Ungeplante SS, Zwillinge, ohne Partner, Studium schaffst?

Seid gegrüßt liebe Mitleser,

dies ist mein erster Beitrag. Vorneweg bitte ich um einen freundlichen Kommentarton. Vielen Dank dafür :)
Ich befinde mich im 4. Semester meines Medizinstudiums. Ich habe viele Jahre auf mein (Traum-)Studium hingearbeitet und habe es schlussendlich mit einem wissenschaftlichen Erststudium in Kombination mit Forschungsergebnissen geschafft einen Studienplatz zu ergattern. Das Studium erfüllt mich zu 100% und ich gebe jeden Tag alles um es erfolgreich zu bewältigen. Seit 2 Jahren habe ich einen Freund. In den letzten Monaten lief es schlecht phasenweise und man hat gemerkt, dass er 1. Genervt von mir 2. Respektloser 3. Liebloser geworden ist. Auf nachdrueckliche Nachfrage meinerseits kam heraus, dass seine Gefühle mir gegenüber zurzeit eher negativ seien und er momentan keinen Liebe zu mir mehr empfindet. Ich war bereit zu warten, da er es auf seine Unzufriedenheit mit seiner Jobsituation erklärte. An seiner Jobsituation hat sich bis heute nichts geändert, er hat aber auch keine besonderen Anstrengungen unternommen sich wegzubewerben U. Ä. - ich nehme an, dass er in einer depressiven Phase versinkt. Ich habe versucht ihn zu unterstützen, war aber nicht erfolgreich. Jetzt zu meinem eigentlichen "Problem": ich bin ungeplant in dieser Zeit schwanger geworden, und zwar mit Zwillingen, welche bisher wohlauf scheinen. Seit ich das weiß steht für eine Abtreibung aus dem Inneren Gefühl heraus nicht als Option. Er würde sowohl Abtreibung wie auch SS durchziehen Unterstützen, verhält sich aber weiterhin kalt und genervt und hat mir letztens sogar in einer Diskussion gesagt, dass er defintiv einen Vaterschaftstest durchführen lassen wird. Das hat mir emotional den Rest gegeben, da für mich die Kinder aus einem Akt der Liebe entstanden sind (wenn auch nicht geplant) und ich es etwas ganz besonderes finde, auch noch Zwillinge erwarten zu dürfen, da ich ja schon 33 Jahre alt bin und ich mir immer mehrere Kinder gewünscht habe. Letzte Woche habe ich mich aufgrund seines Verhaltens von ihm getrennt, da ich keine lieblose Zweckbeziehung wegen der Kinder führen kann und möchte. Es macht mich jetzt schon emotional kaputt. Er sagt, wenn ich mich trenne (schon geschehen) findet er es nur fair, wenn ich abtreibe, da er sonst Alimente zahlen muss - ich meinte dann ich muss ihn ja nicht eintragen als Vater, er meinte dann: "dann verwehrt du mir bestimmt die Kinder". Ich komme mir irgendwie vor wie in einer bescheuerten 90er Jahre Talkshow.
Nun muss ich die Entscheidung treffen, ob ich es als Alleinerziehende schaffen kann, Zwillinge ohne fremde Hilfe großzuziehen. Ich habe einen Studienkredit und finanziere mich durch einen Nebenjob. Beides müsste ich pausieren, den Nebenjob schon bald. Wenn die Zwillinge erstmal da sind werde ich auch keine Zeit für einen Nebenjob haben. Ich könnte 2 Urlaubssemester einlegen, würde aber währendessen kein Geld vom Studienkredit ausgezahlt bekommen. Das erste Jahr könnte ich bei meinen Eltern auf dem Dorf unterkommen. Meine grosse Frage ist jedoch, was mache ich nach dem 1. Jahr, wenn ich wieder Vollzeit zur Uni muss, welche ich selbst bei einem Uniwechsel noch mind 2 Stunden von meiner Verwandtschaft fern lokalisiert ist? Die einzige verfügbare Unterstützung wäre die Kita der Uni. Vor und nach diesen Öffnungszeiten hätte ich keine Unterstützung, das Medizinstudium verlangt aber lange Phasen intensiven Lernens mit viel Konzentration. Außerdem würde ich am absoluten Existenzmaximum leben finanziell. Ich weiss auch nicht, ob man psychisch nicht irgendwann total ausgebrannt ist, wenn 4 Augenpaare Jahrelang immer nur auf eine erziehende Person gerichtet sind. Wenn man einen Partner hat kann man sich ja Mal abwechseln und kurze Verschnaufpausen bei der Kinderbeschäftigung -betreuung einbauen. Ich Frage mich daher, ob ich, wenn ich mich gegen eine Abtreibung entscheide, nicht mein Leben und meine Zukunft "verbaue". Ich bin ein guter Student und hatte eigentlich vor Praktika in guten Forschungseinrichtungen zu machen, diese sind aber weit verstreut örtlich. Sind hier evtl. Frauen vorhanden, die ein Studium mit Zwillingen Alleinerziehend gemeistert haben und mir davon berichten können? Ich würde so ungern abtreiben, aber ich sehe ehrlich gesagt nicht, wie ich das Ganze bewältigen soll, ohne meine Lebensziele und mich als Person komplett aufzugeben. Das macht mir große Angst. Ich weiss nicht ob ich schwarzmale oder realistisch bin. Im Grunde bin ich komplett überfordert. Was mir auch Sorgen macht ist, dass mein Ex-Freund durch Beantragung des gemeinsamen Sorgerechtes eine Ortsbindung erzwingen könnte oder mir aufgrund seiner besser gestellten finanziellen Situation (Studium fertig, guter Job) irgendwann die Kinder wegnehmen könnte. Er ist nämlich generell daran interessiert Kinder zu bekommen, er liebt halt nur mich nicht mehr.
Das alles macht mir unglaublich zu schaffen und ich finde keine Entscheidung.
Vielleicht hat sich ja jemand diesen ellenlangen Text durchgelesen (danke dafür <3) und hat evtl. eine Erfahrung zu Studium mit Zwillingen im Alleingang für mich parat. Freue mich auf Antworten und bedanke mich sehr!

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Hallo Veeniebeenie,

Vorab: ich habe keine Erfahrung als alleinerziehende Studentin, sondern nur als berufstätige Mutter von Zwillingen mit abgeschlossenem Studium.

Im ersten Lebensjahr hättest du Anspruch auf Elterngeld, welches nach meiner Erinnerung bei Alleinerziehende länger gezahlt wird. Soweit du Angst vor geteiltem Sorgerecht etc. hast, könntest du dir Hilfe bei einer Beratungsstelle für Studierende finden. Ich kenne mehrere Unis, die hier kostenlos (Rechts-)Beratung anbieten.

Du brauchst im 1. Lebensjahr ein gutes Netzwerk, aber auch, wenn du wieder ins Studium startest, wirst du, neben der Betreuung in der Kita der Uni, Betreuung und Unterstützung benötigen. Könnte dein Ex-Partner sich denn vorstellen sich einzubringen und sie auch am Wochenende zu betreuen, damit du lernen kannst? Wären neben deinen Eltern/Verwandten auch die anderen Großeltern eine Betreuungsoption?

Ich habe nach 10 Jahren Ausbildung und Studium meine Wunschstelle ergattert, die nur wenige Absolventenkollegen haben antreten können (bei uns geht fast alles über die Note). Ich bin dann nach kurzer Zeit auch aufgestiegen und hatte schon Sorge, dass ich nach der Rückkehr aus der Elternzeit mein Standing verliere und auf das Abstellgleis komme. Vor der Geburt wäre es für mich eine Vollkatastrophe gewesen, danach hat sich für mich aber vieles geändert. Die Verantwortung für 2 Menschen hat mir doch auch eine andere Perspektive eröffnet. Natürlich möchte ich nicht nur Mama sein, sondern mich auch beruflich verwirklichen, aber nicht mehr im jeden Preis und sicherlich nicht auf Kosten der Zeit mit den Kindern.

Vllt. könntest du dir vorstellen dein Studium um 1-2 Semester zu verlängern und deine Praktika in einem anderen Bereich zu absolvieren?

Ich wünsche dir für deine Entscheidungsfindung als Gute und hoffe es melden sich noch einige studierende Zwillingsmütter!

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Huhu Zwillis2021, das ist ja eine positive Antwort - vielen Dank! Das macht mir ein bisschen Mut :)) das Elterngeld wird sehr klein ausfallen, da der nebenjob nur während des Semesters stattfand und ich in den Ferien die unbezahlten Praktika absolviert habe.
Mein Ex-Freund möchte seinen Doktor machen und wird dafür Voraussichtlich für ein paar Jahre nach Frankreich gehen (soweit sein Wunsch). Dort wohnt auch seine Exfreundin, die er immernoch als perfekte Freundin hochlobt und die ebenfalls noch Kontakt pflegen (sie hat nie ihr Interesse an ihm verloren), würde mich nicht wundern, wenn die wieder zusammenkommen. Wenn das nichts wird, möchte er unbedingt nach München zum Arbeiten (München ist 600 km von meiner Verwandtschaft entfernt). Ich studiere derzeit in niedersachsen. Das Physikum werde ich diesen August nicht mitschreiben können, da der Geburtstermin für Ende des Sommersemesters grob veranschlagt und man kann ja im vornherein nie sagen kann, wann Zwillinge geboren werden (hoffen kann ich aber natürlich). Mein Gebärmutterhals ist jedoch jetzt schon verkürzt, also kann es gut sein, dass ich früh liegen muss. Leider fallen somit auch meine uni-tauschpartner erstmal weg (man sollte ja schon eine feste Zusage geben können), eigl wollte ich nämlich die Uni nach dem Physikum wechseln. Meine Verwandtschaft wohnt leider weit weg in einem Dorf auf dem Land. Ich könnte versuchen in eine nähere Uni reinzukommen, aber selbst das ist noch 200 km entfernt und meine Eltern sind schon ü70. Aber ja sie würden mich bestimmt auf ihre Art und Weise versuchen zu unterstützen.
Mir macht es halt Angst, das alles alleine zu bewältigen, ohne Partner. Als Teamgespann würde ich kein Problem sehen, bei uns herrscht aber Funkstille und er hat sich wirklich nicht korrekt mir gegenüber verhalten. Natürlich kann sich das noch alles ändern. Ich möchte aber erstmal ohne ihn planen, da mich eine Planung mit ihm bisher nur enttäuscht hat. Das mit dem Wegfall der Auslandspraktika ist natürlich nicht so schlimm, das stimmt. Dein Einblick hat mir einen positiven Schub gegeben dankesehr. Viele meiner Freunde, denen ich es erzählt habe, sagen halt ich muss unbedingt abtreiben, weil ich sonst mein Leben und meine berufliche Zukunft zerstören würde, und ich kenne leider auch keine glücklichen alleinerziehenden Mutter (ungeplante SS), die ihre beruflichen Ziele auch mit den Kleinkindern erreichen konnten. Deswegen bin ich etwas verunsichert, aber Dein Beitrag hat mich etwas beflügelt. Vielen Dank dafür und Dir selbst alles Gute!

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Hallo liebe Veeniebeenie,
meine Situation war eine andere, aber vielleicht helfen dir meine Erfahrungen doch. Ich habe mit meinem Mann im Studium unsere ersten zwei Kinder im Abstand von 2 Jahren bekommen. Bei Kind 1 hatte ich die Vorklinik beendet, bei Kind 2 stand ich kurz vorm PJ. Ja, wir waren zu zweit, das ist sicherlich ein großer Unterschied, aber auch getrennt würde ich eine Beteiligung des Vaters an der Betreuung erwarten. Das kannst du sicher besser einschätzen, aber man kann gemeinsam Eltern sein, ohne ein Paar zu bleiben.
Mit 1 Jahr jeweils sind unsere beiden in die Kita vom Studentenwerk gegangen, diese Kita war einfach toll, pädagogisch gut durchdacht, da hatte ich nie ein schlechtes Gewissen. Das erste Lebensjahr habe ich jeweils die Haupbetreuung übernommen und nur wenige Kurse bzw Kurse mit wenig Präsenzpflicht belegt. Mein PJ wollte ich erst in Teilzeit machen (darauf hast du ein Recht), habe es aber dann doch offiziell in Vollzeit durchgezogen und mit den betreuenden Ärzten in den Tertialen gesprochen, so dass ich um 15h gehen konnte, im letzten Tertial hat mein Mann berufsbedingt (er hatte sein Studium eher abgeschlossen) schon 800 km entfernt von uns gelebt und war nur jedes zweite Wochenende bei uns. In der Hauptlernphase fürs Staatsexamen war ich unter der Woche allein mit den Kids (4 und 2 Jahre), an den Wochenenden hat uns oft meine Mutter, die 200 km entfernt lebte, unterstützt. Ausserdem hatten wir einen Babysitter und eine Putzhilfe. Und ich habe halt gelernt, wenn die Kids im Bett waren, Schlaf und Exklusivzeit für mich haben da kaum existiert. Mein Examen habe ich trotzdem erfolgreich abgeschlossen. Man lernt Prioritäten zu setzen.
Der Vater deiner Kinder ist euch gegenüber unterhaltspflichtig! Zudem erhält du Elterngeld im ersten Jahr und Kindergeld, eventuell auch Wohngeld. Es gibt auch von den Hochschulen spezielle Beratungsangebote, die würde ich an deiner Stelle unbedingt wahrnehmen. Bei uns an der Uni wurde und wird viel getan um ein Studium mit Kindern zu ermöglichen und meiner Erfahrung nach hat Reden immer viel geholfen, meine Professoren waren immer entgegenkommend was Anwesenheitszeiten, Prüfungstermine etc betraf. Und im Nachhinein war es sicher eine stressige, aber auch eine sehr schöne Zeit. Inzwischen bin ich längst Ärztin, unser drittes Kind kam relativ zu Beginn meiner Assistenzarztzeit und aktuell bin ich Fachärztin und mit Nr 4 schwanger - was soll ich sagen, passen tut es nie, es ist beruflich immer ein Nachteil, missen möchte ich jedoch keines unserer Kinder. Wenn du grundsätzlich Kinder haben möchtest, würde ich mir eine Abtreibung gut überlegen. Bis du deinen Facharzt hast vergehen wieder viele Jahre und es wird nicht leichter mit der Kinderplanung, passen tut es sowieso nicht und dazu kommen die sinkende Fruchtbarkeit etc.
Ich wünsche dir für deinen Weg alles Gute 🍀

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Hallo Sommerkind.82, ich danke Dir für deinen Beitrag! Das ist ein sehr detaillierter Einblick und hilft mir, das ganze etwas besser einschätzen zu können. Meine Uni befindet sich leider weit weg vom Wohnort meines Ex-Freundes und meiner Verwandtschaft, ich wollte nach dem Physikum direkt die Uni in die Nähe meiner Eltern wechseln, das wird aufgrund der SS aber wohl erstmal nicht funktionieren, da das Physikum sehr sehr wahrscheinlich zeitlich deswegen nicht machbar sein wird. Mein Ex-Freund möchte zudem ins Ausland für seinen Doktor oder nach München - sehr weit weg von meiner Verwandtschaft und meiner jetzigen Uni. Wir verstehen uns leider nicht mehr gut, aber natürlich müsste man den Kindern zur Liebe Kompromisse schließen. Aber wie gesagt, er verlangt jetzt schon den Vaterschaftstest und ist nicht involviert. Daher plane ich erst einmal ohne ihn. Es freut mich sehr, dass Du das alles so gut hinbekommen hast und du jetzt eine schöne große Familie um Dich hast! Das finde ich richtig toll! Ich wünsche dir alles Gute und gratuliere Dir zu Deinem Facharzt! Es ist sehr ermutigend zu hören, dass es geklappt hat, obwohl Deine Unterstützung soweit km-weise von Euch entfernt war. Und auch, dass die Professoren so wohlwollend terminlich geneigt waren! Vielen Dank für deinen Beitrag!

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Das ist natürlich nicht gerade die feine Art von deinem Ex. Sichere dich rechtzeitig rechtlich ab, damit du bekommst was dir/euch zusteht.
Bei uns gab es über die Studentenwerk Kita auch schnell ein Netzwek mit anderen Studierenden mit Kind - Unterstützung kann und muss ja nicht immer über die Familie kommen. Wenn das so ist umso besser, aber meiner Erfahrung nach haben sich auch immer andere Lösungen gefunden.
Was ich dir das Finanzielle betreffend noch mit auf den Weg geben möchte: die Bundesstiftung Mutter und Kind bezuschusst die Erstausstattung in solchen Fällen recht großzügig. Zudem brauchen kleine Kinder noch nicht viel, bzw vieles gibt es sehr gut erhalten auch gebraucht und günstig. Die Kita Gebühren sind in der Regel einkommensabhängig. Und kleine Kinder brauchen auch noch keine teuren Förderkurse etc, ein Ausflug zum Spielplatz, in den Wald ist da viel mehr wert.
Alles Liebe für dich/euch 🍀

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Hallo liebe Veeniebenie,
ich kann Dich und Deine Überlegungen gut verstehen. Mir ging es damals sehr ähnlich. Ich hatte gerade mein Zahnmedizinstudium begonnen, als ich schwanger wurde. Die Beziehung zu meinem damaligen Mann wurde immer schwieriger, auch er fiel in eine Art Depression und nach einer Weile trennte ich mich. Zu dem Zeitpunkt hatten wir zwei gemeinsame Kinder und ich habe lange gebraucht diesen Schritt zu gehen. Es war aber genau richtig so und ja, es war verdammt schwer das Studium durchzuziehen, mit zwei kleinen Kindern und ständigen Anwesenheitspflichten. Ich kann auch nicht leugnen, dass die Kinder nicht auch unter der Situation gelitten haben.
Heute ist das Ganze etwa 15 Jahre her und ich bin so unglaublich dankbar für meine Kinder. Ich will mir ein Leben ohne sie garnicht vorstellen.

Will sagen, wenn Du Dir diese Kinder wünscht, dann stelle nicht Deinen beruflichen Werdegang dagegen. Es wird sich IMMER ein Weg finden, sicher kein Leichter, aber ein Weg der sich lohnt zu gehen. Du kannst Deine Familie UND Deine Ausbildung meistern, ganz sicher.

Ich wünsche Dir viel Zuversicht und alles alles Gute, für welchen Weg auch immer Du Dich entscheidest #klee

Falls es Dir hilft, schreib mir gerne eine PN.

LG

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Liebe Felapfels, Du bist einen sehr mutigen Weg gegangen und es freut mich, dass es die richtige Entscheidung für Euch war! Ja Depressionen sind wirklich immer wie eine Art Ohnmachtsgefühl aus der Ferne bei dem man kaum helfen kann. Vielen Dank für Deinen Beitrag!

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Hey,

Also nicht ich direkt, aber meine Cousine war in einer ähnlichen Situation. Sie hat Jus studiert und hat sich aufgrund häuslicher Gewalt von ihrem Mann getrennt - er hat keine Alimente bezahlt, sich nicht um die Kinder gekümmert, aber wenn man mal in der Situation ist, dann wird man echt sehr vom Land gefördert. Ja, du wirst auf dem Existenzminimum leben, aber später wenn das alles vorbei ist, kannst du dir auf die Schulter klopfen. Denn so wie ich aus dem Beitrag herausgelesen habe, bist du eine echt tapfere und starke Frau!

Ich würde dir nur raten, von nun an nur noch an dich selber und an deine Kinder zu denken, Dich rechtlich und finanziell abzusichern, Alimente zu beziehen, denn wie man sieht, können Expartner schnell mal hässlich werden! Wenn er jetzt schon von Vaterschaftstest spricht, dann wird es kein einfacher Weg mit ihm. Opfere dich bitte nicht aus Stolz. Dann machst du dir dein Leben schwer. Er soll die Verantwortung von ungeschütztem GV gefälligst auch tragen!

Dass er dir später die Kinder mal wegnimmt schließe ich nach deinem Beitrag aus. Da brauchst du dir bestimmt keine Sorgen machen.

Ich wünsche dir alles Gute auf diesem schwierigen Weg!

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Hey du, vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht und die wohlwollenden Worte :)))

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Guten Morgen ☀️
meine Situation war etwas anders. Ich bin mit 20 ungeplant schwanger geworden und gerade wegen meiner Ausbildung in eine andere Stadt gezogen. Dort hatte ich weder Freunde noch Familie. Da meine erste Ausbildung schulisch war, hatte ich auch kein Geld und habe nebenbei gekellnert.

Während der Schwangerschaft habe ich mir eine Tagesmutter organisiert, zu der ich meinen Sohn bereits mit 4 Monaten gebracht habe. Mir war es wichtig, dass ich meine Ausbildung absolviere, um für uns sorgen zu können, drum bin ich diesen schweren Schritt gegangen. Ich wusste er ist gut versorgt und hatte vormittags/mittags Zeit, um zu lernen. Die Zeit am Nachmittag/Abend, wenn er wach war, galt ihm und wenn er geschlafen hat, habe ich wieder gelernt. Teilweise bis in die Nacht.

Keine Ahnung wie ich das damals geschafft habe, aber ich hab es geschafft und als Jahrganges beste abgeschlossen.

Mit 2 Jahren wechselte mein Sohn in den normalen Kindergarten und ich habe in der Zeit Vollzeit gearbeitet.

In der ganzen Zeit hatten wir sehr wenig Geld - ich habe Unterhalt, Kindergeld sowie Wohngeld erhalten. Der Kindsvater (übrigens auch vollverdienerund finanziell besser gestellt) hätte die ersten 3 Jahre auch für mich aufkommen müssen, was ich jedoch nicht wollte.
Dazu erhielt ich noch Unterstützung für die Erstausstattung. Das lief über profamilia. Für die Tagesmutter musste ich nichts bezahlen, weil mein Einkommen so gering war. Im Kindergarten dann den niedrigsten Satz (NRW).

Ich hab es geschafft mich trotz wenig Geld, wenig Schlaf und alleinerziehend beruflich zu verwirklichen. Aktuell habe ich einen neuen Partner, mein Sohn ist mittlerweile 12 und ich studiere neben meinem Vollzeitjob im Fernstudium. Bin gerade wieder schwanger in der 26. SSW mit Zwillingen.

Das heißt, ich studiere auch mit 2 Babys 😄
Da mein Partner 12h täglich arbeitet, bin ich quasi auch alleine. Mit einem 12 jährigen und 2 Hunden 🙈
Wie das wird, keine Ahnung! Aber was Ich weiß und gelernt habe ist, dass wir Frauen so unglaublich stark sind und uns auch in den schwierigsten Situationen zurecht finden. 💪🏼

Du wirst das packen! Nutze die Schwangerschaft, um alles zu organisieren. Vielleicht wirklich mit Hilfe einer sehr lieben Tagesmutter! Ihr habe ich einiges zu verdanken.

Liebe Grüße

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Liebe Veeniebeenie,

Erstmal herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft! Es tut mir leid, zu lesen, dass du so von Sorgen und Ängsten geplagt bist. Ich kann dir nicht genau sagen, wie es sein wird, sondern nur meine Gedanken und bisherigen Erfahrungen als Studentin mitteilen.

Mein Mann und ich haben uns ganz bewusst für eine Schwangerschaft während meines Studiums entschieden. Ich hatte die Vorstellung, dann mit dem Baby in der Trage zu Vorlesungen zu gehen, wie viele andere Kommilitoninnen es gemacht haben. Dann war Corona und die Vorlesung fand online statt - umso besser für mich, dachte ich. Dann haben wir erfahren, dass es Zwillinge werden und ich konnte gar nicht glücklicher sein. Ich studierte für mein Leben gerne und auch bloß um des Studierens willen und hätte es am liebsten für immer gemacht - dann wurde ich Mutter. Ich kann mich da Zwillis nur anschließen: es ändert sich (meist) so einiges, wenn die Kinder erstmal da sind. Statt des geplanten einen Urlaubssemesters mache ich jetzt mein zweites und vielleicht werde ich auch ein drittes anfragen. Ich merke zwar, dass mir die intellektuelle Stimulation fehlt, aber die kann ich mit Lesen und Diskussionen bei Bedarf ein wenig ausgleichen. Aber ich stand neulich beim Wickeln und habe darüber nachgedacht, im Oktober wieder zu starten und mich überkam eine Welle der Panik - ich will nicht wieder studieren. Ich will nicht arbeiten. Ich will nicht von ihnen getrennt sein müssen. Bis dahin ist noch Zeit und ich glaube bzw. Hoffe, dass sich dieses Gefühl noch ändert :D

Tatsächlich schreibe ich aber auch aus einer sehr privilegierten Position heraus. Mein Mann ist quasi die ganze Zeit zuhause und studiert teilzeit am Wochenende. Wir haben für die nächsten zwei Jahre ein festes Gehalt. Meine Eltern und meine schwiegermama (in Rente) sind hochmotiviert und lieben die Mäuse abgöttisch. Wir könnten jeden Tag (Mit-)Betreuung haben.
Wenn dir das soziale Netzwerk so nicht zur Verfügung steht, dann gibt es Organisationen wie wellcome. Diese bieten im ersteb Lebensjahr einmal die Woche für zwei Stunden Unterstützung durch Freiwillige. Dann gibt es in unserer Stadt einen Notfall-Betreuungs-Service, der über mehrere Stunden für wenig Geld einspringen kann. Telefoniere auch unbedingt mit der Familienberatung deiner Uni und deiner Stadt. Als Eltern hat man dort gewisse Boni. Auch alleinerziehend habe man öfter Vorrang auf betreuungsplätze, egal ob Tagesmutter oder Kita (Hörensagen).

Ich bekomme ein Jahr lang das Basiselterngeld, das mir in den Urlaubssemestern den Studienkredit ersetzt. Davor hatte ich nur Minijobs und bekomme also nur den Mindestsatz. Mittlerweile kann ich aber wieder kleine Arbeiten übernehmen, wenn ich mit den Mäusen im Bett bin. Sie schlafen mittlerweile ab spätestens 20 Uhr und ich bleibe einfach im Bett bei ihnen liegen und übersetze am Computer oder Handy, wenn ich sie nicht alleine lassen kann. Vielleicht wäre so etwas auch eine Option.

Objektiv betrachtet sehe ich den großen Vorteil, keinen Arbeitgeber im Nacken zu haben und sich die Zeit frei einteilen zu können. Diese zwei dinge sind nicht zu unterschätzen. Der Schlaf kommt definitiv zu kurz, egal ob man nebenher studiert oder arbeitet oder nichts davon tut. Du scheinst eine sehr ambitionierte Person zu sein die für ihre Ziele bereit ist, zu kämpfen. Es ist eine unglaubliche Reise, die auf dich zukommt und du wirst bestimmt an so manche Grenze stoßen, die du vorher nicht konntest. Aber wie viele solcher Grenzen hast du bisher denn schon gesprengt? Ein Spruch aus meiner Heimat hat mich durch manche Krise gebracht und hilft mir jetzt auch bei Herausforderungen: die Augen fürchten sich aber die Hände machen. Klingt übersetzt nicht so schön, soll aber heißen: einfach anpacken, Schritt für Schritt. Tag für Tag. Klausur für Klausur. Es gibt auch ein psychosozialen Beratungsangebot an so ziemlich jeder Uni, die allen Studierenden zur Verfügung steht. Habe ich selbst genutzt und hat mir unfassbar geholfen und ich kann es absolut ans Herz legen.

Zu deiner Situation mit dem Expartner: erstmal solltest du dich fragen, welche Rolle du ihm zugestehen möchtest. So blöd das klingt, aber ihm ist es quasi egal, ob die Kinder geboren werden oder nicht. Ihm ist es sogar lieber, dass sie nicht geboren werden, wenn er dafür Geld zahlen muss. Das ist meiner Meinung nach schon eine deutliche Ansage, das schiebe ich aber auch teilweise auf seine psychische Verfassung. Depression ist eine Krankheit, auch wenn sie einen 'nur' gelegentlich mit Episoden heimsucht, das sage ich aus Erfahrung. Wenn dir seine Teilhabe wichtig ist, dann kannst du das auch so kommunizieren. Entweder er glaubt dir oder eben nicht. Wichtig ist nur, dass der Umgang dir keine unnötige Kraft kostet. Eine der ersten und bisweilen wichtigsten Lektionen, die mich die Schwangerschaft und die Mutterschaft gelehrt hat war, wie ich mit meiner Zeit und meinem emotionalen Austausch haushalte - und vor allem mit wem. Du wirst deine Kraft noch brauchen.

Das ist hier schon wieder viel zu lang geworden 🙈 in diesem Sinne wünsche ich dir schon mal alles gute und hier im Forum hast du zumindest emotionale Unterstützung gefunden! Lass dich aus der Ferne drücken. Du schaffst das, egal für welchen Weg du dich entscheidest.

Limo mit 💚💛 (6 Monate, korrigiert 3)

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Liebe Veeniebeenie,
Ich habe leider noch keine Kinder. Aber ich möchte dir trotzdem antworten. Ich finde das Verhalten deines Ex absolut unerhört, egal ob er krank ist. Lass dir so bitte nicht die Mutterschaft, über die du dich sonst freuen würdest, zerstören.
1. Lass dich beraten. Es gibt auch für Frauen in exakt deiner Situation Beratung (pro familia etc.). Die Vorrednerinnen haben schon einiges geschrieben dazu. Nur soviel: eine Abtreibung ist allein deine Entscheidung.
2. Du hast Rechte. Deine Kinder übrigens auch, zumindest zu einem späteren Zeitpunkt. Wieso sollst du auf diese verzichten, weil dein Ex ein Ar*** ist? (Entschuldige, aber ich bin richtig sauer.) Er war doch auch an der Zeugung beteiligt. Also ja bitte Alimente, ja bitte soll er sich auch mal kümmern. Und wenn er krank wird ist, soll er sich behandeln lassen! Er ist erwachsen.
3. Du schaffst es sicher!! Und weißt du was: es gibt auch noch andere Männer, die dich vielleicht auch sehr gern mit Zwillingen als Partnerin haben und dir helfen werden.
Ich bin damals auch mit einem Ziehvater aufgewachsen und hatte eine richtig tolle Kindheit. Meine Mutter hatte eine Anzeige aufgegeben und ihn so kennengelernt. Mit der Familie meines leiblichen Vaters (Großeltern, Onkel) habe ich bis heute ein sehr liebevolles Verhältnis. Mit meinem Erzeuger: kaum Kontakt, als Kind sogar null.
Du siehst, es gibt so viele Möglichkeiten.
Du wirst einen guten Weg finden!
Liebe Grüße
mrsreb

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Hey!
Ich glaube, ich würde es versuchen durchzuziehen.
Mit dem gemeinsamen Sorgerecht wird es erstmal nichts, wenn er erst noch den Test will.

Gibt es eine Möglichkeit, das Physikum doch noch zu versuchen? Ich würde es erst angehen- im worst case sind die Kinder schon da. Aber vielleicht klappt es und du hast den Schritt schon geschafft.

Meine Daumen sind gedrückt!

Liebe Grüße
Schoko