Update Limo SFGR Typ III Henriettenstift - Krankenhausleben Tag 23

Ihr lieben Menschen!

Tag 23, die Sonne scheint, ich ignoriere das gruselige Mittagessen auf dem Tisch und massiere stattdessen das Knie oder den Fuß oder die Faust, welches sich von innen gegen meinen Bauchnabel drückt.

27+6 und ich bin immer noch schwanger! Das mussten auch einige Ärzte und Ärztinnen verblüfft feststellen, die mich nach ihrem Urlaub wiedergesehen haben. Ich hoffe weiterhin, die Mitarbeiter hier zu überraschen.
Ich starte in die 4. Woche Krankenhaus und fühle mich mittlerweile einigermaßen wohl, da ich nun zu einer sehr netten Mitinsassin ins Zweierzimmer ziehen durfte. Wir können uns prima unterhalten, haben für unsere Wehwehchen Verständnis und sie teilt ihr fünflagiges Premium-Klopapier mit mir Eventuell ist das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel nette Gesellschaft ausmacht. Die letzte Woche war, trotz kleinen Problemen, wirklich sehr angenehm. Vielleicht wird sie demnächst entlassen, hoffentlich darf ich das Zimmer aber trotzdem behalten Die Maßstäbe für ihre Nachfolgerin hat sie aber ganz schön hoch angesetzt!

Heute gab es wieder Ultraschall und Größenschätzung. McZappel bringt stolze 1.200g aufs Papier, bei etwa 38cm Größe. Sein kleiner Bruder hat wenig aufgeholt. Mit 30,7 cm und etwa 650g ist er fast nur halb so schwer. Die Wachstumsdifferenz wird leider größer, meinte der Chefarzt. Darauf muss man ein Auge haben. Aber Doppler und CTG sind soweit okay, wir knacken einen Rekord nach dem anderen - sowohl was Werte angeht, Herzfrequenz oder die Dauer, bis man beide gefunden hat. Gestern haben wir 50 min gebraucht, um den Kleinen zu orten. Trotz Ultraschall wollte sich die Frequenz nicht aufzeichnen lassen, er hat sich einfach immer weggedreht. Dabei ist er eigentlich McChill

Mein Bauch wird nun auch immer größer und ich habe dadurch Probleme, länger eine Position zu halten. Dafür habe ich aber Zincum entdeckt, das mir eigentlich gegen mein Herzrasen gegeben wird, mich aber auch ordentlich ins Delirium schießt und ich einige Stunden gut durchschlafen kann. Dank meines Riesenbauchs konnten wir wunderschöne Babybauchbilder machen Wir haben uns mit der Fotografin soooo wohl gefühlt, es war wirklich toll. Nun heißt es, aus den 100 Bildern 15 Lieblinge auszuwählen. Ein Ding der Unmöglichkeit. Der Bauch wächst fleißig weiter. Jedes Mal, wenn mich jemand nach zwei Tagen wiedersieht, wird erstmal gestaunt. Heute habe ich gemessen: trotz 1,5kg mehr auf der Waage hat sich der Umfang nicht verändert. Die Physiotherapeutin meint, er wächst jetzt weiter nach oben und weniger nach vorne. Soll mir nur recht sein! Die ersten Dehnungsstreifen habe ich auch entdeckt. Kurioserweise seitlich an den Oberschenkeln und hinten an meinen Speckröllchen, aber nicht am Bauch. Mal schauen, wie lange das so bleibt. Ich nenne sie meine Kriegsnarben.

An schlechten Tagen tröste ich mich mit Babysachen-Frustshoppen bei Vinted. Wir haben eine schöne Liste aus all den Listen im Internet erstellt, auch was Stoffwindeln und co. angeht, und so kaufe ich nach und nach Kleinigkeiten ein. Mein Mann schickt mir dann immer diese fancy Unboxing-Videos, in denen er mit den Fingern auf den Karton klopft und jedes Teil einzeln ausbreitet und lustige Geräusche dabei macht.
Einer dieser schlechten Tage war erst neulich, als die Herzfrequenz von McChill von 215 auf 53 runtergefallen ist und da auch erstmal ein paar Minuten lang blieb. Es kam eine panische Hebamme angelaufen, mir wurde wieder ein Zugang gelegt, und ich bekam für 24h Magnesium zur Neuroprotektion. Das Gefühl der ersten 20 min Druckbetankung war furchtbar, ich wollte gerne meinen Körper verlassen. Aber der digitale Tropf hatte einen Vorteil: er erleuchtete mir nachts das ganze Bad.
Irgendwie habe ich es nicht so ganz geschafft, mich zu erschrecken, oder mich zu sorgen, so schnell war das ganze dann auch wieder vorbei. Abends war das CTG bei beiden traumhaft mit neuen Rekordwerten von über 11 (ich wusste nicht mal, dass es so hohe Werte gibt). Der Folgetag war genau so: tolle Werte, Kriterien erfüllt, Doppler OB. Die beiden haben sich wohl mehr erschrocken als ich.

Es ist wirklich erstaunlich, an welchen kleinen Dingen man sich plötzlich erfreuen kann. Ein gekochtes Ei zum Frühstück, zum Beispiel. Jemand, der "Gleichfalls" antwortet, wenn man ihm eine gute Nacht gewünscht hat. Eine Scheibe Zitrone im Tee. Frisches Gemüse. Oder überhaupt Gemüse.
Mein neuer Freund ist der Ausgangszettel. Wenn ein Arzt oder eine Ärztin den Ultraschall für gut befindet, kann ich diesen Zettel unterschreiben und dann darf ich raus. Weg. Runter von Gelände und irgendwo hin, wo ich so tun kann, als wäre ich eine ganz normale Schwangere mit einem ganz normalen Alltag und ganz normalen Problemen. Das habe ich bisher nur drei Mal gemacht, aber das wird definitiv noch öfter sein. Zuletzt bin ich einfach mit meinem Mann nachhause, wo ich mich erstmal bis auf die Unterhosen ausgezogen und auf's Sofa geflankt habe. Wir haben Pizza bestellt, einen Film geschaut, Süßigkeiten gefuttert und nichts gemacht. Ein kleines Stückchen Paradies.

Da habe ich auch richtig bewusst mitbekommen, wie viel das Krankenhaus und diese Diagnose nicht nur mir und von der Schwangerschaft nimmt, sondern wie viel meinem Mann genommen wird. Wie wenig er mitbekommt, von den Tritten, vom Wachstum, wie wenig die Kleinen ihren Papa hören, wie wenig Zweisamkeit wir haben, obwohl wir sie genau jetzt am dringendsten auskosten sollten. Man versucht, das beste daraus zu machen, aber es bleibt einfach Zeit und Erfahrung, die man nicht wiederbekommt, und auch wenn am Ende dieses Kampfes zwei wundervolle Söhne auf uns warten - diese Hoffnung macht die Zeit nicht weniger anstrengend, andere Probleme aber dafür belanglos.

Auf zur nächsten Station, der 30. SSW! Berichtet mal, wie es euch so geht!
Ich drücke euch alle!

Limo mit McZappel & McChill