiner Zukunft?
ich finde im Februar Bewerbu8ngen zu schreiben sehr spät.
Die Topfirmen wollen die Unterlagen spätesten im Oktober.
In welche Richtung will er denn gehen?
Hat er überhaupt irgendeine Vorstellung?
Vielleicht braucht dein Sohn nach seiner schwierigen Schulzeit auch erstmal Zeit sich zu sortieren und seine Mobbingerlebnisse zu verdauen. Da kann der Umgang mit Erwachsenen im Berufsleben helfen, dass er erfährt, dass die Gemeinschaft (jetzt Team/früher Klasse) auch positiv sein kann.
Durch seinen Job bekommt er einen guten Eindruck, was ihm Spaß macht und wie das Arbeitsleben aussieht. Das ist also keine verschenkte Zeit.
Wenn er jetzt ohne Ziel eine Ausbildung anfangen würde, die ihm nicht liegt, wären die Folgen viel negativer.
Aber ich verstehe gut, wie belastend die Situation für dich ist. Du hast dich verständlicherweise oft um deinen Sohn gesorgt und das ist bestimmt belastend und kostet Kraft. Da würde es dir wahrscheinlich gut tun, dass du ihm mit guten Gefühl loslassen kannst. Da würde ein sicherer berufliche Weg helfen.
Vielen Dank für die nette Antwort. Ich denke auch dass er einfach noch Zeit braucht aber es ist sehr schwer das durchzustehen und diese Zeit zu geben
Wenn er nicht mit euch reden will, kannst du ihn nicht dazu zwingen.
Er hat offensichtlich Freunde und die älteren Brüder sind als Beratung auch noch da.
Was ich machen würde: ihm ein Datum setzen, bis zu dem er euch über seine Zukunftspläne Auskunft gibt.
Einer unserer Jungs war nach der Schule auch sehr unentschlossen. Das ist verständlich, aber einfach nur rumsitzen wäre nicht in Frage gekommen. Er wollte dann in die Landwirtschaft und hat ein sechswöchiges Praktikum auf einem Hof mit Familienanschluss gemacht. Leider war das kein Ausbildungsbetrieb, so dass er nur für Kost und Logis dort hätte bleiben können. Das fanden wir überhaupt nicht in Ordnung. Wir hätten wohl nicht viel machen können, wenn er einfach dort geblieben wäre (obwohl: Taschengeld hätte es dann nicht mehr gegeben, soviel Realität muss sein). GsD hat er selbst eingesehen, dass dies eine sehr schlechte Option ist und hat dann doch einer Ausbildung auf einem anderen Hof zugestimmt.
Ich finde es schwierig, wenn man allzu lange in einer "Parksituation" verbleibt. Ein Auslandsjahr, ein FSJ, meinetwegen work and travel oder eben Praktika oder jobben. Aber nach einem Jahr muss ein Plan her. Wenn du dich erst mal an ein geregeltes Einkommen gewöhnt hast, das üppig erscheint, weil man noch bei den Eltern wohnt, kann es schwierig werden, wieder auf Azubi- Gehalt oder Bafög-Niveau zurückzukehren. Ganz davon abgesehen, dass es auch schwerer wird, wieder in regelmäßiges Lernen einzutauchen. Und irgendwann will er ja sicher auch ausziehen.
Doch, ich würde eine Deadline vorgeben, damit ihr selbst auch Planungssicherheit habt. Damit legt ihr die Verantwortung in seine Hände, was ihm nur gut tun kann.
Offensichtich "überbehütest" du ihn immernoch.
Entspann dich. Vertrau ihm und vertrau in seine Fähigkeiten.
Die Mutter meines Partners war genau so.. musste ihn da regelrecht "rausholen" und siehe da, er hat eine Abgeschlossene Ausbildung, einen tollen Beruf und erwartet jetzt mit fast 23 sein erstes Kind (mit mir xD)...
Das wird! und manche brauchen eben ihre Zeit! Ich wusste nach dem Abi auch nicht was ich mal machen will.. hab einfach eine Ausbildung gestartet und beende sie auch bald und werde vermutlich noch studieren, wenn das Kind da ist :)
Vielen lieben Dank für deine Antwort, ist auch schön, das ganze mal aus der Sicht eines jungen Menschen zu hören
Für welche Berufe hat er sich denn letztes Jahr beworben? Mittlerweile suchen doch fast alle Betriebe händeringend, und auch ein verspäteter Start ist oft unproblematisch.
Er will in den Autoverkauf , da gibt es bei uns nicht wirklich viele Lehrstellen.......
Okay, dann würde ich ihm auf jeden Fall noch Zeit lassen.
Vielleicht fällt ihm dann noch was besseres ein. 😅
Ich wusste auch erstmal nicht was ich in dem Alter nach dem Abschluss machen wollte und hab mich für ein bfd entschieden(meine Mama und ich haben bei meinem Lehrer angerufen(war gleichzeitig Chef einer Kita) und der hat mir dann den Platz besorgt, also auch nicht komplett ohne Hilfe
Dein Sohn macht ja was, indem er jobbt, dadurch muss er nicht zum Arbeitsamt, da er ja was hat und bei euch wohnt
Ich würde ihn fragen, ob er schon weiß, was er machen möchte oder ob er etwas länger Zeit braucht und im Frühjahr anfangen möchte zu studieren und wenn er ne Ausbildung machen möchte, dann muss er sich in den nächsten 2 Monaten bewerben.
Danach würde ich ihm eine Frist setzen, zum Beispiel innerhalb von 2 Wochen mindestens 2 Bewerbungen geschrieben haben und ihr ihn unterstützt wenn er Hilfe braucht, ansonsten machst du es ohne wenn und aber mit ihm zusammen.
Ich finde das bei Deinem Sohn alles noch absolut im Rahmen. Er hat Abi gemacht! Er ist doch erst 19! Er hat gute Freunde und er hat 2 große Brüder. Er arbeitet, gibt Geld zuhause ab. Er scheint nicht jedes Wochenende mit Kumpels "auf Sauftour" zu sein oder sonstwie auf der schiefen Bahn.
Klingt doch alles ganz gut. Ich würde den Druck rausnehmen. Signalisiert ihm, dass Ihr ihm vertraut! Er findet seinen Weg.
So eine liebe Antwort, vielen Dank! Ich umarme Dich
Bittebitte nimm den Druck raus, du machst echt ein Problem wo überhaupt keines ist! Der Junge ist 19! Und wenn er erst mit 23 weiß, was er will, ist das genauso ok. Wäre es dir lieber, er fängt drei verschiedene Studien und Ausbildungen an und bricht sie wieder ab, weil das Richtige noch nicht dabei war?
Erde an Laila, bitte wieder landen! Du helikopterst ja genauso wie früher - und schreibst gleichzeitig, dass du heute weißt, dass es ein Fehler war!? Dann wäre genau JETZT endlich der Zeitpunkt, damit aufzuhören! Also hör auf deinen klugen Mann, lass den Jungen in Ruhe seinen Weg finden - Albert Schweitzer hat mit 30 Jahren begonnen, Medizin zu studieren!
Alles Liebe und konzentrier dich auf dich.
Vielen Dank, ich werde es beherzigen