(Pärchen-)Zwillinge in Kita und Schule

Hallo zusammen,

mich beschäftigt jetzt schon länger eine Frage: unsere Pärchen-Zwillinge sind fast 4 Jahre alt. Sie gehen in die gleiche Kindergartengruppe. Mit ihnen zusammen gehen alle Nachbarskinder aus der Straße mit in die gleiche Gruppe (alles Mädchen).
Im Moment spielen alle Kinder immer zusammen.

Irgendwann wird der Moment kommen, wenn die Zwillinge in die Schule kommen. Ich glaube man erkennt jetzt schon deutlich, dass unser Sohn sich gut konzentrieren kann und sehr wissbegierig ist, wohingegen unsere Tochter eher den klassischen ADHS Symptomen entspricht: Kann sich nicht konzentrieren, wenn sie irgendwo kurz denken muss bricht sie das Spiel sofort ab, rennt ununterbrochen nur von einer Sache zur nächsten, hat keine Lust auf Regeln, spielt lieber mit Spielfiguren "frei" als dass sie würfelt und die Figur versetzt, etc...

Ich denke es wird Sinn machen, die Kinder in der Schule zu trennen, damit sie nicht im direkten Vergleich stehen?

Problem: Die Kinder aus der Kitagruppe werden gesammelt bei uns in eine Klasse gegeben. Ich müsste dann einen Zwilling aus dem gesamten Umfeld (Kitagruppe UND Nachbarschaft) rausreißen und für den anderen wäre alle Freunde weiterhin dabei. Das erscheint mir so ungerecht.

Ich überlege jetzt schon zu Fragen, ob mein Sohn die Gruppe wechseln kann aber dann verliert er eben auch die ganzen Freundinnen und Nachbarinnen. Er tut sich aber auch schwerer neue Freunde zu finden und profitiert hier von der Offenheit seiner Schwester...
Ist es wirklich so kritisch, wenn sie hinterher in eine Klasse kommen?

Hat jemand einen Tipp? Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

2

Ich hab mal gelesen, dass es zumindest für die akademische Entwicklung von Zwillingen keinen Unterschied macht, ob sie getrennt werden oder nicht.

Bei der emotionalen macht es einen Unterschied, weil etwa ein Drittel der früh (mit 6/7 Jahren) getrennten Zwillinge depressive Symptome entwickelt.

Die Frage ist, wie ihr die Folgen bewertet: wäre es schädlicher für euren Sohn, sein gesamtes Umfeld zu verlieren oder mit seiner Schwester verglichen zu werden?

Ich persönlich finde ersteres schwieriger zu handhaben. Dem Vergleich wird er eh nicht entgehen - zumindest dem untereinander, wenn er mit seiner Schwester Noten vergleicht.

Unsere Zwillinge sind 3,5 und seit einem halben Jahr in getrennten Kita-Gruppen. Und ich würde es gern wieder rückgängig machen. Geht leider nicht. In der Grundschule lassen wir sie gemeinsam in eine Klasse einschulen, das wissen wir seitdem.

4

Hast du eine Quelle für die depressiven Zwillinge? Da würde ich mich für unsere gern mal einlesen.

5

Ja, ich hab das in diesem Artikel gefunden (ist auf Niederländisch, hab ihm damals per KI übersetzen lassen):

https://www.nrc.nl/nieuws/2024/01/24/tweeling-scheiden-op-school-kan-schadelijk-zijn-a4187988?utm_source=facebook&utm_medium=social&utm_campaign=facebook&utm_term=20240125&fbclid=IwAR2_a7ynNCOkVNPX8AGDD_cnMxeAUlybAym9GMsiIk9Kh7k-Yxn56nCl4dQ_aem_AT5pzQFsIzcSM-9j6dK2NzXTnGjnKDyY9WpdpjZMnDby0IBKmaWcdpSEHQ4CmHatSik

Zusätzlich hab ich das hier gefunden:
https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/08959048211015626

weiteren Kommentar laden
1

Vor ähnlichen Gedanken stehen wir auch bei unseren Zwillingen: Charakter unterschiedlich, Temperament unterschiedlich, Interessen und Talente unterschiedlich - zwei völlig verschiedene Kinder also, die aber im ständigen Vergleich und miteinander Messen stehen, egal ob durch sie selbst oder durch Erwachsene.

Im Kindergarten sind sie in einer Gruppe. Das war eine gute Entscheidung, denn der gemeinsame Alltag tut insbesondere der "Kleinen" (sie ist das zartere, sensiblere Mädchen) gut. Aber ich merke allmählich, worauf es hinauslaufen wird: Sie steht immer etwas im Schatten der "Größeren", kann nicht so gut malen, konstruieren, komplexe Vorgänge verstehen, hat weniger Körperkraft. Ihre Stärken sind im Rollenspiel, in der Konzentration, im Handwerk.

In der Grundschule wird es also für beide Kinder gute und schlechte Fächer geben. Und mir graust es davor, bei jeder Klassenarbeit zu hören, wer jetzt wieder einen Punkt mehr hat 🫣

Im Moment sind wir aber der Meinung, dass beide zumindest die Grundschule gemeinsam besuchen, auch aus dem Grund des gemeinsamen Freundeskreises. Bei der weiterführenden Schule wird dann sicher differenziert.

3

Ich habe selber keine Zwillinge, wir sind aber mit 2 Zwillingsfamilien befreundet. Beide haben es sehr bereut ihre Zwillinge (beide getrenntgeschlechtlich) in dieselbe Klasse gegeben zu haben und waren nach der 4. Klasse einfach nur erleichtert, dass die Kinder danach auf verschiedene Schulen gegangen sind. In der Grundschulzeit gab es ständig Vergleiche und jeweils 1 Zwilling hat sich leicht getan, der andere hat viel länger für die Hausaufgaben gebraucht, musste üben und hatte trotzdem schlechtere Noten. Der Vergleich ist einfach unmittelbar da und auch für die Kinder selber ersichtlich, das frustriert und ist bei euch ja auch schon abzusehen.
Ich würde außerdem zu bedenken geben, dass deine Kinder bald in eine Phase kommen, wo oft nicht mehr gemischtgeschlechtlich gespielt wird und das andere Geschlecht doof ist. Selbst wenn dein Sohn in dieselbe Klasse gehen würde könnte er trotzdem bald ohne alte Freunde dastehen. Gerade zu Beginn der 1. Klasse bilden sich schnell neue Freundschaften und oft brechen auch die alten Kindergartenfreundschaften. Dein Sohn wäre am 1. Schultag definitiv nicht das einzige Kind ohne bekannte Freunde an seiner Seite. Von daher würde ich persönlich getrennte Klassen anstreben und vielleicht vorab versuchen Kontakte herzustellen (Spielplatz, Verein, private Verabredungen etc.).

Liebe Grüße 🌼

Bearbeitet von Sommerkind.82
7

Ich spreche aus eigener Erfahrung, da ich selbst eine Zwillingsschwester habe. Von der Kindergartenzeit bis zur 7. Klasse waren wir nie getrennt, und die Schulzeit hat uns beiden echt sehr viel Spaß gemacht. Sie ist dann in der 7. leider sitzengeblieben und von da an waren wir zwar auf der selben Schule, aber bis zur 12. Klasse getrennt. Das heißt, ich habe beides erlebt. Einmal zusammen in einer Klasse sein und einmal getrennt sein. Ich muss sagen, die Zeit, als wir zusammen in einer Klasse waren, war für mich die allerbeste Zeit!! Wir waren zusammen auf Klassenfahrt, Ausflügen, haben den selben Freundeskreis, wenn eine in Not war hat die andere geholfen also wirklich eine echt tolle Zeit.

Ich war zb immer diejenige, die nicht so oft mit Freunden rausgegangen ist, damit ich meine Hausaufgaben machen kann, sie war tagtäglich draußen und hat nicht ihre ganze Energie in die Schule gesteckt 😂 Und als wir getrennt wurden, ging es trotzdem so weiter. Ich habe weiterhin gute Noten gehabt, sie hat weiterhin ihre Prioritäten anders gelegt. Trotzdem haben wir beide die Schule gepackt. Heute sind wir 27 Jahre alt und es ist teilweise immer noch so. Ich habe danach zb. Studiert etc. Und sie wollte halt schon immer etwas mit Makeup machen und ist auch sehr erfolgreich darin. Oft ist einer ehrgeiziger oder leistungsstärker in bestimmten Fächern, während der andere vielleicht im sozialen Bereich glänzt und extrovertierter ist. meine Cousengs sind auch Zwillinge, bei denen ist es genauso. Der eine redet nicht so viel kann dir aber mit 5 jahren schon was vorrechnen, der andere ist sehr extrovertiert und spielt gerne mit Freunden.

Wenn Zwillinge sich gut verstehen und denselben Freundeskreis haben, würde ich sie nicht trennen. Was bringt es denn? Es ändert ja nichts am Charakter. Warum sollte die Lernbereitschaft dann erst auf einmal steigen?

Natürlich kennst du deine Zwillinge besser. Und bei Prächen Zwillingen ist das vielleicht nochmal anders. Das ist nur meine Erfahrung wie gesagt 👀🙏🏼

LG
Gisa

8

Ich finde, solche Erfahrungsberichte sind das beste Beispiel dafür, dass es trotzdem auch bei Zwillingen immer eine Individualentscheidung sein sollte. Ich kenne mehrere Zwillingspaare in unterschiedlichen Konstellationen (eineiig, zweieiig, gleichgeschlechtlich, Pärchen…). Aber bei allen zeigt sich eines ganz deutlich: Nicht immer wollen sie unbedingt alles zusammen machen, nur weil sie Zwillinge sind. Meine beste Freundin hat eine Zwillingsschwester und die beiden sind sich eigentlich sehr ähnlich vom Charakter her, trotzdem können sie eigentlich nichts miteinander anfangen. Sie haben Kontakt, weil es eben Familie ist, sonst hätten sie den eher ausschleichen lassen - sagen beide. Ihre Mutter hat die beiden gefragt, ob sie in eine Klasse wollen - und beide wollten das nicht. Und ich finde, dass man Kinder im Grundschulalter da auch wirklich schon mit einbeziehen sollte. Man kann sich mit ihnen hinsetzen und altersgerecht die eventuellen Konsequenzen beider Möglichkeiten erklären und sie dann selbst entscheiden lassen.

Wenn die Kinder aber im Kindergarten schon den gleichen Freundeskreis haben würde ich schätzen, dass man sie lieber in eine Klasse einschulen sollte. Das Gute ist, dass die Grundschulzeit eine relativ kurze begrenzte Zeitspanne ist und das man bei der weiterführenden Schule dann auch wieder anders entscheiden kann.

Bearbeitet von Schwaebin
9

Wir haben unser Duo jetzt im Kindergarten ganz bewusst in zwei verschiedene Gruppen gegeben, damit beide sich individuell und unabhängig voneinander entwickeln können.
In der Grundschule werden wir sie auch in verschiedene Klassen geben.

Gerade wenn bei euch ein Kind so zurückhaltend ist und sich an die Schwester hängt, würde ich erst recht darauf achten, dass sie getrennt werden.

Jetzt schon ein Kind wechseln zu lassen, war auch meine Idee.
Du könntest auch deine Tochter wechseln lassen, die ja leichter Freunde findet. Dann ist er auf sich allein gestellt, hat aber erst mal noch den Vorteil des vertrauten Umfeldes.